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Get Out (2017) Kritik

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Get Out (2017) Filmkritik

Get Out, USA 2017 • 104 Min • Regie & Drehbuch: Jordan Peele • Mit: Daniel Kaluuya, Allison Williams, Bradley Whitford, Catherine Keener, Caleb Landry Jones, Stephen Root, LilRel Howery, Lakeith Stanfield • Kamera: Toby Oliver • Musik: Michael Abels • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universal Pictures • Kinostart: 4.05.2017 • Deutsche Website

Get Out 9Political Correctness ist in Hollywood hoch angesagt. So werden besonders gern Filme mit Themen über beispielsweise Schwarze, Schwule und Menschen aus prekären Lebensverhältnissen in das jährliche Preisrennen geschickt – auf diese Weise klopft man sich dann zwischen all den leichten Popcorn-Produktionen gegenseitig auf die Schulter und gibt zu verstehen: „Seht her, wie wir uns um die Minderheiten der Welt sorgen!“ Leider hat das dann oft nur sehr wenig mit der Qualität des letztlich ausgezeichneten Werkes zu tun, sondern lediglich mit der gewünschten Message. Und die hat einen schalen Beigeschmack – denn müssen Minderheiten wirklich stets als Mündel für die Traumfabrik herhalten, damit sich diese mit einer vermeintlich edlen Schutzmission dekorieren darf? Mit seinem cleveren Horrorthriller „Get Out“ sendet der durch seine Comedy-Sendung „Key & Peele“ vor allem in den USA populäre Jordan Peele ein frisches Signal aus: Ist es nicht auch gruselig und unangenehm für einen Afro-Amerikaner, wenn dieser plötzlich in ein deutlich kaukasisch geprägtes Umfeld gerät, das sich penetrant auf dessen Hautfarbe stürzt und ständig explizit anfügt, wie toll es schwarze Menschen findet? „Schwarz ist das neue Weiß“ heisst es sogar in einer Szene.

Get Out 11Im Mittelpunkt der Geschichte steht der Fotograf Chris (Daniel Kaluuya), der sich in einer Beziehung mit der attraktiven Rose (Allison Williams) befindet. Chris ist schwarz, Rose ist weiß. Ein erstes Treffen mit Roses Familie steht kurz bevor und ihr Partner ist ein wenig besorgt, da sie ihren Eltern bisher nichts von dessen Ethnie erzählt hat. Die Anmerkung führt zu Unverständnis. Es soll nicht das letzte Mal bleiben. Auf der Fahrt kommt es zu einem Unfall und ein Polizist kreuzt auf. Routine. Obwohl Rose am Steuer saß, bittet der Gesetzeshüter auch Chris um seinen Ausweis – für den Angesprochenen keine große Sache, doch der jungen Frau platzt aufgrund des ihrer Meinung nach rassistischen Hintergrundes der Kragen. Auch im idyllischen Wohnsitz der Eltern geht in dieser Hinsicht die Post ab. Papa Dean (Bradley Whitford) nimmt gemessen an seinen Aussagen an einem Toleranzwettbewerb teil, während Mama Missy (Catherine Keener) nicht weniger verständnisvoll daherkommt. Lediglich Sohnemann Jeremy (Caleb Landry Jones) wirkt latent aggressiv, aber hey: Gibt es nicht in jeder Familie ein – ähm – schwarzes Schaf? Mit Georgina (Betty Gabriel) und Walter (Marcus Henderson) verfügt der Haushalt außerdem über zwei farbige Bedienstete, die ausnahmslos gutes über ihre Arbeitgeber zu sagen haben, dabei aber äußerst seltsame Formulierungen und Gefühlsregungen an den Tag legen. Hier ist einiges nicht geheuer. Als sich auf einem Fest am Folgetag Chris' verstörende Beobachtungen zuspitzen, gewinnt er den Eindruck, dringend aus diesem Szenario verschwinden zu müssen – doch da ist es bereits zu spät …

Get Out 10Als Inspiration für sein Regiedebüt nennt Jordan Peele mit George A. Romeros Klassiker „Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) und der Ira Levin-Adaption „Die Frauen von Stepford“ (1975) zwei Werke, die klar dem Horror-Genre zuzuordnen sind, dabei aber gleichzeitig auch politische wie gesellschaftliche Themen in ihren Handlungen verarbeiten. „Get Out“ ist nun ebenfalls ein Film, der einerseits eine fast schon widerlich intensive Atmosphäre aufbaut, bei der sich die Nackenhaare langsam aufstellen, und andererseits auf satirische Weise die sogenannte „positive Diskriminierung“ (oder „Affirmative Action”) aufs Korn nimmt. Während die meisten Werke Minoritäten als Opfer gewalttätiger Unterdrückung darstellen, bricht Peele sehr sympathisch und selbstbewusst mit diesem Muster: Zwar wird auch Chris ein Opfer aufgrund seiner Hautfarbe, allerdings auf eine ganz andere Weise. Hypnose wird in dem zwischen Schrecken und böser Komik geschickt balancierenden Hybriden noch eine bedeutende Rolle spielen, auf die aber nicht näher eingegangen werden soll – „Get Out“ wird im Verlauf extrem abgedrehte Züge annehmen und mit einer Pointe abschließen, die frech, smart und schlicht genial ist. Lediglich das etwas zu standardmäßige Finale enttäuscht minimal.

Get Out 7Als neuer Stern am Genre-Himmel verdankt der Regisseur und Drehbuchautor den Erfolg seiner Arbeit nicht zuletzt seinen Schauspielern, die sich hier richtig ins Zeug legen. Daniel Kaluuya („Sicario“) stellt als von den Erlebnissen verwirrter und zunehmend beunruhigter Chris natürlich den Blickwinkel dar, von dem die Zuschauer den Film betrachten. Die größte Wirkung entfalten aber vielleicht die anderen Charaktere, allen voran die Familienmitglieder: Dass an dieser Zusammenkunft etwas faul ist, nimmt nicht bloß die Anfangsszene, in der ein junger Schwarzer zu dem Song „Run Rabbit Run“ von einem Unbekannten überwältigt und ins Auto verfrachtet wird, vorweg. Die freundlich-lauernde Art, mit der Bradley Whitford und Oscar-Nominee Catherine Keener als mysteriöses Ärzte-Paar ihrem potentiellen Schwiegersohn gegenübertreten, verursacht erst ein Gefühl von Befremdung, dann Unbehagen und schließlich Angst, während Allison Williams' Darstellung der idealistischen Tochter und Freundin erst mit der Zeit in einem gewissen Zwielicht erscheint. Den fiesesten Schauder jagt einem aber Caleb Landry Jones als reichlich abgefreakter Jeremy über den Rücken – einer der wohl prägnantesten Charaktere in jüngster Horror-Historie!

Wer auf intelligente und reflektierte Schocker steht, einen Fokus auf beklemmende Stimmung und ein Gefühl von Paranoia mag und die als Referenz genannten Filme sowie Joe Dantes grandiosen „Meine teuflischen Nachbarn“ (1989) liebt, sollte sich „Get Out“ keinesfalls entgehen lassen. Beide Daumen hoch für dieses famose Grauen mit Grips!


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Shin Godzilla (2016) Kritik

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Shin Gojira, JP 2016 • 120 Min • Regie: Hideaki Anno, Shinji Higuchi • Drehbuch: Hideaki Anno • Mit: Hiroki Hasegawa, Yutaka Takenouchi, Satomi Ishihara, Ren Ôsugi, Jun Kunimura, Akira Emoto • Kamera: Kosuke Yamada • Musik: Shiro Sagisu • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Splendid Film • Kinostart: 3.05.2017 • Deutsche Website

Shin Godzilla 8Bedrohliche Stampfgeräusche und ein ohrenbetäubendes Kreischen kündigen ihn bereits zu Beginn an: Godzilla, das beitragsreichste Monster der Kinogeschichte ist zurück! Nach Gareth Edwards' düsterer US-Interpretation des Stoffes (von Roland Emmerichs erbärmlichem Versuch von 1998 wollen wir am besten gar nicht anfangen) legt nun das japanische Original-Studio Toho persönlich einen nach. Unter der Regie von Hideaki Anno und Shinji Higuchi wird in „Shin Godzilla“ erneut das leidgeplagte Tokyo in Schutt und Asche gelegt. Der Aufwand hat sich gelohnt, denn in der Heimat hat das Werk die Lichtspielhäuser im Sturm erobert und darf sich inzwischen als umsatzstärkstes Kapitel im Franchise behaupten.

Shin Godzilla 7Eine verlassene Yacht an der Bucht Tokyos gibt der Küstenwache Rätsel auf. Bis kurz darauf eine unbekannte Kraft das Schiff zerstört und eine Flutwelle das Land erreicht. Verschiedene Theorien werden von den verantwortlichen Behörden präsentiert – ein Vulkanausbruch oder der Einschlag eines Torpedos etwa -, bis schließlich Nachrichtenbilder die erschreckende Wahrheit ans Tageslicht befördern: Eine riesige Kreatur bahnt sich ihren Weg in Richtung Stadt und keine Gewehrsalven vermögen das reptilartige Wesen zu stoppen. In das Geschehen schalten sich bald auch die USA ein, die bereits über Informationen zu dem Godzilla genannten Aggressor verfügen. Da der Koloss zusätzlich eine radioaktive Spur nach sich zieht und mit der Zeit an Stärke gewinnt, ist schnelles und effektives Handeln gefordert. Doch eine festgefahrene Hierarchie und verschiedene führende Köpfe blockieren den Prozess. Während Japan trotz institutioneller Querelen noch relativ besonnen agiert, bekommen die US-Entscheider auf der Stelle kalte Füße, als die Neuigkeit die Runde macht, Godzilla könne sich im Verlauf auch die Fähigkeit zum transatlantischen Flug aneignen. So ein Monster wollen die Amis nicht bei sich haben – und so wird rasch die Möglichkeit, den Feind und damit auch große Teile der Stadt mit einer Bombe auszuradieren, in den Raum gestellt …

Shin Godzilla 11So gelungen Edwards' Hollywood-„Godzilla“ (2014) über weite Strecken auch sein mag – den Japanern ist dessen direkte Anspielung auf die noch recht frische, verheerende Fukushima-Katastrophe aus dem Jahre 2011 sicher nicht besonders bekommen. Im Gegensatz zu diesem bitterernsten und stockfinsteren Blockbuster setzt das Duo Hideaki Anno und Shinji Higuchi trotz aller Action wieder auf den klassisch-leichten Ton der Ursprünge. „Shin Godzilla“ ist ein durch und durch positiver Film, der sich nicht an niederschmetternden Tragödien aufhängt, sondern an Menschen interessiert ist, die Lösungen entwickeln. So steht auch nicht bloß ein Held im Mittelpunkt der Handlung, sondern diverse Individuen und Abteilungen, die Hand in Hand arbeiten müssen – und sich gelegentlich auch mal aneinander stoßen. Nicht zuletzt aufgrund des Hiroshima-Traumas ist das US-Vorhaben mit der kompletten Zerstörung für die Japaner keine besonders akzeptable Option. In Zeiten, in denen sich weltweit wieder ernste Konflikte zwischen den Nationen anbahnen, ist das Werk auch inhaltlich durchaus als interessant einzustufen. Selbst die Deutschen bekommen augenzwinkernd kurz ihr Fett weg, wenn ein garstiger Landsmann Japan wichtige Dokumente vorenthalten will.

