Mortal Engines – Krieg der Städte (2018) Kritik

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Mortal Engines, NZ/USA 2018 • 128 Min • Regie: Christian Rivers • Mit: Hera Hilmar, Robert Sheehan, Jihae, Leila George, Hugo Weaving, Stephen Lang • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 13.12.2018 • Deutsche Website

Handlung

Nachdem sich die Menschheit bei einem "60-Minuten-Krieg" weitgehend vernichtet hat, hat sich aus der Asche der alten Zivilisation eine neue Weltordnung erhoben. Mehr als 1000 Jahre in der Zukunft durchstreifen Städte als gigantische Festungen auf Rädern die verdorrte postapokalyptische Landschaft. Es herrscht das Prinzip des "städtischen Darwinismus": Fressen oder gefressen werden. Große Raubtierstädte jagen kleinere Städte und verschlingen sie, um an ihre Ressourcen zu kommen. Eine der mobilen Städte ist London, die auf der Suche nach neuen Jagdgründen Großbritannien für das europäische Festland verlassen hat. In der Stadt lebt auch der junge Waise Tom Natsworthy (Robert Sheehan), dessen Traum, Pilot zu werden, mit dem Tod seiner Eltern zerplatzte. Nun arbeitet er als Historikerlehrling in einem Museum und sammelt Technologien der Alten Welt. Sein Vorbild ist Thaddeus Valentine (Hugo Weaving), ein Historiker, dessen Forschungsprojekt London langfristig mit Energie versorgen soll. Toms Leben ändert sich jedoch schlagartig, als Hester Shaw (Hera Hilmar) nach London gelangt. Die junge Frau, die ihre Gesichtsnarben hinter einem Tuch verbirgt, hat eine persönliche Rechnung mit Valentine offen. Der ahnungslose Tom verhindert ihren Mordanschlag auf ihn, erfährt dabei jedoch unangenehme Wahrheiten über den vermeintlichen Retter der Stadt, woraufhin er von Valentine über Bord gestoßen wird. Gestrandet im gefährlichen Ödland, ist er nun auf Hesters Hilfe angewiesen. Doch nicht nur Valentine ist hinter ihnen her, sondern auch ein untoter Killer namens Shrike (Stephen Lang) mit einer ganz besonderen Verbindung zu Hester.

Kritik

Wenn Effektespezialisten ihr Debüt als Regisseure feiern, kann man sich in der Regel zumindest auf eine Sache verlassen: Die Filme sehen fantastisch aus. Das war schon bei Robert Stormbergs Maleficent der Fall ebenso wie bei Gareth Edwards' Monsters (und noch viel mehr bei seinem Godzilla). Auch Mortal Engines – Krieg der Städte ist in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Der Film ist zwar ein Herzensprojekt des Herr-der-Ringe-Regisseurs Peter Jackson, der ihn produziert und auch am Drehbuch mitgeschrieben hat, doch die Regie hat er seinem Protegé Christian Rivers überlassen. Rivers arbeitet als Storyboarder und VFX Supervisor seit Braindead mit Peter Jackson zusammen und gewann für Jacksons King Kong auch verdient den Effekte-Oscar. Die Bilder, die Rivers in seinem Regiedebüt auf die Leinwand zaubert, sind berauschender visueller Bombast in seiner Reinform und verlangen nach der größtmöglichen Leinwand.

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Mortal Engines - Krieg der Städte (2018) Filmbild 1Diese Kritik basiert auf einer Sichtung des Films in IMAX 3D, also den besten Voraussetzungen dafür, dass die größte Stärke des Films am besten zur Geltung kommt. Nachdem uns die Stimme aus dem Off kurz und knackig über den Untergang und die Wiederauferstehung der Zivilisation aufklärt (nette Verarbeitung des Universal-Logos!), eröffnet der Film mit seiner spektakulärsten Szene. Metropole London rollt als überdimensionaler Stadtpanzer, gekrönt von St. Paul’s Cathedral, auf einem Kettenlaufwerk durch eine karge Landschaft. Plötzlich ist ein kleines Städtchen in Sichtweite. Eine rasante Verfolgungsjagd, wie man sie so noch nie gesehen hat, beginnt. Die Designs der teilweise sehr chaotisch aussehenden Steampubk-Städte wecken Erinnerungen an Hayao Miyazakis Das wandelnde Schloss. Der Einstieg in diese postapoakyltische Welt ist gelungen, bildet aber auch schon den Höhepunkt des Films.

Leider spiegelt sich der visuelle Einfallsreichtum des Films in seiner abgenudelten Geschichte und dünnen Charakteren nicht wider. Mortal Engines ist ein Film, der so sehr mit seinen zugegebenermaßen beeindruckenden Schauwerten beschäftigt ist, dass der generische Plot beinahe als Nebensache nach Schema F abgehandelt wird. So toll die Welt von Mortal Engines aussieht, so wenig originell sind die Ideen dahinter. Jackson und seine Co-Autorinnen Fran Walsh und Philippa Boyens bedienen sich besonders großzügig bei Star Wars, aber auch mehr als ein Hauch von Mad Max und Die Tribute von Panem ist zu erkennen, während Rivers' visuelle Umsetzung hier und da an Terry Gilliam erinnert. Da ich mit Philip Reeves Roman nicht vertraut bin, kann ich nicht sagen, wie viel davon auf die Vorlage zurückgeht, doch letztlich werden sehr viele Elemente den Zuschauern vertraut vorkommen.

