Quelle: Insidekino
Endlich wieder ein großartiges Wochenende für die Kinobetreiber und Filmverleihe in Deutschland. Es kam aber auch wirklich alles perfekt zusammen am letzten Wochenende und ermöglichte der Top 10 mehr als 1,7 Mio Besucher – ein Anstieg von 40% gegenüber der Vorwoche. Herbstferien in zahlreichen Bundesländern, Feiertag am 1. November, mieses Regenwetter und ein attraktives Filmangebot, das wirklich nahezu jedes Zielpublikum abdeckte sorgten für das besucherstärkste Wochenende seit fünf (!) Monaten. Trotz eines sehr starken Neuzugangs verlor kein einziger Film in der Top 10 mehr als 19% gegenüber der Vorwoche. Drei Top-10-Streifen konnten sich gar verbessern. Außerdem wurden zwei weitere Filme am Wochenende zu Besuchermillionären und zwei weitere könnten kommendes Wochenende hinzukommen. Dass es gegenüber dem selben Wochenende im Vorjahr trotzdem um heftige 44% runterging, liegt einzig und alleine an der Tatsache, dass an jenem Wochenende 2012 Skyfall mit mehr als 1,9 Mio Besuchern in den ersten vier Tagen startete.
Thor – The Dark Kingdom legte in jeglicher Hinsicht ein hervorragendes Startergebnis hin. Ohne Previews gehabt zu haben, lockte der zweite Teil von Marvels Donnergott-Sage 567,000 Zuschauer in seine 620 Kinos und erreichte dabei einen Schnitt von 915 Besuchern pro Kino. Das war nicht nur der viertbeste Start des Jahres (nach Hangover 3, Fast & Furious 6 und Django Unchained), sondern auch das beste Startwochenende eines Films aus Marvels Avengers-Universum. Gegenüber dem ersten Thor bedeutete das eine Verbesserung von etwa 64%, gegenüber dem diesjährigen Iron Man 3 immerhon von fast 6%. Sogar Marvel’s The Avengers musste sich um knapp 7,500 Besucher geschlagen geben. Natürlich kamen auch hier viele Faktoren zusammen, die ich bereits eingangs erwähnt habe. Die Ferienzeit und die Abwesenheit effektrereicher Actionblockbuster seit Elysium sorgten für die starken Ergebnisse, ebenso wie die Beliebtheit von Marvel seit The Avengers.
Iron Man 3 kam dieses Jahr nach seinem Start auf knapp mehr als 1,9 Mio Zuschauer, während The Avengers letztes Jahr sogar 2,25 Mio vergönnt waren. Ein solches Durchhaltevermögen erwarte ich von Thor – The Dark Kingdom nicht, da sein Startwochenende durch die Situation extrem begünstigt wurde und er deshalb wahrscheinlich schneller abfallen wird. Dennoch könnte er die Zahlen von Iron Man 3 erreichen und vielleicht sogar mit der 2-Mio-Besuchermarke spielen.
Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 konnte sich auf Platz 2 der Charts mit 259,000 Besuchern behaupten und verbesserte sich gar um 5% gegenüber seinem Startwochenende. Nach 11 Tagen liegt das Animationssequel bei ansehnlichen 679,000 Besuchern und damit etwa 276,000 vor dem ersten Film in gleichen Zeitraum. Auch hier ist der Effekt der Ferien deutlich zu beobachten. Der erste Film kam 2010 hierzulande noch auf insgesamt 919,000 Zuschauer, das Sequel wird dies spätestens in drei Wochen übertroffen haben. Auch einem Gesamtergebnis von mehr als 1 Mio Zuschauer liegt nichts im Wege, auch wenn der Film dieses Wochenende, ohne Feiertag im Rücken und mit Konkurrenz seitens Das kleine Gespenst, sicherlich stark abbauen wird. Insgesamt sollte der Film aber mit etwa 1,2 Mio Besuchern Hotel Transsilvanien übertreffen und zum zweiterfolgreichsten Animationsfilm hierzulande werden, der von Sony vertrieben wurde.
Nach dem tollen Nummer-1-Start letzte Woche erhielt Jackass: Bad Grandpa 91 neue Kinos (eine Steigerung von 283 auf 374) und fiel daher nur winzige 6% auf 250,000 Besucher an seinem zweiten Wochenende. Insgesamt hat die Komödie der Jackass-Macher bereits 644,000 Menschen in Deutschland in die Kinosessel gelockt und hat die Ergebnisse aller Jackass-Streifen übertroffen. Der Film genießt offensichtlich sehr gute Mundpropaganda, was seine Frontlastigkeit verringert. Das sollte ihm eine Gesamtbesucherzahl von mehr als 1 Mio ermöglichen, es sei denn die Comedy-Konkurrenz von Fack ju Göhte und Last Vegas schlägt in den kommenden Wochen hart zu.
