Superman, USA 2025 • 129 Min • Regie: James Gunn • Mit: David Corenswet, Rachel Brosnahan, Nicholas Hoult, Nathan Fillion, Isabela Merced, Edi Gathegi, Anthony Carrigan, María Gabriela de Faría, Wendell Pierce, Sara Sampaio, Skyler Gisondo • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 10.07.2025 • Deutsche Website
Handlung
Seit drei Jahrhunderten existieren Metawesen mit besonderen Superkräften auf der Erde. Der mächtigste von ihnen ist Superman (David Corenswet), der vor 30 Jahren als Baby von einem anderen Planeten auf die Erde kam und ein Doppelleben als Daily-Planet-Reporter Clark Kent führt. Vor drei Jahren offenbarte sich Superman der Menschheit und versteht sich als ihr Beschützer, doch seine gut gemeinten Heldentaten polarisieren die öffentliche Wahrnehmung im Zeitalter der sozialen Medien. Als Superman den Angriff des US-amerikanischen Verbündeten Boravia auf sein schwächeres Nachbarland Jarhanpur stoppt, gerät er in die Kritik für seinen eigenmächtigen Eingriff in einen geopolitischen Konflikt. Kurz darauf terrorisiert ein geheimnisvoller Schurke in einem mechanischen Bodysuit, der sich als Hammer of Boravia bezeichnet, Metropolis, und bezwingt sogar Superman im Zweikampf, indem er jede seiner Bewegungen vorauszuahnen scheint und entsprechend kontert. Mit knapper Not rettet sich der schwerverletzte Superheld in seine Festung der Einsamkeit in der Antarktis, wo er sich dank der Kraft der Sonne wieder erholt, bevor er sich zurück in den Kampf stürzt. Er ahnt nicht, dass hinter dem vermeintlichen Rächer Boravias der skrupellose Multimilliardär Lex Luthor (Nicholas Hoult) steckt, der einen Groll gegen Superman hegt und sowohl die Öffentlichkeit als auch die US-Regierung gegen ihn aufstachelt. Luthor hat einen perfiden Plan ausgeheckt, um Superman aus dem Verkehr zu ziehen, doch er hat die Rechnung ohne Supermans Freundin Lois Lane (Rachel Brosnahan) und seine Superhelden-Kollegen Green Lantern (Nathan Fillion), Mr. Terrific (Edi Gathegi) und Hawkgirl (Isabela Merced) gemacht.
Kritik
Eine Texttafel zu Beginn von James Gunns Superman erklärt, dass Wesen mit außergewöhnlichen Superkräften, sogenannte Metamenschen, vor drei Jahrhunderten auf der Erde in Erscheinung traten und eine Ära von Göttern und Monstern einläuteten. "Gods and Monsters" lautet auch die offizielle Bezeichnung für das erste Kapitel des rebooteten DC-Film- und Serienuniversums und trifft den Kern dessen, was Comic-Superhelden im Grunde sind. Ob DC oder Marvel: Die vielfältigen Welten der US-amerikanischen Comics sind letztlich nichts anderes als eine moderne Version der griechischen Mythologie. Gerade hier in Europa wurden US-Comics lange Zeit als bunte Heftchen für Kinder belächelt und abgewertet. Dabei ist ihre kulturelle und gesellschaftliche Bedeutung nicht von der Hand zu weisen, wie zumindest jeder wissen sollte, der die Marvel-Ausstellung in Köln dieses Jahr besuchte. Comichelden sind ein essentielles US-amerikanisches Kulturgut, und kein Superheld – nicht einmal Captain America – repräsentiert es so sehr wie Superman. Er ist ein Fremder, der in die USA kam und von einem Farmer-Ehepaar aufgenommen wurde. Er wuchs im Herzen der USA in Kansas auf, wo er von seinen arbeitsamen, moralisch aufrechten Adoptiveltern die US-amerikanischen Werte lernte und verinnerlichte. "Wahrheit, Gerechtigkeit und die amerikanische Lebensart", lautet Supermans offizielles Motto.