Mortal Engines - Krieg der Städte (2018) Filmbild 2Es ist natürlich keineswegs verwerflich, sich von großen Vorbildern inspirieren zu lassen. Schließlich hat Star Wars unzählige Fantasy- und Sci-Fi-Blockbuster über die Jahrzehnte beeinflusst. Es ist die Umsetzung dieser bekannten Elemente, auf die es ankommt, und vom Visuellen abgesehen, wirkt diese in Mortal Engines vor allem zweckmäßig. Nach dem furiosen Auftakt, sobald Hester und Tom außerhalb von London landen, verfällt der Film in einen gewissen Trott, bei dem Dinge ohne viel Energie und Elan passieren, weil sie passieren müssen, um die Geschichte voranzutreiben, ohne dass am anfangs so vielversprechenden Worldbuilding oder den Charakteren gearbeitet wird. Das ist zwar aufgrund der zahlreichen soliden, wenn auch zum Teil zu schnell geschnittenen Actioneinlagen nicht langweilig, aber auch nicht so mitreißend, wie es hätte sein können, wenn die Helden und die Einsätze, um die es hier geht, einen auch nur ein bisschen kümmern würden.

Mortal Engines - Krieg der Städte (2018) Filmbild 3Dass ein Film von solchen Maßstäben wie Mortal Engines fast gänzlich auf unverbrauchte, neue Gesichter setzt – den meisten Kinogängern wird lediglich Hugo Weaving vertraut sein – ist in der Tat erfrischend. Der Film macht jedoch nicht viel daraus. Die isländische Schauspielerin Hera Hilmar ("Da Vinci’s Demons") hinterlässt als verwegene, widerstandsfähige, aber auch (nicht nur äußerlich) zutiefst verletzte Heldin einen sehr positiven Eindruck, doch das Drehbuch wird ihrer Performance nicht gerecht. Robert Sheehan ("Misfits") ist als Tom der klassische Luke-Skywalker-Verschnitt (jedoch ohne besondere Kräfte) – ein fader, weitäugiger, begeisterungsfähiger Held und Optimist. Wenn in der zweiten Filmhälfte unausweichlich die Funken zwischen Hester und Tom sprühen, passiert das nicht, weil die beiden Chemie haben oder der Film die Beziehung vorbereitet hat, sondern weil das Drehbuch es so diktiert. Als ultracoole Rebellenkämpferin Hanna Solo Anna Fang hat die südkoreanische Musikerin Jihae viel Stil und keinerlei Substanz. Hugo Weaving ist charismatisch wie eh und je, verkommt jedoch sehr schnell zu einem eindimensionalen Bösewicht.

Die faszinierendste Figur des Films und dessen überraschendes Herz ist Stephen Lang als Zombie-Terminator Shrike. Leider kommt er zu kurz und verschwindet aus dem Film gerade wenn er am interessantesten wird.

Mortal Engines - Krieg der Städte (2018) Filmbild 4Der Film hat einige gute Einfälle. So gibt es ein herrlich amüsant erklärtes Cameo der Minions, das möglicherweise mehr oder weniger subtile Gesellschaftskritik enthält. Auch die unendlich haltbaren Süßigkeiten aus der alten Welt oder die Bewunderung eines Toasters lassen einen schmunzeln. Es sind diese kleinen Momente des Worldbuilding, von denen man sich mehr wünscht, um sich wirklich auf diese ungewöhnliche Welt einlassen zu können. Diese sind jedoch im ersten Akt abgearbeitet und danach geht es über mehrere Umwege, einschließlich einer umwerfenden Luftstadt (Star Wars lässt wieder grüßen), zur Rebellenbasis für einen verzweifelten, finalen Angriff auf den Todesstern, ähhh, London. Als der Streifen dann noch den am wenigsten überraschenden Twist des Jahres serviert, kann man nur noch die Augen rollen und sich wundern, ob Jackson nicht eigentlich doch viel lieber ein Abenteuer aus einer weit entfernen Galaxie umgesetzt hätte.

Es ist recht unwahrscheinlich, dass Jackson und Rivers die Gelegenheit bekommen werden, die verbleibenden drei Romane aus Reeves Zyklus über Tom, Hester und die mobilen Städte zu adaptieren. Die gute Nachricht ist jedoch, dass im Gegensatz zu vielen Filmen, die hoffen, ein neues Franchise zu werden, Mortal Engines ein in sich gut abgeschlossenes, zufriedenstellendes Ende hat.

Fazit

Obwohl Peter Jackson die treibende Kraft hinter Mortal Engines ist, erinnert der Film kaum an sein Mittelerde-Epos Der Herr der Ringe. Vielmehr ist er eine Young-Adult-Version von Mad Max, mit schamlosen Anleihen bei Star Wars. Der Streifen bietet herausragende Schauwerte, interessante Ansätze einer faszinierenden Welt und eine sympathische, starke Heldin, jedoch weder seine Geschichte noch seine Charaktere sind ausreichend ausgearbeitet.

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