Home Blog Page 101

Grand Budapest Hotel (2014)

1
Grand Budapest Hotel (2014) Filmkritik

The Grand Budapest Hotel, USA/D 2014 • 100 Min • Regie: Wes Anderson • Mit: Ralph Fiennes, Saoirse Ronan, Tilda Swinton, Harvey Keitel, Bill Murray, Jude Law, Edward Norton, Léa Seydoux, Owen Wilson • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 6.03.2013Deutsche Website

Grand Budapest Hotel (2014) Filmbild 1„Grand Budapest Hotel“ ist jener wundervolle Klassiker der Literatur, dessen Autor (Tom Wilkinson) zu Beginn von Wes Andersons grandiosem Eröffnungsfilm zum Publikum spricht: Ist man ein bekannter Schriftsteller, bräuchte man seine Figuren nicht mehr zu suchen. Sie kämen von allein. Vielleicht sind Charaktere wie die Bewohner eines Hotels. Die einen sind exzentrisch, die anderen modest. Manche bleiben nur für einen kurzen Aufenthalt, andere sind Dauergäste. Und dann gibt es noch diese spezielle Kategorie, die auftaucht, um womöglich für immer zu bleiben: erst als Personal, dann als Genius loci. Vielleicht ist der im nicht ganz historischen Zubrowka gelegene Titelort, hinter dessen Fassade Anfang des 19. Jahrhunderts der Prunk der k. u. k.-Monarchie strahlt und zu Handlungsbeginn trister Sowjet-Chic allen Glanz erstickt hat, eine Allegorie für den Geist des Regisseurs, Drehbuchautors und Produzenten in Personalunion. Hier logierten kuriose Gestalten wie die betagte Madame D (Tilda Swinton), Gräfin von Schloss Lutz und Besitzerin eines kostbaren Gemäldes und einer Horde raffgieriger Verwandter. Der gealterte Hotelbesitzer Mr. Moustafa (F. Murray Abraham) erzählt in der Rahmenhandlung dem damals jungen Literaten (Jude Law) die tollkühne Geschichte seines Aufstiegs: vom Lobby Boy Zero (Tony Revolori) to hero.

Grand Budapest Hotel (2014) Filmbild 4Entscheidend trug dazu die Tutor- und Freundschaft des legendären Gustave H. (Ralph Fiennes) bei. Der galante Gedichtliebhaber ist der Concierge des Hotels, vor allem aber ist er dessen Seele. Deren Festigkeit wird auf die Probe gestellt, als die Gräfin – dem Concierge wie so manche faltige Blondine unter den Hotelgästen sehr zugetan – ermordet wird. Hauptverdächtiger ist aufgrund der Anschuldigung des Butlers Serge (Mathieu Amalric) Monsieur Gustave. Der reist begleitet von Zero und Militärschikanen (wenn Zubrowka nicht nur auf der Leinwand existierte, läge es in Österreich-Ungarn, wo es in jener Epoche recht ungemütlich wurde) zur Testamentsverkündung durch den korrekten Anwalt Kovacs (Jeff Goldblum) auf Schloss Lutz. Dort befinden sich die beiden inmitten einer Otternbrut. Deren übelstes Exemplar ist Madam D.s Sohn und aspirierender Erbe Dmitri (Adrien Brody), dessen Handlanger Jopling (Willem Dafoe) Perserkatzen so ungerührt aus dem Weg schafft wie, nun, etwa wie einen Hotelconcierge und dessen Lobby Boy. Beide fabulieren sich durch eine betont künstliche, zugleich von sardonischer Realitätsreferenz gezeichnete Fantasievergangenheit. Saoirse Ronan ist die fingerfertige Konditor-Gehilfin des Grand Budapest und große Liebe Zeros.

Grand Budapest Hotel (2014) Filmbild 2Harvey Keitel ist ein Mithäftling im Gefängnis (dorthin verschlägt es den feingeistigen Gustav), Edward Norton ist Henckel von der Militärpolizei und Bill Murray ist Concierge des Hotels Excelsior Palace und Mitglied des Geheimbundes der gekreuzten Schlüssel. Wem das nicht reicht, um auf die skurrile Scheinschönheit, wie es Jude Laws Autor ausdrückt „gespannt wie ein Flitzbogen“ zu sein, der schwelgt in der opulenten Originalität des doppelbödig konstruierten Plotgerüsts des „Grand Budapest Hotel“. Hier herrschen tadelloses Timing, untrüglicher Stil und diskreter Pragmatismus angesichts tiefbewegender Tragödien. Krieg oder eine Grippeepidemie erscheinen trivial gegenüber den schillernden Charakteren, die trotzdem nicht immun gegen den Zwang ihrer Zeit sind. Trost spendet die Erinnerung an das, was war oder hätte sein sollen. Etwa die Romanvorlage „The Grand Budapest Hotel“, die Stefan Zweig oder Thomas Mann hätten schreiben können, aber niemand geschrieben hat.

