Oscarprämierter Von-Winde-verweht-Star Olivia de Havilland ist tot

Olivia de Havilland in Die Erbin (1949) © Paramount Pictures

Quelle: Variety

Nach dem Tod von Kirk Douglas im Februar war sie einer der letzten noch lebenden Stars aus Hollywoods Goldenem Zeitalter. Jetzt ist die zweifache Oscargewinnerin und Filmlegende Dame Olivia de Havilland im Alter von 104 eines natürlichen Todes gestorben. Ihre Publizistin bestätigte dies gegenüber Variety. De Havilland, die seit den Achtzigern im Ruhestand lebte, starb in ihrer Wahlheimat Paris.

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De Havilland wurde als Tochter britischer Eltern 1916 in Tokio geboren. Ihre 15 Monate jüngere Schwester, mit der sie eine jahrelange Rivalität und eine problematische Beziehung verband, war Oscargewinnerin Joan Fontaine (Rebecca). Fontaine starb 2013 im Alter von 96. Als sie noch Kleinkinder waren, beschloss die Familie, nach England zurückzukehren, ist aber während der Rückreise Nahe San Francisco geblieben und hat sich dort eingelebt. De Havillands Leidenschaft für die Schauspielerei zeigte sich bereits während ihrer Schulzeit, als sie im Laientheater mitgespielt hat. Entdeckt wurde sie von einem Talentsucher bei einer Schulaufführung von Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" (OT: "A Midsummer Night’s Dream"). Sie wurde in der Hollywood-Bowl-Theaterproduktion desselben Stücks  besetzt, inszeniert vom Österreicher Max Reinhardt, und durfte später ihre erste nennenswerte Filmrolle als Hermia in dessen Kinoadaption spielen.

Zwar war der Film kein großer Erfolg, doch de Havillands Talent ist aufgefallen und sie wurde von Warner Bros. für sieben Jahre unter Vertrag genommen. In dieser Zeit wurde sie von Studio mit dem vielversprechenden Newcomer Errol Flynn für eine Reihe erfolgreicher Abenteuerfilme gepaart. Ihre erste gemeinsame Produktion, der Piratenfilm Unter Piratenflagge (OT: Captain Blood), wurde für einen Oscar als "Bester Film" nominiert. Ihre erfolgreichste Zusammenarbeit wurde 1938 der Technocolor-Film Die Abenteuer des Robin Hood (OT: The Adventures of Robin Hood) mit Flynn in seiner ikonischsten Rolle und de Havilland als Maid Marian. Das Dream-Team war aber auch gemeinsam in Der Verrat des Surat Khan (OT: The Charge of the Light Brigade), Günstling einer Königin (OT: The Private Lives of Elizabeth and Essex) und Sein letztes Kommando (OT: They Died with Their Boots On) zu sehen. Flynn und de Havilland wurde viele Jahre lang eine Affäre angedichtet, und in seinen Memoiren gestand der Schauspieler seine Liebe für seinen Co-Star. Auch de Havilland gab 2009 zu, starke Gefühle für Flynn gehabt zu haben, beteuerte jedoch, dass sie ihnen aus Respekt vor seiner Ehe nie nachgegangen sei.

Trotz des Erfolgs war de Havilland häufig unzufrieden mit den zweidimensionalen, anspruchslosen Rollen, die sie bekommen hat. Das änderte sich mit ihrer Besetzung als Melanie im zehnfach oscarprämierten Filmklassiker Vom Winde verweht (OT: Gone with the Wind), der ihr ihre erste von insgesamt fünf Oscarnominierungen eingebracht hat. Zwar hat de Havilland gegen ihren Co-Star Hattie McDaniel in der Kategorie "Beste Nebendarstellerin" verloren, doch bessere und komplexere Rollen warteten nun auf sie. Innerhalb der darauffolgenden zehn Jahre wurde sie für vier weitere Oscars nominiert. Als sie für Das goldene Tor (OT: Hold Back the Dawn) nominiert wurde, verlor sie gegen ihre eigene Schwester Joan Fontaine für Hitchcocks Verdacht (OT: Suspicion). Mit Mutterherz (OT: To Each His Own) gewann sie 1947 endlich ihren ersten Oscar als "Beste Hauptdarstellerin". Zwei Jahre später folgte eine Nominierung für Die Schlangengrube (OT: The Snake Pit), der zudem als "Bester Film" im Rennen war. Schließlich erhielt sie 1950 für Die Erbin (OT: The Heiress) ihre fünfte und letzte Oscarnominierung, ihren zweiten Hauptdarstellerin-Oscar und ihren ersten Golden Globe. Ich hatte das Glück, den Film letztes Jahr im Kino zu sehen, und de Havilland glänzt darin in der Rolle einer enttäuschten und verbitterten jungen Frau.

In den Jahrzehnten nach ihrem zweiten Oscarsieg wechselte sich de Havilland zwischen Filmrollen, Theater und TV-Auftritten ab. Für eine ihrer finalen Rollen in der Miniserie "Anastasia" (OT: "Anastasia: The Mystery of Anna") gewann sie 1987 als Nebendarstellerin ihren zweiten Golden Globe.

Obwohl de Havilland Ende der Achtziger dem Showgeschäft den Rücken kehrte, war es um sie seitdem dennoch nicht immer ruhig. Im Juni 2017, einen Tag vor ihrem 101. Geburtstag, reichte de Havilland eine Klage gegen den US-Kabelsender FX Network und Produzent Ryan Murphy ein. Grund dafür war Murphys Serie "Feud: Bette and Joan", die von der Rivalität zwischen Joan Crawford und Bette Davis, einer von de Havillands besten Freundinnen und engen Vertrauten in Hollywood, handelte. De Havilland selbst wurde von Catherine Zeta-Jones verkörpert. De Havillands Klage zielte auf die falsche Darstellung ihrer Person ohne Rücksprache und Erlaubnis ab. Die Diffamierungsklage wurde jedoch zu Murphys und FX' Gunsten entschieden.

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