Es ist kein Geheimnis, dass die Qualität der MCU-Filme seit Avengers: Endgame deutlich schwankt. Auch sind sie keine sicheren Hitgaranten mehr: The Marvels wurde sogar zu Hollywoods größtem Kassenflop 2023, nachdem sein Vorgänger nur vier Jahre zuvor ein Milliardenhit war.
Doch gerade als viele einstige Fans nach mehreren aufeinanderfolgenden Enttäuschungen und ohne sichtbaren roten Faden der Multiverse Saga Marvel bereits abgeschrieben haben, kam Thunderbolts* in die Kinos und bewies, dass es immer noch Kreativität, gute Ideen und gewisse Risikobereitschaft in der Marvel-Maschine gibt. Denn wie bei den meisten guten Comicverfilmungen, schlummert auch bei Thunderbolts* unter dem Humor und der Superhelden-Action eine tiefere Ebene, die sich mit Trauerbewältigung und Depression beschäftigt.
Das ist jedoch nicht der einzige Grund, weshalb Marvel-Fans den Film nicht verpassen sollten, denn er stellt auch die Weichen für Avengers: Doomsday, in dem das Thunderbolts*-Ensemble eine wichtige Rolle spielen wird. Angeführt werden die Avengers im nächsten Film wieder von Captain America. Jedoch heißt er nicht mehr Steve Rogers und wird auch nicht von Chris Evans verkörpert, sondern von Anthony Mackie als ehemaliger The Falcon Sam Wilson, dem Steve seinen Schild am Ende von Endgame vermachte. In der Miniserie "The Falcon and the Winter Soldier" haderte Sam zunächst mit der Entscheidung, in Steves Fußstapfen zu treten, akzeptierte jedoch seine neue Position im Serienfinale. Kurz nach dem Ende der Miniserie wurde dann offiziell ein neuer Captain-America-Film mit Mackie angekündigt.
Wegen der Autoren- und Schauspielerstreiks sowie umfangreicher Nachdrehs dauerte es jedoch fast vier Jahre, bis Mackie sein Debüt als Captain America im Kino feierte. Im Februar kam Captain America: Brave New World in die Kinos und hat nicht gerade das Ruder des schwächelnden MCU herumgerissen. Zwar versuchte der Film ein halbwegs bodenständiger Polit- und Actionthriller à la The Return of the First Avenger zu sein und es gibt durchaus Momente, in denen ihm das gelang, doch letztlich wirkte er viel zu beliebig und bedeutungslos im Großen und Ganzen des MCU, um einen nachhaltigen Eindruck zu hinterlassen. Mit den drei Captain-America-Filmen mit Evans konnte er nicht mithalten, was aber nicht an Mackie lag, sondern vielmehr am Drehbuch und dessen erzwungenen Verknüpfungen mit Der unglaubliche Hulk, der bislang eins der unliebsamen Stiefkinder des MCU war.
Dass Captain America: Brave New World dennoch mehr als 400 Millionen US-Dollar weltweit einspielte und mehr als 800.000 Kinogänger:innen in die deutschen Kinos lockte, zeigt, wie sehr der vertraute Franchise-Titel und das Marvel-Label immer noch ziehen. Falls die gemischten Reaktionen Euch vor dem Kinobesuch abgeschreckt haben und Ihr ein Disney+-Abo besitzt, könnt Ihr den Film schon bald beim Streamer ohne Zusatzkosten nachholen. Am 28. Mai wird Brave New World weltweit bei Disney+ erscheinen – 103 Tage nach seinem US-amerikanischen Kinostart. Von allen Marvel-Filmen war das Fenster zwischen Kinostart und Disney+-Veröffentlichung nur bei Deadpool & Wolverine mit 110 Tagen länger. Die meisten anderen Filme aus Marvels vierter und fünfter Phase sind nach 60-90 Tagen auf der Streaming-Plattform gelandet. Bei Doctor Strange in the Multiverse of Madness waren es sogar nur 48 Tage.
Auch wenn ich Captain America: Brave New World definitiv nicht uneingeschränkt empfehlen kann, werdet Ihr Eure Zeit auch nicht verschwenden, wenn Ihr Euch den Film bei Disney+ anschaut. Allein schon wegen der Vorbereitung auf Avengers: Doomsday könnte er einen Blick wert sein.
Quelle: Disney+ Deutschland