Außer einem Gast im Kopf Andersons, dessen Kunststück Tilda Swinton anschließend auf der Presskonferenz perfekt umschreibt: „Es ist die beste Kostümparty, die ich mir jemals vorstellen könnte.“

Fazit

„Ich meine, seine Welt war verschwunden, bevor er sie betrat.“, resümiert Moustafa über seinen ingeniösen Arbeitgeber, „Aber er hielt mit bemerkenswerter Anmut die Illusion aufrecht.“ Das gleiche gilt für Andersons prachtvolle Hommage an die untergegangene Ära voller Grand Hotels und Grand Cinema./p>

Trailer

Noah kommt in 3D – aber nicht überall

0
Noah Trailer

Quelle: The Hollywood Reporter

In einer Entwicklung, die für mich persönlich wie ein Armutszeugnis für die deutschen Kinogänger (sowie die Kinogänger diverser anderer Länder) wirkt, hat Paramount Pictures bekanntgegeben, dass Darren Aronofskys Noah, der hierzulande am 3.04.2014 ins Kino kommt, für viele Übersee-Märkte in 3D post-konvertiert wird. In einem Schritt, der bei großen Blockbustern en Präzedenzfall ist, wird Noah aber in mindestens vier großen Märkten dennoch nur in 2D anlaufen – in den USA, in Australien, in Frankreich und in Großbritannien. Die 3D-Fassung erhalten dafür 65 weitere Länder. Begründet hat Paramount das folgendermaßen in Bezug auf die vier 2D-Märkte:

In diesen Ländern werden die Zuschauer von der Mischung aus dem Ruf des Regisseurs, der Besetzung und den dramatischen Elementen der Geschichte angesprochen werden.

Mit anderen Worten – den anderen Ländern traut man es nicht zu, dass die Zuschauer den Film aufgrund seiner Geschichte oder der Besetzung sehen möchten und setzt auf reißerische 3D-Effekte, um die Kinogänger vor die Leinwände zu locken. Diese Vermutung ist zumindest nicht gänzlich unbegründet. In den USA ist der Anteil der 3D-Vorstellungen am Einspiel der Filme seit 2010 stetig gesunken. Lag der 3D-Anteil vor etwa vier Jahren im Schnitt noch bei 60-70% des Einspiels am Startwochenende, kommen heutzutage Blockbuster nur noch selten über 40-45% hinaus, es sei denn es handelt sich um 3D-Events wie Gravity. In Ländern wie Deutschland oder Russland liegen aber die 3D-Anteile am Umsatz immer noch extrem hoch und bewegen sich bei vielen Filmen im Bereich von 80-90%. Natürlich hat das neben der Begeisterung der Zuschauer für die 3D-Effekte noch einen weiteren Grund – die 3D-Fssung wird den Kinogängern häufig "aufgezwungen", indem einfach keine 2D-Variante als Alternative zur Verfügung gestellt wird. Das habe ich in Vergangenheit schon allzu häufig erlebt. Nichtsdestotrotz hat 3D hierzulande immer noch einen deutlich besseren Stellenwert als beispielsweise in den USA oder in Großbritannien. Daher macht es schon Sinn, dieses Extra gezielt zu nutzen.

In Vergangenheit kam es durchaus schon vor, dass bestimmte Filme nur außerhalb von USA/Kanada auch in IMAX-Kinos aufgeführt wurden – Beispiele dafür sich Battleship, Prince of Persia – Der Sand der Zeit und Fast & Furious 6. Ein selektiver 3D-Release ist jedoch neu. Für die 3D-Konvertierung hat das Studio bei Noah etwa $10 Mio hingelegt. Allein dank den höheren Eintrittspreisen wird sich die Investition sicherlich auszahlen. Ich meinerseits hoffe, das ich dennoch eine 2D-Version irgendwo zu sehen bekommen werde, denn bei einer so kurzfristigen Konvertierung kann man kaum auf hochwertiges 3D hoffen. Ich habe nichts gegen 3D – in Filmen wie Life of Pi, Hugo Cabret, Gravity oder Avatar funktioniert es hervorragend. Aber wenn schon 3D, dann richtig!

Zu Noah wurde übrigens kürzlich noch ein neues internationales Poster veröffentlicht, welches weniger die Slasher-artige Stimmung des letzten Posters verströmt, sondern stattdessen sich mehr als ein Epos verkauft. Natürlich möchten wir Euch das Filmplakat nicht vorenthalten.

Noah 3D internationales Poster

Filmfutter auf der Berlinale 2014 – Teil 3

2
Berlinale 2014 Teil 3

„Was ist die Frage?“, will Pierre (Mathieu Almaric) irgendwann wissen. Ja, was ist eigentlich die Frage? Worum geht es? Was soll das Ganze? Kommt da noch was, vielleicht der Ansatz einer Handlung, interessante Dialoge, ein halbwegs komischer Witz? Das Wort richtet der alternde Spießer Pierre an seine nörgelnde Dauerpartnerin Pomme (Emmanuelle Devos), aber es wirkt eher, als würde er es ratlos in den Raum richten: an die restliche Filmcrew am Set, das zwischen farbloser Mittelklassewohnung und Waldwegen wechselt, das Publikum, das mehr Durchhaltevermögen braucht als Pomme auf ihrer ausgedehnten Wandertour, um die triviale Beziehungskiste bis zum tumben Ende durchzusitzen, und an Regisseurin und Drehbuchautorin Sophie Fillières.

