Systemsprenger räumt beim Deutschen Filmpreis 2020 ab

Helena Zengel in Systemsprenger © 2019 Port au Prince Pictures/24 Bilder

Quelle: Deutsche Filmakademie

Mit der Oscarnominierung hat es für Systemsprenger nicht geklappt, dafür konnte das deutsche Drama über ein schwer erziehbares neunjähriges Mädchen Freitagabend zehn Nominierungen für den Deutschen Filmpreis 2020 in insgesamt acht Lolas verwandeln. Damit zog er mit Das finstere Tal gleich und liegt lediglich hinter Nachts, wenn der Teufel kam und Das weiße Band, die jeweils zehnmal ausgezeichnet wurden. Weil Systemsprenger in der "Beste Nebendarstellerin"-Kategorie doppelt nominiert war, ging er nur in der "Filmmusik"-Kategorie ganz leer aus. Berlin Alexanderplatz führte die Nominierungen mit elf Nennungen an, gewann jedoch nur fünfmal. Hinter Systemsprenger war er der Zweitplatzierte in der Auswahl für den "Besten Film".

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Die elfjährige Helena Zengel wurde nicht nur als jüngste Schauspielerin in der gesamten Geschichte des Deutschen Filmpreises ausgezeichnet, sie war auch die jüngste Nominierte. Albrecht Schuch gewann derweil gleich doppelt – als Hauptdarsteller für Systemsprenger und als Nebendarsteller für Berlin Alexanderplatz.

Die 70. Ausgabe des Deutschen Filmpreises war trotz des Jubiläums eine eher triste Angelegenheit, und das nicht nur, weil sich die Filme in fast allen Kategorien wiederholten. Die Corona-Krise machte die übliche Gala-Verleihung unmöglich, sodass Edin Hasanović ("Skylines") eine Live-Verleihung im Fernsehen moderierte. Einige Laudatoren waren vor Ort, die meisten gab es jedoch nur per Videoschalte.

Die komplette Auflistung der Nominierungen und Sieger (in grün) findet Ihr unten:

Bester Spielfilm

Systemsprenger (Gold)
Berlin, Alexanderplatz (Silber)
Es gilt das gesprochene Wort (Bronze)
Lara
Lindenberg! Mach dein Ding
Undine

Bester Dokumentarfilm

Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien
Born in Evin
Heimat ist ein Raum aus Zeit

Bester Kinderfilm

Als Hitler das rosa Kaninchen stahl
Fritzi – Eine Wendewundergeschichte

Beste Regie

Nora Fingscheidt (Systemsprenger)
Burhan Kurbani (Berlin Alexanderplatz)
Ilker Çatak (Es gilt das gesprochene Wort)

Bestes Drehbuch

Nora Fingscheidt (Systemsprenger)
Martin Behnke, Burhan Kurbani (Berlin Alexanderplatz)
Nils Mohl, Ilker Çatak (Es gilt das gesprochene Wort)

Bester Hauptdarsteller

Albrecht Schuch (Systemsprenger)
Jan Bülow (Lindenberg! Mach dein Ding)
Welket Bungué (Berlin Alexanderplatz)

Beste Hauptdarstellerin

Helena Zengel (Systemsprenger)
Anne Ratte-Polle (Es gilt das gesprochene Wort)
Aline Serban (Gipsy Queen)

Bester Nebendarsteller

Albrecht Schuch (Berlin Alexanderplatz)
Godehard Giese (Es gilt das gesprochene Wort)
Pasquale Aleardi (Ich war noch niemals in New York)

Beste Nebendarstellerin

Gabriela Maria Schmeide (Systemsprenger)
Lisa Hagmeister (Systemsprenger)
Jella Haase (Berlin Alexanderplatz)

Beste Kamera/Bildgestaltung

Frank Lamm (Deutschstunde)
Jieun Yi (O Beautiful Night)
Yoshi Heimrath (Berlin Alexanderplatz)

Bester Schnitt

Systemsprenger
Schlingensief – In das Schweigen hineinschreien
Pelikanblut
Mein Ende. Dein Anfang.

Beste Tongestaltung

Undine
Berlin Alexanderplatz
Systemsprenger

Beste Filmmusik

Dascha Dauenhauer (Berlin Alexanderplatz)
John Gürtler (Systemsprenger)
Lorenz Dangel (Deutschstunde)

Bestes Szenenbild

Narziss und Goldmund
Berlin Alexanderplatz
Freies Land
Ich war noch niemals in New York

Bestes Kostümbild

Lindenberg! Mach dein Ding
Freies Land
Ich war noch niemals in New York

Bestes Maskenbild

Lindenberg! Mach dein Ding
Narziss und Goldmund
Ich war noch niemals in New York

Beste visuelle Effekte und Animation

Die Känguru-Chroniken
Berlin Alexanderplatz
Ich war noch niemals in New York

Ehrenpreis

Edgar Reitz
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Systemsprenger ist ein solides, wenn auch ziemlich sperriges Drama mit einer herausragenden jungen Hauptdarstellerin. Der Blick auf die Liste der Nominees oben sagt aber mehr über den bedauernswerten Zustand des deutschen Films in der letzten Zeit aus. Kurios finde ich übrigens, dass Paula Beer bei der Berlinale als beste Darstellerin für Undine mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, es aber beim Deutschen Filmpreis nicht einmal für eine Nominierung für sie gereicht hat.

Ob Systemsprenger die ganzen Auszeichnungen verdient, davon könnt Ihr Euch bei Netflix selbst ein Bild machen.

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