Die Hollywood Foreign Press Association, die Vereinigung von Filmjournalisten verschiedener Nationalitäten, die in den USA arbeiten, aber primär für nicht-amerikanische Presse schreiben, gab heute die Nominierungen für die 70. Golden Globe Awards bekannt. Die Golden Globes gelten neben den Oscars als die renommiertesten US-amerikanischen Filmpreise und sind in der Regel ein solider Prädiktor für die Oscars.
Die Nominierungen im Bereich Film sind:
Bester Film (Drama)
Argo
Django Unchained
Life of Pi
Lincoln
Zero Dark Thirty
Bester Film (Comedy/Musical)
The Best Exotic Marigold Hotel
Les Misérables
Moonrise Kingdom
Lachsfischen im Yemen
Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir
Beste Regie
Ben Affleck (Argo)
Kathryn Bigelow (Zero Dark Thirty)
Ang Lee (Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger)
Steven Spielberg (Lincoln)
Quentin Tarantino (Django Unchained)
Bester Hauptdarsteller (Drama)
Daniel Day Lewis (Lincoln)
Richard Gere (Arbitrage)
John Hawkes (The Sessions)
Joaquin Phoenix (The Master)
Denzel Washington (Flight)
Beste Hauptdarstellerin (Drama)
Jessica Chastain (Zero Dark Thirty)
Marion Cotillard (Der Geschmack von Rost und Knochen)
Helen Mirren (Hitchcock)
Naomi Watts (The Impossible)
Rachel Weisz (The Deep Blue Sea)
Bester Hauptdarsteller (Komödie/Musical)
Jack Black (Bernie)
Bradley Cooper (Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir)
Hugh Jackman (Les Misérables)
Ewan McGregor (Lachsfischen im Yemen)
Bill Murray (Hyde Park on Hudson)
Beste Hauptdarstellerin (Komödie/Musical)
Emily Blunt (Lachsfischen im Yemen)
Judi Dench (The Best Exotic Marigold Hotel)
Jennifer Lawrence (Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir)
Maggie Smith (Quartet)
Meryl Streep (Wie beim ersten Mal)
Bester Nebendarsteller
Alan Arkin (Argo)
Leonardo DiCaprio (Django Unchained)
Philip Seymour Hoffman (The Master)
Tommy Lee Jones (Lincoln)
Christoph Waltz (Django Unchained)
Beste Nebendarstellerin
Amy Adams (The Master)
Sally Field (Lincoln)
Anne Hathaway (Les Misérables)
Helen Hunt (The Sessions)
Nicole Kidman (The Paperboy)
Bester Animationsfilm
Merida – Legende der Highlands
Frankenweenie
Hotel Transsilvanien
Die Hüter des Lichts
Ralph reicht’s
Bester fremdsprachiger Film
Liebe
Die Königin und der Leibarzt
Ziemlich beste Freunde
Kon-Tiki
Der Geschmack von Rost und Knochen
Bestes Drehbuch
Zero Dark Thirty
Lincoln
Silver Linings – Wenn Du mir, dann ich Dir
Django Unchained
Argo
Beste Filmmusik
Life of Pi
Argo
Anna Karenina
Cloud Atlas
Lincoln
Bester Song
"For You" (Act of Valor)
"Not Running Anymore" (Stand Up Guys)
"Safe and Sound" (Die Tribute von Panem – The Hunger Games)
"Skyfall" (Skyfall)
"Suddenly" (Les Misérables)
Die Verleihung der Golden Globes erfolgt am 13. Januar 2013.
Fazit:
- Wie immer sind die Golden Globes mit Vorsicht zu genießen. So wichtig diese Preise auch sind, auch sie werden nicht von den gleichen Leuten bestimmt, wie die Oscars. So haben sich hier Avatar und The Social Network als Bester Film (Drama) durchgesetzt, verloren aber bei den Oscars jeweils gegen Tödliches Kommando – The Hurt Locker und The King’s Speech. In den letzten acht Jahren, waren die Globes und die Oscars nur in zwei Jahren einer Meinung beim besten Film (und das, obwohl es zwei Filmkategorien bei den Globes gibt). Allerdings liefern diese Nominierungen in der Regel sehr wertvolle Hinweise. So ist zum Beispiel L.A. Crash der einzige Film seit 1973, der einen Oscar als Bester Film bekam, obwohl er bei den Globes in keiner Bester Film-Kategorie nominiert war.
