Everything Everywhere All at Once und The Banshees of Inisherin dominieren die Nominerungen der Schauspielergewerkschaft

Links: Colin Farrell in The Banshees of Inisherin © 2022 Searchlight Pictures
Rechts: Michelle Yeoh in Everything Everywhere All at Once © 2022 A24

Quelle: Screen Actors Guild

Falls es noch irgendwelche Zweifel darüber gab, ob The Banshees of Inisherin und Everything Everywhere All at Once zu den großen Oscarfavoriten dieses Jahr gehören, wurden sie gestern mit der Bekanntgabe der Nominierungen für die 29. Screen Actors Guild Awards endgültig aus dem Weg geräumt. Die Screen Actors Guild (SAG) ist die US-amerikanische Schauspielergewerkschaft, die mehr als 100.000 Mitglieder zählt und seit 1995 die besten schauspielerischen Leistungen im Kino und im Fernsehen auszeichnet.

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Neben der Directors Guild of America, der Producers Guild of America und der Writers Guild of America ist die SAG eine der vier wichtigsten Institutionen in Hollywood, deren Preise unmittelbare Prädiktoren der Oscars sind. Die Schauspielergewerkschaft könnte sogar die wichtigste unter den vier sein, da Schauspieler den größten Anteil unter den Academy-Mitgliedern ausmachen. Aufgrund der Überlappung zwischen der SAG und der Academy sind die SAG Awards häufig Indikatoren dafür, wer bei den Oscars nominiert werden wird und wer gute Chancen auf einen Sieg hat. Abgestimmt wird bei der SAG Awards in zwei Phasen. In der ersten stimmen 2500 jedes Jahr zufällig ausgewählte SAG-Mitglieder über die Nominierungen ab. Sobald diese feststehen, dürfen alle SAG-Mitglieder an der Abstimmung über die Sieger teilnehmen.

In den letzten zehn Jahren wurden 42 der 50 von der SAG nominierten Hauptdarsteller später auch für den Oscar für dieselbe Rolle nominiert. Bei Hauptdarstellerinnen waren es 36 von 50 und in den beiden Nebendarsteller-Kategorien jeweils 35 von 50. Letztes Jahr haben alle vier von der SAG prämierten Schauspieler später auch den Oscar in ihrer jeweiligen Kategorie gewonnen. Äußerst selten kommt es hingegen vor, dass Schauspieler den Oscar ohne vorige SAG-Nominierung gewinnen. Beispiele dafür aus jüngster Zeit sind Christoph Waltz für Django Unchained und Regina King für Beale Street.

Von großer Relevanz ist auch die Kategorie "Bestes Ensemble". Wer darin nicht nominiert wird, hat später keine guten Chancen auf den "Bester Film"-Oscar. Zumindest war das die Faustregel zwischen 1995 und 2016. In dem Zeitraum hat Braveheart als einziger Film den Hauptpreis bei den Oscars ohne eine Ensemble-Nominierung der Schauspielergewerkschaft gewonnen. Seit 2017 gelang dies jedoch auch Shape of Water, Nomadland und Green Book. Dass der Ensemble-Preis dennoch weiterhin große Vorhersagekraft hat, zeigte CODA letztes Jahr. Es waren die Screen Actors Guild Awards, die mit ihren Auszeichnungen für Troy Kotsur und CODAs Ensemble die Wende im Oscar-Rennen einläuteten und CODA zum Favoriten vor The Power of the Dog machten.

Auch dieses Jahr könnten die SAG Awards das Oscar-Rennen maßgeblich beeinflussen. The Banshees of Inisherin und Everything Everywhere All at Once haben mit jeweils fünf Nominierungen das Maximum ihres jeweiligen Potenzials ausgeschöpft. In der gesamten Geschichte der SAG Awards wurden nur fünf Filme für fünf Preise nominiert. Mit Banshees und Everyting wurden erstmals zwei im selben Jahr fünfmal nominiert. In Vergangenheit hatten lediglich Shakespeare in Love, Chicago und Glaubensfrage jeweils fünf Nominierungen. Die ersten zwei von ihnen gewannen später den "Bester Film"-Oscar. Sowohl Banshees als auch Everything wurden für ihre Ensembles ebenfalls nominiert, aber auch Steven Spielbergs Die Fabelmans, der kürzlich den Golden Globe als "Bester Film (Drama)" gewonnen hat. Damit sind alle drei Filme weiterhin stark im Rennen um den Oscar. Allerdings verpasste Die Fabelmans die erwarteten Nominierungen für Michelle Williams und Judd Hirsch, was seine Position im Rennen ein klein wenig schwächt.

Zu den größten Überraschungen der diesjährigen SAG Awards gehört Adam Sandlers allererste Nominierung für den Netflix-Film Hustle. Genau genommen sind alle fünf Kandidaten in der "Bester Hauptdarsteller"-Kategorie zum ersten Mal nominiert. Sollten sie auch bei den Oscars nominiert werden, wäre es das erste Mal seit den 1930ern (!), dass alle "Bester Hauptdarsteller"-Anwärter keine Nominierung vorher hatten. Aktuell dürften Austin Butler, Colin Farrell, Brendan Fraser und Bill Nighy ziemlich sicher sein, Sandler könnte jedoch durch Tom Cruise für Top Gun: Maverick oder Jeremy Pope für Inspection ersetzt werden.