Shin Godzilla 10Bevor jetzt jemand denkt, die zweistündige Arbeit bestünde nur aus politischen Diskussionen und taktischem Geplänkel: Es dauert gerade mal acht Minuten, bis das Publikum Godzis Schwanz zum ersten Mal erblicken darf, und nach einer halben Stunde sind bereits beachtliche Teile Tokyos dem Erdboden gleichgemacht. Die Regisseure drücken trotz vieler Dialogszenen aufs Gaspedal, lassen den Riesen trampeln und speien, während gleichzeitig Geschwader aus Panzern und Helikoptern anrücken und aus allen Rohren feuern. Nun mögen die Spezialeffekte sicher nicht so aufwändig und perfekt sein, wie in den teuren US-Umsetzungen (manche Tricks sehen sogar grottig aus) – dafür wirkt das Szenario mit ordentlicher Bilderwucht auf die Zuschauer ein und wird von einem temporeichen Schnitt und treibenden, perkussiven Klängen zusätzlich unterstützt. Auch wenn ich in meiner Kindheit diverse Filme der Serie gesehen habe, würde ich mich eher nicht als besonderen Spezialisten dieser bezeichnen. Somit habe ich das inzwischen 29. Toho-Abenteuer Godzillas auch ohne spezifische Erwartungen auf mich wirken lassen und diesen mal nicht aus der Traumfabrik stammenden Kracher, der außerdem mit einem realen Bezug und satirischen Untertönen hervorsticht, durchaus genossen. Vor allem der Mix aus moderner Filmtechnik und so manchem billigen Effekt hat einen gewissen Charme.

Kurzum: Wer einfach einen unterhaltsamen Kinoabend verbringen möchte, ist hier richtig – „Shin Godzilla“ rockt das Haus!

 

Die Screening-Termine sind auf der Offiziellen Website zu finden.


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The Void (2016) Blu-ray-Kritik

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The Void, CAN 2016 • 91 Min • Regie & Drehbuch: Jeremy Gillespie, Steven Kostanski • Mit: Aaron Poole, Kathleen Munroe, Ellen Wong, Kenneth Welsh, Evan Stern, Daniel Fathers, Grace Munro • Kamera: Samy Inayeh • Musik: Blitz//Berlin, Menalon, Brian Wiacek, Jeremy Gillespie, Lustmord • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Ascot Elite • Heimkinostart: 19.05.2017 • Deutsche Website

The Void 9Was macht man als Make-Up-Künstler im Filmbereich, wenn die Traumfabrik inzwischen fast ausschließlich auf den Einsatz von CGI setzt? Eine Möglichkeit: Man schreibt sein eigenes Drehbuch, sucht sich unabhängige Geldgeber und tobt sich in einer Kleinproduktion so richtig aus. Jeremy Gillespie und Steven Kostanski, die zuvor gemeinsam an dem Kassenhit „Suicide Squad“ mitgewirkt haben, haben sich mit ihrem Baby „The Void“ unübersehbar an diversen Genreklassikern orientiert. Ihre Regie-Vorbilder heißen John Carpenter, Stuart Gordon und Lucio Fulci, während ihr Special-Effects-Gott auf den Namen Rob Bottin hört. An Kunstblut, Schleim und Latex mangelt es in dem Festival-Liebling also keinesfalls. Hier geht es ans Eingemachte.

The Void 8An einem Waldstück entdeckt der Kleinstadt-Polizist Daniel (Aaron Poole) einen verletzten Unbekannten (Evan Stern). Mit Vollgas verfrachtet er diesen ins aufgrund von Renovierungsarbeiten unterbesetzte Krankenhaus. Dort ereignen sich im Verlauf der Nacht mysteriöse Vorfälle, die Anlass zur Sorge bereiten: Eine Krankenschwester erdolcht aus heiterem Himmel einen Patienten, vor dem Gebäude versammeln sich in weiße Gewänder gehüllte Gestalten, die wie die Freimaurer-Version des Ku-Klux-Klans aussehen und niemanden von dem Ort entkommen lassen, und in den Fluren treiben blutrünstige Kreaturen ihr Unwesen. Obendrein platzt ein mit Flinte bewaffneter Vater (Daniel Fathers) mit seinem stummen Sohn (Mik Byskov) ins Geschehen – die gewaltbereiten Neuankömmlinge wissen offenbar mehr über die unheimlichen Hintergründe. Nach einer fatalen Konfrontation raufen sich schließlich alle Anwesenden zusammen und versuchen, das Grauen zu überleben. Nicht jedem wird das gelingen …

The Void 1Heutzutage ist es wieder cool, frühere Horrormeister und deren Werke zu mögen und ausschweifend zu zitieren. „The Void“ lässt sich zwar als ziemlich exakte Mischung aus „Das Ding aus einer anderen Welt“ (1982), „Die Fürsten der Dunkelheit“ (1987), „From Beyond“ (1986) und „Über dem Jenseits“ (1981) beschreiben, jedoch trifft die gut gemeinte Arbeit leider zu keinem Zeitpunkt den eigensinnigen Charme und die Stimmung der Originale. Der Darsteller Aaron Poole wirkt in seiner Rolle sogar wie eine Hipster-Ausgabe von 80er-Held Michael Biehn („Terminator“), der es schlicht an Charisma mangelt. Was hier fehlt, sind kantige Figuren, eine wirklich beklemmende Atmosphäre und Mut zu mehr Wahnwitz. Flackerndes Licht, Splattereinlagen und tolle Monstertricks sind zwar bei Genrefans stets willkommen, reichen aber letztlich nicht allein zum Sprung aus dem Einheitsbrei. Vor zwei Jahren hat beispielsweise der britische Newcomer Corin Hardy mit seinem gelungenen Grusler „The Hallow“ gezeigt, wie man sich in einem Creature-Feature bei Bewährtem bedienen und gleichzeitig ein frisches Resultat servieren kann. Das Duo Gillespie und Kostanski hat dagegen einen sicherlich deftigen Eintopf zusammengebraut, der aber letztlich zu steif geraten ist. In der ersten Hälfte lernen wir die Figuren näher kennen, wozu dann auch die obligatorischen tragischen Vorgeschichten gehören. Besonders interessant oder sympathisch ist leider niemand von ihnen, weshalb es einen auch nicht wirklich stört, wenn sich eine Kreatur an ihnen zu schaffen macht – im Gegenteil: Der Star des Werkes sind nämlich eindeutig die bemerkenswerten Effekte.

The Void 4Man möchte nun eigentlich auch nicht zu hart mit „The Void“ ins Gericht gehen, da das inhaltliche Standardprogramm zwar vielleicht nicht nachhaltig packen kann, aber zumindest – abgesehen von einem überfrachteten Einstieg – dramaturgisch sauber runtergespult wird. Zu echten Längen kommt es im Verlauf nicht. Die Auflösung des wilden Treibens ist allerdings nicht sehr spannend und zu vernachlässigen. Im Finale gibt es zumindest visuell etwas Pink Floyd-Vibe, und die letzte Einstellung ist von Lucio Fulci ausgeliehen – wo wir wieder bei offensichtlichen Einflüssen wären. Qualitativ hat mich die kanadische Produktion übrigens sehr an den Indie-Schocker „Splinter“ (2008) erinnert, der ebenfalls die Liebe zu handgemachten Tricks zur Schau stellte, aber sonst einen innovativen Funken vermissen ließ. Wenn man nun aber ins aktuelle Kinoprogramm schaut, weiss man möglicherweise solch einen erzählerisch austauschbaren, aber zumindest professionell umgesetzten, Beitrag wieder zu schätzen – wer „The Bye Bye Man“ durchlebt hat weiss, was ich meine …

„The Void“ ist ein ehrlicher B-Film: B wie inhaltlich beliebig und inszenatorisch brauchbar.


Information zur Heimkinoveröffentlichung

Ab dem 19. Mai 2017 ist The Void im Verleih von Ascot Elite in deutscher und englischer Sprachfassung (mit wahlweise deutschen Untertiteln) als DVD, Blu-ray und VoD erhältlich.