- Der große Gewinner ist hier natürlich Lincoln mit sieben Nominierungen, doch das war auch zu erwarten. Auch Argos starker Auftritt mit fünf Nominierungen bestätigte lediglich erneut seine Position als einer der stärksten Filme im diesjährigen Oscar-Rennen. Der größte Nutzenträger bei den Globes dieses Jahr ist wohl Django Unchained. Nachdem er bei der Screen Actors Guild (aufgrund spät verschickter Screener) leer ausging, kam er hier auf fünf Nominierungen in den Hauptkategorien, darunter zwei für Schauspieler.
- Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger konnte nach einer schwachen Vorstellung bei den bisherigen Filmpreisen dieses Jahr seine Stellung mit den wichtigen Nominierungen für den Film und die Regie sichern.
- Sehr gut hat Zero Dark Thirty abgeschnitten mit vier Nominierungen. Dazu muss man sagen, dass Tödliches Kommando – The Hurt Locker nur für drei Golden Globes nominiert wurde und zum Beispiel keine Schauspieler-Nominierung bekam. Da steht der neue Bigelow-Film besser da.
- Überraschend unspektakulär schnitt Les Misérables ab. Die Hollywood Foreign Press Association hat schon immer ein Faible für Musicals gezeigt. Moulin Rouge! staubte seinerzeit sechs Nominierungen ab, Dreamgirls fünf und Sweeney Todd vier. Dabei wurden die Regisseure von Sweeney Todd und Moulin Rouge! bei den Globes nominiert, bei den Oscars im selben Jahr aber nicht. Dreamgirls und Sweeney Todd verpassten gar gänzlich eine Nominierung für den Besten Film bei den Academy Awards. Die Tatsache also, dass Hooper für die Regie an Les Misérables hier nicht nominiert wurde und insgesamt auch nur vier Nominierungen zusammenkamen, spricht nicht dafür, dass das Musical zu den fünf stärksten Kandidaten dieses Jahr gehört. Das sind momentan ganz klar Lincoln, Argo, Silver Linings, Zero Dark Thirty und Django Unchained.
- Einen ganz überraschenden Auftritt landete der Lasse Hallström-Film Lachsfischen im Yemen, eine nette Komödie aus der ersten Jahreshälfte, die hier plötzlich auftauchte und drei wichtige Nominierungen einheimste. Für die Oscars dürfte das jedoch kaum etwas bedeuten.
- Hingegen hat Nicole Kidmans Nominierung für The Paperboy gezeigt, dass ihre Nominierung von der Screen Actors Guild kein Einzelfall war. Mittlerweile ist sie eine ernsthafte Kandidatin für eine Oscar-Nominierung. Bedenkt man, dass der Film an den Kinokassen nicht einmal $1 Mio einnahm und von den Kritikern generell verrissen wurde, wäre eine Nominierung für Kidman sehr beeindruckend.
- Überraschend ist dieses Jahr die Kategorie für den Besten Animationsfilm. Der von diversen Kritikerverbänden ausgezeichnete ParaNorman fehlt hier. Seinen Platz nahm stattdessen der generell verrissene (aber sehr erfolgreiche) Hotel Transsilvanien ein. Ich bezweifle aber, dass es auch bei den Oscars der Fall sein wird.
- Einen Rückschlag musste Michael Hanekes Liebe einstecken, bei dem einige sicherlich auf mehr als nur eine Nominierung für den besten fremdsprachigen Film gehofft haben.
- Noch schlimmer erging es allerdings Beasts of the Southern Wild. Eigentlich als ein Kandidat für die Bester-Film-Nominierung bei den Oscars gehandelt, wurde das fantasievolle Independent-Drama bei den Golden Globes völlig übergangen.







