Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013)

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Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013) Filmkritik

Percy Jackson: Sea of Monsters, USA 2013 • 106 Min • Regie: Thor Freudenthal • Mit: Logan Lerman, Alexandra Daddario, Brendan T. Jackson, Leven Rambin, Anthony Head, Stanley Tucci, Nathan Fillion • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 15.08.2013Deutsche Website

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Handlung

Camp Halb-Blut ist in Gefahr! Das Zuhause von Halbgott Percy Jackson (Logan Lerman) und all seinen Freunden verliert langsam aber sicher seine magische Barriere, die es vor feindlichen Angriffen schützt. Die einzige Rettung für das Camp scheint das goldene Vlies zu sein, das die Fähigkeit besitzt, alles, was es berührt, zu heilen. Obwohl Percy nicht für diese wichtige Aufgabe auserwählt wird, macht er sich mit seinen besten Freunden Grover (Brandon T. Jackson) und Annabeth (Alexandra Daddario) sowie seinem plötzlich auftauchenden Zyklopen-Halbbruder Tyson (Douglas Smith) auf die Suche nach dem Vlies, die ihn in das sagenumwobende Meer der Ungeheuer führt, das Normalsterblichen eher als Bermuda Dreieck bekannt ist. Als wäre das nicht schon Stress genug für Percy, wird ihm eine Prophezeiung offenbart, die leider nicht genau darlegt, ob er als einzig lebender Abkömmling von einem der drei großen Götter den Olymp retten oder doch eher zerstören wird.

Kritik

Als im Jahre 2010 mit „Percy Jackson – Diebe im Olymp“ die Verfilmung des ersten Halbgott-Abenteuers in die Kinos kam, wollte man eine neue Jugendbuchreihe als filmisches Franchise etablieren, das in die großen Fußstapfen von Harry Potter treten konnte. Und obwohl der erste Film durchaus als ein solider Vertreter seines Genres zu betrachten ist, blieb der große Hype um die Geschichten Percy Jacksons aus. Mehr als drei Jahre liegen nun zwischen den ersten beiden Abenteuern. Drei Jahre, in denen Fans der Reihe schon teilweise gar nicht mehr mit einer Fortsetzung der Reihe gerechnet haben. Zum Glück hat man sich letzten Endes doch für das Sequel entschieden, denn Percy Jackson – Im Bann des Zyklopen ist ein sehr unterhaltsamer Film geworden.

Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013) Bild 1Der Film beginnt mit einer Rückblende, in der die jüngeren Versionen von Grover, Annabeth und Luke zusammen mit Thalia, ihres Zeichens Tochter von Göttervater Zeus, vor einem Zyklopengespann Richtung Camp Halb-Blut fliehen. Um ihre Mitstreiter zu retten, stellt sich Thalia alleine dem Kampf mit den Zyklopen, den die mystischen Ungeheuer relativ schnell für sich entscheiden können. Thalia stirbt, doch durch das Einwirken von Zeus wandert ihre Seele nicht in den Hades, sondern wird in Form eines magischen Baums auf der Erde gehalten. Von diesem Moment an ist der Baum die Quelle der magischen Barriere, die das Camp vor Angriffen weiterer Monster schützt. Diese Einleitung führt kurze Zeit später zum Hauptaspekt des Films, nämlich zur Suche nach dem goldenen Vlies, das laut Vorlage die Natur stärken und generell eigentlich alles heilen kann. Dieses magische Tuch wird dringend benötigt, nachdem der eigentlich totgeglaubte Sohn von Hermes Luke (Jake Abel) mit einem mechanischen Stier in das Camp eindringt und für ordentlich Chaos sorgt. Der Stier wird zwar von Percy außer Gefecht gesetzt, jedoch wurde Thalias Baum vergiftet und kann somit den Schutzwall nicht mehr lange aufrecht erhalten.

Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013) Bild 2Nachdem Annabeth dank Recherche mit einem Tablet-PC auf die Idee mit dem Vlies kommt, erzählt sie dem Camp-Aufseher Mr. D (Stanley Tucci) von dem Plan. Leider schickt dieser nicht wie erhofft Percy und seine Freunde auf die Reise, sondern Percys größte Konkurrentin Clarisse (Leven Rambin) – die Tochter des Kriegsgott Ares. Ungefähr zur gleichen Zeit ereilen Percy gleich zwei weitere Nachrichten, die sein Leben einigermaßen auf den Kopf stellen. Zum Einen ist im Camp ein junger Zyklop namens Tyson aufgetaucht, der sich als Percys Halbbruder, also ebenfalls als Sohn Poseidons,  entpuppt und ihm von nun an überall hin folgt. Zum Anderen offenbart Percys zentaurischer Mentor Chiron (Anthony Stewart Head) ihm, dass er der einzig mögliche Halbgott sei, auf den eine Prophezeiung zutreffen kann. Demzufolge wäre Percy entweder Retter des Olymps oder allerdings verantwortlich für den Untergang des Wohnorts der Götter. Zusammen mit seinem besten Freund Grover Annabeth und gezwungenermaßen auch Tyson macht sich der wasseraffine Halbgott also auf die Suche nach dem goldenen Vlies, dass sich irgendwo im Meer der Ungeheuer befindet.

Was folgt ist ein sehr unterhaltsames Abenteuer mit vielen verschiedenen Stationen, die von den Protagonisten abgehandelt werden. Einige der Orte sind klar an alte Sagen angelehnt, wie zum Beispiel der im letzten Drittel angefahrene Freizeitpark, der Circe im Namen trägt. Außerdem treffen sie auf jede Menge Figuren aus den antiken griechischen Sagenwelten, wie zum Beispiel den drei namenlosen Moiren (Mary Birdsong, Yvette Nicole Brown und Missi Pyle), die insgesamt nur ein Auge besitzen, das dauernd die Besitzerin wechselt und auch gerne mal verloren geht. Die hier gezeigte Version des Trios zeigt die drei Schwestern als Taxifahrerinnen der besonderen Art, die Percys Gruppe weg von Camp Halb-Blut und rein in die Großstadt bringen.

Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013) Bild 3Da sich die Verfilmung in einem gesunden Maße von der Romanvorlage trennt und die Geschichte mit eigenen Ideen vorantreibt, wirkt sie stets wie aus einem Guss. Es stört auch nicht, dass ein paar Orte und Details gar nicht erwähnt werden, da die gesamte Geschichte trotzdem zum selben Ende kommt. Einige der Änderungen waren von Nöten, da sich schon der Vorgängerfilm nicht an die originalen Ideen gehalten hat. So ist es in den Büchern zum Beispiel schon zu jeder Zeit gegeben, dass alle Wesen, die mit der griechischen Mythologie in Verbindung stehen, vom „Nebel“ umgeben sind, der nicht-mystischen Wesen eine andere Realität vorspielt. Im Film gibt es diesen Nebel nun als auftragbares Accessoire in einer hübschen Parfümflasche, die Tyson mit sich herumträgt, damit er mit seinem Zyklopen-Auge nicht auffällt.

Lediglich die Beweggründe Percys wurden sehr stark geändert. In der Vorlage wird nämlich Chiron beschuldigt Thalias Baum vergiftet zu haben. Also möchte Percy gerne den Ruf seines Mentors reinwaschen. Außerdem wird Grover schon zu Beginn des Films entführt, sodass es für Percy eine Herzensangelegenheit wird, seinen Freund zu finden. Die Liste der kleinen aber feinen Änderungen könnte jetzt noch so weitergehen, doch auch als Kenner des Buches kann man mit der Verfilmung sehr viel Spaß haben.

Percy Jackson: Im Bann des Zyklopen (2013) Bild 4Leider hat der Film in sich dann doch auch ein paar logische Löcher, die zwar zu verzeihen sind, aber doch irgendwie stören. Warum sind Percy und seine Freunde auf den Wind in der Dose angewiesen, um sich auf dem Meer schnell fortzubewegen, wenn Percy selbst noch kurz davor auf einer selbsterschaffenen Welle surft? Als Sohn Poseidons hat er schließlich die Macht Wasser zu manipulieren, was er damit eindrucksvoll bewiesen hat. Die drei Jahre, die zwischen den beiden Filmen liegen, sind natürlich auch bei den Schauspielern nicht einfach so vorbeigezogen. Sie sind älter geworden, besonders beim Protagonisten-Trio Percy, Grover und Annabeth auffällt. Die drei spielen ihre Rollen, wie schon im ersten Teil, sehr lebendig und nachvollziehbar. Jeder hat seine kleinen Eigenarten und „Dämonen“, mit denen er/sie kämpfen muss – mal mehr, mal weniger wörtlich. Wenn es bei solchen Filmreihen mal zu Umbesetzungen kommt, kann das im schlimmsten Fall stark nach hinten losgehen. Doch der Austausch von Pierce Brosnan zu Anthony Stewart Head als Zentaur Chiron ist ein wahrer Segen. Seit der Serie „Buffy“ passt die Heads Rolle des Mentors einfach wie das Eisen auf den Huf. Neuzugang Stanley Tucci spielt seinen Mr. D (D für Dionysus, den Gott des Festes) äußerst amüsant und ist ein gelungener Zuwachs im Camp-Leben. Die beiden neuen Halbgötter im Ensemble Tyson und Clarisse spielen ihre Rollen ebenfalls solide und reihen sich perfekt in das Gesamtbild ein. Einen der stärksten Kurzauftritte im Film hat Nathan Fillion als Götterbote Hermes, der in einer als UPS(!)-Filiale getarnten „göttlichem“ Lieferservice seine Bestimmung in der modernen Welt gefunden hat. Als klar von sich selbst überzeugter, über den Dingen stehender Gott zieht er die Zuschauer sofort in seinen Bann und bringt zudem noch einen netten Seitenhieb auf die Absetzung seiner kurzlebigen Serie „Firefly“ mit.

Die Effekte sind alle gut und nett anzusehen, hauen aber auch niemanden mehr aus dem Hocker. Das Potenzial des „göttlichen“ 3D wird nicht mal angekratzt, hätte also auch gut und gerne weggelassen werden können. Die Abschnitte auf und unter Wasser und auch der Showdown am Ende sind allerdings schön in Szene gesetzt und animiert. Und auch Tysons Auge, das glücklicherweise irgendwann nicht mehr durch Nebel oder eine Sonnenbrille versteckt wird, ist schön umgesetzt und bringt die Emotionen des Halbzyklopen gut rüber.

Fazit

Wie die meisten Romanverfilmungen löst sich das zweite Abenteuer von Percy Jackson stellenweise stark von der Vorlage. Allerdings wirken die Änderungen stimmig und richten keinen Schaden in der Mythologie an, die durch die Bücher aufgebaut wird. Die große Reise zum Meer der Ungeheuer bietet kurzweilige, spaßige Unterhaltung und hat einige Schauwerte zu bieten. Bleibt zu hoffen, dass bis zum nächsten Teil nicht noch einmal drei Jahre vergehen. Das „göttliche 3D“, das in den deutschen Werbeanzeigen hervorgehoben wird, ist jedoch keine Bereicherung für den Film, da es bis auf sehr wenige Szenen überhaupt nicht wirkungsvoll genutzt wird.

Trailer