Als Warner Bros. angekündigt hat, das DCU mit einem Superman-Film neu zu starten, gingen viele Augenbrauen skeptisch in die Höhe. Hat ein unfehlbarer, allmächtiger, positiver Superheld wie Superman überhaupt Platz in der heutigen gespaltenen, desillusionierten Gesellschaft? Nicht umsonst waren in den letzten Jahren die Geschichten über bösartige Superman-Versionen wie Homelander in "The Boys" und Omni-Man in "Invincible" deutlich beliebter als der eigentliche Mann aus Stahl.


Trotz hochaktueller Themen im Hintergrund positioniert sich das neueste Filmabenteuer des strahlenden Superhelden im eindeutigen Kontrast zur farblosen, deprimierenden Welt von Snyders Filmen und verzichtet auf deren epische Wucht und Pathos zugunsten comichafter Action und sympathischer Figurenzeichnung. Ein Superheldenfilm steht und fällt natürlich mit der Besetzung seiner Hauptfigur, und mit David Corenswet landete Gunn einen Volltreffer. Mit kantigem Kinn, breiten Schultern und geschwollener Brust erfüllt er die körperlichen Voraussetzungen der Rolle, doch es ist die kindliche Unschuld, die er ausstrahlt, und die Verletzlichkeit, die er angesichts der Hetzkampagne gegen ihn und einer Enthüllung über seine Herkunft, die in der Fangemeinde sicherlich kontrovers aufgenommen werden wird, zur Schau stellt, die seinen Superman menschlicher und nahbarer macht, als wir ihn seit Langem gesehen haben. Dieser Superman macht Fehler, wird verdroschen, doch er richtet sich immer auf und macht weiter.

Die dritte im Bunde der ikonischen Superman-Figuren ist natürlich Lois Lane, die hier mit viel Pep von der wundervollen "The Marvelous Mrs. Maisel"-Darstellerin Rachel Brosnahan verkörpert wird. Brosnahan und Corenswet haben tolle Chemie in ihren gemeinsamen Szenen, sind aber über weite Strecken im Film leider voneinander getrennt, sodass man auf mehr Interaktionen im unvermeidlichen Sequel hoffen darf.

Dass Gunn darauf verzichtet, die Ursprungsgeschichte von Superman im Film neu aufzurollen, sondern das Publikum in eine Welt katapultiert, in der Superhelden bereits gang und gäbe sind, ist einerseits erfrischend, andererseits wirkt der Film durch die Vielzahl der im Schnelltempo eingeführten Comiccharaktere, Easter Eggs und Science-Fiction-Konzepte stellenweise überfrachtet. Die zahlreichen CGI-lastigen Actionszenen schwanken zwischen spektakulär und ermüdend, bleiben aber immer dem farbenfrohen Tenor einer Samstagmorgen-Zeichentrickserie treu. Den anarchischen Humor seiner bisherigen Comicverfilmungen lässt Gunn in Superman nur sporadisch durchblitzen und nimmt seine Figuren sehr ernst, vergisst aber auch nie, dass er hier nicht Dostojewski verfilmt, sondern Comics über ein fliegendes Alien mit Röntgenblick, der Monster verkloppt.

Fazit
Ein (Super)Mann und sein Hund: James Gunns Superman wandelt größtenteils erfolgreich auf einem sehr schmalen Grat zwischen comichafter Albernheit und großem Respekt für die Bedeutung seiner Titelfigur und wofür sie steht. Statt zu versuchen, Superman für die heutige Generation neu zu erfinden, besinnt sich der Film auf die zeitlosen Qualitäten des von David Corenswet perfekt verkörperten Superhelden. Dank seiner zahlreichen Seitenhiebe auf reale Weltgeschehnisse und die Macht der sozialen Medien hat der Film dennoch einen Finger am Puls der Zeit, macht dabei aber auch einige Fässer auf, die er nicht ausreichend adressiert. Von der inflationären Masse der CGI-durchtränkten Superhelden-Spektakel hebt sich Superman letztlich nur unwesentlich ab.

