The Running Man (2025) Kritik

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The Running Man, USA/GB 2025 • 133 Min • Regie: Edgar Wright • Drehbuch: Michael Bacall, Edgar Wright • Mit: Glen Powell, William H. Macy, Lee Pace, Emilia Jones, Michael Cera, Josh Brolin, Colman Domingo • Kamera: Chung-hoon Chung • Musik: Steven Price • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Paramount Pictures • Kinostart: 13.11.2025 • Deutsche Website

Mit seiner neuen Regiearbeit „The Running Man“ verleiht Edgar Wright dem gleichnamigen Kultroman von Stephen King (1982 unter dessen Pseudonym Richard Bachman veröffentlicht) einen frischen Anstrich. In Paul Michael Glasers erster Adaption aus dem Jahre 1987 hat Superstar Arnold Schwarzenegger noch gegen absurd comichafte Gegner mit grellen Kostümen, Kettensägen und explosiven Eishockey-Pucks gekämpft. Nun schlüpft Glen Powell („Top Gun: Maverick“) in die Rolle des aufmüpfigen Gejagten Ben Richards, der in einer bizarren Fernsehshow 30 Tage gegen einen professionellen Killertrupp sowie eine teils blutgierige Zivilbevölkerung überleben muss. Im Kontrast zum trashigen Arnie-Stampfer bleibt Wright näher an der dystopischen Literaturvorlage, mischt deren rauem Ton aber viel von seinem eigenen, quirligen Humor und eine gute Portion Optimismus unter. Diese neue Version ist mehr Pop-Punk als Glam-Rock.

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In der fiktionalen Großstadt Co-Op City versucht Richards erfolglos, seinen früheren Arbeitsplatz zurückzuerlangen, um einen Arzt für seine schwerkranke Tochter bezahlen zu können. Dramatische TV-Shows dominieren den Alltag vieler Bürger. Ein riesiger Haufen Geld lockt verzweifelte Teilnehmende dazu, auch unter Lebensgefahr ihr Glück zu versuchen. Entgegen der dringlichen Bitte seiner Frau Sheila (Jayme Lawson), stellt sich auch Richards dem omnipräsenten Medienkonzern vor und landet durch den schmierigen Produzenten Dan Killian (Josh Brolin) schließlich als Kandidat bei „The Running Man“, dem populärsten und tödlichsten Format des Landes. Sein Anlitz wird in den 30 Tagen der Staffel jeden Bildschirm und jede Werbetafel in der Stadt einnehmen, während ihm die Killer unter dem Kommando des vermummten Evan McCone (Lee Pace) auf den Fersen sind und unzählige Kameradronen durch Straßen und Gebäude schweben. Richards muss täglich eine analoge Videoaufzeichnung an den Sender schicken und Bürger werden dafür entlohnt, wenn sie seinen aktuellen Aufenthaltsort melden. Auf seiner Flucht trifft der Gejagte allerdings zunehmend auf Unterstützer, die in dem einfachen Familienvater einen Helden des Widerstands sehen …

In „The Running Man“ ist die Gesellschaft – unserer leider zunehmend nicht unähnlich – eine maximal polarisierte. Die Schere zwischen Arm und Reich klafft weit auseinander und zusätzlich diktiert das Fernsehen, wer gefeiert und wer ausgestoßen gehört. Konsumenten der Unterhaltungsformate werden durch Deep Fakes geschickt getäuscht und manipuliert. Richards, der sich freiwillig für die Show gemeldet hat, wird dem Publikum als asozialer Schurke und Mörder verkauft, weshalb dessen Sympathiepunkte Tag für Tag sinken. Das Internet ist in Wrights Film paradoxerweise vollständig ausgelagert, der Staat übernimmt mit seinem linearen Programm wieder die Kontrolle. Das Ergebnis ist eine Art „Dschungelcamp“ im urbanen Setting mit blauen Bohnen statt Spinnen, Sumpf und ekeligem Essen.