Neben dem Hauptfilm liegen der DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung folgende Extras vor:

The Void BD• Originaltrailer
• Trailershow

 

 

 
 
 

(Cover © Ascot Elite)


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Guardians of the Galaxy Vol. 2 (2017) Kritik

Guardians of the Galaxy Vol 2 (2017) Filmkritik

Guardians of the Galaxy Vol. 2, USA 2017 • 137 Min • Regie: James Gunn • Mit: Chris Pratt, Zoe Saldana, Dave Bautista, Bradley Cooper, Kurt Russell, Michael Rooker, Vin Diesel, Karen Gillan, Elizabeth Debicki • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 27.04.2017 • Website

Handlung

Jedermanns Lieblings-Weltraumhalunken sind zurück! Nachdem sie die Galaxie gerettet haben, verdingen sich Star-Lord (Chris Pratt), Gamora (Zoe Saldana), Drax (Dave Bautista), Rocket (Bradley Cooper) und Groot (Vin Diesel), der noch in seiner Babyphase ist, dank ihrem neuen Ruf recht erfolgreich als Söldner. Gerade haben sie die Energiebatterien der genetisch perfektionierten, goldenen Rasse Die Sovereign, angeführt von der herablassenden Ayesha (Elizabeth Debicki), vor einem furchterregenden interdimensionalen Tentakelmonster gerettet und dafür eine ungewöhnliche Bezahlung erhalten – Gamoras Stiefschwester Nebula (Karen Gillan). Diese wollen die Guardians gegen ein hohes Kopfgeld eintauschen, das auf sie ausgesetzt wurde. Doch Rockets Habgier und flinke Finger führen dazu, dass sie schon bald von einer Armada aus ferngesteuerten Kampfschiffen verfolgt werden. In letzter Sekunde werden sie von einer einsamen Gestalt gerettet, können jedoch die Bruchlandung auf einem fremden Planeten nicht mehr verhindern. Der geheimnisvolle Retter in Not (Kurt Russell) folgt ihnen mit seinem Raumschiff und stellt sich als die letzte Person vor, die sie erwartet hätten: Peters Vater. Dieser nennt sich Ego, verfügt offenbar über immense Kräfte und möchte dass Peter ihn zu seinem Heimatplaneten begleitet. Die Freude und die Neugier hinsichtlich seiner Herkunft überwiegen jegliche Skepsis und Peter, Gamora und Drax machen sich gemeinsam mit Ego zu dessen Planeten auf. Derweil bleibt Rocket mit Baby Groot zurück, um das angeschlagene Schiff zu reparieren und Nebula zu bewachen. Doch Die Sovereign sind mit den Guardians noch nicht fertig und heuern Peters alten Bekannten Yondu (Michael Rooker) und seine Ravagers-Crew an, damit sie ihnen das Quintett zurückbringen.

Kritik

Guardians of the Galaxy Vol 2 (2017) Filmbild 12014 war ein transformatives und entscheidendes Jahr für die Zukunft des noch verhältnismäßig jungen, aber bereits sehr erfolgreichen Marvel-Kinouniversums. Phase Eins wurde zwei Jahre zuvor mit The Avengers, dem bis dato unter den meisten Fans beliebtesten Film des MCU abgeschlossen, doch die beiden Nachfolger Iron Man 3 und Thor – The Dark Kingdom spalteten die Zuschauer. Beide waren immer noch unterhaltsame Blockbuster an und für sich, doch sie trugen kaum Neues zum großen Universum bei und es beschlich einige die Befürchtung, dass die Kollaboration von Disney und Marvel ihren Höhepunkt bereits erreicht und hinter sich gelassen haben könnte. Dann kamen zwei Filme, die uns alle eines Besseren belehrt und das Marvel Cinematic Universe von heute maßgeblich geformt haben. Der Unterschied zwischen dem nüchternen, weitgehend bodenständigen The Return of the First Avenger (OT: Captain America: The Winter Soldier) und dem bunten Weltraumspaß von Guardians of the Galaxy konnte kaum größer sein und zeigte die vielfältigen Facetten des Marvel-Universums auf. Dank Marvels Bereitschaft, mit der eigenen Formel zu experimentieren und Filmemachern, die noch nie im Blockbustergeschäft tätig waren, zwar die Richtung zu zeigen, aber ihnen ansonsten ihre kreativen Freiheiten zu überlassen, sind zwei Filme entstanden, die bis heute zu Recht zu den besten des Marvel-Universums zählen. Gerade Guardians of the Galaxy war ein Film, der durch seine Eigenständigkeit innerhalb des Marvel-Universums auch von vielen regulären Zuschauern genossen wurde, die mit den bisherigen irdischen Comicadaptionen wenig anfangen konnten. Zugleich legten beide Filme auch das Fundament für entscheidende Ereignisse von Phase Drei und die unausweichliche Zusammenführung aller Helden im großen Kampf gegen Oberbösewicht Thanos.

Guardians of the Galaxy Vol 2 (2017) Filmbild 2Natürlich legten beide Filme auch die Messlatte für ihre unmittelbaren Franchise-Nachfolger sehr hoch. Wenn man bereits sehr weit oben startet, kann man sich schwer steigern, aber dafür schnell fallen – man denke nur an Iron Man 2. Dass es aber auch anders geht, zeigten Joe und Anthony Russo mit The First Avenger: Civil War, indem sie die Einsätze erhöhten und den Superhelden-Cast des Films gegenüber dem Vorgänger mehr als verdoppelten, ohne dabei jedoch jemals den klaren Fokus auf die Geschichte zu verlieren, die sie konsequent erzählten. Mit Guardians of the Galaxy Vol. 2 wählte Regisseur und Drehbuchautor James Gunn einen etwas konservativeren Ansatz und hielt sich an dem fest, was im ersten Film bereits so gut funktionierte: sympathische Antihelden, anarchischer Humor, freche Sprüche ("Trash panda"!), ein flottes Erzähltempo, bunte Weltraumaction und ein fetziger Soundtrack. Die gute Nachricht ist, dass es fast genau so gut funktioniert wie beim ersten Mal. Natürlich kann es nur ein erstes Mal geben; und Vol. 2 hat nicht mehr den Bonus, dass wir diese schräge Welt und ihre liebenswert-schrulligen Charaktere zum ersten Mal kennenlernen dürfen. Es ist immer noch ein großartiger Spaß ohne Durchhänger oder zähen Momente, doch ohne den Neuheitswert und der Frische des Vorgängers erreicht die Begeisterung nicht ganz die schwindelerregenden Höhen des Originals.

Guardians of the Galaxy Vol 2 (2017) Filmbild 3Was dem Film jedoch an Frische und Innovation fehlt, macht er durch ein planetengroßes Herz wieder wett. Es ist schon interessant, dass gleich zwei Blockbuster, die diesen Monat in die Kinos kommen, von bunt zusammengewürfelten Outlaw-Familien handeln (der andere ist natürlich Fast & Furious 8). Familie ist das Thema, das den Film zusammenhält und den emotionalen Kern des Sequels bildet. Peters Sehnsucht nach einer Familie spielt genau so eine große Rolle wie die komplexe Beziehung zwischen Nebula und Gamora, Rockets Angst, sich an seine neu gefundenen Freunde zu binden, oder Yondus Zuneigung gegenüber Peter. Als hartgesottener Krimineller mit einem Herz aus Gold hat Michael Rooker eine noch größere Rolle als im letzten Film und macht Yondu zu einem der besten Charaktere der Fortsetzung. Die Chemie stimmt wieder zwischen allen Charakteren und man hat den Eindruck, dass sie bereits einige Zeit miteinander verbracht haben, frühere Differenzen überwunden und neue entdeckt haben. Es wird regelmäßig gezankt, doch wenn es ans Eingemachte geht, halten sie sich gegenseitig den Rücken frei – wie eine echte Familie. Guardians of the Galaxy Vol. 2 hat den größten emotionalen Kern unter allen bisherigen Filmen des Marvel Cinematic Universe, driftet jedoch nie in unnötige Sentimentalität ab. Immer wenn eine Szene droht, zu ernst zu werden, lockert James Gunn sie mit einem lustigen One-Liner auf, sodass der Film die Balance zwischen ernst und lustig halten kann. Die Charakteren und die Themen des Originals werden weiterentwickelt, ohne dass der Film seine Wurzeln verrät.

Guardians of the Galaxy Vol 2 (2017) Filmbild 4Neben James Gunn liegt es natürlich auch an der bestens aufgelegten Besetzung, dass Vol. 2 mit seinem Vorgänger mithalten kann. Noch mehr als im ersten Film gehen die komödiantischen Highlights auf das Konto von Dave Bautistas Drax (auch wenn keiner seiner One-Liner hier den Spruch mit schnellen Reflexen aus dem ersten Film erreicht). Seine Szenen mit der liebenswerten Franchise-Newcomerin Pom Clementieff als schüchterne Mantis wechseln gekonnt von urkomisch zu überraschend rührend. Und für alle Groot-Fans: die knuffige Baby-Version des lebenden Baums ist so unwiderstehlich süß, dass dies sogar für einen eigenen Witz innerhalb des Films sorgt, und hat gleich zu Filmbeginn eine unvergessliche Szene zu denn großartigen Klängen von ELOs "Mr. Blue Sky". Spätestens nach dieser wird jedes Kind (und alle jung gebliebenen Erwachsenen) einen Baby Groot zu Hause haben wollen.

Guardians of the Galaxy Vol 2 (2017) Filmbild 5Eine echte Freude bereitet auch der Auftritt von Kurt Russell, dessen Part im Marketing zum Glück recht kurz gehalten wurde. Im Gegensatz zu Fast & Furious 8 wird er hier jedoch nicht komplett verschwendet, sondern hat eine facettenreiche Rolle und kann sein natürliches Charisma zur Geltung bringen kann. Nach Auftritten in Bone Tomahawk und The Hateful 8 genießt Russell das Wiederaufleben seiner Karriere in vollen Zügen und bringt als Ego die nötige überirdische Ausstrahlung mit, mit der er jeden Raum füllt, den er betritt. Trotz seiner Verfehlungen bleibt Ego nicht unsympathisch und seine Gefühle gegenüber Peter und dessen Mutter wirken echt. An dieser Stelle gebührt ein doppeltes Riesenlob an die Effekteabteilung des Films. Zum einen sind die Verjüngungseffekte an Kurt Russell in einer Flashbackszene hervorzuheben. Diese haben in den letzten Jahren einen echten Quantensprung gemacht und Russell sieht in der besagten Szene aus, als sei er glatt von Set von Big Trouble in Little China rüberspaziert. Zum anderen – und das wird gerade die Comicleser freuen – gelingt dem Film tatsächlich eine interessante und durchaus getreue Umsetzung von Russells Charakter als der lebende Planet aus den Comics. Zudem strotzt der Film vor vielen weiteren großartigen visuellen Einfällen, von denen mindestens einer im großen Finale für Begeisterung und Beifall im Publikum sorgen sollte. Auch die 3D-Effekte sind, insbesondere für einen nachträglich konvertierten Film, überraschend gut.