Nach dem durchschlagenden Erfolg der Herr-der-Ringe-Trilogie war es natürlich bloß eine Frage der Zeit, bis auch die von J. R. R. Tolkien geschriebene Vorgeschichte, bei uns unter dem Titel „Der kleine Hobbit“ erschienen, auch ihren Weg auf die Leinwände finden würde. Nachdem Peter Jackson eine Zeitlang nicht nach Mittelerde zurückkehren wollte und die Regie lieber einem anderen Fantasy-Visionär, Guillermo del Toro, überlassen wollte, nahm er letztlich doch den Platz auf dem Regiestuhl ein. Doch dabei stand er mit Der Hobbit vor einem großen Problem. Der kleine Hobbit von Tolkien erschien 1937. Es war ein detailreiches, einfallsreiches und enorm unterhaltsames Buch (ich selbst gestehe, es mehrere Male verschlungen zu haben), doch es war auch letzten Endes ein Kinderbuch, welches viel Wert auf Albernheiten und eine leichtfüßige Erzählung legte. Der große Erfolg des Buches brachte Tolkien dazu, einen Nachfolger zu schreiben. „Der Herr der Ringe“ entstand zwischen 1937 und 1949, wobei große Teile während des Zweiten Weltkriegs geschrieben wurde. Der Krieg hat die Welt verändert und damit auch Tolkien. Was als eine Fortsetzung von Der kleine Hobbit anfing, wurde zu einem düsteren, erwachsenen Fantasy-Werk. Die Diskrepanz im Ton und der Atmosphäre ging soweit, dass Tolkien selbst in den Sechziger Jahren Der kleine Hobbit umschreiben wollte, um dem düsteren Tenor der Nachfolgebücher gerecht zu werden. Ein Vorhaben, das er letztlich aufgab, als er merkte, dass dabei wenig vom alten heiteren Hobbit übrig blieb. Mit dem gleichen Problem sah sich nun Peter Jackson konfrontiert. Fantasy-Liebhaber und die zahlreichen Fans der Herr der Ringe Streifen verbinden Begriffe wie „episch“ und „monumental“ mit den drei Filmen – Adjektive, die auf Der kleine Hobbit einfach nicht zutreffen. Also musste Jackson die Geschichte aufpolstern. „Alle guten Geschichten verdienen es, ausgeschmückt zu werden“, sagt Gandalf zu Bilbo in einer Filmszene. Angesichts der Tatsache, dass Jackson aus einem Buch, das weniger als 300 Seiten umfasst, eine Filmtrilogie herausquetscht, bei der der erste Film 170 Minuten dauert (Jackson hat bereits eine 20-25 Minuten längere Fassung angekündigt), kann dieser Satz im Film kein Zufall sein. Die Grundstruktur des Films geht komplett nach dem Herr-der-Ringe-Muster – ein Hobbit wird in ein Abenteuer hineingezogen und zieht mit einer Truppe von Kämpfern durch Mittelerde zu einem Berg, wo sich deren Schicksal entscheiden wird. Zugleich steht Jackson aber auch vor der Herausforderung, dem Tolkien-Erbe treu zu bleiben und die Heiterkeit und Leichtigkeit der Hobbit-Romans aufrecht zu erhalten.
Diesen Spagat versucht Jackson über die gesamte Laufzeit des Films zu schlagen und in großen Teilen gelingt es ihm auch. Auch wenn die Angelegenheit der Zwerge im Film sehr ernst genommen wird, so bietet der Film dennoch deutlich mehr albernen Humor als seine drei Mittelerde-Vorgänger. Pathetische Reden und große Schwermut, noch so präsent in Der Herr der Ringe, fehlen hier fast völlig. Dafür lässt sich der Film auch viel Zeit mit der Einführung seines Hauptcharakters, verkörpert durch den „Sherlock“-Darsteller Martin Freeman. Freeman schlüpft mit so großer Leichtigkeit in die Rolle, dass man ganz schnell vergisst, dass Ian Holm die Rolle vor ihm gespielt hat (er hat auch hier einen Kurzauftritt). Für all die Stärken, die Der Herr der Ringe vorweisen konnte, konnte ich über die drei Filme hinweg nie viel mit der Figur von Frodo mitfühlen oder mich für sie sonderlich interessieren. Das erreicht Freeman bereits im ersten Film. Sein Bilbo ist keine zutiefst unschuldige gequälte Person. Er ist einfach ein Durchschnittstyp, der aus der Banalität seines Lebens herausbricht und dabei auf Anhieb sympathisch ist. Er ist nicht ständig verängstigt, sondern legt auch eine gute Portion trockenen Humor, Sarkasmus und Mut zutage. Noch mehr als bei Frodo in Der Herr der Ringe war das Casting des Hauptcharakters in Der Hobbit von großer Bedeutung. Schließlich ist es Bilbos Geschichte und seine Geschichte alleine, die hier im Mittelpunkt stehen sollte. Mit Freeman landete Jackson einen großen Coup. Auch Ian McKellen zeigt in seiner Rolle als Gandalf, die er sich einst schon nach einigen Minuten von Die Gefährten zu Eigen gemacht hat, die gewohnte Mischung aus Weisheit, Entschlossenheit und Würde. Mit Richard Armitage als Thorin hat man in Der Hobbit einen Charakter, der sein Bestes tut, um die von Aragorn (Viggo Mortensen) zurückgelassene Lücke eines verwegenen, grüblerischen Kriegers zu füllen, was zwar teilweise gelingt, aber auch Thorin in großen Kontrast zu seinen Mitstreitern setzt. Diese bleiben trotz einfallsreicher Bärte und Frisuren letztlich austauschbar, denn man erfährt kaum etwas über die einzelnen Mitglieder von Thorins kleinwüchsiger Gemeinschaft. Der Film bleibt primär auf Bilbo, Gandalf und Thorin zentriert. Cate Blacnhett, Hugo Weaving, Ian Holm, Elijah Wood und Christopher Lee haben kurze Auftritte in dem Film, dienen aber vor allem dazu, die Zuschauer daran zu erinnern, dass es sich hierbei um eine Geschichte aus der Welt von Der Herr der Ringe handelt. Eine Ausnahme bildet dabei Andy Serkis‘ Gollum, dessen Rätselspiel mit Bilbo einen der Höhepunkte des Films darstellt.
