Während der brutalen Herrschaft der Militärjunta über Argentinien zwischen 1976 und 1983 wurden bis zu 30.000 Regimegegner Opfer des systematischen "Verschwindenlassens". Sie wurden von anonymen Sicherheitskräften des Staates entführt, festgehalten, häufig gefoltert und schließlich ohne jegliches gerichtliche Verfahren hingerichtet. Ihre Leichen wurden an geheimen Orten entsorgt und die Hinterbliebenen haben in der Regel nie erfahren, was mit ihren Liebsten passierte.
Auch der argentinische Journalist und Comicautor Héctor Germán Oesterheld und seine vier Töchter, die sich kurz vor dem Militärputsch der links-revolutionären Gruppierung "Movimiento Peronista Montonero" anschlossen, wurden zu den Opfern der Militärdiktatur. Zu Oesterhelds berühmtesten Werken gehört das Science-Fiction-Comic "El Eternauta", das erstmals zwischen 1957 und 1959 veröffentlicht wurde. Zehn Jahre später schrieb Oesterheld eine neue Version des Comics, diesmal mit deutlich politischen Untertönen und Kritik an diktatorischen und imperialistischen Regierungen. Die Ausrichtung machte ihn letztlich zur Zielscheibe des Militärregimes einige Jahre später.
Im Comic fällt in Buenos Aires mitten im Hochsommer Schnee. Doch es ist kein gewöhnlicher Schnee – wer mit ihm in Berührung kommt, stirbt sofort. Auf diese Weise wird der Großteil der Stadtbevölkerung ausgerottet. Zu den wenigen Überlebenden zählt der Familienvater Juan Salvo. Gemeinsam mit anderen Überlebenden findet er heraus, dass es sich beim Schneefall um die erste Welle eines außerirdischen Angriffs handelt.
Es gab immer wieder Bemühungen, Oesterhelds Comics als Film oder Serie zu adaptieren, doch viele der frühen Anläufe scheiterten am mangelnden Budget. Erst mit der Finanzierung des Streaming-Riesen Netflix konnte "Eternauta" als Serie verwirklicht werden. Der argentinische Superstar Ricardo Darín (In ihren Augen) übernahm die Hauptrolle als Juan Salvo. Bereits 2018 äußerte er Interesse an der Rolle, als noch Kultregisseur Álex de la Iglesia (Die Hexen von Zugarramurdi) das Comic verfilmen wollte. Stattdessen ging die Serie 2023 unter der Regie von Bruno Stagnaro in Produktion und eroberte nach ihrer Veröffentlichung Ende April die Spitze der weltweiten Netflix-Charts nicht-englischsprachiger Serien. Nur einen Tag später hat Netflix sie offiziell um eine zweite Staffel verlängert.
Jedoch soll die Geschichte rund um die Alien-Invasion nicht unnötig in die Länge gezogen werden und Staffel 2 wird die Serie voraussichtlich abschließen. Das hat Francisco "Paco" Ramos, der Programmchef von Netflix in Lateinamerika angedeutet: (aus dem Englischen)
Staffel 2 wird sehr wichtig werden. Wir werden dann komplett in viele der Science-Fiction-Konzepte eintauchen, die wir in Staffel 1 nur angedeutet haben, und sie werden richtig ins Spiel kommen. Wir glauben, dass wir mit vielleicht acht weiteren Episoden die komplette Geschichte auf eine wunderschöne Weise abschließen können.
Acht Episoden wären zwei mehr als in der ersten Staffel und das ist auch nötig, um der in ihrem Verlauf zunehmend komplexeren Vorlage (Stichwort: Zeitreisen) gerecht zu werden. Stagnaro wird als Showrunner, Regisseur und Autor der zweiten Staffel zurückkehren.
"Eternauta" ist die teuerste Serie, die jemals in Argentinien produziert wurde und soll rund 34 Millionen US-Dollar zur argentinischen Wirtschaft beigesteuert haben. Die aufwendigen Dreharbeiten der ersten Staffel dauerten rund acht Monate, gefolgt von einer einjährigen Post-Production-Phase. Wann die Dreharbeiten zur zweiten und letzten Staffel beginnen werden, steht noch nicht fest, doch bei ein vergleichbarer zeitlicher Ablauf würde bedeuten, dass sie definitiv nicht vor 2027 bei Netflix erscheinen wird. Wir werden Euch natürlich informieren, sobald wir Näheres wissen.
Quelle: Deadline