Berlinale 2014 Teil 3 - If You Don't I WillSie erinnert nur auf erschöpfende Weise daran, dass die, die pauschal sagen, sie „mögen französische Komödien“, die sinn- und witzlosen Untiefen der Kategorie nicht kennen. Humorfreie, reaktionäre Ergüsse wie der Fillières lassen es mir als Wunder erscheinen, dass allein die Werbezeile „französische Komödie“ auf deutschen Filmplakaten quasi als Qualitätssiegel wahrgenommen wird.  Das ist so als ob jemand in den USA den neuen Til-Schweiger-Film mit der Tagline „The Comedy Hit from Germany!“ schaut und sich denkt „Classy, that’s real arthouse.“ Arthouse ist das Gegenteil von Fillières' Panorama-Beitrag „Arrête ou je continue“, so der Originaltitel von If You don’t, I will. Diese Aussage mache ich an der Zahl der Kollegen fest, die während der Pressevorführung das Weite suchten. Ich kann bekunden, nicht darunter gewesen zu sein, aber der Vergleich ist nicht ganz fair, denn ich habe vorher geübt. Ganz früher, beim Wandern. Wanderwege sind bei Fillières der Nährboden existentieller Konflikte: Wer darf den Rucksack tragen? Wo wird gepicknickt? Andere Wanderer meiden oder ihnen hilfsbereit die Küchenrolle geben? Für Pierre und Pomme werden derlei Animositäten zur Zerreißprobe. Packend! Schließlich hat Pomme genug und stampft los, in irgendeine Richtung, bloß weg. Identifikationsmoment! Genau das habe ich früher bei Wanderstreitereien gemacht! Allerdings war ich da fünf. Die Hauptfigur ist schätzungsweise zehnmal so alt, aber geistig auf Kindergartenniveau Dort dümpelt auch die fade Paarkomödie, die etwa so spannend ausfällt wie meine kindlichen Familienwandertouren. Ist das eine Empfehlung? Nein.

0,5/5 Sterne

 

Verwackelte Handkameraaufnahmen, Texttafeln in betont amtlicher Schreibmaschinen-Typographie und in Panik gekeuchte Worte in mieser Tonqualität: „Bitte, bitte, wir haben Angst! Irgendwas ist da draußen!“ Allerdings, und dieses etwas ist Axel Steins Regiedebüt. Grund zur Panik! Wer jetzt nicht wie die junge Doreen (Sonja Gerhardt), deren Anruf bei der Polizei den Vorspann des Found-Footage-Streifens untermalt, vor dem Hyperventilieren steht, kennt wahrscheinlich keines der bisherigen Filmprojekte Steins. Bei dessen Omnipräsenz im hiesigen Kino, besonders in deutschen Komödien, haben wohl wenige dieses Glück.

Berlinale 2014 Teil 3 - Tape_13Der einleitende Telefondialog soll total authentisch sein, authentisch wie: „Hey, wir sind glatt im falschen Saal gelandet. Das ist ja eine Doku!“ Dass Tape_13 dafür zu nachlässig und nicht selten lächerlich gestelzt ausgeführt ist, kann ich nicht sicher sagen, da ich bisher nie den Polizeinotruf gewählt habe. Aber ich spiele mit dem Gedanken, dass nachzuholen. Nur so, um rauszufinden, ob Polizisten am Telefon tatsächlich sprechen als würden sie vom Blatt ablesen. Womöglich ist die gestelzte Vortragsweise auch ein Stilmittel des Regisseurs, der seine vorgebliche Horror-Hommage an „Blair Witch Project“ fast durchgehend in Englisch drehte. Tape_13 betont, der erste Found-Footage-Horrorfilm aus Deutschland zu sein, hat aber einen Originaltitel, der wie eine Mischung aus „Session 9“ und „The Tape“ klingt, und Hauptfiguren, die aus den skandinavischen Ländern kommen, aber wie aus Webster’s Dictionary sprechen; mit gelegentlichen Einschüben aus dem Urban Dictionary. Diesen Umstand, der nicht gerade zum Realismus des Plots beiträgt, rechtfertigt Stein mit einem erzählerischen Coup: „By the way, Your english is better than I thought.“, sagt einer der vier Jugendlichen, in deren Hütte Gero (Lars Steinhöfel) und Ann (Nadiene Petry) nach einer Autopanne landen. Am Lagerfeuer erzählt der aufgedrehte Vince (Pit Bukowski) die blutrünstige Historie des Häuschens und Franzi (Cristina do Rego) erwähnt, dass hier ihr Bruder starb. Und dann wecken alle außer Good-Girl Ann fröhlich mittels Ouija-Brett das Böse, das laut Vince unabdingbar für das kosmische Gleichgewicht ist. „Without evil there is no good. As there are places of good, there are places of pure evil. And this is one of them.“ Aha, so habe ich heute im Kino wieder etwas gelernt. Filme wie die Axel Steins – ob als Schauspieler, Regisseur oder Kabelträger – müssen sein. Denn: Ohne schlechte Filme gibt es keine guten. So wie es gute Filme gibt, gibt es Filme von purer Schlechtigkeit. Und das ist einer von ihnen.

0,5/5 Sterne

 

Es gibt diese Arbeitstage, an denen das Pech hinter jeder Ecke lauert. Dialoglastige bourgeoise Beziehungskomödie aus Frankreich – enttäuschend. Okay, das Kontrastprogramm ausprobieren. Reißerischer trashiger Horror-Streifen aus Deutschland – noch schlimmer. Dann bleibt nur eines: alles so gut es geht unter Kontrolle halten, die Situation und sich selbst. Diese Strategie verfolgt der verschlossene Hauptcharakter von Till Kleinerts psychologischem Thriller, der bei Perspektive Deutsches Kino trotz durchschaubarer Taktik wie ein autarker Gegenentwurf zum hohlen Schematismus von Axel Steins Amateur-Horror wirkt.

