Fast-&-Furious-Stars haben besondere Forderungen für ihre Kampfszenen

Links: Vin Diesel und Dwayne Johnson in Fast and Furious Five © 2011 Universal Pictures
Rechts: Jason Statham in Fast & Furious: Hobbs & Shaw © 2019 Universal Pictures

Quelle: The Wall Street Journal

Es ist kein Geheimnis, dass Egos in Hollywood sehr groß werden können, in der Regel proportional zur steigenden Popularität der Darsteller. Besonders schlimm wird es, wenn mehrere Alpha-Männchen am Set aufeinander treffen, die daran gewohnt sind, alleine im Rampenlicht zu stehen. Legendär ist zum Beispiel die Geschichte, dass Paul Newman und Steve McQueen bei den Dreharbeiten zu Flammendes Inferno verlangt haben, exakt die gleiche Anzahl an Dialogzeilen zu haben und als erster auf dem Plakat genannt zu werden. Gelöst wurde Letzteres übrigens dadurch, dass McQueens Name zwar zuerst auf dem Poster zu lesen war, Newman daneben aber hervorgehoben wurde. Je mehr Testosteron am Set, desto mehr Rivalitäten. Ich erinnere mich an Danny Trejo bei einem Weekend-of-Horrors-Auftritt, als er erzählte, dass jeder am Set von Con Air der härteste und coolste Macho-Badass sein wollte.

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Über solche Rivalitäten im Fast-&-Furious-Franchise wird auch schon lange berichtet. Obwohl Vin Diesel gerne das Bild einer harmonischen F&F-Familie nach außen zu vermitteln versucht, wurden die Streitigkeiten zwischen Dwayne Johnson und ihm beim Dreh zu Fast & Furious 8 in den sozialen Medien ausgetragen, wobei das natürlich auch ein cleveres Marketing-Instrument hätte sein können.

Das Wall Street Journal hat jetzt genauer nachgeforscht und einige zum Teil absurde Forderungen der Darsteller des Franchises ans Licht gebracht, wenn es um ihre Kampfszenen geht. Kurz zusammengefasst: Niemand will als Verlierer dastehen. Auch wenn zwei Charaktere per Drehbuch gegeneinander kämpfen, muss dafür gesorgt werden, dass keiner offensichtlich unterliegt oder zumindest seine Revanche bekommt.

Jason Statham, der in Fast & Furious 7 noch der Antagonist war und ab dem achten Film als Antiheld zum Team gehört, soll eine Vereinbarung mit dem Studio haben, die festlegt, wie böse er verprügelt werden darf. Dazu schaut er im Schnittraum vorbei, um seinen Senf zu der Darstellung der Kampfszenen dazuzugeben.

Dwayne Johnson rekrutiert sogar Produzenten, Cutter und Kampf-Koordinatoren, um sicherzustellen, dass er am Ende mindestens genauso viel austeilt, wie er einstecken muss. Es ging sogar soweit, dass er nach einer Kampfszene zwischen Vin Diesel und ihm in Fast & Furious 8 ursprünglich zu Diesels Füßen liegen sollte. Johnson bestand aber darauf, dass er dabei zumindest aufrecht sitzt und nicht liegt. Was, gelinde gesagt, schon etwas absurd ist.

Dieser Drang, immer das Gesicht zu wahren und nie zu verlieren, erklärt beispielsweise auch einige Actionszenen in den Filmen. Wenn Jason Statham und Dwayne Johnson erstmals in Fast & Furious 7 gegeneinander kämpfen, endet die Prügelei damit, dass Johnson als Hobbs mit einer Kollegin aus dem Fenster springt, um ihr Leben vor einer Explosion zu retten. Damit keine Zweifel daran bestehen, dass er nicht der Verlierer war, wird die Szene in einem Dialog in Fast & Furious 8 wieder aufgegriffen. Stathams Shaw zieht Hobbs damit auf, er habe ihn aus dem Fenster geworfen, woraufhin Hobbs entgegnet, er sei gesprungen, um seine Partnerin zu retten.

Auch die Kampfszene zwischen Vin Diesel und Jason Statham am Ende von Fast & Furious 7 wurde durch den Abschluss einer Rakete von einem Helikopter beendet, bevor Diesels Dom Shaw fertigmachen kann.

Vin Diesel soll besonders darauf versessen sein, dass er nicht zu schwach wirkt. Laut dem Bericht des Wall Street Journal ist seine Schwester, Samantha Vincent, gelegentlich am Set und überprüft die Probeaufnahmen und den Schnitt, um sicherzustellen, dass ihr Bruder am Ende gut dasteht. Als Beispiel wird eine Szene angebracht, in der er hinfiel, woraufhin Vincent fragte, ob er sich dafür auch wieder revanchieren werde. Diesel war das angeblich sogar so wichtig, dass er ein numerisches System entwickelt hat, bei dem jedem Schlag, jedem Tritt, jeder Kopfnuss usw. in einem Kampf ein Zahlenwert zugeschrieben wurde, um so sicherzustellen, dass Dominic Toretto rechnerisch nie verliert. Allerdings wurde das System verworfen, weil es als zu kompliziert erachtet wurde. Oder vielleicht zu lächerlich, auch wenn sich vermutlich niemand getraut hat, ihm das so zu sagen.

Michael Fottrell, ein Produzent von fünf der Fast-&-Furious-Filme, hat bestätigt, dass jeder Kampf zwischen den Stars der Reihe so choreografiert wird, dass es am Ende keinen Verlierer gibt. Auf die Frage hin, ob Eitelkeit eine Rolle dabei spielt, erklärte er: (aus dem Englischen)

"Natürlich tut sie das!"

Die Männer der Reihe sind offenbar die größeren Divas, denn bei den weiblichen Stars, die gegeneinander kämpfen mussten, wie Michelle Rodriguez, Ronda Rousey und Gina Carano, wurde dem Bericht zufolge nicht darauf geachtet, wer wie viel einsteckt.

Tja, was soll man dazu noch kommentieren, wenn der Text schon so sehr für sich spricht. Natürlich möchte auch ich, dass der Held im Film bei einem Kampf triumphiert, allerdings ist es viel befriedigender, wenn dieser Triumph knapp ist und der Protagonist davor viel einstecken muss, siehe Tom Cruise in den Mission: Impossible-Filmen, Charlize Theron in Atomic Blonde oder Keanu Reeves in John Wick.

Zum Glück für die Macher war es bei der Produktion von Fast & Furious: Hobbs & Shaw vermutlich leichter, die Egos zu befriedigen, da die beiden Titelfiguren nicht gegeneinander antreten mussten.

Stathams The-Expendables-Co-Star Terry Crews hat keine Zeit verschwendet, sich über diese Forderungen lustig zu machen:

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