Am 14. November kommt Ridley Scotts Gladiator II in die deutschen Kinos. Doch schon eine Woche zuvor lässt Tiberius Film die Exzesse des Alten Roms im Kino wiederaufleben. Tinto Brass' Skandalfilm Caligula wird ab dem 7. November, mehr als 40 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, in einer 4K-restaurierten, komplett überarbeiteten neuen Fassung in deutschen Kinos zu sehen sein.
Caligula: The Ultmate Cut ist 178 Minuten lang und ein Muss für alle eingefleischten Cineasten. Auch diejenigen, die den Film noch nie gesehen haben, haben von seiner turbulenten Produktionsgeschichte, die die Weisheit "zu viele Köche verderben den Brei" bestens auf den Punkt gebracht hat, gehört. Kurz zusammengefasst: Männermagazin Penthouse hat in den Siebzigern mehrere Hollywood-Filme mitfinanziert. Dessen Gründer Bob Guccione hatte jedoch die Vision eines von Penthouse hochwertig produzierten Hardcore-Erotikfilms und fand im Aufstieg und Fall des römischen Kaisers Caligula das perfekte Thema für den Film. Gore Vidal (Plötzlich im letzten Sommer) schrieb das Drehbuch, der provokante italienische Avantgarderegisseur Tinto Brass wurde als vermeintlicher Idealkandidat für die Inszenierung verpflichtet. Mit Malcolm McDowell (Uhrwerk Orange) in der Titelrolle und Helen Mirren (Die Queen), Peter O’Toole (Lawrence von Arabien) und John Gielgud (Becket) in weiteren Rollen wurden einige der besten britischen Schauspieler ihrer Zeit im Film besetzt.
Doch die Probleme fingen schon früh an. Brass mochte Vidals Drehbuch nicht, das zu viele homosexuelle Sexszenen enthielt und die einzige heterosexuelle Sexszene zwischen Caligula und seiner Schwester Drusilla war. Er schrieb das Skript um und fügte Orgien, Phallussymbole und weitere Erotikinhalte hinzu. Guccione war das noch nicht genug. Nachdem die Dreharbeiten 1976 beendet wurden, wurde der Film Brass entrissen und Guccione drehte heimlich Hardcore-Sexszenen mit Penthouse-Models nach, die in den Film eingefügt wurden. Bis dieses Frankensteins Monster von einem Film Premiere feierte, vergingen drei Jahre. Die Kritiken waren vernichtend, in Italien wurde der Film wenige Tage nach Kinostart von der Polizei wegen seiner Obszönität beschlagnahmt und sowohl Brass als auch McDowell haben sich von der veröffentlichten Version distanziert.
Doch Caligula beschäftigte Cineasten und Filmhistoriker noch lange nach seiner Veröffentlichung und 2007 wurde der erste Versuch unternommen, Brass' ursprünglichen Film wiederherzustellen. Die von Guccione nachgedrehten expliziten Szenen wurden entfernt und mit Brass' Material ersetzt. Diese Fassung ist als Imperial Edition auf DVD erschienen. Wirklich zufrieden waren die Beteiligten damit noch nicht.
Vor vier Jahren hat Filmhistoriker und Produzent Thomas Negovan angekündigt, Caligula nach Vidals ursprünglicher Vision zu überarbeiten. 96 Stunden Originalmaterial wurden vor wenigen Jahren in den Archiven von Penthouse entdeckt. Diese wurden restauriert und mit Hilfe des Originaldrehbuchs von Vidal komplett neu geschnitten, in 4K gescannt und mit neuester VFX Technologie ergänzt. Letztes Jahr feierte Caligula: The Ultimate Cut seine Weltpremiere bei den Filmfestspielen von Cannes und erhielt Zuspruch von Caligula-Darsteller McDowell, der Negovan dafür lobte, dass er eine der besten Performances seiner Karriere nach 47 Jahren endlich wiederhergestellt hat.
Ab dem 7. November könnt Ihr Euch selbst im Kino einen Eindruck davon verschaffen. Unten haben wir schon mal den deutschen Trailer und das Poster zum The Ultimate Cut von Caligula: