Schluss mit Marvel: Guardians-Regisseur James Gunn leitet künftig DC Films mit

Idris Elba und James Gunn am Set von The Suicide Squad © 2021 Warner Bros. Pictures

Quelle: Deadline

Nach der augenscheinlich präzise durchgeplanten Infinity Saga, die mit der dritten MCU-Phase endete, klagen viele Marvel-Fans aktuell über die wahrgenommene Ziellosigkeit der aktuellen vierten Phase. DC-Fans können darüber vermutlich nur müde lächeln. Seit Zack Snyders Vision fürs DC-Universum mit dem Flop von Justice League implodiert ist, scheint man bei Warner nicht recht zu wissen, wie die Zukunft von DC im Kino aussehen soll. Einerseits werden erfolgreiche Überbleibsel des Snyderverse wie Wonder Woman und Aquaman vorangetrieben, andererseits soll der kommende The Flash große Teile des DC-Universums resetten und Michael Keaton als Batman (dauerhaft?) zurückbringen. Ben Affleck war raus als Batman, wird aber demnächst doch noch einige Male wieder vorbeischauen. Auch die Rückkehr von Henry Cavill als Superman ist wieder wahrscheinlich, während Dwayne Johnson von Black Adam als "Phase Eins" des DC-Universums spricht. Zudem gibt es auch gänzlich separate Filme wie Joker und The Batman. Dass neulich der fertiggestellte Batgirl-Film kurzerhand eingestampft wurde, hat den Chaos-Eindruck nur weiter verstärkt.

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Versteht mich nicht falsch, es gab einige wirklich gute DC-Verfilmungen in den letzten Jahren wie Shazam!, The Batman, Aquaman oder The Suicide Squad. Doch dem Universum fehlt es an einer konsistenten Vision, etwas, was man in den Chefetagen von Warner nicht abstreiten würde. Was klappt also bei Marvel, was bei DC bislang nicht funktioniert? Die Antwort darauf scheint ein einziger Name zu sein: Kevin Feige. Als der neue Warner Bros. Discovery-CEO David Zaslav angekündigt hat, dass es einen zehn-Jahres-Plan fürs DC-Universum geben soll, machte er keinen Hehl daraus, dass er dabei das Marvel-Konzept nachmachen und einen Mastermind wie Feige dafür finden möchte. Wer es nicht werden sollte, ist der bisherige DC-Films-Leiter Walter Hamada. Er verabschiedete sich kürzlich von seinem Posten. Black Adam war die letzte unter seinem Regime veröffentlichte DC-Verfilmung und läutete bereits gewissermaßen eine neue Ära ein, denn Cavills Auftritt darin als Superman wurde entgegen seinem Wunsch verwirklicht.

Warners erste Wahl für Hamadas Nachfolger fiel auf den Produzenten Dan Lin, der für das Studio Kinohits wie Godzilla vs. Kong, Es und Sherlock Holmes produziert hat. Laut Deadline soll Lin jedoch von Zaslav für seine Position zu viel gefordert haben und die Verhandlungen scheiterten. Doch nun hat Warner nicht nur einen, sondern gleich zwei eigene "Kevin Feiges", von denen einer bereits Erfahrungen sowohl im MCU als auch im DC-Universum gesammelt hat. Guardians-of-the-Galaxy-Regisseur James Gunn und Produzent Peter Safran werden sich den begehrten, aber auch fordernden Posten gemeinsam übernehmen. Die beiden haben David Zaslav bei der Suche nach geeigneten Kandidaten beraten und Dan Lin vorgeschlagen, doch nach seinem Ausstieg aus dem Rennen, wurden sie selbst zu den Anwärtern.

Peter Safran hat für Warner Bros. die Filme aus dem erfolgreichen Conjuring-Universum produziert. Mit Aquaman und Shazam! ist er auch als Produzent ins DC-Universum eingestiegen. Zaslav wollte Safran als neuen Chef von DC Films, doch Safran wollte es nicht ohne einen tatsächlichen Filmschaffenden an seiner Seite machen. Vorhang auf für James Gunn. Als Disney Gunn kurzzeitig wegen alter Tweets als Regisseur von Guardians of the Galaxy Vol. 3 gefeuert hat, zögerte Warner nicht lange und verpflichtete ihn als Regisseur von The Suicide Squad. Das Soft-Reboot des ersten Suicide Squad floppte zwar in den Kinos letztes Jahr, erhielt aber sehr positive Kritiken. Außerdem hat Gunn die Ablegerserie "Peacemaker" mit John Cena in seiner The-Suicide-Squad-Rolle erschaffen, als erste direkt mit dem DCEU verbundene Serie. Gunn schrieb und inszenierte mehrere Folgen der ersten Staffel und wird die komplette zweite Season selbst drehen.

Aktuell soll Gunn an einem geheimen neuen DC-Projekt arbeiten, wird aber künftig zusammen mit Safran das gesamte DC-Universum in Bereichen Film, Fernsehen und Animation steuern. Offiziell gehört der Posten ihnen ab dem 1. November. Mit ihrer Verpflichtung wurde das bislang nur inoffiziell als DCEU bekannte Universum offiziell ins kürzere DCU umbenannt.

Mit seiner neuen und sicherlich lukrativen Stelle steht James Gunn exklusiv im Dienst von Warner Bros. Discovery bzw. DC Films. Solange er den Job hat, darf er nur noch Filme und Serien im DC-Universum drehen. Gunn hat natürlich noch zwei abgedrehte MCU-Projekte: das Guardians-of-the-Galaxy-Weihnachtsspecial für Disney+, das nächsten Monat erscheinen wird, und Guardians of the Galaxy Vol. 3, den finalen Film in seiner Guardians-Trilogie, der Anfang Mai in die Kinos kommen wird. Gunn ist an beide Projekte vertraglich gebunden und wird auch an der Promotour für sie beteiligt sein, bevor er sich von Marvel verabschiedet. Ich frage mich, ob der Entlassungs- und Wiedereinstellungs-Zwischenfall mit Disney einen bitteren Geschmack bei Gunn hinterlassen hat, sodass er lieber langfristig unter einem anderen Studio arbeiten wollte. Böses Blut scheint es jedoch seitens Kevin Feige nicht zu geben. Als er auf Gunns neuen Posten angesprochen wurde, erklärte er, dass er sich als erster anstellen würde, um zu sehen, was Gunn als nächstes macht.

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