Berlinale 2014 Teil 3 - Der SamuraiDer Titel Der Samurai, der über der Szenerie eines von Intoleranz und unterdrückter Aggressivität beherrschten Dorfes nahe der polnischen Grenze steht, ist ein erster Verweis auf Jakobs Rolle des exotischen Einzelgängers. Ein weiterer ist der Wolf, der durch die akkuraten Vorgärten streift. In den Augen der Anwohner ist das Tier zum Abschuss freigegeben; nicht, weil von ihm eine reelle Gefahr ausginge, sondern weil es das Ordnungsverständnis des prüden Kleinbürgermilieus angreift. Dabei ist der Wolf der ursprüngliche Bewohner der Wälder, deren Schönheit die vulgären Dörfler mit ihren Einfamilienhäuschen und Jagdtrophäen verletzen. Die Tötung des Tieres, die Jakob im Rahmen seines Polizeidienstes obliegt, wird vor diesem Hintergrund zum symbolischen Affront gegen die Natur. Sie ist im von Verbohrtheit, Senilität und Brutalität geprägten Umfeld des Protagonisten praktisch ausgerottet. Doch in Jakob, den sein Nachname Wolski semantisch mit dem Raubtier verbindet, regt sich noch ein Rest Widerstand gegen die Stupidität um ihn. Er fütterte den Wolf in den Wäldern und füttert sinnbildlich das Animalische – das Ungebrochene – in seiner Seele. Hinter seiner zurückhaltenden Fassade schwelt die Wut auf ein primitives Normverständnis. Obwohl es ihn insgeheim  anwidert, ist es ihm aufgezwungen durch die äußeren Lebensumstände. Sie sind unabänderlich, glaubt der Außenseiter, bis er tief im Wald, dem grimmschen Reich des Unterbewusstseins, sein undomestiziertes Alter Ego trifft. Dem zugleich anziehend und erschreckend wirkenden Es legt Jacob selbst die archaische Waffe in die Hand, die Gartenzwerge, Zierblumen und Nachbars Haushund Raffi köpft. Und ein paar Dorfprolls, um die es einem am wenigsten Leid tut. Der „einsame Wolf“, wie eine Durchreisende Jakob nennt, verteidigt sein Revier – ohne zu erkennen, dass er den Kampf gegen sich selbst nur verlieren kann.

1,5/5 Sterne

Hier geht es zu den bisherigen Berichten:

Filmfutter auf der Berlinale – Teil 1

Filmfutter auf der Berlinale – Teil 2

Will Smith endgültig raus aus Independence Day 2!

0
Will Smith Independence Day 2

Quelle: Deadline

Er ist nicht dabei. Er ist dabei. Er ist vielleicht dabei. Er ist definitiv nicht dabei. Er ist womöglich doch wieder dabei…

Das Hin und Her bezüglich Will Smiths Beteiligung am lange geplanten Sequel zu seinem weltweiten Hit Independence Day hat offensichtlich ein Ende. Wie das Online-Portal Deadline berichtet, hat Will Smith dem Studio seine Beteiligung an der Fortsetzung abgesagt. Erst letztes Jahr gab es für die Fans wieder Hoffnung, als Roland Emmerich verkündete, er sei noch im Gespräch mit Smith (nachdem es zuvor bereits hieß, er wäre nicht dabei). Diesmal scheint es aber wirklich endgültig zu sein. Die Arbeit an Independence Day 2, der kürzlich um ein Jahr nach 2016 verschoben wurde und fast genau 20 Jahre nach Teil 1 in die Kinos kommen soll, wird trotzdem ohne Verzögerungen weitergehen. Da 20th Century Fox bereits die Möglichkeit in Betracht gezogen hat, dass Will Smith seine Rückkehr verweigern würde, haben Dean Devlin und Roland Emmerich zwei Drehbuchfassungen geschrieben – eine mit und eine ohne Smiths Charakter. Seitdem arbeitet der Autor James Vanderbilt an beiden Skripts.

Ein bisschen enttäuschend ist es schon, dass Smith nicht zu der Rolle zurückkehren möchte, die ihm seinen weltweiten Durchbruch ermöglichte und bislang seinen finanziell erfolgreichsten Film darstellt. Insbesondere nach dem Flop von After Earth hätte man erwarten können, dass es sich zugunsten von Independence Day 2 entscheiden würde. Doch vielleicht möchte Smith jetzt die Sequels zu seinen Filmen hinter sich lassen. Es sieht also auch für Men in Black 4 und Bad Boys 3 nicht besonders gut aus.

Derweil sollen laut Roland Emmerich dennoch einige alte Charaktere aus Independence Day wieder im Drehbuch auftauchen. Ich hoffe, dass Jeff Goldblum unter den Rückkehrern sein wird.

Independence Day 2 soll voraussichtlich am 30.06.2016 in die deutschen Kinos kommen.