Guardians of the Galaxy Vol 2 (2017) Filmbild 6Manch einer wird vielleicht bemängeln, dass Guardians of the Galaxy Vol. 2 seinem Vorgänger gegenüber nicht noch einen draufsetzen kann und der bewährten Formel treu bleibt, ohne Neues auszuprobieren oder die Geschichte auf Avengers: Infinity War bedeutend hinzuentwickeln (dessen Bösewicht Thanos wird zwar mehrfach erwähnt, taucht im Film jedoch nicht auf). Doch es ist eine beachtliche Leistung, dass er nicht nur den Spaßfaktor und die Gagdichte des Originals konstant halten kann, sondern dass ein Film mit einem sprechenden, schießwütigen Waschbär, einem wortarmen lebenden Babybaum und außerirdischen Wesen in allen Farben des Regenbogens in richtigen Momenten aufrichtig ans Herz geht, ohne zu kitschig zu wirken. Hut ab an James Gunn für das aktuell beste Franchise des Marvel-Kinouniversums.

Fazit

Man sucht sich seine Familie nicht aus, doch manchmal findet sie einen selbst, wenn man es am wenigsten erwartet. Das ist das Thema von Guardians of the Galaxy Vol. 2, der zwar nicht mehr die Frische seines Vorgängers besitzt, dafür aber den größten emotionalen Kern unter allen bisherigen Marvel-Abenteuern. Mit viel Humor, Herz, fantastischen visuellen Einfällen, einer liebevollen Weiterentwicklung seiner Hauptfiguren und einem großartigen Kurt Russsell auf dem Hoch seines Karriere-Revivals zeigen James Gunn und Marvel, wie ein gutes Sequel sein sollte. Fans des Originals werden nicht enttäuscht sein!

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Nocturnal Animals (2016) Blu-ray-Kritik

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Nocturnal Animals (2016) Filmkritik

Nocturnal Animals, USA 2016 • 111 Min • Regie & Drehbuch: Tom Ford • Mit: Amy Adams, Jake Gyllenhaal, Michael Shannon, Aaron Taylor-Johnson, Isla Fisher, Armie Hammer • Kamera: Seamus McGarvey • Musik: Abel Korzeniowski • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universal Pictures • Kinostart: 22.12.2016 • Heimkinostart: 27.04.2017 • Deutsche Website

Nocturnal Animals (2016) Filmbild 5Bereits die ersten Bilder von Tom Fords („A Single Man“) zweiter Regiearbeit „Nocturnal Animals“ provozieren: Völlig entblößte Rubensfrauen posieren mit ihren üppigen Rundungen auf einer geschmackvollen Kunstveranstaltung. Das vergangene Schönheitsideal wirkt in dieser schicken Welt des Mode- und Körperkults wie ein grotesker Fremdkörper. Es ist ein perfekter Einstieg in ein Werk voller scharfer Kontraste und brutaler emotionaler Synergie. Die Zuschauer sind gefordert, zwei Erzählebenen parallel zu folgen – die eine zeigt die wohlhabende Kunstgaleristin Susan (Amy Adams), die oberflächlich ein perfektes Leben mit ihrem attraktiven Mann Hutton (Armie Hammer) führt; die andere schildert die Handlung eines Romans, den Susans Ex Edward (Jake Gyllenhaal) geschrieben und ihr vor die Haustür gelegt hat.

Nocturnal Animals (2016) Filmbild 4Das Buch trägt den Titel „Nocturnal Animals“ und ist der innerlich zunehmend unglücklichen Frau gewidmet. Sie selbst ist von Edward früher immer als Nachttier beschrieben worden. Der letzte Kontakt zu ihm ist nun mehr als zehn Jahre her. Damals hat sie ihm etwas Schlimmes angetan, und die Lektüre seiner fiktiven Geschichte lässt Trauer und schwere Schuldgefühle in ihr aufsteigen: Auf einer finsteren Landstraße in West Texas wird der Protagonist Tony (ebenfalls Jake Gyllenhaal) zusammen mit seiner Frau Laura (Isla Fisher) und Tochter India (Ellie Bamber) von drei Unbekannten angehalten und bedroht. Nach einem wüsten Konflikt entführen die brutalen Männer seine Familie vor seinen Augen, während er in der kargen Wildnis ausgesetzt wird. Es soll noch lange nicht das Ende von Tonys grausamer Odyssee sein – und so wird Susan auf den restlichen Seiten Zeugin einer erbarmungslosen Abrechnung …

Nocturnal Animals (2016) Filmbild 3Man sollte nie den Fehler begehen, den Autor mit einer seiner Figuren gleichzusetzen. Allerdings wirft Susan Edward in einer Rückblende vor, dieser schreibe in seinen erfolglosen Manuskripten immer nur über sich selbst. Zwischen dem einst verliebten Paar entsteht ein tiefer Graben. Während Edward ein sensibler Romantiker bleibt, entwickelt sich Susan immer weiter von ihm weg und sehnt sich nach einem Partner mit höheren Ambitionen. „Nocturnal Animals“ nutzt die Geschehnisse des Romans, um auf äußerst geschickte Weise das aufgewühlte Seelenleben der Leserin zu reflektieren. Da wir den Film von Susans Perspektive erleben, entspricht auch die visuelle Umsetzung der Zeilen ihren Vorstellungen. Deshalb wird Tony als Ebenbild von Edward – beziehungsweise ebenfalls vom großartigen Jake Gyllenhaal – dargestellt.

Nocturnal Animals (2016) Filmbild 2In der Erzählung gibt es noch weitere Schlüsselfiguren, wie etwa den aufopferungsvollen Detective Bobby Andes (herausragend: Michael Shannon) oder das psychopathische Scheusal Ray Marcus (abgewrackt und eiskalt: Aaron Taylor-Johnson). Interessant ist, dass Susan – der Amy Adams durch ihre nuancierte Performance maximal viel Tiefe verleiht – sich selbst nicht in das unangenehme Szenario projiziert. Liegt es an Edwards Beschreibungen oder findet sie sich einfach nicht in einem der Charaktere wieder? Die titelgebenden Nachttiere, zu denen auch Ray gehört, nehmen Tony alles, was ihm etwas bedeutet hat – Liebe, Leben und Zukunft. Mit Hilfe des Detectives wird der vorher ruhige und zurückhaltende Familienmensch lernen, zu kämpfen und zurückzuschlagen. Wie viele von dessen bitteren Erfahrungen den Autor bereits persönlich ereilt haben, werden wir im Verlauf noch herausfinden. Und natürlich, was die Schilderungen in Susan auslösen.

Nocturnal Animals (2016) Filmbild 1Neben einer starken Charakterstudie und berührenden Geschichte über verlorene Liebe, hoffnungslosen Schmerz und die Möglichkeit der Vergeltung, rückt Tom Fords ästhetisch betörender und meisterhaft konstruierter Film zusätzlich den Aspekt des Erzählens ins Zentrum. „Jeder hasst seinen Job – man tut ihn, weil man getrieben ist“, heisst es in einer Szene. So darf man auch die Geburt von Edwards intimen Werk nicht etwa als lockere Arbeit, sondern als notwendige Tat verstehen, die ihn von den Dämonen der Vergangenheit befreien soll. Es ist eine direkte emotionale Brücke, die er zu Susan aufbaut. Und zugleich fügt der erschütternde Inhalt die von Drehbuchautor/Regisseur Ford bewusst gegensätzlich stilisierten Ebenen zusammen: Auch wenn das steril-kühle Los Angeles und das staubig-dreckige texanische Hinterland kaum verschiedener sein könnten, greifen beide Welten wie ein Reißverschluss ineinander.

Mit der bedrohlichen Stimmung eines Thrillers setzt sich dieses transzendierende, vielschichtige und intelligente Meisterwerk im Kopf fest. „Nocturnal Animals“ ist kein Film, den man leicht vergisst.


Information zur Heimkinoveröffentlichung

Ab dem 27. April 2017 ist „Nocturnal Animals“ im Verleih von Universal Pictures in deutscher, englischer, italienischer und spanischer Sprachfassung (mit wahlweise verschiedenen Untertiteln) als DVD und Blu-ray erhältlich.

Neben dem Hauptfilm liegen der DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung folgende Extras vor:

Nocturnal Animals (2016) Blu-ray• "The Making of Nocturnal Animals" mit den Kapiteln:
• Building the Story
• The Look of Nocturnal Animals
• The Filmmaker’s Eye: Tom Ford

 

 

(Cover © Universal Pictures)


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The Autopsy of Jane Doe (2016) Kritik

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The Autopsy of Jane Doe, GB/USA 2016 • 86 Min • Regie: André Øvredal • Drehbuch: Ian B. Goldberg, Richard Naing • Mit: Emile Hirsch, Brian Cox, Olwen Kelly, Ophelia Lovibond, Michael McElhatton • Kamera: Roman Osin • Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universum Film • Heimkinostart: 20.10.2017 • Website

Ein kleiner Vorort in Virginia. Ein unauffälliges Haus. Ein schauriger Tatort mit fürchterlich entstellten Leichen. Dazu eine äußerlich unversehrte und unidentifizierte Frauenleiche im Keller. So beginnt André Øvredals („Troll Hunter“) überraschender Gruselschocker „The Autopsy of Jane Doe“.

