Oscarprämierter Regisseur William Friedkin (Der Exorzist, Brennpunkt Brooklyn) ist tot

William Friedkin am Set von Der Exorzist (1973) © Warner Bros. Pictures

Quelle: Deadline

William Friedkin, einer der einflussreichsten Filmemacher der Siebziger, ist von uns gegangen. Er starb vergangenen Montag an Herzversagen und einer Lungenentzündung im Alter von 87 bei sich zu Hause in Bel Air, Los Angeles.

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Friedkin war seit seiner Jugend ein leidenschaftlicher Filmfan. Orson Welles' Citizen Kane bezeichnete er als den Film, der sein Leben verändert und ihn endgültig zum wahren Cineasten gemacht hat. Unmittelbar nach seinem Highschool-Abschluss übernahm er einen Job in der Postabteilung eines Fernsehsenders und bereits mit 18 machte er erste Schritte als Regisseur bei Live-Fernsehsendungen und Dokumentarfilmen. Seine erste Serienfolge inszenierte er 1965 als Teil der "Alfred Hitchcock präsentiert"-Anthologie (OT: "The Alfred Hitchcock Hour"). Sein Filmdebüt feierte Friedkin zwei Jahre später mit der musikalischen Parodie Good Times mit Sonny & Cher in den Hauptrollen.

Friedkins große Stunde ließ nicht lange danach auf sich warten. Nach dem für seine Zeit kontroversen Die Harten und die Zarten (OT: The Boys in the Band), der 1970 in die Kinos kam und als einer der Meilensteine des queeren Kinos gilt, inszenierte Friedkin den Thriller Brennpunkt Brooklyn (OT: The French Connection) mit Gene Hackman in seiner ikonischen Rolle als New Yorker Polizist Popeye Doyle. Der Film wurde 1972 für acht Oscars nominiert und gewann davon fünf, darunter für Hackman, Friedkins Regie und den Hauptpreis als "Bester Film". Die Autoverfolgungsjagd in dem Film gilt bis heute als eine der besten der Filmgeschichte. Eine Fortsetzung mit Hackman folgte 1975, jedoch unter John Frankenheimers Regie statt Friedkins.

Brennpunkt Brooklyn war ein großer kommerzieller Hit, doch bereits 1973 konnte Friedkin ihn übertreffen und sich endgültig als einer der ganz Großen Hollywoods etablieren. Mit dem bahnbrechenden Horrorfilm Der Exorzist (OT: The Exorcist) schrieb er erneut Filmgeschichte. Der Streifen revolutionierte das Horrorgenre, wurde für zehn Oscars nominiert (und gewann zwei davon) und ist bis heute einer der kommerziell erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten. Die neuste Fortsetzung des Originalfilms kommt diesen Oktober in die Kinos. Das Thema der Dämonenaustreibung hat Friedkin nie losgelassen und 2017 wurde sein Dokumentarfilm The Devil and Father Amorth veröffentlicht, der dem legendären italienischen Priester und Exorzisten Gabriele Amorth bei einem Exorzismus begleitet. Russell Crowe verkörperte kürzlich eine fiktive Version von Amorth im Horrorfilm The Pope’s Exorcist.

Nach einer vierjährigen Schaffenspause inszenierte Friekdin Atemlos vor Angst (OT: Sorcerer), das US-Remake von Henri-Georges Clouzots Lohn der Angst, den Friedkin als einen seiner großen Einflüsse nannte. Der Film floppte jedoch an den Kinokassen und ist erst mit der Zeit in der Wertschätzung der Filmfans gestiegen.

Die Achtziger waren ein deutlich weniger erfolgreiches Jahrzehnt für Friedkin als die Siebziger und begannen mit dem kontroversen Thriller Cruising mit Al Pacino, der wegen seiner expliziten Sexdarstellungen vor dem US-Kinostart gekürzt werden musste. Auch Cruising gilt heute inzwischen als einer seiner besten Filme. Er folgten u. a. der Neo-Noir-Thriller Leben und Sterben in L.A. (OT: To Live and Die in L.A.) mit William Petersen und Willem Dafoe und der wenig bekannte Thriller Anklage Massenmord (OT: Rampage) mit Michael Biehn, den wir tatsächlich als einen der ersten Filme auf dieser Website rezensiert hatten.

Mit Das Kindermädchen (OT: The Guardian) kehrte Friedkin 1990 erstmals seit Der Exorzist zum Horrorkino zurück, hatte aber wenig Erfolg. Im Fernsehen inszenierte Friedkin in den Achtzigern und Neunzigern jeweils eine Folge von "Unbekannte Dimensionen" (OT: "The Twilight Zone") und "Geschichten aus der Gruft" (OT: "Tales from the Crypt") sowie das TV-Remake des Filmklassikers Die zwölf Geschworenen (OT: 12 Angry Men), das für zahlreiche Emmys nominiert wurde.

Seinen ersten kommerziellen Erfolg seit über zwei Jahrzehnten  verbuchte Friedkin erst 2000 mit dem Militärthriller Rules – Sekunden der Entscheidung (OT: Rules of Engagement) mit Tommy Lee Jones und Samuel L. Jackson, der zwei Wochen an der Spitze der nordamerikanischen Kinocharts verbrachte. Einer der besten Filmen von Friedkins gesamter Karriere feierte 2011 seine Premiere. In Killer Joe spielte Matthew McConaughey einen durchgeknallten Polizisten und Auftragsmörder. Es war eine der Rollen, mit denen McConaughey in der ersten Hälfte der 2010er sein Image eines häufig shirtlosen Romcom-Stars erfolgreich losgeworden ist und als ein wandlungsfähiger Charakterdarsteller erkannt wurde.

Killer Joe war auch bislang der letzte Film von Friedkin, der erschienen ist. Vor seinem Tod drehte er jedoch den Gerichtsthriller The Caine Mutiny Court-Martial ab, das Remake von Die Caine war ihr Schicksal. Der Film wird bei den kommenden Filmfestspielen von Venedig, wo auch eine restaurierte Version von Friedkins Der Exorzist aufgeführt werden wird, seine Weltpremiere feiern. Eine der Rollen in dem Film spielt der leider ebenfalls verstorbene Lance Reddick (John Wick).

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