Der Kultcomic "Preacher" kommt ins Fernsehen

0
Preacher Serie

Quelle: Comingsoon

Nach über 15 Jahren seit erstmals eine Adaption von Garth Ennis' "Preacher" angekündigt wurde, wird der Comic tatsächlich in ein anderes Medium gebracht – ins Fernsehen. Der US-Kabelsender AMC, der aktuell mit der Adaption eines anderen düsteren Comics, "The Walking Dead", riesige Erfolge feiert, hat die bereits seit Herbst persistierenden Gerüchte bestätigt. Was mich persönlich noch freudiger stimmt in Bezug auf die Ankündigung, ist dass Seth Rogen und Evan Goldberg die Serie produzieren und die Pilotfolge schreiben werden. Goldberg und Rogen, ein eingespieltes Team, das sich u. a. für die Drehbücher von Superbad und Ananas Express verantwortlich zeichnete und letztes Jahr mit dem grandiosen Das ist das Ende auch sein Regiedebüt feierte. Der Film kann als eine Art Fingerübung für den bizarr-apokalyptischen Ton von "Preacher" gesehen werden. Sam Catlin, ein Produzent von "Breaking Bad", wird zum Showrunner von "Preacher".

Der Weg von Garth Ennis' Kultcomic zu einer Adaption ist so holprig und lang, wie bei nur wenigen anderen Comicvorlage und erinnert in dieser Hinsicht an Alan Moores "Watchmen". In den Neunzigern verkaufte Ennis die Filmrechte an "Preacher". Im Mai 1998 hat er bereits drei Drehbuchentwürfe verfasst. Kevin Smith und Bob Weinstein sollten den Film unter dem Miramax-Banner produzieren, doch letztlich glaubte Weinstein nicht daran, dass der Film sich gut verkaufen würde. Ein weiterer Anlauf wurde 2002 unternommen, als James Marsden für die Titelrolle des mit $25 Mio budgetierten Films besetzt wurde, doch zwei Jahre später liefen die Kameras immer noch nicht und letztendlich wurde das Projekt aus Geldgründen verworfen. Im November 2006 traute sich dann der Sender HBO an den religiös sehr kontroversen Stoff heran und beauftragte Mark Steven Johnson (Daredevil) mit dem Drehbuch für den Pilotfilm. Nach einer guten Anfangsphase verlief aber auch dieses Unterfangen im Sande, denn die Serie wäre zu kontrovers und stilistisch zu düster (und das für HBO!). Noch im gleichen Jahr erwarb Columbia Pictures die Filmrechte an "Preacher" und heuerte den Oscarpreisträger Sam Mendes (Skyfall) als Regisseur der Adaption an. So gut sah es zuvor noch nie aus. Doch auch Mendes scheierte an der Verfilmung. Er gab an, nie die Balance zwischen den Elementen der realen Welt und den fantastischen Aspekten des Comics gefunden zu haben. Später ersetze ihn der Disturbia-Regisseur D. J. Caruso, doch auch er konnte das Projekt nicht stemmen.

Eine turbulente Entstehungsgeschichte also, doch wie heißt es so schön – Ende gut, alles gut. Hoffen wir mal, das wir nun am Ende der Odyssee von "Preacher" angekommen sind und vielleicht schon nächstes Jahr die Serie sehen können.

Die Vorlage handelt vom Prediger Jesse Custer aus Texas, der von einem Wesen namens Genesis besessen wird, das ein Nachkommen eines Engels und eines Dämons ist. Diese unnatürliche Verbindung verleiht Jesse ungeahnte Kräfte und macht ihn zum mächtigsten Wesen im Universum. Begleitet von seiner Ex-Freundin Tulip und dem trinkfesten irischen Vampir Cassidy, macht er sich auf die Suche nach Gott auf, der in dem Moment von Genesis' Geburt den Himmel verlassen und die Menschheit sich selbst überlassen hat. Auf Jesses Fesen heftet sich jedoch Saint of Killers – eine unaufhaltsame und unsterbliche Tötungsmaschine in Form eines archetypischen Revolverhelden aus dem Wilden Westen, der sein Ziel nie verfehlt.

Klingt doch absolut geil, oder? Gleichzeitig ist es unschwer zu erkennen, warum der Comic es so lange gebraucht hat, bis sich jemand da dran traute. Bei den religiösen Gruppen wird die Adaption sicherlich alles andere als gut ankommen…

Mit "The Walking Dead", "Breaking Bad", "Mad Men" und bald "Better Call Saul", "Turn" und "Preacher" wird AMC noch HBO den Rang ablaufen als der US-Sender mit den meisten hochwertigen Serien.

Vertauschte Rollen im neuen "Hannibal" Staffel 2 Trailer

0

Quelle: NBC

Eins vorne weg – wer die neue Staffel von "Hannibal", die ab dem 28.02. auf dem US-Sender NBC ausgestrahlt werden wird, völlig "unbelastet" angehen möchte und keine größeren Details von der Handlung oder der Plotentwicklung wissen möchte, dem sei dringend von dem oberen der beiden unteren Trailer abgeraten. Dass heutzutage häufig schon zu viel in der Werbung zu Serien und Filmen verraten wird, ist nichts Neues, doch der neue Trailer zur Staffel 2 von "Hannibal" schießt in dieser Hinsicht wirklich den Vogel ab und zeigt einige sehr entscheidende Momente und Wendungen – es sei denn natürlich, alles ist anders als es aussieht. Ich schätze, NBC brauchte einen möglichst reißerischen Trailer (und das ist er, das ist er wirklich), um für bessere Einschaltquoten zu sorgen, doch hier ging man, meiner Meinung nach, einen Schritt zu weit.

Davon abgesehen, sind die Szenen, die man sieht, enorm vielversprechend und wer sich mehr Hannibal und rasanteres Voranschreiten der Handlung in der ersten Staffel gewünscht hat, sollte mit Season 2 zufrieden gestellt werden.