The Autopsy of Jane Doe 3In einem anderen Haus hat der Gerichtsmediziner Tommy (Brian Cox) seine Leichenhalle eingerichtet, in der er mit seinem Sohn und Assistenten Austin (Emile Hirsch) verschiedensten Todesursachen auf den Grund geht. Seit dem Tod von Tommys Frau und Austins Mutter umschließt das harmonische Duo ein noch engeres Band – auch wenn Austin insgeheim gern ein eigenes Leben mit seiner Freundin Emma (Ophelia Lovibond) aufbauen würde. Es ist bereits später Abend, als der örtliche Sheriff (Michael McElhatton) mit der unbekannten – als „Jane Doe“ bezeichneten – Leiche eintrifft und um eine rasche Aufklärung bittet. Das eingespielte Team macht sich sofort an die Arbeit und stößt bei der Untersuchung des jungen Körpers auf einige äußerst beunruhigende Ungereimtheiten …

The Autopsy of Jane Doe 4„Jeder Mensch hat ein Geheimnis – manche verstecken ihres jedoch besser als andere“ – Mit diesem Motto drängt der Mentor Tommy seinen Schüler Austin dazu, bei dem präzisen Handwerk nicht sofort die offensichtlichste Antwort zu akzeptieren, sondern auf jedes noch so kleine Detail zu achten. Es ist ein Detektivspiel inmitten von menschlichen Überresten. Und so ist das beklemmende und atmosphärisch extrem dichte Schauderstück auch kein actionreiches Splatterfest, sondern ein sich langsam bedrohlich steigerndes Kammerspiel-Mysterium, das sich von den zunehmend ausgelutschten Genrewerken angenehm absetzt. Zu zarten Gemütern könnte sich infolge des unappetitlichen Szenarios dennoch empfindlich der Magen umdrehen. Der norwegische Newcomer-Regisseur Øvredal schafft es, auf engstem Raum und mit nur zwei aktiven Darstellern eine ungeheure Spannung zu erzeugen, die lediglich im Finale durch ein, zwei inszenatorische Missgriffe (u.a. einem ungeschickten CGI-Einsatz) leicht getrübt wird. „The Autopsy of Jane Doe“ ist tatsächlich anders, und was einen im Verlauf noch erwartet, sollte im Vorfeld selbstverständlich nicht verraten werden. Vielleicht nur ein Beispiel: Wie kann es sein, dass innere Organe schwere Schäden aufweisen, während die äußere Hülle gänzlich intakt erscheint? Mit Wissenschaft lässt sich dieser Fall offenbar nicht lösen.

The Autopsy of Jane Doe 1Nicht erst seit Ole Bornedals „Nightwatch“ (1994) haben Leichenhallen im Kino eine unangenehme und morbide Wirkung. Im Gegensatz zu dem dänischen Thriller verzichtet Øvredal auf ein allzu steriles Setting und verlagert den Ort des Geschehens von einem öffentlichen Krankenhaus in den Keller eines Familienbesitzes. In dem intimen Ambiente arbeiten Tommy und Austin schließlich nicht nur, auch ihre gemeinsame Vergangenheit und ihre Erinnerungen sind dort verankert, wie diverse Fotos dokumentieren. Das Grauen entfaltet sich also nicht bloß vor den beiden Protagonisten – es nimmt die vertraute Umgebung ein und verwandelt sie in eine teuflische Falle. In gewisser Weise vermittelt der Film bereits von Beginn an ein Gefühl des Unheils, indem er Leben und Tod unter einem Dach vereint zeigt.

The Autopsy of Jane Doe 2Brian Cox und Emile Hirsch sind als sympathisches Vater-Sohn-Gespann perfekt besetzt. Man nimmt den Darstellern ihre enge Verbindung direkt ab, weshalb eine Identifikation mit den Zuschauern und die Involvierung in die folgenden dramatischen Ereignisse vortrefflich gelingt. Auch wenn man das Damoklesschwert über ihnen bereits schwingen sieht, hofft man, dass sie dem letztlich entfesselten Grauen entkommen können. Wo wir bei einem weiteren Charakter wären, der zwar ausschließlich passiv in Erscheinung tritt, aber dennoch die gesamte Faszination auf sich zu ziehen vermag: Die mysteriöse Leiche auf dem Tisch spricht oder bewegt sich natürlich nicht, doch auf eigenwillige Weise strahlt Jane Doe mehr Unbehagen aus, als manch blutrünstiger Leinwand-Wüstling in jüngster Zeit. Auch wenn Olwen Kelly dieser hier lediglich ihre attraktive Oberfläche leiht, wird sich ihr Bild nachhaltig ins Gedächtnis von Genre-Fans einbrennen. In weiser Voraussicht hat man sich übrigens gleich die Tür für eine potentielle Fortsetzung offen gelassen.

Für Kenner und Tüftler mag das Rätsel um Jane Doe vielleicht etwas früher gelüftet sein, als für gelegentliche Kinogänger – einem nervenzerrenden Kinoabend tut dieser mögliche Umstand jedoch keinen Abbruch. Hier kommt ein Body-Horror, der seiner Bezeichnung alle Ehre macht und das Zeug zum Kultfilm hat.


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Fast & Furious 8 (2017) Kritik

Fast and Furious 8 (2017) Filmkritik

The Fate of the Furious, USA 2017 • 136 Min • Regie: F. Gary Gray • Mit: Vin Diesel, Dwayne Johnson, Charlize Theron, Michelle Rodriguez, Tyrese Gibson, Ludacris, Kurt Russell, Nathalie Emmanuel • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 12.04.2017 • Deutsche Website

Handlung

Es ist etwas Ruhe in die Leben von Dominic Toretto (Vin Diesel) und seiner Crew von gutherzigen (Ex-)Kriminellen eingekehrt. Ihr Erzfeind Deckard Shaw (Jason Statham) sitzt hinter Gittern, ihre Vorstrafenregister wurden als Gegenleistung für ihre Dienste für die Regierung gelöscht und Brian und Mia haben sich vom Draufgänger-Leben in den wohlverdienten Ruhestand zurückgezogen. Endlich kann Dom seine Flitterwochen mit Letty (Michelle Rodriguez) auf Kuba nachzuholen, wo er auch die Gelegenheit nutzt, wieder mal an einem Straßenrennen teilzunehmen. Sogar über Nachwuchs wird nachgedacht. Doch die romantische Idylle währt nicht lange. Die mysteriöse Cyber-Kriminelle Cipher (Charlize Theron) tritt in Doms Leben und hat dabei etwas gegen ihn in der Hand, das ihn zu ihrer Marionette werden lässt. Als Luke Hobbs (Dwayne Johnson) Doms Team für eine neue Top-Secret-Mission zusammentrommelt, bei der eine mächtige Waffe sichergestellt werden soll, fällt Dom seiner Familie in den Rücken und macht sich mit der besagten Waffe aus dem Staub. Fortan muss er für Cipher widerwillig ihre Drecksarbeit erledigen. Doms Team hat keine andere Wahl, als gemeinsam mit Hobbs und Mr. Nobody (Kurt Russell) gegen ihren ehemaligen Anführer anzutreten, doch Cipher und Dom scheinen ihnen stets zwei Schritte voraus zu sein. Um Dom aus den Fängen der skrupellosen Verbrecherin zu befreien, muss sich die Outlaw-Familie mit Deckard verbünden, der eine eigene Rechnung mit Cipher offen hat.

Kritik

Fast and Furious 8 (2017) Filmbild 1Die meisten Fans des Neunziger-Actionkinos oder von Edgar Wrights Hot Fuzz (wobei es vermutlich große Überschneidungen zwischen beiden Gruppen gibt) kennen das Ende von Kathryn Bigelows Surfer-Actionfilm Gefährliche Brandung: anstatt ihn festzunehmen, lässt Johnny Utah (Keanu Reeves) Patrick Swayzes Bankräuber Bodhi in seinen Tod surfen. Doch was wäre, wenn Bodhi überlebt hätte und untergetaucht wäre? Was wäre, wenn er einige Jahre später gemeinsam mit Utah und einer Truppe von leidenschaftlichen Surfern um die Welt reisen und im Mission: Impossible-Stil die Pläne von gefährlichen Verbrechern durchkreuzen würde? Das klingt vielleicht zunächst einmal nach der bescheuertsten Filmidee seit die Trash-Schmiede The Asylum Hai-Tornados auf die Menschheit losgelassen hat und doch wirkte genau diese seltsame Entwicklung für die Fast-&-Furious-Reihe wahre Wunder. Diese begann vor 16 Jahren als ein schamloser Verschnitt von Bigelows Kultfilm mit Paul Walker in Reeves’ Rolle und Vin Diesel als Adrenalinjunkie Dom in Swayzes Part. Für "Pimp My Ride"-Begeisterte und Fans von illegalen Straßenrennen sind die ersten drei Filme der Reihe vermutlich die klaren Favoriten, doch seien wir mal ehrlich – dieses begrenzte Thema fährt sich schnell tot.

Fast and Furious 8 (2017) Filmbild 2So schien die Reihe mit Tokyo Drift kurz vor ihrem Ende oder dem Abdriften in den Direct-to-DVD-Markt zu stehen. Zum Glück sahen Regisseur Justin Lin und Drehbuchautor Chris Morgan das schnell ein und legten eine Kehrtwende ein, die bei einem fortlaufenden Blockbuster-Franchise möglicherweise einzigartig ist. Zunächst einmal wurde im (ansonsten weitgehend öden) vierten Film das Fundament für eine Wiedergeburt gelegt, indem die Stars des ersten Films endlich wieder versammelt wurden. Mit Fast and Furious Five wurde dann die Formel gänzlich neu erfunden. Straßenrennen sind bestenfalls zur Nebensache verkommen und wurden durch waghalsige Missionen in Teamarbeit ersetzt. Die Krönung war dabei Franchise-Neuzugang Dwayne Johnson, der aus der Reihe mittlerweile genau so wenig wegzudenken ist wie Vin Diesel. Wer auf heiße Schlitten, fette Beats, scharfe Chicas und harte Kerle steht, wurde weiterhin gut bedient, doch die Reihe befreite sich aus der Nische des Underground-Racings und machte aus ihrem übertriebenen Machismo und der Over-the-Top-Action eine Tugend. Autos rasen nicht mehr einfach um die Wette gegeneinander, sondern werden von Flugzeugen mit Fallschirmen abgeworfen, jagen in schwindelerregender Höhe von Wolkenkratzer zu Wolkenkratzer oder liefern sich Rennen mit einem Panzer oder einem atomaren U-Boot. Fast & Furious 8 beantwortet effektiv die Frage, wie ein Film wie Sharknado aussehen könnte, wenn er bessere Schauspieler, einen kompetenten Regisseur und ein Budget von mehr als $200 Millionen gehabt hätte. Wie bei der Sichtung von Sharknado haben auch hier drei Bier (die bereits zur Filmmitte leer waren) meinen Filmgenuss erheblich gesteigert. Und das meinte ich als ein großes Kompliment.

