Liam Neeson war sich sicher, dass 96 Hours floppen würde

Liam Neeson in 96 Hours (2008) © EuropaCorp

Quelle: Entertainment Weekly

Ein Überraschungshit kann auch bei lange etablierten Schauspielern den Verlauf ihrer gesamten Karriere verändern. Johnny Depp ist das mit Fluch der Karibik passiert, und Robert Downey Jr.s Karriere bekam dank Iron Man neuen Winden in den Segeln. Liam Neeson, hauptsächlich durch seine dramatischen Rollen aus Filmen wie Schindlers Liste, Michael Collins und Rob Roy bekannt, machte diese Erfahrung mit 96 Hours (OT: Taken), der ihn mit Mitte 50 plötzlich zum gefragtesten Actionstars Hollywoods gemacht hat. Dabei wirkte 96 Hours im Vorfeld wie jeder andere von Luc Besson produzierte europäische Actionfilm à la Transporter oder Kiss of the Dragon. Diese hatten immer ihre Nische, waren jedoch nie große weltweite Kassenhits.

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Doch 96 Hours war anders, und obwohl er lange vor seinem US-Start bereits in anderen Ländern veröffentlicht wurde und online längst als Piratenkopie kursierte, schlug er Anfang 2009 an nordamerikanischen Kinokassen richtig ein und setzte alleine in den USA und in Kanada stolze $145 Mio um. Weltweit kamen mehr als $225 Mio zusammen, und zwei kommerziell noch erfolgreichere, qualitativ aber schwächere Sequels folgten.

Ironischerweise hat Neeson selbst anfangs überhaupt nicht an den Erfolgs seines Films geglaubt, wie er jetzt im Interview anlässlich seiner entschieden actionarmen Tragikomödie Made in Italy gegenüber Entertainment Weekly verraten hat: (aus dem Englischen)

Ich habe das schon vorher gesagt und, ohne Robert Kamen, unseren wunderbaren Autor und meinen Freund, zu beleidigen, aber ich dachte: "Tja, der wird direkt auf Video veröffentlicht werden. Ein kurzer kleiner europäischer Thriller, er könnte einige Wochen lang okay in Frankreich laufen und wird dann direkt auf DVD veröffentlicht werden." Aber er lief erfolgreich in Frankreich, und ging dann direkt nach Südkorea, wo er auch erfolgreich war. Und dann haben mich meine Neffen aus Irland angerufen und gesagt: "Ähm, Onkel Liam, wir haben deinen Film gesehen." Und ich sagte: "Welchen Film?" Sie sagten: "Ähm, 96 Hours." Und ich meinte: "Was meint ihr? Ihr könnt ihn gar nicht gesehen haben." Sie sagten: "Nun, wir haben ihn von Südkorea heruntergeladen." Ich sagte: "Ihr könnt das nicht tun! Was sagt ihr da?!" Also dachte ich: "Meine Neffen brechen das Gesetz," was mich wirklich verärgert hat, und "Tja, das war’s. Wenn man ihn herunterladen kann, ist er frei verfügbar." Aber Fox hat sich den Film geholt, einen guten Trailer zusammengestellt und ihn während einiger Sportereignisse im Land gezeigt, und sie machten ihn zu einem echten Erfolg. Ich erinnere mich daran, dass er am ersten Wochenende auf Platz 3 startete, und dann stieg er auf Platz 2 auf, und dann auf Platz 1, dann ging er runter auf Platz 4, und dann stieg er wieder auf Platz 3 auf. Er hatte diesen außergewöhnlichen Zyklus. So hat es begonnen, und dann gab es Pläne für einen zweiten und natürlich einen dritten. Es war Glück, man braucht in diesem Geschäft etwas Glück.

So ganz stimmt Neesons Erinnerung jedoch nicht, denn 96 Hours startete bereits an seinem ersten Wochenende auf Platz 1 der US-Kinocharts. Es stimmt allerdings, dass der Film außergewöhnliches Durchhaltevermögen an den Kinokassen bewiesen hat, während sich positive Mundpropaganda verbreitete.

In dem Interview erklärte Neeson, wie es überhaupt zu seiner ungewöhnlichen Besetzung kam:

Es war großartig. Wir haben den ersten 96 Hours vor 13 Jahren gedreht und ich bin 55 geworden, als wir mit dem Dreh fertig waren. Meine geliebte verstorbene Ehefrau und ich waren bei einem Filmfestival in Shanghai, wo einer ihrer Filme lief, und Luc Besson war in der Jury. Ich habe das Drehbuch zu 96 Hours gelesen, ihn angesprochen und gesagt: "Schau, ich bin sicher, dass ich nicht auf deiner Liste der Wunschkandidaten für diesen Film stehe, aber ich war ein Boxer, ich liebe Kampfszenen, und ich habe einige Fantasyfilme mit Schwertern und so einem Scheiß gemacht. Bitte denke an mich bei diesem Film." So führte eins zum anderen und er hat es mir angeboten. Und natürlich war ich wie ein Kind im Spielwarengeschäft, als ich den Film gedreht habe, mit den Stuntleuten abzuhängen, an diesen Kampfszenen zu arbeiten und Arme zu trainieren – ich habe es geliebt.

Nach Taken 3 hat Neeson mit der Rolle als Bryan Mills abgeschlossen, doch seine Actionkarriere wird er entgegen einer früheren Behauptung nicht gänzlich an den Nagel hängen.

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