Um einen Platz auf Rang 4 ging es runter für Frau Ella, wobei der Matthias-Schweighöfer-Film zugleich um 6% zulegte und weitere 209,000 Zuschauer deutschlandweit für sich begeistern konnte. Insgesamt sind es jetzt schon etwa 874,000 Zuschauer. Adere Schweighöfer-Hits wie Der Schlussmacher, What a Man, Friendship! und Rubbeldiekatz haben im selben Zeitraum mehr als 1 Mio Zuschauer für sich verbuchen kömnen. Dennoch ist der Run von Frau Ella angesichts des soliden, aber unspektakulären Starts bislang sehr gut. Die deutsche Konkurrenz seitens Fack ju Göhte wird ihm aber mit Sicherheit stark zusetzen. Frau Ella wird insgesamt etwa 1,3 Mio Besucher in Deutschland erreichen, bevor der Film die Kinos verlässt. Schon kommendes Wochenende wird er höchstwahrscheinlich die 1-Mio-Marke knacken.
Abgerundet wurde die Top 5, wie schon in der Vorwoche, durch Turbo – Kleine Schnecke, großer Traum, der sich um 11% steigerte und 100,000 Besucher am Wochenende um genau 51 Köpfe verfehlte. Dank diesem starken Wochenendergebnis wurde Turbo mit insgesamt 1,027,000 Zuschauern zum 23. Besuchermillionär von 2013 und zum fünften Animationsfilm, der 2013 die Grenze überqueren konnte. Dabei ließ Turbo Filme wie Sammys Abenteuer und Jagdfieber hinter sich. Mit der Ankunft von Das kleine Gespenst und dem baldigen Ende der Ferien wird der Film nicht mehr all zu viel Benzin im Tank haben, doch für insgesamt knapp 1,2 Mio Besucher sollte es reichen.
Gravity erlitt am Wochenende überraschend den schlechtesten Hold der Top 10 und baute 19% ab. Auf Platz 6 kam der Film auf weitere 87,000 Besucher und kann nun etwa 1,148,000 Zuschauer vorweisen. Der Film ist damit auf Platz 10n der besucherstärksten Filme aller Zeiten für Sandra Bullock in Deutschland aufgestiegen. Der Traum von 1,5 Mio ist vielleicht doch schon geplatzt, es sei denn der Film kann von seinen unausweichlichen Oscarnominierungen profitiere. Momentan sieht es aber eher nach 1,4 Mio aus.
Der Teufelsgeiger konnte mit 71,000 Besuchern von 243 Kinos erfolgreich in die Top 10 auf Rang 7 einsteigen. Wie die Mundpropaganda des Films ausfallen wird, wird sich noch zeigen. Allerdings tendieren Filme wie dieser zu einer längeren Laufzeit, sodass ich ein Endergebnis oberhalb von 300,000 Besuchern nicht ausschließe.
Insidious: Chapter 2 fiel um einen Platz auf #8 und verlor dabei nur 11% seiner Besucher von der Vorwoche. Etwa 57,000 Zuschauer sahen das Horrorsequel am Wochenende, womit er nach 18 Tagen 300,000 Zuschauer erreicht hat. Auch 400,000 sollte er noch packen, was für einen Horrorfilm hierzulande sehr respektabel ist – insbesondere für einen, dessen Vorgänger nicht einmal die Hälfte davon erreicht hat.
Exit Marrakech blieb standhaft auf Platz 9 der Kinocharts und auf Platz 1 der deutschen Arthouse-Charts. Nur 6% verlor der Film und konnte weitere 55,000 Zuschauer für sich begeistern. Insgesamt wurde er nun von 154,000 Zuschauern in Deutschland gesehen. Hier erwarte ich in den Arthouse-Kinos noch eine sehr lange und ertragreiche Laufzeit, die in einem Gesamtergebnis von mehr als 400,000 Besuchern münden wird. Sogar eine halbe Million halte ich nicht für unwahrscheinlich.
Das Schlusslicht der Top 10 bildete Prisoners. Der Psychothriller mit Hugh Jackman gab um 18% nach und zählte an seinem vierten Wochenende knapp 50,000 Zuschauer. Insgesamt sind es nun 390,000 Zuschauer, die der Film für sich hierzulande interessieren konnte. Ein Gesamtergebnis von einer halben Million Zuschauer liegt in seiner Reichweite.
Auf Platz 11 stieg Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt ein. Nur 45,000 Besucher wollten die Geschichte von Julian Assange in insgesamt 261 Lichtspielhäusern verfolgen. Der Film wird bestenfalls auf 100,000 Besucher kommen, bevor er die Kinos verlässt.
Der deutsche Streifen Sein letztes Rennen mit Dieter Hallervorden legte um 12% zu – die beste Steigerung in der gesamten Top 20! Zusätzlich 38,000 Besucher sahen den Film am Wochenende, sodass er jetzt bei 239,000 steht. In den Arthouse-Charts stieg der Film zudem von #3 auf #2 auf. Hier ist eine sehr lange Laufzeit und ein finales Ergebnis von mehr als einer halben Million Besucher zu erwarten.