Fast and Furious 8 (2017) Filmbild 3F. Gary Gray (Straight Outta Compton) übernahm bei Fast & Furious 8 die Regie von James Wan, doch wie sein Vorgänger änderte auch er zum Glück nichts am Erfolgsrezept von Lin und Morgan. Wer die letzten Filme aus der Reihe gesehen hat, weiß, worauf er sich einlässt. Bereits in der Eröffnungssequenz, in der Dom eine schrottreife Karre u. a. unter Zuhilfenahme eines Cola-Dosen-Verschlusses (MacGyver wäre stolz auf ihn) zu einem schnellen Flitzer umrüstet und sich damit ein buchstäblich feuriges Rennen durch die Straßen von Havanna liefert, wird man daran erinnert, dass diese Filme nicht in unserer Realität spielen, sondern in einer parallelen Fantasiewelt. In dieser ist die Polizei gegen illegale Raser ohnmächtig, alle Frauen haben Modelmaße und legen bei ihrer Kleiderwahl nicht viel Wert auf Stoff, es gibt noch echte Gangster-Ehre und gutmütige Kriminelle in schnellen Autos sind der letzte Schutzwall der Menschheit gegen wahnsinnige Verbrecher. Im Prinzip erfordert der Film eine ähnliche Aussetzung des Realitätschecks und des gesunden Menschenverstands wie die John-Wick-Actiongranaten. Es wird Zuschauer geben, die die Abgedrehtheit des Films als völligen Quark abtun werden, und wiederum andere, die seine comichafte Actionsequenzen völlig ernst für den coolsten Shit überhaupt halten werden. Dabei ist das Augenzwinkern im nahezu gesamten Film bereits so präsent, dass er endgültig die Grenze zu einer waschechten, um ihrer eigenen Albernheit bewussten und deshalb auch verdammt unterhaltsamen Actionkomödie überschreitet, und zwar so sehr, dass sich die wenigen ernüchternd düsteren Momente (hauptsächlich rund um Vin Diesels Dom) wie unangenehme Fremdkörper anfühlen. Am besten bleibt der Film eben, wenn er seiner eigenen Absurdität frönt und das tut er zum Glück die meiste Zeit über.

Fast and Furious 8 (2017) Filmbild 4Auch wenn man irrwitzige Stunts und Actioneinlagen aus den Vorgängern gewohnt ist, bringt Fast & Furious 8 sein Actionspektakel auf ein neues Level, sei es in der oben erwähnten U-Boot-gegen-Autos-Sequenz oder aber auch in Szenen, in denen eine riesige Abrissbirne durch deutsche Polizeiautos fegt oder eine Armada aus ferngesteuerten Autos die Straßen von Manhattan in Schutt und Asche legt und dabei das Ende von Blues Brothers wie eine Szene aus Ein toller Käfer (OT: Herbie) aussehen lässt. Hier werden keine kleinen Brötchen gebacken. Mit Kleinigkeiten wie Kollateralschäden hält sich Fast & Furious 8 natürlich nicht auf, denn wo wäre der Spaß, wenn man darüber nachdenken müsste, wie viele Menschenleben Doms Crew mittlerweile auf dem Gewissen hat? Da hier sowieso nicht nach unseren Gesetzen der Physik gespielt wird, überleben vielleicht auch Unbeteiligte die schlimmsten Karambolagen. Weil….warum nicht?!

Fast and Furious 8 (2017) Filmbild 5Doch über all der Action, den Stunts und der Coolness, wurde ein weiterer Aspekt der Reihe immer wichtiger und essentiell für ihre große Fangemeinde: Familienzusammenhalt. Gerade der tragische Tod von Paul Walker während der Dreharbeiten zum siebten Film hat diesen verdeutlicht und bestärkt. Thema Familie spielt in Fast & Furious 8 eine noch größere Rolle als je zuvor, und zwar in vielfacher (teilweise überraschender) Hinsicht. Mehr darüber zu verraten, würde einen direkt ins Spoiler-Territorium bringen, doch es sei an dieser Stelle gesagt, dass der Film gutes Vorwissen, zumindest was die letzten beiden Teile betrifft, voraussetzt, weil diverse Handlungsfäden wieder aufgegriffen werden. Das gilt bis zu einem gewissen Grad auch für Charlize Therons neue Schurkin. Leider wird das Talent der Oscarpreisträgerin im Film nicht ausreichend angezapft und sie tut wenig mehr, als Vin Diesel Befehle zu erteilen, ihm zu drohen oder Knöpfe zu drücken. Ebenso verschwendet ist leider (wieder einmal) der Auftritt von Kurt Russell, der bis auf wenige coole Sprüche nichts zu tun hat. Hoffentlich weiß Guardians of the Galaxy Vol. 2 mehr mit ihm anzufangen. Sein neuer Assistent, gespielt von Scott Eastwood, soll hier möglicherweise auf lange Sicht die von Paul Walker hinterlassene Lücke als anfangs vorschriftentreuer, weißer Sonnyboy der Truppe füllen, bleibt aber leider sehr blass. Sogar Helen Mirren kann in ihrem kurzen Cameo mehr reißen und lässt sehr auf einen längeren Auftritt im neunten Film hoffen. Vielleicht wird dieser dann auch Lucas Black zurückbringen, der diesmal wieder aussitzen durfte, vermutlich weil die Macher immer noch nicht wissen, wie zu erklären ist, dass sein 17-jähriger Charakter aus Tokyo Drift kurze Zeit nach den Ereignissen von jenem Film plötzlich 20 Jahre älter aussieht.

Fast and Furious 8 (2017) Filmbild 6Da auf Vin Diesels Dom diesmal die meisten dramatischen Momente des Films entfallen und er über die meiste Laufzeit von seinem Team getrennt ist, bleibt der größte Spaß-Anteil hauptsächlich bei Dwayne Johnson und Jason Statham hängen, die in jeder Szene zu begeistern wissen. Wenn die beiden gemeinsam zu sehen sind, könnte man meinen, dass sich das Testosteron förmlich auf der Leinwand kondensiert. Das bringt mich jedoch auch zum vermutlich größten Problem des Films. Die Fast-&-Furious-Reihe legt zwar keinen großen Wert auf Logik oder Realismus, jedoch auf interne Konsistenz. Und innerhalb dieser fällt es schwer, darüber hinwegzusehen, dass Jason Stathams Deckard mit Han (Sung Kang) ein Mitglied von Doms Familie getötet hat (ganz zu schweigen von seinem Krankenhaus-Massaker zu Beginn von Fast & Furious 7). So schnell wie Deckard jedoch in Doms Team integriert wird und aus dem Schwanzvergleich zwischen Hobbs und ihm eine Bromance aufflammt, wird dieser Umstand in Fast & Furious 8 geflissentlich ignoriert, als hätte es Han nie gegeben. Aus einem Oberbösewicht wird ein sympathischer, charismatischer Antiheld. Das stört etwas, aber wenn das der Preis ist für Stathams dauerhafte Präsenz in der Reihe und für den verbalen Schlagabtausch zwischen Johnson und ihm, dann nehme ich ihn in Kauf.

Fazit

"Es ist der beste achte Film einer Reihe, den ich kenne", meinte ein Freund nach der Vorführung, woraufhin ich ihn prompt an Star Trek: Der erste Kontakt erinnerte. Es ist dennoch mehr als beachtlich, dass eine Reihe, die viele vor zehn Jahren bereits abgeschrieben haben und die sich dann entgegen allen Erwartungen erfolgreich neu erfinden konnte, ihre Formel mit dem achten und bislang besten Teil perfektioniert.

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Box-Office USA: The Boss Baby triumphiert, Ghost in the Shell floppt

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The Boss Baby Ghost in the Shell Box Office

Links: The Boss Baby © 2017 20th Century Fox
Rechts: Ghost in the Shell © 2017 Paramount Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Zwar verbuchte das vergangene Wochenende wieder einen Umsatzrückgang gegenüber der Vorwoche (um 16% auf $164,4 Mio) an den nordamerikanischen Kinokassen, doch der Monat selbst endete als der mit Abstand umsatzstärkste März aller Zeiten am US-Box-Office. Erstmals wurde im März die $1-Mrd-Barriere durchbrochen. Insgesamt erwirtschafteten Kinofilme im März etwa $1,17 Mrd an den nordamerikanischen Kinokassen, 23% über dem bisherigen Rekord ($949 Mio), der erst letztes Jahr aufgestellt wurde. An jedem Wochenende startete diesen März ein Film mit mehr als $40 Mio. Vier Filme kamen sogar mit mehr als $50 Mio aus den Startlöchern und Die Schöne und das Biest stellte auch einen neuen März-Startrekord auf. Verglichen zum gleichen Wochenende im Vorjahr, als Batman v Superman zum zweiten Mal in Folge die Spitze belegte, verbesserten sich die Umsätze um 34%.

Nach einer Reihe von Box-Office-Enttäuschungen wie Die Abenteuer von Mr. Peabody & Sherman, Turbo und Die Pinguine von Madagascar surft DreamWorks Animation wieder auf einer kleinen Erfolgswelle. Trolls überraschte letztes Jahr mit einem $154-Mio-Einspiel, sodass eine Fortsetzung bereits bewilligt wurde. Ähnlich könnte es auch der neuen Nummer 1 vom vergangenen Wochenende ergehen. The Boss Baby katapultierte sich dank einer starken Marketingkampagne und einer Animations-Durststrecke auf Anhieb auf Platz 1 der US-Kinocharts und spielte $50,2 Mio von 3773 Kinos ein. Im Schnitt erzielte der Animationsstreifen $13305 pro Kino. Das Startwochenende ist sehr vergleichbar mit dem Start von Home – Ein smektakulärer Trip vor fast exakt zwei Jahren, der mit $52,1 Mio aus den Startlöchern kam. Außerdem liegt der Start 15% über Die Croods ($43,6 Mio) vor fünf Jahren. Home erreichte insgesamt $177,4 Mio in den USA und in Kanada, Die Croods, der deutlich bessere Mundpropaganda genoss, kam auf $187,2 Mio. Folgt The Boss Baby Home, wird er bei $171 Mio landen; wenn er sich wie Die Croods verhält, könnte er bis zu $215 Mio erreichen. Durch Die Schlümpfe – Das verlorene Dorf bekommt The Boss Baby gleich an seinem zweiten Wochenende direkte Konkurrenz, die höhere Einnahmen vermutlich verhindert wird. Daher halte ich $200 Mio oder mehr für eher unwahrscheinlich. Da die Mundpropaganda angesichts eines "A-"-CinemaScores (äquivalent einer "1-") durchaus positiv ist, traue ich The Boss Baby insgesamt $170-180 Mio in Nordamerika zu.

