Mit seinem "Das Rad der Zeit"-Romanzyklus erschuf der US-amerikanische Schriftsteller Robert Jordan eine der detailliertesten und komplexesten Fantasywelten seit Tolkiens "Der Herr der Ringe". Von 1990 bis zu seinem Tod 2007 veröffentlichte Jordan elf Bände sowie einen Prequel-Roman. Den letzten Roman konnte er leider nicht mehr selbst fertigstellen, hinterließ aber umfangreiche Notizen dazu, wie er die Geschichte des immerwährenden Kampfes zwischen Gut und Böse beenden wollte. Fantasyautor Brandon Sanderson wurde dann von Jordans Witwe persönlich auserwählt, um "Das Rad der Zeit" basierend auf diesen Notizen zu beenden. Allerdings stellte Sanderson schnell fest, dass ein Buch alleine nicht ausreichen würde, um Jordans Vorstellungen gerecht zu werden und alle losen Enden zu verknüpfen. So wurden aus einem Abschlussroman drei Bände, die zwischen 2009 und 2013 erschienen sind. Der deutsche Heyne-Verlag teilte die Originalbände in mehrere Bücher auf, sodass die Reihe hierzulande ursprünglich in insgesamt sage und schreibe 37 Bändern veröffentlicht wurde.
Weltweit hat sich die "Das Rad der Zeit"-Reihe mehr als 90 Millionen Mal verkauft und zählt damit zu den erfolgreichsten Werken der Fantasyliteratur. Die Fangemeinde der Romane rief eine eigens ihnen gewidmete Convention namens JordanCon ins Leben, die seit 2010 jährlich im April in Atlanta stattfindet und dem verstorbenen Autor, seinem Werk und anderen Fantasy- und Science-Fiction-Romane huldigt.
Doch weder der große Verkaufserfolg der Bücher noch ihren treuen Fans reichten aus, um Amazons kostspielige Serienadaption von "Das Rad der Zeit" zu retten. Obwohl ihre im März und April veröffentlichte dritte Staffel die bislang besten Kritiken der Serie erzielte, sanken die weltweiten Streamingzahlen und konnten eine weitere Staffel der teuren Fantasyserie mit Rosamund Pike in der Hauptrolle als Moiraine Damodred (und als Produzentin) nicht mehr rechtfertigen. Nach langwierigen internen Überlegungen und Verhandlungen mit der zuständigen Produktionsfirma Sony Pictures Television gab Amazon gestern offiziell die Absetzung der Serie bekannt. Derzeit gibt es keine Pläne, die Serie auf einer anderen Plattform fortzuführen.
Showrunner Rafe Judkins ("Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.") befürchtete bereits ein vorzeitiges Ende und versuchte das Finale der dritten Staffel so zu gestalten, dass es zumindest gewissen Abschluss gab. Das ist natürlich nur ein schwacher Trost, wenn man bedenkt, dass die ersten drei Staffeln lediglich fünf der vierzehn Bände der Hauptreihe adaptierten und die wirklich interessanten Entwicklungen noch bevorstanden.
"Das Rad der Zeit" war eine von zwei Serienadaptionen von Klassikern der Fantasyliteratur in Amazons Portfolio. "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" bekommt demnächst eine dritte Staffel. Die ersten zwei Staffeln der Prequelserie zu Tolkiens "Der Herr der Ringe" erzielten hohe Zuschauerzahlen, polarisierten jedoch die Fangemeinde. Immense Kosten von mehr als 50 Millionen US-Dollar pro Episode lassen nach der Absetzung von "Das Rad der Zeit" die Frage aufkommen, ob den Fans irgendwann ein weiteres Ende ohne Abschluss droht.
Quelle: Deadline