Episodenhaft kämpft sich Richards wie ein untrainierter „John Wick“ von einem Versteck zum nächsten, gerät dabei an alte Verbündete (William H. Macy) und anarchistische Spinner (Michael Cera). Die meisten dieser Charaktere muss er nicht erst überzeugen, dass der Sender an seinem schlechten Image schuld ist. Eine Ausnahme bildet die Zivilistin Amelia (Emilia Jones), die die Propaganda nie angezweifelt hat und erst beim Aufeinandertreffen mit Richards langsam die Wahrheit erkennt. Wright führt hier vor Augen, dass auch oberflächliche und finanziell besser gestellte Menschen im Grunde Gutes tun möchten, oft aber die echten Probleme zunächst nicht sehen. Eine Revolution fängt oben an – im Fall von „The Running Man“: Wenn sich die Fans von Richards mehren und sich damit auch die mächtige Show auf seine Seite schlägt.

Ganz anders als in der vorherigen Verfilmung spielen die übrigen Teilnehmenden (verkörpert von Katy O’Brian und Martin Herlihy) hier keine besondere Rolle und es gibt auch kein abgeriegeltes Areal, in dem gegen einschüchternde Antagonisten gekämpft wird. Edgar Wright legt sein Augenmerk zwar auf flotte Action, lässt brachiale Tötungsszenen aber eher in den TV-Übertragungen stattfinden. Glen Powells Richards ist ein Hitzkopf mit Attitüde, vermeidet aber – wenn möglich – das Gefecht. Bodenständiger als seinerzeit Arnie, ist dies ein sympathischer Blue-Collar-Held, der nicht im Alleingang ein ganzes System stürzen kann. Powell brilliert als zeitgemäßer Actionstar und dominiert mit seiner rotzigen Performance den Großteil des Films.

Wright-Jünger, die den Regisseur vor allem für seine innovative Energie aus Werken wie „Baby Driver“ schätzen, könnten sich von diesem vergleichsweise solide erzählten Kinoabenteuer allerdings ein wenig enttäuscht zeigen. Was nicht bedeuten soll, dass „The Running Man“ nicht auch dessen Stempel trägt. Diesmal ordnet er sich jedoch mehr seiner Vorlage unter und lässt nerdige Spielereien eher am Rand geschehen. Rasant und durchaus frech (Product Placement wird dem Publikum hier unverhohlen unter die Nase gehalten) hetzt Wright seinen Protagonisten durch das Land, lässt ihn von Gebäuden klettern, in Schächte springen und in Gruselhäusern einkehren. Das ist für rund zwei Stunden schwer unterhaltsam, allerdings geht der Geschichte – anders als Richards – in den letzten 15 Minuten dann doch etwas die Puste aus. Der Regisseur und Co-Autor zögert sein Finale unnötig lange hinaus, lässt seinen Helden hadern. Wie er wissen wir längst, dass im Grunde jedes Bild und jede Information manipuliert sein kann. Weshalb dann letztlich alles irgendwie auch egal ist.

„The Running Man“ ist nach „The Long Walk“ bereits die zweite dystopische – und erschreckend aktuelle – Story, die es aus einem alten Stephen-King-Roman dieses Jahr auf die große Leinwand geschafft hat. Mit analogen und physischen Mitteln wie Videobändern, Flugblättern oder Graffiti wird in Wrights zuversichtlich-spaßigem Reißer der Aufstand eingeläutet. Ob einem diese Variante oder der konsequente, pechschwarze Ausgang von Francis Lawrences thematisch verwandter Arbeit mehr zusagt, muss man selbst entscheiden.


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  1. […] Bastian G. von Filmfutter„The Running Man“ ist nach „The Long Walk“ bereits die zweite dystopische – und erschreckend aktuelle – Story, die es aus einem alten Stephen-King-Roman dieses Jahr auf die große Leinwand geschafft hat. Mit analogen und physischen Mitteln wie Videobändern, Flugblättern oder Graffiti wird in Wrights zuversichtlich-spaßigem Reißer der Aufstand eingeläutet. Ob einem diese Variante oder der konsequente, pechschwarze Ausgang von Francis Lawrences thematisch verwandter Arbeit mehr zusagt, muss man selbst entscheiden. 3,5 von 5 Sterne. […]

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The Running Man, USA/GB 2025 • 133 Min • Regie: Edgar Wright • Drehbuch: Michael Bacall, Edgar Wright • Mit: Glen Powell, William H. Macy, Lee Pace, Emilia Jones, Michael Cera, Josh Brolin, Colman Domingo • Kamera: Chung-hoon Chung • Musik: Steven Price •...The Running Man (2025) Kritik