Wer einen kurzen Ausblick auf die kommende Staffel genießen möchte, aber dennoch weitgehend spoilerfrei bleiben möchte, dem sei die deutlich kürzere untere Vorschau anzuraten, die natürlich Lust auf mehr macht.

Biber-Zombies greifen an! Der Trailer zu Zombeavers ist da

0

Quelle: Comingsoon

Und da soll mal einer sagen, es gäbe nichts Neues mehr im Horrorgenre!

Die Gattungen "Monsterfilm"und "Zombiefilm" gehören zu den beliebtesten im Horrorgenre. Doch was wäre, wenn ein Film beides verbindet? Die Produktionsfirma von Big Ass Spider (gezeigt auf dem letzten Fantasy Filmfest) hat mit Zombeavers genau das versucht. Zugegeben, sie sind nicht die ersten – Zombie Shark gibt es schon. Doch Hai-Filme gibt’s mittlerweile wie Sand am Meer, seien es nun Dinohaie, Oktopushaie, Geisterhaie oder Zombiehaie. Filme über monströse Biber sind dafür, ähm, eher rar gesät. Das alleine hätte schon ausgereicht, um mein Interesse zu wecken. Zombeavers geht jedoch einen Schritt weiter und präsentiert und Zombie-Biber (oder sind es eher Biber-Zombies?). Wenn im Trailer dann die Ankündigung kommt, der Film sei von den Produzenten von Cabin Fever, The Ring, Wir sind die Millers und American Pie, weiß man ganz genau, was einen erwartet. Naja, eigentlich weiß man das schon, wenn man den Filmtitel gelesen hat.

Ich könnte jetzt noch lange über den Film reden, der zum nächsten Sharknado werden könnte, doch ich überlasse die Überzeugungsarbeit lieber dem soeben veröffentlichten Trailer und dem Filmposter. Manchmal sprechen Bilder doch besser für sich. Ich präsentiere: Zombeavers.

Zombeavers Poster

Verkaufsstart: Prince Avalanche (2013)

0

Der Verkaufsstart von „Prince Avalanche“ (ab dem 07.02.2014 als DVD und Blu-ray im Handel) veranlasste die Redaktion von Filmfutter dazu, erneut auf diesen Goldnugget des Indie-Kinos hinzuweisen.

Unser Fazit: Ruhiges Independent-Kino vom Feinsten vor niedergebrannter Naturkulisse mit feinfühliger Regiearbeit, surrealer Atmosphäre, top Soundtrack und super aufspielenden Hauptdarstellern.

Film

Die Berlinale 2013 – Regisseur David Gordon Green geht mit dem Silbernen Bären für die beste Regie unter dem Arm wieder nach Hause. Wie das? Etwa mit einer weiteren Zotenlawine plus Kifferwitzchen („Ananas Express“)? Nein, dieses Mal kam es ganz anders, denn der Regisseur kehrt zu seinen filmischen Ursprüngen im Indie-Bereich zurück. David Gordon Green drehte ein Remake des isländischen Buddy-, Roadmovies „Either Way“. Er taufte sein Projekt „Prince Avalanche“ (ein amüsantes Wortspiel im Film) und engagierte Paul Rudd („Jungfrau, 40, Männlich sucht“) sowie Emile Hirsch ("Into the Wild“) als Hauptdarsteller. Greens Kumpel David Wingo zeigt sich zusammen mit der Band „Explosions in the Sky“ für einen verspielten und wunderschönen Indie-Soundtrack verantwortlich. Begleitet von einem Sahne-Soundtrack, surrealen Bildern der verbrannten Flora und Fauna, folgt Green den beiden grundverschiedenen Typen vom texanischen Straßenbau. Die zwei Männer sind sich überhaupt nicht grün und müssen trotzdem in der Einsamkeit Fahrbahnmarkierungen und Leitpfosten wieder herrichten. Wie die beiden Schauspieler diesen Film tragen ist im Resultat schlicht genial.  Man darf gespannt sein, was Herr Green in Zukunft liefert. Mit "Joe" geht er in naher Zukunft an den Start; mit an Bord: Nicolas Cage und der junge, talentierte Tye Sheridan (top in "Mud"). Wer vor einem DVD- oder Blu-Ray Kauf mehr wissen möchte, dem sei unsere ausführliche Kritik zu „Prince Avalanche“ an das Herz gelegt. Dafür einfach auf das rot markierte hier klicken.

Technische Ausstattung

Als Rezensionsgrundlage dient die DVD-Version. Die Bildqualität ist gut und die Untertitel sind einwandfrei zu lesen. Für Freunde der englischen Sprache wären englische Untertitel vielleicht von Vorteil gewesen. Bei den Extras wurde etwas mehr gespart, da es sich um eine reine Ansammlung von Trailern handelt. Die vorgestellten Filme sind zum Teil aber sehr sehenswert (z.B. das englische Milieu-Drama „Fish Tank“). Interviews vor allem mit dem Preisträger des silbernen Bären, Regisseur Green, wären sicherlich auch ein lohnenswerter Bonus gewesen, aber das ist jetzt im Endeffekt Gejammer auf hohen Niveau gemessen an der Gütequalität des Films selbst.