Kurios ist, dass sowohl Die Aussprache als auch Babylon für ihre Ensembles nominiert wurden, jedoch beide Filme keine individuellen Nominierungen erhalten haben. Margot Robbie könnte bei den Oscars jedoch anstelle von Ana de Armas oder Viola Davis unterkommen. Sehr überraschend ist auch, dass das Knives-Out-Sequel Glass Onion keine Ensemble-Nominierung erhalten hat.

Cate Blanchett wurde mit Tár übrigens zum 17. Mal für einen SAG Award nominiert (sieben davon waren für Ensembles).

Unten sind alle SAG-Nominierungen in den Film-Kategorien nachzulesen:

Bester Hauptdarsteller

Austin Butler (Elvis)
Colin Farrell (The Banshees of Inisherin)
Brendan Fraser (The Whale)
Bill Nighy (Living)
Adam Sandler (Hustle)

Beste Hauptdarstellerin

Cate Blanchett (Tár)
Viola Davis (The Woman King)
Ana de Armas (Blonde)
Danielle Deadwyler (Till)
Michelle Yeoh (Everything Everywhere All at Once)

Bester Nebendarsteller

Paul Dano (Die Fabelmans)
Brendan Gleeson (The Banshees of Inisherin)
Barry Keoghan (The Banshees of Inisherin)
Ke Huy Quan (Everything Everywhere All at Once)
Eddie Redmayne (The Good Nurse)

Beste Nebendarstellerin

Angela Bassett (Black Panther: Wakanda Forever)
Hong Chau (The Whale)
Kerry Condon (The Banshees of Inisherin)
Jamie Lee Curtis (Everything Everywhere All at Once)
Stephanie Hsu (Everything Everywhere All at Once)

Bestes Ensemble

Babylon – Rausch der Ekstase
The Banshees of Inisherin
Everything Everywhere All at Once
Die Fabelmans
Die Aussprache

Bestes Stunt-Team

Avatar: The Way of Water
The Batman
Black Panther: Wakanda Forever
Top Gun: Maverick
The Woman King
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Bei den Serien punktete Netflix' "Ozark" mit vier Nominierungen – denselben vier Nominierungen für Jason Bateman, Lauras Linney, Julia Garner und das Serienensemble, die die Serie bereits 2021 und 2019 erhielt. Bateman hat die letzten beiden Male gewonnen. Julia Garner ("Ozark", "Inventing Anna") und Jean Smart (Babylon, "Hacks") sind dieses Jahr jeweils für drei SAG Awards nominiert, einschließlich der Ensemble-Nominierungen. Überraschend ist hingegen, dass weder das Ensemble noch einzelne Schauspieler aus "House of the Dragon", die kürzlich erst den Golden Globe als "Beste Dramaserie" gewonnen hat, von der SAG nominiert wurden.

Alle TV-Nominierungen könnt Ihr unten nachlesen:

Bester Darsteller einer Dramaserie

Jonathan Banks ("Better Call Saul")
Jason Bateman ("Ozark")
Jeff Bridges ("The Old Man")
Bob Odenkirk ("Better Call Saul")
Adam Scott ("Severance")

Beste Darstellerin einer Dramaserie

Jennifer Coolidge ("The White Lotus")
Elizabeth Debicki ("The Crown")
Julia Garner ("Ozark")
Laura Linney (“Ozark")
Zendaya ("Euphoria")

Bestes Ensemble einer Dramaserie

"Better Call Saul"
"The Crown"
"Ozark"
"Severance"
"The White Lotus"

Bester Darsteller einer Comedyserie

Anthony Carrigan ("Barry")
Bill Hader ("Barry")
Steve Martin ("Only Murders in the Building")
Martin Short ("Only Murders in the Building")
Jeremy Allen White ("The Bear")

Beste Darstellerin einer Comedyserie

Christina Applegate ("Dead to Me")
Rachel Brosnahan ("The Marvelous Mrs. Maisel”)
Quinta Brunson ("Abbott Elementary")
Jenna Ortega ("Wednesday")
Jean Smart ("Hacks")

Bestes Ensemble einer Comedyserie

"Abbott Elementary"
"Barry"
"The Bear"
"Hacks"
"Only Murders in the Building"

Bester Darsteller in einer Miniserie oder einem TV-Film

Steve Carrell ("The Patient")
Taron Egerton ("Black Bird")
Sam Elliott ("1883")
Paul Walter Hauser ("Black Bird")
Evan Peters ("Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer")

Beste Darstellerin in einer Miniserie oder einem TV-Film

Emily Blunt ("The English")
Jessica Chastain ("George and Tammy")
Julia Garner ("Inventing Anna")
Niecy Nash Betts ("Dahmer – Monster: Die Geschichte von Jeffrey Dahmer")
Amanda Seyfried ("The Dropout")

Bestes Stunt-Team

"Andor"
"The Boys"
"House of the Dragon"
"Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht"
"Stranger Things"
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Am Tag der Verkündung der Nominierungen wurde auch bekanntgegeben, dass die Screen Actors Guild einen Exklusivvertrag mit Netflix über die weltweite Live-Übertragung der Verleihung abgeschlossen hat. Am 26. Februar wird die nächste Verleihung über den YouTube-Kanal von Netflix live zu sehen sein, ab 2024 wird die Verleihung direkt über die Netflix gestreamt. Endlich wird man die Verleihung also ohne Verzögerungen auch in Deutschland sehen können.

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