Auch Runner Runner knackte am Wochenende die 200,000-Besuchermarke und steht nach 18 Tagen bei 233,000 gelösten Kinotickets. Bei maximal 300,000 wird Schluss sein.
Ganz bitter erging es am Wochenende Ender’s Game – Das große Spiel, der die Ankunft von Thor – The Dark Kingdom gar nicht gut verkraftet hat. Er verlor ganze 56% und steht nach einem 32,000-Besucher-Wochenende bei etwa 140,000 Zuschauern, Mehr als eine Viertelmillion ist nicht drin.
Der Butler – immer noch sehr präsent in den Arthouse-Charts – packte am Wochenende die 200,000-Marke. Derweil erreichte Rush – Alles für den Sieg einen neuen Meilenstein und kann sich nun mit knapp mehr als einer halben Million Besucher rühmen. Diese Marke knackte am Wochenende auch der bayerische Dauerbrenner Dampfnudelblues. Derweil packte Lone Ranger als 24. Film des Jahres die 1-Mio-Zuschauermarke. Es hat zwar lange gedauert, aber nun ist doch ein solides Ergebnis bei dem Film herausgekommen. 00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse hat an seinem vierten Wochenende die 100,000-Zuschauermarke erreicht.




Ganze zwölf Kilo Muskelmasse hat sich Gordon-Levitt für seine Rolle als Jon Martello im Fitnessstudio antrainiert. Und jeder einzelne Muskel ist auch im Film zu sehen. Er wollte einen schmierigen Bodybuilder darstellen, der willige Damen als reine Objekte seiner Begierde ansieht. Und das ist ihm optisch und sprachlich gelungen. Doch egal mit welcher Frau er im Bett verschwindet, er braucht immer einen Porno danach wie andere eine Zigarette nach dem Lustspiel. Dass er sich trotzdem immer wieder auf eine andere einlässt, will man nicht ganz begreifen. Der „Witz“ hinter dieser Handlung hält daher auch nicht lange vor. Allgemein werden Wiederholungen als zentrales Element zu häufig eingesetzt. An vielen Stellen wirken sie zu langatmig und ausufernd.
Scarlett Johansson wirkt durch ihre biestige und dummdreiste Darstellung der Barbara Sugarman unglaubwürdig wie nur selten. Die Tonnen an Kaugummi, die sie während des Drehs einspeicheln durfte, passen zwar zum Jersey-Verschnitt der Figur, aber nicht zu Johanssons anderen Charakterrollen. Rein optisch ist es kein Wunder, dass Gordon-Levitt sie unbedingt für diese Rolle haben wollte, schauspielerisch verkauft sie sich jedoch weit unter Wert. Auch Esther – gespielt von Julianne Moore – wirkt undurchschaubar und verwirrend. Dass nun ausgerechnet sie eine Wendung in Jons Leben herbeiführen soll, ist nur schwer nachvollziehbar. Lediglich Tony Danza und Glenne Headly wirken in ihren Rollen als Eltern von Jon authentisch als Klischee-Charaktere.











Falls Plisson je ernsthaftes Interesse an den bewundernswerten Charakteren hatte, lässt er es sich nicht anmerken. So weit der Blick über die Naturschauplätze geht, so beschränkt ist der auf das soziale Umfeld der Jungen und Mädchen, die eint, dass sie alle bildungsfernen Gruppen angehören. Dass sie Schulkinder sind, ist bemerkenswert: weniger aufgrund ihres lokalen Stands als wegen ihres familialen. Carlito ist arm, Jackson entstammt einer ungeschulten Gemeinschaft, Samuel ist behindert und Zahira ein Mädchen. Alle kennen sie ihr Privileg – wohl besser, als es das kalkulierte Erbauungsbuch vorgesehen hatte. Die Stimmen der Kinder bleiben buchstäblich ungehört, wie auch die ihrer Verwandten. Deren milde Ermahnungen und Wünsche „dass ihr stark, gebildet, tüchtig, mutig und klug werdet“ wirken so gestellt und austauschbar wie das Gemeinschaftsfrühstück, bei dem sich alle Kinder für den Weg stärken. Die Lehre der heimeligen Szenen begreift selbst, wer so dumm ist, wie die Produzenten ihr Zielpublikum offenkundig einschätzten: Zwar lebt man von der Hand in den Mund, aber spricht dafür noch miteinander. Lassen sich Mangel und Beschränkung im Leben der Kinder nicht übertünchen, werden sie relativiert. „Man kommt mit nichts auf die Welt und kann nichts mitnehmen“, heißt es pauschal. „Dass sollte man nie vergessen.“