Hier eine Übersicht über die Veröffentlichungen:

Prince Avalanche DVD Kritik - DVD CoverDVD:

Ton: Deutsch, Französisch (beide Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonus: Wendecover, Bildergalerie, Trailershow

 

 


Prince Avalanche DVD Kritik - BluRay CoverBluRay:

Ton: Deutsch, Englisch (beide Dolby Digital 5.1)

Untertitel: Deutsch

Bonus: Wendecover, Bildergalerie, Trailershow

 

 


Trailer

Bildmaterial © 2013 Good!Movies GbR

Trailer zum Mobile Game von 300: Rise of an Empire

0

Quelle: Warner Bros. Interactive Entertainment

Dass die Games-Industrie und die Filmindustrie mittlerweile unzertrennlich miteinander verknüpft sind, sieht man tagtäglich sowohl an den Videospielen, die auf die Leinwand gebracht werden als auch an den zahlreichen Spielen, die auf erfolgreichen Filmen basieren. Neben den üblichen Spielen für die großen Konsolen bzw. für den PC, gibt es aber natürlich seit einigen Jahren den immer größer werdenden Markt für Mobile Games – also Spiele für Smartphones mit iOS oder Android. Für diesen Markt veröffentlicht Warner Bros. nun ein Mobile Game basierend auf dem kommenden Schlachtenepos 300: Rise of an Empire.

Zum (offensichtlich blutigen) Spiel hat Warner jetzt einen kurzen Trailer veröffentlicht, den Ihr unten sehen könnt. Das Spiel kann ab sofort entweder direkt im Browser gespielt werden (hier klicken) oder auf die entsprechenden Geräte mit iOS oder Android heruntergeladen und dort gespielt werden. Bei der Entscheidung, ob es sich lohnt, könnte der untenstehende Trailer vielleicht helfen.

https://youtu.be/Yg8TZTrZL0g

300: Rise of an Empire kommt derweil am 6.03.2014 in die deutschen Kinos und Euch erwartet zum Kinostart selbstverständlich eine Filmkritik.

Jackie Earle Haley im Interview zu RoboCop

0
Jackie Earle Haley Interview

Heutzutage ist Jackie Earle Haley (52), der Schauspieler mit einem markanten Gesicht, vom Genrefilmen nicht mehr wegzudenken. Dabei begann seine Karriere in den Siebzigern und Achtzigern noch ganz anders. Diese legte er allerdings 1993 auf Eis und verschwand aus dem kollektiven Gedächtnis der meisten Kinogänger. Erst 2006 feierte er ein fulminantes Comeback mit einer fantastischen Darbietung in Little Children, die ihm eine Oscarnominierung als "Bester Nebendarsteller" einbrachte. Obwohl Little Children ein eher ruhiges Drama war, fiel Haleys intensives Spiel den Casting-Agenten so auf, dass er fortan häufig Rollen von psychisch labilen Charakteren angeboten bekam. Dass er im Genrekino so populär wurde, ist wohl seiner fabelhaften Leistung als der größtenteils maskierte Rorschach in Zack Snyders Watchmen zu verdanken Es folgten Rollen in Tim Burtons Dark Shadows, Martin Scorseses Shutter Island und natürlich im Remake von Nightmare on Elm Street. Nicht immer waren alle Filme, in denen er auftrat, gut, doch an seiner persönlichen Leistung war nichts auszusetzen. Dieses Jahr ist er Teil des starkräftigen Ensembles eines weiteren Genre-Reboots – von RoboCop (unsere Rezension), der ab heute in den deutschen Kinos läuft. Anlässlich des Films hatten wir die Gelegenheit, Jackie Earle Haley auf den Zahn zu fühlen. Er erzählte uns, warum RoboCop sich so gut für eine Neuauflage eignete, inwiefern die politischen Themen von Verhoevens Original für die heutige Zeit relevant sind und wie er selbst zu sehr stark technisierten Kriegen von heute steht.

Filmfutter: Nach NIGHTMARE ON ELM STREET sind Sie mit ROBOCOP schon im nächsten Reboot eines Kult-Films zu sehen. Was ist für ein gutes Reboot Ihrer Meinung nach entscheidend?

Jackie Earle Haley: Zunächst der Film. Für mich ist ROBOCOP das perfekte Werk für ein Reboot, denn ich finde es fantastisch, einen damals derart einflussreichen Film wie diesen einer neuen Generation aufzubereiten. Ich glaube ein gutes Reboot sollte das Original auffrischen, so wie es sich bei ROBOCOP anbietet. In den 80ern war dieser Film ein Must-Have-Seen und ich habe ihn geliebt, aber heute sieht er rein optisch etwas überholt aus, denn heutzutage sind in Animation, Computergrafik und Filmtechnik derart gewaltige Fortschritte zu sehen, dass ein 80er-Jahre-Film damit nur schlecht mithalten kann. Gerade ein so actionhaltiges und technologisch inspiriertes Werk wie ROBOCOP neu aufzulegen, ist in der heutigen Zeit daher  sehr naheliegend. Zwar habe ich den fertigen Film noch nicht gesehen, aber ich bin gespannt auf das Endergebnis, denn ich glaube, die Optik wird atemberaubend sein.

FF: Wie hat sich der öffentliche Blick auf die ROBOCOP-Themen seit den 80er Jahren verändert?

