Young Adult (2011)

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Young Adult, USA 2011 94 Min • Mit: Charlize Theron, Patton Oswalt, Patrick Wilson, Elizabeth Reaser Regie: Jason Reitman FSK: Ab 12 Jahren Kinostart: 23.02.2012 Deutsche Website

Handlung

Mavis Gary (Charlize Theron) war einst das populärste und begehrteste Mädchen an der High School im Provinznest Mercury in Minnesota. Nach dem Abschluss zog sie nach Minneapolis und hat das alte Leben hinter sich gelassen. Fast zwanzig Jahre später hat die selbstsüchtige Ghostwriterin von der mittlerweile erfolglosen Jugendbuchreihe Waverly Prep ein Alkoholproblem und eine gescheiterte Ehe hinter sich. Als der Verlag dann auch noch ankündigt die Waverly Prep Serie bald einzustellen und sie zugleich die Einladung zur Feier anlässlich der Geburt der Tochter ihres Ex-Freundes Buddy Slade (Patrick Wilson) aus High School Zeiten erhält, stürzt sie endgültig in eine Lebenskrise. Kurzerhand fasst sie den Plan in ihre Heimatstadt zurückzukehren und ihre alte Flamme Buddy wieder für sich zu erobern. An der Tatsache, dass er glücklich verheiratet und nun auch Vater ist, lässt sie sich nicht stören, ebenso wenig auch daran, dass sie mittlerweile alles andere als beliebt ist. Sie ist fest davon überzeugt, Buddy aus der Langeweile und der Eintönigkeit des Kleinstadtlebens befreien zu müssen. Die einzige Person, die ihr aber ein offenes Ohr schenkt ist der ehemalige Außenseiter der High School Matt (Patton Oswalt). Auch sein Leben ist verkorkst, nachdem er von Rowdys an der High School zum Krüppel geschlagen wurde.

Kritik

Young Adult vereint wieder das Erfolgsduo Jason Reitman und Diablo Cody. Die beiden schufen zusammen 2007 den Überraschungshit Juno, für welchen die ehemalige Stripperin Cody den Drehbuch-Oscar gewann und welcher Reitman und dem Film selbst Oscar-Nominierungen bescherte. Danach gingen die beiden kurze Zeit eigenen Projekten nach. Reitman konnte den Juno Erfolg zwei Jahre später mit Up in the Air wiederholen und heimste erneut Oscar-Nominierungen ein – diesmal nicht nur als Regisseur, sondern auch als Drehbuchautor. Wie Juno wurde auch Up in the Air ein beachtlicher finanzieller Erfolg und machte Reitman, den Sohn des Ghostbusters Regisseurs Ivan Reitman, zu einem der meistgefeierten jungen Filmemacher Hollywoods. Bei Young Adult zog sich Reitman wieder völlig auf den Regiestuhl zurück und überließ das Schreiben Cody. Diese war seit Juno weniger erfolgreich im Filmgeschäft – die von ihr geschriebene hippe Horrorkomödie Jennifer’s Body stieß auf gemischte Resonanz und floppte an den Kinokassen.

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Mit Young Adult konntendie beiden allerdings nicht an den Erfolg von Juno anknüpfen, und zwar weder in finanzieller noch in qualitativer Hinsicht. Dies liegt hauptsächlich an Codys nicht ausgereiftem Drehbuch. Juno war ein guter Film, aber zu großen Teilen nicht wegen, sondern trotz des Schreibstils von Cody. Ihre möchtegern-hippen, von Jugend-Slang nur so strotzenden Dialoge kamen bei der Academy anscheinend sehr gut an, doch bei genauer Betrachtung sind sie nur Codys verzerrte und übertriebene Wunschvorstellung davon, wie junge Leute reden. Jeder Spruch, der Ellen Pages Juno von den Lippen kam, sollte möglichst cool, lässig und schrullig wirken, doch es kam nie authentisch rüber. Es waren die dramatischen Momente im Film, die gut funktionierten, nicht die witzigen. Diesen Stil setzte Cody in Jennifer’s Body fort, wo dies allerdings der überdrehten Horrorgeschichte etwas mehr hineinpasste. Auch in Young Adult reden die Charaktere nicht wie echte Menschen, sondern geben einen gekünstelten Spruch nach dem anderen von sich. Wenn Patton Oswalt als Matt zu Mavis dann sagt: „Ich bin ein fetter Nerd. Ich weiß, was ein Zombie ist“ ist dies nur ein Beispiel von vielen, dass Cody es so darauf anlegt, dem Drehbuch ihren ganz persönlichen Touch zu verliehen, dass sie mal wieder den Bezug zur Realität verliert.

Dennoch bildet Young Adult einen starken Kontrast zu Juno. Wo Juno sich nach dem komödiantischen Fehlstart in der zweiten Hälfte zu einem gelungenen Drama wandelte, versagt Young Adult auf dieser Ebene. Dafür kann der Film gut als sardonische Komödie durchaus mit einigen Lachern aufwarten. Dafür sind hauptsächlich nicht Codys Dialoge verantwortlich, sondern Charlize Therons furchtloses Spiel und ihre Interaktion mit Patton Oswalt.