Es war ein knapper Zweikampf, den Die Schöne und das Biest am Sonntag sogar gewann, doch am Ende zog Disneys Märchen-Musical an seinem dritten Wochenende knapp den Kürzeren und wurde vom Spitzenplatz verdrängt. Dabei schrieb er mit $45,4 Mio (-49,8%) das sechstbeste dritte Wochenendergebnis aller Zeiten, hinter Star Wars – Das Erwachen der Macht ($90,2 Mio), Avatar ($68,5 Mio), Marvel’s The Avengers ($55,4 Mio), Jurassic World ($54,5 Mio) und Rogue One: A Star Wars Story ($49,6 Mio). Nach nur 17 Tagen hat der Film bereits phänomenale $393,3 Mio eingespielt und wird in den kommenden Tagen die $400-Mio-Marke knacken. Das gelang bisher nur 21 weiteren Filmen. Doch natürlich wird Die Schöne und das Biest dann nicht aufhören und wird noch im April auch $500 Mio erreichen. Ob er The Dark Knight ($534,9 Mio) als sechsterfolgreichsten Film aller Zeiten ablösen wird, wird eine knappe Angelegenheit sein. Nach 17 Tagen sind die Umsätze der beiden Filme nahezu identisch. Ob Die Schöne und das Biest das schaffen wird, was Rogue One haarscharf verfehlte, wird auch davon abhängen, wie sehr der Film von den Double Features mit Disneys Guardians of the Galaxy Vol. 2 und Pirates of the Caribbean: Salazars Rache profitieren kann. Derweil liegt Die Schöne und das Biest aktuell 55% vor dem Einspiel von The Jungle Book im selben Zeitraum. Wenn er diesen Vorsprung bewahren könnte (was sehr unwahrscheinlich erscheint), könnte er locker mehr as $600 Mio einnehmen. Höchstwahrscheinlich wird er irgendwo im Bereich von $520-540 Mio landen.

Weltweit sieht es für Die Schöne und das Biest noch besser aus. Bislang hat der Film knapp $490 Mio außerhalb von USA und Kanada eingenommen und ein weltweites Einspiel von etwa $885 Mio erreicht. Bereits kommendes Wochenende sollte Die Schöne und das Biest als erster Film 2017 die weltweite Milliardenmarke überqueren und damit schon früh eine hohe Messlatte für alle kommenden Filme dieses Jahr legen.

Der Überraschungserfolg von Luc Bessons Lucy ($126,7 Mio US-Einspiel bei nur $40 Mio Budget) ließ Paramount möglicherweise die Zugkraft von Scarlett Johansson als Actiondarstellerin überschätzen und das Studio zahlte dafür vergangenes Wochenende den Preis. Ghost in the Shell, die erste Realadaption des Kultmangas, eröffnete in Nordamerika auf Rang 3 mit enttäuschenden $18,7 Mio von 3440 Kinos und erzielte einen Schnitt von $5429 pro Spielstätte. Es ist die einzige große Box-Office-Enttäuschung unter den fünf Big-Budget-Produktionen, die im März an den Start gingen (die anderen vier sind Logan – The Wolverine, Kong: Skull Island, Die Schöne und das Biest und Power Rangers). Es ist sicherlich auch eine wirklich misslungene Wahl des Starttermins, denn viele Kinogänger haben sich im Laufe des Monats bereits an effekt- und actionreichen Filmen sattgesehen, sodass Ghost in the Shell in einen übersättigten Markt gestartet wurde. Etwa 61% der Zuschauer am Startwochenende waren Männer und 76% waren älter als 25. Das entspricht einer ähnlichen Zielgruppe, die auch Logan und Kong anvisiert haben. Vielleicht überschätzte Paramount aber auch die Bekanntheit der Vorlage und deren Tauglichkeit als Massenprodukt, als das Studio $110 Mio für Ghost in the Shell ausgegeben hat (ohne Marketingkosten). Der "B"-CinemaScore (äquivalent einer "2") und der Rückgang der Einnahmen um 12,8% am ersten Samstag des Films sprechen sowohl für bestenfalls durchschnittliche Mundpropaganda als auch für gewisse Frontlastigkeit des Films. Lange wird er es in den Kinos nicht durchhalten und sollte am Ende nicht mehr als $45-55 Mio einspielen. Die Hoffnung bleibt, dass der Film außerhalb von Nordamerika überdurchschnittlich gut läuft, denn sonst erwarten Paramount heftige Verluste durch den Film.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie es um die aktuellen Umsätze von Logan, Kong: Skull Island und Power Rangers steht.

Ghost in the Shell (2017) Kritik

Ghost in the Shell (2017) Filmkritik

Ghost in the Shell, USA 2017 • 106 Min • Regie: Rupert Sanders • Mit: Scarlett Johansson, Pilou Asbæk, Takeshi Kitano, Michael Pitt, Juliette Binoche  • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 30.03.2017 • Website

Handlung

In einer nicht näher definierten Zukunft, in der für viele Menschen das Aufrüsten ihrer Körper durch kybernetische Zusatzteile genau so normal ist, wie das heutige Laden von Apps auf unsere Smartphones, ist Major Mira Killian (Scarlett Johansson) die erste ihrer Art. Nachdem ihr Körper bei einem Terrorangriff zerstört wurde, wurde ihr Gehirn in einen künstlichen und höchst widerstandsfähigen Körper verpflanzt. Als erste erfolgreiche Verknüpfung eines menschlichen Geists mit einem synthetischen Körper stellt sie für das Unternehmen Hanka Robotics einen wertvollen Prototyp für künftige Massenproduktion dar. Um ihre Qualitäten als perfekte Soldatin unter Beweis zu stellen, wird Major der Eliteeinheit Sektion 9 von Hanka zugewiesen, die unter der Führung des undurchsichtigen Daisuke Aramaki (Takeshi Kitano) in einer nicht näher bezeichneten asiatischen Metropole Terroristen und Cyberkriminelle jagt. Bei einem ihrer Fälle kommt Sektion 9 dem mysteriösen Hacker Kuze (Michael Pitt) auf die Schliche, der augenscheinlich eine persönliche Vendetta gegen Hanka und dessen Mitarbeiter führt. Die Jagd nach Kuze und immer häufiger werdende Wahrnehmungsstörungen bringen Major jedoch auch auf die Spuren ihrer eigenen Vergangenheit und lassen sie ihre Realität hinterfragen.

Kritik

Ghost in the Shell (2017) Filmbild 1Die Inspirationskette, die vor und hinter Mamoru Oshiis wegweisendem Anime Ghost in the Shell von 1995 sowie dessen Manga-Vorlage von Masamune Shirow liegt, ist lang. Neben Paul Verhoevens RoboCop, der ebenfalls von einem menschlichen Geist im Körper einer Maschine handelte, wurden die Ideen und Konzepte von Ghost in the Shell (wie auch nahezu jedes andere Cyberpunk-Werk der letzten 35 Jahre) zweifelsohne von Ridley Scotts Klassiker Blade Runner beeinflusst. Dieser ließ sich wiederum u. a. frei von Fritz Langs Meisterwerk Metropolis inspirieren. Ghost in the Shell hatte seinerseits ebenfalls bedeutenden Einfluss auf das Science-Fiction-Genre, der sich besonders merklich bei Matrix niederschlug. Doch obwohl Blade Runner, RoboCop, Ghost in the Shell und Matrix ihre Inspiration von zahlreichen anderen Werken bezogen, haben sich alle diese Filme weit über den Schatten ihrer Vorbilder hinaus entwickelt, besitzen eigene, unverwechselbare Identitäten und gelten als Meilensteine des Genres. Rupert Sanders’ Realadaption Ghost in the Shell wird sich nicht neben diese Filme einreihen, denn sie begnügt sich damit, ihre Geschichte gänzlich aus Versatzstücken aller oben genannten Filme zusammenzustellen, entbehrt jedoch leider der philosophischen Komplexität seiner Vorlage, auch wenn es den Machern nicht immer bewusst zu sein schien. Ghost in the Shell ist ein Film, der die Identitätskrise und –suche seiner Protagonistin als komplex und tiefgründig darstellen möchte, doch die melancholische Grundstimmung und die fantastisch durchdachten Bilderwelten können nicht dauerhaft darüber hinwegtäuschen, dass die eigentliche Handlung sehr einfach und gradlinig ist.

Ghost in the Shell (2017) Filmbild 3Doch wenden wir uns zunächst dem Positiven zu, das bei Ghost in the Shell zum Glück überwiegt. Wenn man nicht viel Wert auf eine anspruchsvolle Handlung und herausfordernde Grundfragen legt, die sowohl das Anime als auch der Manga aufgeworfen haben, kann man den Streifen als bildgewaltigen Sci-Fi-Actioner mit einer souveränen Kickass-Heldin gut genießen. Obwohl vom Megapolis aus Blade Runner inspiriert, weiß Rupert Sanders Kreation der Zukunfts-Metropole, die wie Tokyo 2.0 anmutet, durchaus zu beeindrucken. Mit gigantischen Hologrammen in den Straßen und an den Hochhäusern oder futuristischen, aber dennoch nie zu weit hergeholt wirkenden Designs der alltäglichen Technik, erschaffen Sanders und sein Team aus Effektspezialisten und Szenenbildnern eine auf Anhieb glaubwürdige, greifbare Vision einer Zukunft, in der der Technisierungswahn ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Das visuelle Worldbuilding ist bis in die kleinen Details gelungen. Diverse ikonische Momente aus dem Anime, wie die Schöpfung von Majors Körper, der Sprung vom Hochhaus zum Filmbeginn und der Wasserkampf im unsichtbaren Kampfanzug sind spektakulär umgesetzt. Die Action ist über den Film verteilt spärlich, jedoch sehr effektiv eingesetzt.

