"Ich war ein Statist": Vinnie Jones extrem enttäuscht wegen seiner Juggernaut-Rolle bei X-Men

Vinnie Jones in X-Men – Der letzte Widerstand (2006) © 20th Century Studios

Quelle: Comicbookmovie

X-Men: Dark Phoenix erreichte letztes Jahr den Tiefpunkt des X-Men-Franchises von Fox. Kein anderer Film der Reihe wurde in der Kritik so zerrissen und keiner war kommerziell ein so großer Flop. Der Film versaute sogar den neuen Fox-Inhaber Disney die Quartalszahlen, weil er so große Verluste verbucht hat.

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Obwohl der Film unweigerlich Probleme hatte, war er für mich dennoch besser oder zumindest weniger enttäuschend als der erste Versuch, die Dark-Phoenix-Saga fürs Kino zu adaptieren. Zugegeben, die Erwartungshaltung war 2006 auch noch größer. Nach Bryan Singers fantastischen zwei X-Men-Filmen, von denen insbesondere der zweite in meinen Augen immer noch eine der besten Marvel-Verfilmungen überhaupt darstellt, kam Brett Ratners X-Men – Der letzte Widerstand und legte wenn nicht kommerziell, dann aber definitiv qualitativ eine Bruchlandung hin. Trotz seiner großartigen Besetzung hat der Film so viele falsche Entscheidungen getroffen und sein Potenzial und seinen Cast verschwendet. Was eine epische Geschichte hätte werden können, plätscherte beliebig vor sich hin.

Noch bitterer wird es rückblickend, wenn man bedenkt, wie knapp wir vermutlich an einem deutlich besseren Film vorbeigeschlittert sind. Ursprünglich wurde Matthew Vaughn für die Regie des Films angeheuert. Er verließ das Projekt wenige Wochen vor Drehbeginn und der routinierte, aber einfallslose Brett Ratner ist für ihn eingesprungen. Vaughn kehrte fünf Jahre später mit dem tollen X-Men: Erste Entscheidung zum Franchise zurück, der eine neue X-Men-Ära im Kino eingeläutet hat.

Eins der großen Verbrechen von Ratners Version war, wie viele coole Mutanten sie verschwendet hat, darunter Kitty Pryde, Angel, Beast und Juggernaut, ganz zu schweigen davon, wie sich der Film unverzeihlicherweise Cyclops entledigt hat.

Den Frust über die Misshandlung der Charaktere empfanden jedoch nicht nur die Fans, sondern auch einige der Darsteller. Vinnie Jones, der als Muskelpaket Juggernaut besetzt wurde, ließ in einem neuen Interview seinen Gefühlen freuen Lauf und sprach darüber, dass seine Rolle in Matthew Vaughns Drehbuch nichts mit der Version zu tun hatte, die er am Ende spielen musste, und bezeichnete die Rolle als einen Witz: (aus dem Englischen)

Ich habe die Rolle geliebt, aber ich hoffe ihr könnt das jetzt verdammt nochmal richtigstellen. Ich wurde mehr oder weniger beraubt. Matthew Vaughn hat mich unter Vertrag genommen und es war eine großartige Rolle und ein großartiges Drehbuch, und Juggernaut war ein großartiger Charakter. Ich habe für drei Filme unterschrieben, und das sagt schon, wie ernst es mir war.

Brett Ratner hat den Charakter im Prinzip aufgelöst. Ich habe die halbe Zeit in meinem fucking Wohnwagen verbracht. Es war einer der enttäuschendsten Jobs, den ich bislang je hatte. Es war nicht mehr der gleiche Juggernaut, für den ich unterschrieben habe. Sie haben seine Geschichte weggenommen, sie haben seinen Charakter weggenommen, seinen Dialog. Ich hatte zwei Treffen mit Brett deswegen und er meinte: "Ja, ja, es kommt. Sie schreiben für dich, während wir gerade sprechen," und es ist nie fucking passiert.

Es war meine größte Enttäuschung. Was besonders ärgerlich ist, dass manche Fans mir die Schuld geben! Es hat verdammt noch mal nichts mit mir zu tun! Für diese Rolle habe ich nicht unterschrieben. Der Juggernaut, den ihr gesehen habt, war nicht der Juggernaut, für den ich unter Matthew Vaughn unterschrieben habe, das kann ich euch sagen. Das hat mich sehr verärgert.

Ich weiß, was es den Fans bedeutet, und ich hatte das Gefühl, dass ich ein wenig der Sündenbock war, weil niemand meine Seite der Geschichte erzählt hat. Niemand hat sich erhoben und gesagt: "Moment, wir haben Vinnies Chararkter komplett whitewashed". Ich war ein Statist. So habe ich mich gefühlt. Ich war am Boden zerstört. […]

Ratner hat all diese Charaktere reingenommen und jeder hatte nur eine Zeile… das war wirklich ein Witz!

Okay, Jones hat den Begriff "Whitewashing" vielleicht nicht ganz verstanden, aber ich kann den Frust definitiv nachvollziehen, denn auch als Außenstehender war es 2006 eine schmerzvolle Erfahrung im Kino zu sehen, wie der Film das bis dahin großartige Franchise anstelle eines mitreißenden Finales gegen die Wand fährt. Der blöd dargestellte Juggernaut war vielleicht nur ein kleiner Teil des Problems, aber er war wohl symptomatisch dafür, was mit dem Film bzw. seinem Drehbuch passiert ist.

Juggernaut hat als computergenerierter Bösewicht in Deadpool 2 seine zweite Chance bekommen, wobei Deadpool-Darsteller Ryan Reynolds ihm seine Stimme geliehen hat. Sollte Jones jedoch jemals die Gelegenheit bekommen, die Rolle wieder zu spielen (diesmal aber richtig!), würde er sie sofort ergreifen, erklärte er:

Ja, ich würde gerne die Gelegenheit bekommen, es richtig zu machen. Ich würde es wirklich. Das ist ein Stein, den ich umdrehen muss, wenn ich je die Gelegenheit dazu bekomme.

Ich bezweifle, dass es dazu kommen wird, doch Jones' Tirade ist auf jeden Fall ein wichtiger Reminder, dass man die Schuld an schlecht dargestellten Figuren nicht sofort auf ihre Schauspieler abwälzen sollte.

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