JEH: Die Thematiken des Films sind Menschen heute deutlich bewusster, als noch während der 80er, weil sie zur Realität werden. Was damals fiktiv erschien, ist für die Menschen von heute längst sichtbar. Man kennt mittlerweile verschiedene Seiten der Technik und den Menschen ist klar, dass moderne Technologien mit der Kriegsführung interagieren: Besatzungslose Drohnen hat man beispielsweise längst gesehen und auch die Privatisierung von Militärdienstleistungen (Anm. d. Redaktion: Übertragung von Regierungsdienstleistungen und -besitztümern auf den privaten Sektor), die für ROBOCOP eine entscheidende Rolle spielt,  findet in den USA immer häufiger  statt. Für mich ist vor allem Letzteres ein wichtiges Thema, denn meiner Meinung nach wird damit ein riesengroßer Fehler begangen.

FF: Wie empfinden Sie den technischen Fortschritt im Allgemeinen?

JEH: Für mich ist die moderne Technik beides: Der Fortschritt hat viele wundervolle, aber genauso viele beängstigende Seiten. Was zum Beispiel die nationale Sicherheitsbehörde (NSA) heute tut, ist einschüchternd und extrem bedrohlich für eine Demokratie.

FF: Nutzen Sie die "wundervollen" Seiten der modernen Technologie?

JEH: Ich nutzte die modernen Technologien durchaus. Ich bin beispielsweise auf Social Networks aktiv, aber das lediglich in Maßen: Ich poste zum Beispiel ein paar Dinge auf Twitter und spiele ein wenig herum, aber ich halte mich nicht allzu häufig damit auf.

Jackie Earle Haley Interview RoboCop

FF: Viele Menschen klagen heute darüber, dass sich ihr Leben nicht mehr real anfühlt. Was würde diese Irrealität für einen  Krieg bedeuten?

JEH: Die Irrealität ist eine wirklich bizarre Seite des Fortschritts und die Frage nach der Bedeutung für einen Krieg ist absolut berechtigt. Wie fühlt es sich beispielsweise für die Piloten von unbemannten Drohnen an? Sie steuern diese Geräte vom Boden aus und sitzen nicht darin. Fühlt sich das echt an? Zumindest verliert es an Realität. Die Vorstellung, dass wir plötzlich ganze Armeen von Robotern besitzen und dabei einen Teil unseres Realitätsgefühls verlieren, ist wahnsinnig beängstigend, nicht wahr?

FF: Würden wir nur noch "unsterbliche" Maschinen in den Krieg schicken, wäre der Krieg dann je zu Ende?

JEH: Das ist ein guter Punkt: Ich gebe Ihnen Recht und glaube nicht, dass ein solcher Krieg je ein Ende hätte. In einem Krieg der Roboter würde niemand mehr fallen…

FF: Welche Auswirkungen hätte das auf eine Gesellschaft?

JEH: Wahrscheinlich hätte dieses Szenario durchaus Auswirkungen auf die Zivilgesellschaft, aber ich glaube, es würde sich ganz ähnlich anfühlen wie sich die Konfliktsituation in unserer Zeit anfühlt. Auch heute haben wir sozusagen ununterbrochen Krieg: Zwar sind immer andere Staaten involviert, aber Kriege sieht man, wohin man sich wendet.

FF: Wichtige Themen  von ROBOCOP sind neben Technik und Krieg Bewusstsein und Verantwortung. Lässt sich Bewusstwerdung trainieren, um verantwortungsvolleres  Handeln zu initiieren?

JEH: Das ist eine schwere Frage, die ich kaum beantworten kann. Bewusstwerdung ist wahnsinnig komplex, denn zu Bewusstsein zu gelangen ist ein individueller Prozess, aber zugleich erfordert Bewusstwerdung die Bewusstmachung dessen, dass alle Menschen Individuen sind. Einig sind Menschen sich nie – das ist eines der natürlichsten Prinzipien der Welt. Wenn man sich zum Beispiel vorstellt, man setzt 10 verschiedene Menschen in ein Zimmer und stellt eine diskussionswürdige Problematik in den Raum, dann wird die eine Hälfte ihre Meinung haben und die andere wird an der gegenteiligen festhalten.

FF: Im Film treten Sie als Murphys Trainer Mattox in Erscheinung. In früheren Interviews sagten Sie, dass Emotionen im Schauspiel immer aus den eigenen Erfahrungen gezogen werden sollten. Wie ist Ihnen das in diesem Fall gelungen?

JEH: Mattox wird auf der einen Seite von dem Gedanken angetrieben, dass es keine gute Idee wäre, einen Menschen in eine Maschine zu integrieren. Er arbeitet mit Tausenden von Robotern überall auf der Welt. Sie alle werden als Polizisten eingesetzt und er vertraut ihnen, weil er genau weiß, wie sie auf welche Situation reagieren. Mit einem Menschen in der Maschine kann er nicht mehr sicher sein, welcher Stimulus was auslösen wird. Robocop ist für ihn nicht mehr berechenbar und er verliert Kontrolle. Gleichzeitig will Mattox seinen Job erledigen. Er möchte Murphy bestmöglich auf seine Aufgabe vorbereiten, obwohl er die Sache dahinter ablehnt. Diese Zerrissenheit kann ich durchaus nachfühlen.

von Sima Moussavian

____________________________________________________________________

RoboCop läuft jetzt in den deutschen Kinos. Unsere Kritik zu dem Film ist HIER nachzulesen.

Das Bildmaterial aus RoboCop © 2014 Studiocanal

Film- und Serien-News