Ghost in the Shell (2017) Filmbild 2Das asiatische Setting und Yakuza-ähnliche Gegner von Major und ihrer Einheit verleihen Ghost in the Shell ein angenehm exotisches Flair. An dieser Stelle kommt man unweigerlich auf die Whitewashing-Vorwürfe zu sprechen, die aus der Besetzung von Scarlett Johansson in der Hauptrolle resultierten. Diesem Umstand trägt der Film tatsächlich Rechnung und löst ihn sogar gewissermaßen, allerdings auf eine kuriose Weise, die den Ärger mancher sogar noch mehr befeuern könnte. Es bleibt jedoch nur ein kleines und letztlich auch eher unwesentliches Detail. Johansson bringt die nötige von ihrer Umwelt distanzierte Ausstrahlung für die Rolle, wie schon in Under the Skin und Lucy. Da die Entwicklung von Major hier jedoch emotionalen Charakter hat, fällt es angesichts von Johanssons weitgehend ausdrucksloser Mimik schwer, mit ihr mizufühlen. Ihr Schauspiel erfolgt hier weitgehend über die Gestik und die bewusst schwerfällige Physis, die ein Wesen impliziert, das sich in seiner Hülle nicht ganz wohlfühlt. Wie schon bei ihren Marvel-Auftritten, behauptet sie sich in den Actionszenen des Films hervorragend als agile Kampfmaschine, und dass Frau Johansson im knallengen und hautfarbenen Bodysuit eine fantastische Figur abgibt, versteht sich von selbst.

Die einzige weitere nennenswerte Performance des Films kommt von der japanischen Entertainment-Ikone "Beat" Takeshi Kitano als Majors Chef. Kitano, der sich hier auf seine Muttersprache beschränken darf, holt alles aus seiner knapp bemessenen Rolle heraus. Seinen Charakter umgibt stets eine leicht mysteriöse, bedrohliche Aura und es ist eine wahre Freude, wenn er diese Ausstrahlung in einer Szene auch in die Tat umsetzen darf. Die restliche Besetzung, einschließlich Michael Pitt als ambivalenter Schurke und Pilou Asbæk als Majors treuer Kampfgefährte Batou, bleibt blass.

Ghost in the Shell (2017) Filmbild 4Tatsächlich hätte der Film vermutlich davon profitiert, wenn er jeden Vorwand der Tiefgründigkeit fallen gelassen und sich auf seine Stärken konzentriert hätte, wenn schon nicht das Bestreben bestand, die wenig massentaugliche Komplexität der Vorlage umzusetzen. Das Endergebnis ist ein Film, der sich für deutlich intellektueller hält, als er wirklich ist. Damit soll Ghost in the Shell nicht unterstellt werden, dass er dumm ist oder seine Zuschauer für dumm verkauft. Es ist eine simpel gestrickte und konsequent erzählte Geschichte, deren Wendungen für jeden Zuschauer, der nicht erst seit gestern Filme schaut, vorhersehbar sind. Bis hin zu seinem actionreichen Finale ist der Film im Grunde ein technisch großartig umgesetzter RoboCop-Verschnitt, jedoch ohne dessen bissige Anflüge von Gesellschaftssatire (also im Prinzip weitgehend wie das RoboCop-Remake von 2014).

Fazit

Wer gerne ins Kino geht, um sich in berauschenden Bilderwelten entführen zu lassen, kann guten Gewissens ein Ticket für Ghost in the Shell holen, denn die visuelle Wucht, die Regisseur Rupert Sanders in seiner Zukunftsvision heraufbeschwört, wird dieses Jahr ihresgleichen suchen und rechtfertigt sogar den 3D-Zuschlag. Doch während die Action knackig und der beeindruckende Stil bis in die Details sorgfältig durchdacht und gestaltet ist, ist die Substanz der Manga-Verfilmung überraschend mager, auch wenn der Film einen gerne vom Gegenteil überzeugen möchte.

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Box-Office USA: Die Schöne und das Biest wehrt Power Rangers ab, Logan knackt $200 Mio

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Die Schöne und das Biest Power Rangers Box Office

Links: Die Schöne und das Biest © 2017 Walt Disney Pictures
Mitte: Power Rangers © 2017 Lionsgate
Rechts: Logan – The Wolverine © 2017 20th Century Fox

Quelle: Boxofficemojo

Nach dem Rekord-Wochenende vor einer Woche war es keine Überraschung, dass die Umsätze der Top 12 trotz drei breiter Neustarts sanken. Mit insgesamt $195,1 Mio war dennoch reger Betrieb in den nordamerikanischen Kinos angesagt und die Zahlen lagen 23% unter der Vorwoche sowie 20% unter dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Batman v Superman den damaligen März-Startrekord aufstellte (der dieses Jahr von Die Schöne und das Biest getoppt wurde).

Disneys Die Schöne und das Biest setzte seinen phänomenalen Siegeszug an den Kinocharts mit einem zweiten Wochenende, das sogar noch beeindruckender war als das erste. Die Realverfilmung des Märchen-Musicals fiel um lediglich 48,3% auf $90,4 Mio und schrieb damit das viertbeste zweite Wochenendergebnis aller Zeiten. Das Startwochenende vor einer Woche war noch das sechstbeste aller Zeiten. Nur Star Wars – Das Erwachen der Macht ($149,2 Mio), Jurassic World ($106,6 Mio) und Marvel’s The Avengers ($103,1 Mio) hatten ein besseres zweites Wochenende. Das sind auch die einzigen Filme, die in ihren ersten zehn Tagen insgesamt mehr eingespielt haben als Die Schöne und das Biest. Der Streifen steht nach diesem Zeitraum bei überwältigenden $319 Mio in Nordamerika und liegt sogar 2% vor dem besser gestarteten Avengers: Age of Ultron sowie 12% vor Rogue One: A Star Wars Story im selben Zeitraum. Außerdem ist der Film bereits satte 66% The Jungle Book zum selben Zeitpunkt ihrer Performances voraus. The Jungle Book nahm in den ersten zehn Tagen $192,2 Mio ein, was letztlich 52,8% des finalen Gesamteinspiels des Films ausmachte. Wenn Die Schöne und das Biest dem gleichen Muster folgt, wird der Film sogar $600 Mio in Nordamerika erreichen. Allerdings ist Die Schöne und das Biest allein schon aufgrund des Riesenhypes deutlich frontlastiger als The Jungle Book, der an seinem zweiten Wochenende lediglich 40,4% einbüßte. Dennoch ist allein die Tatsache, dass Die Schöne und das Biest einen 50%-Drop vermeiden konnte, sehr bemerkenswert. Ohne nennenswerte direkte Konkurrenz bis Mai wird der Triumph des Films, der auch die nächsten beiden Wochenenden an der Spitze der US-Charts verbringen sollte, nicht bald enden. Ein Gesamteinspiel oberhalb von $500 Mio ist mittlerweile absolut sicher. Der Film sollte irgendwo im Bereich von $525-550 Mio in Nordamerika landen und hat gute Chancen, zum sechsterfolgreichsten Film aller Zeiten in den USA und in Kanada aufzusteigen.

Obwohl die Kinoadaption der Neunziger-Kultserie "Power Rangers" nicht gegen die Übermacht von Die Schöne und das Biest ankommen konnte, startete der Film an und für sich solide und im Rahmen der moderaten Erwartungen. Der Streifen spielte $40,3 Mio von 3693 Kinos ein und erzielte einen Schnitt von $10913 pro Spielstätte. Der Film erwies sich als guter Kontrastprogramm zu Die Schöne und das Biest. Während die Zuschauer von Disneys Hit zu 70% weiblich waren, waren 65% der Ticketkäufer von Power Rangers männlich. Vermutlich wäre der Film in einem weniger kompetitiven Monat als diesem noch besser gestartet, doch Streifen wie Logan – The Wolverine und Kong: Skull Island haben in den letzten Wochen sein Zielpublikum abgegrast. So lässt sich teilweise erklären, weshalb Power Rangers deutlich unter dem Teenage-Mutant-Ninja-Turtles-Reboot von 2016 ($65,6 Mio) eröffnete. Bei einem Budget von $100 Mio wird das nordamerikanische Einspiel alleine nicht reichen, um auf schwarze Zahlen zu kommen, doch es ist gut genug, um eine solide Grundlage für ein potenzielles Sequel zu bilden. Mit sehr starker Mundpropaganda im Rücken ("A"-CinemaScore, äquivalent einer "1") sollte Power Rangers $105-115 Mio in Nordamerika erreichen, bevor er die Kinos verlässt.

Kong: Skull Island sank um einen Platz auf Rang 3 und spielte von Freitag bis Sonntag $14,7 Mio ein, 47,3% weniger als an seinem zweiten Wochenende. Nach 17 Tagen steht das Monsterspektakel bei $133,8 Mio und damit 23% hinter Godzilla (2014) im selben Zeitraum. Der Abstand schrumpft allerdings allmählich, denn Kong: Skull Island ist unter den Kinogängern deutlich beliebter und hält sich deshalb auch besser. Insgesamt wird der Film $160-165 Mio erreichen, was sehr ordentlich wäre, hätte der Film nicht heftige $185 Mio gekostet (mehr als jeder andere März-Blockbuster dieses Jahr).

Daniel Espinosas Sci-Fi-Horrorstreifen Life startete mit $12,5 Mio von 3146 auf Rang 4 und schrieb einen unspektakulären Schnitt von $3974 pro Kino. Sogar die namhafte Besetzung aus Jake Gyllenhaal und Ryan Reynolds sowie die große Popularität von Weltraumfilmen in jüngster Vergangenheit (Gravity, Interstellar, Der Marsianer) konnte Life nicht zu einem besseren Ergebnis verhelfen. Die Mundpropaganda scheint angesichts eines "C+"-CinemaScores (äquivalent einer "3+") bestenfalls durchwachsen zu sein, sodass der Film sich mit $30-35 Mio aus den Kinos verabschieden wird. Da er $58 Mio kostete (ohne Marketingausgaben), müssen internationale Ergebnisse deutlich besser sein, damit er zumindest seine Kosten wieder einspielt.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, welchen großen Meilensteine Logan – The Wolverine, John Wick: Kapitel 2 und La La Land erreichten.

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