Netflix wird keine 2. Staffel von "The Get Down" produzieren

Quellen: Netflix, Baz Luhrman Facebook

Welche ist die teuerste Serie aller Zeiten? Vielleicht "Game of Thrones" mit ihrer üppigen, bombastischen Fantasywelt und umfangreichen Kulissen? Oder "Friends", bei der zum Ende der Serie jeder der sechs Hauptdarsteller $1 Mio pro Folge kassierte? Oder ist es vielleicht "Westworld", HBOs komplexe Science-Fiction-Serie mit einem riesigen Cast?

Nein, die wahre Antwort liegt nicht im linearen Fernsehen, sondern beim Streaming-Anbieter Netflix, der vorsieht, allein dieses Jahr $6 Milliarden für Eigenproduktionen auszugeben. Da ist es kein Wunder, dass sich Netflix nicht lumpen lässt, wenn es um ambitionierte Serienprojekte geht, die im regulären Fernsehen nie eine Chance gehabt hätten. Dennoch verwundert es ein wenig, dass die teuersten Netflix-Serien – und zugleich die teuersten Serien überhaupt – "The Crown" und "The Get Down" sind. Erstere belegt mit einem Budget von $130 Mio tatsächlich neuerdings Platz 1 unter den kostspieligsten Serien aller Zeiten. Mit nur zehn Folgen in Staffel 1 sind es etwa $13 Mio pro Folge. Dabei hat die Serie über die junge Königin Elizabeth keine epischen Schlachten oder eine besonders teure Besetzung.

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Noch verwirrender ist jedoch das $120-Mio-Budget von "The Get Down", der von Baz Luhrman (Der große Gatsby) produzierten Serie über die Geburtsstunde des Hip-Hop in Bronx der siebziger Jahre, die in zwei Teilen mit jeweils sechs und fünf Episoden bei Netflix veröffentlich wurde. Luhrman und sein Team haben sehr große Anstrengungen unternommen, um die Authentizität der Serie und ihres Settings sicherzustellen, dennoch fällt es schwer, nachzuvollziehen, wie "The Get Down" pro Folge mehr kosten kann als "Game of Thrones". Doch das ist nicht einmal die ganze Geschichte, denn fundierten Gerüchten zufolge sollen die Kosten der ersten Staffel durch zahlreiche Nachdrehs und Verzögerungen der Produktion $200 Mio erreicht haben – also $18 Mio pro Episode.

Doch während die Rieseninvestition von Netflix in "The Crown" immerhin Früchte trug und dem Anbieter seinen ersten Golden Globe als "Beste Dramaserie" gewann, blieb der kulturelle Impact von "The Get Down" trotz der aufwändigen Produktion relativ gering. Die Serie wurde nie zum großen Popkultur-Event, erhielt solide, jedoch unspektakuläre Rezensionen und erreichte bei Netflix keine großen Zuschauerzahlen. Jedoch gilt anzumerken, dass zumindest die vergangenes Jahr veröffentlichte erste Hälfte von Staffel 1 zum Zeitpunkt des Release die beliebteste Netflix-Serie der afroamerikanischen Zielgruppe war.

Letztlich hat es jedoch nicht gereicht, um die weitere Produktion zu rechtfertigen, denn Netflix hat "The Get Down" nach nur einer Staffel den Stecker gezogen. Es ist nach "Lilyhammer", "Marco Polo", "Longmire" und "Hemlock Grove" erst die fünfte eigene Serie, die Netflix abgesetzt hat und die erste, die nur eine Staffel lang überlebte. Doch obwohl die erste Staffel ein Riesenbudget verschlang, das vermutlich in keinem Verhältnis mit dem Erfolg der Serie stand, gab es dennoch ernsthafte Überlegungen bei Netflix, "The Get Down" eine 2. Staffel der zu spendieren. Das verriet Luhrman im April nach der Veröffentlichung der zweiten Staffelhälfte der Serie. Gemeinsam mit seinem Team hat er bereits die Anfangssequenz der zweiten Staffel ausgearbeitet. Doch gerade Luhrman ist höchstwahrscheinlich der entscheidende Grund, weshalb sich Netflix gegen eine 2. Staffel entschieden hat. Ursprünglich sollte "The Shield"-Macher Shawn Ryan der Showrunner von "The Get Down" sein, mit Luhrman lediglich als Produzent. Doch nachdem Ryan aus kreativen Gründen die Serie verlassen hat, übernahm Luhrman die Serie und machte sie zu seiner eigenen Vision, etwas, was jedem Kenner von Luhrmans Filmen schnell aufgefallen sein sollte.

Dennoch wollte Luhrman bei der 2. Season nicht mehr als Showrunner fungieren, denn letztlich sah er sich als Filmregisseur und wollte sich nicht weitere 1-2 Jahre an eine Serie binden. Als Ersatz sah er einen afroamerikanischen Regisseur vor, dessen Identität er zwar nicht verriet, ihn jedoch als perfekt für die Serie hielt. Doch ohne einen prestigeträchtigen Namen wie Luhrman war Netflix offensichtlich nicht bereit, in die nicht gerade preiswerte Serie weiter Geld zu investieren, sodass das Schicksal der "Get Down Brothers" nicht zu Ende erzählt und stattdessen der Vorstellungskraft der Zuschauer überlassen werden wird. Schade.

Luhrman selbst veröffentlichte über seine Facebook-Seite eine Stellungnahme und Erklärung, weshalb er der Serie den Rücken zuwenden musste:

 

https://www.facebook.com/BazLuhrmannOfficial/posts/1856753604650395

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