Die Passion Christi: Wiederaufführung zum 20. Jubiläum des kontroversen Bibelfilms

Weil nicht-englischsprachige Realfilme in den USA grundsätzlich nicht synchronisiert werden und mit Untertiteln in die Kinos kommen, haben sie meist einen schweren Stand beim US-amerikanischen Filmpublikum. Godzilla Minus One spielte kürzlich dank phänomenalen Kritiken und tollen Schauwerten rund $56 Mio drüben ein und das reichte bereits, um unter die fünf erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Filme aller Zeiten in den USA aufzusteigen. Ein weiteres Erfolgshindernis in den USA kann manchmal das R-Rating sein, also die Altersfreigabe ab 17 Jahren, die den Zutritt für jüngere Zuschauer nur in Begleitung Erziehungsberechtigter ermöglicht und manche zartbesaitete Zuschauer abschreckt.

Angesichts dieser Rahmenbedingungen war der Erfolg von Mel Gibsons Die Passion Christi vor 20 Jahren ein wahres Phänomen. Gibson drehte den Film über die letzten zwölf Stunden des Leidenswegs von Jesus Christus komplett in aramäischer, lateinischer und hebräischer Sprache und wollte ursprünglich sogar auf Untertitel ganz verzichten. Die expliziten Darstellungen von Jesus' grausamen Misshandlungen durch die Römer überstiegen alles, was man je zuvor in einem Bibelfilm gesehen hat. Die Passion Christi kam ironischerweise im selben Jahr wie der erste Saw-Film in die Kinos und könnte in puncto Brutalität locker als Vorreiter der Folterhorrorwelle genannt werden. Doch nicht nur explizite Gewaltdarstellungen sorgten für Kontroverse, auch Vorwürfe von Antisemitismus begleiteten den Film.

Geschadet hat es ihm nicht. Im Gegenteil: Gläubig oder nicht, alle waren neugierig, herauszufinden, was es mit diesem Machwerk auf sich hat. Trotz Untertitel, heftiger Gewalt und gemischter Kritiken wurde Die Passion Christi zu einem Riesenhit, insbesondere in den Hochburgen des fundamentalistischen Christentums in den USA. Der Film spielte alleine in Nordamerika rund $370 Mio ein und ist in den USA bis heute sowohl der umsatzstärkste R-rated-Film aller Zeiten als auch der mit Abstand erfolgreichste nicht-englischsprachige Film. Weltweit nahm Die Passion Christi mehr als 600 Millionen US-Dollar ein; in Deutschland lockte er mehr als 1,3 Millionen Zuschauer in die Kinos.

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Weil Mel Gibson den Film komplett aus eigener Tasche finanzierte, durfte er auch den Großteil der massiven Einnahmen einsacken. Der Film erhielt außerdem drei Oscarnominierungen, jedoch ausschließlich in technischen Kategorien. Eine möglicherweise zweiteilige Fortsetzung über Jesus' Wiederauferstehung mit dem Titel The Passion of the Christ: Resurrection wieder mit Jim Caviezel als Jesus und Gibson als Regisseur wurde wiederholt angekündigt, aber immer noch nicht verwirklicht.

Der Erfolg von Die Passion Christi bleibt bis heute präzedenzlos. Der Film polasiriert immer noch die Zuschauer und Gibsons betrunkene antisemitische Entgleisungen zwei Jahre nach Kinostart haben die Antisemitismus-Kritik des Films rückblickend verstärkt. Letztlich ist Die Passion Christi ein Film, den sich jeder Cineast vermutlich früher oder später anschauen sollte, um sich selbst ein Bild von dem Film zu machen, der allen Hollywood-Konventionen trotzdem und Menschen in die Kinos lockte, die sich sonst nie in Lichtspielhäuser verirren.

Anlässlich des 20. Jubiläums des Films bringt Capelight Die Passion Christi pünktlich zu Ostern in die deutschen Kinos zurück. Ab dem 28. März, vor allem aber an Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag, finden deutschlandweit Screenings des Films statt. Ich habe keinen Bedarf, den Film noch einmal zu sehen, wer ihn aber noch nie gesehen hat und das Versäumnis gerne nachholen möchte, sollte die Gelegenheit nutzen, denn die Schauwerte des Films gehören zu seinen größten Stärken und kommen auf der Kinoleinwand besonders gut rüber.

Unten könnt Ihr noch den kurzen deutschen Teaser zur Wiederaufführung sehen:

Quelle: Capelight Pictures

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