Theron hat ihr Talent und ihre Wandlungsfähigkeit bereits oft unter Beweis gestellt, doch die Rolle von Mavis Gary ist eine neue Herausforderung für sie, die sie mit Leichtigkeit meistert. Mavis ist eine absolut unsympathische, selbstsüchtige und zuweilen einfach böse Person. Sicherlich hat ihr Leben auch dazu beigetragen, denn nach ihrer Popularität in der Schulzeit und ihrer gelungenen Flucht in die Großstadt, fand sie sich irgendwann vor einem Trümmerhaufen wieder. Ihre Ehe ging in die Brüche, ihre Autorenarbeit könnte kaum oberflächlicher sein (Ideen für Dialoge ihrer Protagonisten schnappt sie auch mal aus überhörten Gesprächen von Teenies in Fast Food Läden auf) und sie ist eindeutig alkoholabhängig. Bewundert und begehrt in der Kleinstadt, war die High School Zeit der Höhepunkt ihres Lebens und ab da ging es für sie bergab. In der High School hat sie wohl auch gelernt auf andere herabzusehen, eine Eigenschaft, die auch dafür sorgte, dass sie irgendwann ohne Freunde im Leben stand. Ihre Rückkehr nach Mercury ist ein letzter Versuch die glorreichen Zeiten der High School wieder aufleben zu lassen, wo Leute sie noch bewunderten und liebten. Eine Beziehung mit Buddy Slade repräsentiert für sie diese glücklichen, doch längst vergangenen Tage. Theron spielt Mavis ohne Kompromisse und versucht nicht den Zuschauern falsche Sympathie abzugewinnen. Sie ist eine rücksichtslose, hinterhältige Person und somit eine Art Protagonistin, die man heutzutage in Hollywoodproduktionen selten sieht. Was noch überraschend und erfrischend hinzukommt, ist, dass auch Mavis durchaus sehr klare Momente der Selbsteinsicht hat. In einer Schlüsselszene offenbart sie ihren Eltern, dass sie denkt, sie sei eine Alkoholikerin. Diese lachen jedoch nur darüber. Die Augenblicke der Verzweiflung, Aussichtslosigkeit meistert Theron genauso gut, wie die böswillige Art, mit der Mavis ihre Mitmenschen behandelt.

Ist Theron jedoch die böse Seele des Films, so stellt Patton Oswalt im kompletten Kontrast zu ihr das gute Herz des Streifens dar. Auch auf seinen Charakter, Matt, hat die High School Zeit bis heute noch Auswirkungen, hat sie doch deutliche körperliche und weniger sichtbare seelische Spuren bei ihm hinterlassen. Die Notgemeinschaft, die sich zwischen Matt und Mavis bildet ist wohl die eigenartigste, die man seit langer Zeit in Filmen gesehen hat. Matt führt Mavis ständig die Irrsinnigkeit ihres Vorhabens vor, ohne dass sie sich davon abhalten lässt. Dies führt zu amüsanten Rededuellen zwischen den beiden. Oswalt füllt die Rolle sehr gut aus und verleiht ihr mehr Menschlichkeit und Authentizität, als angesichts des recht klischeehaft geschriebenen Charakters zu erwarten wäre. Sein Charakter ist, wie schon erwähnt, ein dicker Nerd, der in seiner Garage eine eigene Schnapsbrennerei hat und selbst Actionfiguren bastelt – ein Stereotyp schlechthin. Oswalt ist es zu verdanken, dass Matt sich dennoch jederzeit echt anfühlt.

Während die Szenen zwischen Theron und Oswalt eindeutig das Highlight des Films sind, ist der Rest bestenfalls Durchschnitt. Patrick Wilson als Therons verflossene Liebe beweist einmal mehr, dass er einer von Hollywoods blassesten Schauspielern ist. Die weiteren Rollen sind so wenig ausgebaut, dass sie keiner Erwähnung wert sind. Therons Charakter ist sicherlich faszinierend und erfrischend anders, doch der Film hat keine Richtung und kein Ziel und erhebt sich selten über Plattitüden. Es ist schon ein mutiger Schritt seitens der Filmemacher, dass es keine sonderliche Selbsteinsicht oder Läuterung hier zu bestaunen gibt. Dies führ aber auch dazu, dass der Films einfach in nichts verläuft. Das Drehbuch gibt dem Zuschauer auch keinen Grund an Therons Charakter interessiert zu sein. Sie ist einfach unsympathisch, starrköpfig und lebt von einem Kater bis zum nächsten. Diese selbstzerstörerische Person ist natürlich interessant zu betrachten, aber sobald es dramatisch werden soll und Therons Charakter eine traurige Note bekommen soll, hat der Zuschauer keinen Grund mit ihr mitzufühlen. Dank einer Rede von Matts Schwester am Ende des Films wird dem Zuschauer auch noch eine bestenfalls zweifelhafte Botschaft auf den Weg mitgegeben. Was also übrig bleibt, sind zwei interessante Charaktere, dargestellt von Schauspielern, die zu ihren Höchstformen auflaufen. Reitman und Cody haben es aber nicht geschafft, um sie herum einen interessanten Film zu basteln. Es ist aber kein Desaster und drei von vier ist auch eine gute Quote für Reitman.

Fazit

Young Adult ist eine bitterböse, schwarze Komödie mit einer extrem unsympathischen Protagonistin, überzeugend dargestellt von Charlize Theron. Leider fehlt dem Film jegliche Tiefe, weshalb alle Geschehnisse, wenn auch amüsant, immer trivial erscheinen.

Trailer

https://youtu.be/TpNVjyN3Sts

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