Steve Jobs, USA 2015 • 122 Min • Regie: Danny Boyle • Drehbuch: Aaron Sorkin • Mit: Michael Fassbender, Kate Winslet, Jeff Daniels, Seth Rogen, Katherine Waterstone, Michael Stuhlbarg, Perla Haney-Jardine • FSK: ab 6 Jahren • Verleih: Universal • Heimkinostart: 24.03.16 • Deutsche Website
1984, 1988, 1998. Macintosh, NeXT, iMac. 16mm, 35mm, digital. Drei Akte, drei Präsentationen, ein Mann. Keine Dämonisierung, keine Beschönigung. Steve Jobs kriegt sein Fett weg (und das ordentlich), aber Danny Boyle (Trainspotting) sowie Drehbuchautor Aaron Sorkin (The Social Network) haben nicht die Intention, ein eindimensionales Bild zu zeichnen. Die Figur auf und hinter der Bühne wird studiert. Steve Jobs begreift und hinterfragt das Faszinosum Steve Jobs, ergründet die Psyche seiner Figur und zeichnet damit ein vielseitiges und vor allem menschliches Bild der Person hinter dem Mythos. Geschäftsmann, Visionär, Arschloch, Egozentriker, Vater. Es ist vor allem die letzte Persönlichkeitsspalte, die einen roten Faden durch den Dreiakter zieht. Es ist die Beziehung zu seiner Tochter, die Steve Jobs immer wieder fordert und auf den Boden zurückholt. Lisa (Ripley Sobo, Makenzie Moss, Perla Haney-Jardine) kitzelt die menschliche Seite aus dem abgehobenen Mann heraus und lässt ihn daran wachsen.
Es gibt wohl keinen besseren Mann als Danny Boyle, um ein Sorkin-Drehbuch umzusetzen. Sein prägendes Stilmittel der visuellen Dauerstimulation (z.B. in Sunshine) führt zu einer absoluten Reizüberflutung, in absoluten Dialogfilmen wie Steve Jobs ergibt es jedoch eine perfekte Symbiose mit dem Drehbuch. Während Aaron Sorkins meisterliche Dialogzeilen wie Pistolenschüsse aus den Mündern der allesamt oscarwürdigen Darsteller schießen, hält die kräftige Bildsprache zusätzlich bei der Stange. Mit einer unglaublichen Präzision porträtiert Sorkin das Innenleben der Charaktere, ohne sich jemals auf faule Exposition zu verlassen. Boyles Symbolik ist da oft etwas oberflächlicher, dafür immer raffiniert in das gegebene Setting integriert. Sein Genie steckt vor allem im Dirigat des Gesamtpakets. Es ist die technische Perfektion; der flüssige, durchgeplante Ablauf in jeder einzelnen Szene, der Steve Jobs wie aus einem Guss wirken lässt. Steve Jobs elektrisiert, pulsiert und entfesselt eine unglaubliche Sogwirkung. Dialoge, wie der Streit zwischen Jeff Daniels und Michael Fassbender (die das unglaubliche Darsteller-Ensemble anführen), gehören wahrscheinlich mit zu den besten Wortgefechten aller Zeiten.
Daniel Pembertons Score setzt ganze Szenen unter Strom, enthusiasmiert und fesselt, Kameramann Alwin H. Küchler (Wer ist Hanna?) fotografiert ein posterwürdiges Bild nach dem anderen und Cutter Elliot Graham (Milk) puzzelt sich eine kohärente und überaus stimmige Bilderflut zusammen. Durch den unkonventiollenen Aufbau der Biographie muss Steve Jobs außerdem keine generischen Stationen abarbeiten. Alle drei Akte spielen, ausgenommen von integrierten Rückblicken, vor einer Produktpräsentation, die einen Meilenstein in Jobs Karriere bildet und deren Werdegang somit übersichtlich skizziert. Es ist fast schon etwas erschöpfend, zwei Stunden fast durchgängig audiovisuell so eindringlich stimuliert zu werden. Aber wenn Steve Jobs als die erschaffene Figur am Ende im Rampenlicht steht und dabei als Vater Steve Jobs seine Tochter anguckt, endet Steve Jobs auf einer flackernden Gänsehaut-Endnote und entlässt zufriedenstellend in den Abspann.
Fazit
Meisterhaftes Dialogfeuerwerk, einnehmendes Biopic und überragendes Ensemble-Kino ohne Verschnaufpausen, zwischen Genie und Wahnsinn. Danny Boyle und Aaron Sorkin ergeben eine perfekte Symbiose.
Informationen zur Veröffentlichung
Ab dem 24. März 2016 ist Steve Jobs im Verleih von Universal Pictures in deutscher, englischer und türkischer Sprachfassung auf DVD und Blu-Ray erhältlich.
Neben dem Hauptfilm liegen der DVD- und Blu-Ray-Veröffentlichung folgende Extras vor:
• Making-Of
(DVD-Cover ©Universal Pictures)
[…] in die deutschen Lichtspielhäuser schaffte. Die Biografie mit dem simplen Titel Steve Jobs ist laut Hardy Z. ein „meisterhaftes Dialogfeuerwerk, einnehmendes Biopic […]
[…] Filmfutter 4,5/5 […]