Gerade beim Anknüpfen an Der Herr der Ringe schleichen sich die ersten Probleme ein. Dass Der kleine Hobbit alleine nicht genug Handlung für zwei, geschweige schon drei, lange Filme hat, war wohl allen Beteiligten schnell klar. Also musste hier noch auf anderes Material von Tolkien zurückgegriffen werden bzw. das vorhandene Material mit Details angereichert werden. So wird Saurons Rückkehr bereits hier angedeutet (in Gestalt eines Geisterbeschwörers), was unausweichlich zu einer Schlacht im zweiten oder dritten Film führen wird. Zu diesem Handlungsstrang gehört auch der Charakter Radagast der Braue, ein Zauberer, der die Gesellschaft der Tiere derer der Menschen bevorzugt, was uns zu einer videospielartigen Sequenz bringt, in der er in einem von Kaninchen (!) gezogenen Schlitten vor Wargen flieht. Der Charakter ist bestenfalls überflüssig, schlimmstenfalls schlicht nervig. Alle Bemühungen, dem Film eine epische Note zu verleihen und an Der Herr der Ringe anzuknüpfen (wozu auch ganze zwei Prolog-Sequenzen gehören) fühlen sich leider forciert an, als wäre Jackson vor allem darum bemüht, die Laufzeit des Films aufzublähen. Trotzdem fühlt sich die Länge von Der Hobbit – Eine unerwartete Reise natürlich an, obwohl einem auch zugleich klar ist, dass man auf diverse Abschnitte hätte verzichten können, ohne viel zu verlieren.
Dass der Film, trotz seiner aufgebauschten Länge, dennoch die Aufmerksamkeit des Zuschauers zu fesseln vermag, liegt am visuellen Feuerwerk, das Peter Jacksons uns erneut serviert, aber auch an Howard Shores exzellenter Filmmusik, die mit dem Score von Der Herr der Ringe mithalten kann und an rasant inszenierten, wohldosierten Actionsequenzen. Dabei sticht vor allem die unterirdische Flucht der Zwerge vor dem Orkköng und seinen Schergen heraus. Dies ist natürlich der Punkt, an dem man den wohl interessantesten und innovativsten Aspekt von Der Hobbit ansprechen sollte. Unter der unscheinbaren Abkürzung HFR befindet sich etwas, was einige Filmemacher, darunter Jackson und James Cameron als die Zukunft des Filmemachens bezeichnen. Dabei handelt es sich um die höhere Bildfrequenz (high frame rate). Vom Projektor werden statt wie üblich 24, 48 Bilder pro Sekunde abgespielt. Das Ergebnis ist allerdings gemischter Natur. Es sieht anders aus. Das Bild ist kristallklar und scharf, die Bewegungen extrem fließend und das 3D fügt sich hier natürlicher denn je ein. Dennoch wird man bei vielen Szenen das Gefühl nicht los, eine Fernsehsoap (diese werden oft mit 60 Bildern pro Sekunde gedreht) oder ein Theaterstück zu sehen. Real ist hier manchmal eben zu real. Man sieht jedes Detail und damit erscheinen insbesondere in den Tagszenen einige Computereffekte deutlich schlechter und unnatürlicher als sonst. Smaugs Angriff auf Erebor sieht zeitweise wie eine Billigproduktion fürs Fernsehen aus. Der Drang nach mehr Realitätsnähe kostet ironischerweise diesem Fantasy-Film einen Teil seiner Magie. Gerade solche Fantasy-Filme schaut man sich an, um der Realität zu entfliehen, nicht um ihr näher zu sein. In den 3D-starken dunklere Actionszenen kann der Film von der neuen Technik dafür umso mehr profitieren. Die 3D-Effekte sind plastischer, die Action noch atemberaubender und man zuckt das eine oder andere Mal unwillkürlich zusammen, wenn ein Gegenstand in Richtung des Zuschauers fliegt. Dies ist in unseren 3D-abgestumpften Zeiten eine große Leistung. Zugleich wirkt man trotzdem nie das Gefühl los, etwas würde mit dem Bild nicht stimmen. Insgesamt gerät das 48fps-Experiment, so interessant und ambitioniert es auch sein mag, hier zum Nachteil des Films.












