The Meg, CN/USA 2018 •113 Min • Regie: Jon Turteltaub • Mit: Jason Statham, Li Bingbing, Ruby Rose, Rainn Wilson, Jessica McNamee, Cliff Curtis • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 9.08.2018 • Website
Handlung
Jonas Taylor (Jason Statham) ist Experte für gefährliche Tiefsee-Rettungsaktionen. Als bei einem besonders heiklen Einsatz ein riesiges Wesen das auf Grund gelaufene U-Boot attackiert, muss er eine schwierige Entscheidung treffen und einen Teil der Crew zurücklassen, um die anderen zu retten. Doch an der Oberfläche glaubt ihm niemand die Geschichte von einem Tiefsee-Monster und seine Karriere findet ein jähes Ende. Fünf Jahre später werden jedoch seine einzigartigen Fähigkeiten benötigt, als ein Tauchboot auf einer Expedition in einem pazifischen Tiefseegraben strandet und den Kontakt zur hochmodernen Unterwasser-Forschungsstation Mana One verliert. Als Jonas erfährt, dass sich seine Ex-Frau Lori (Jessica McNamee) an Bord des Tauchboots befindet, willigt er ein, noch einmal unterzutauchen. In ungeahnter Tiefe begegnet er wieder der tödlichen Kreatur, einem prähistorischen Riesenhai – dem Megalodon. Zwar kann Jonas endlich allen beweisen, dass er nicht verrückt ist, doch nun haben sie ein größeres Problem. Denn der Megalodon hat den Tiefseegraben verlassen und der Ozean ist sein All-you-can-eat-Büffet. Jack Morris (Rainn Wilson), der Milliardär, der Mana One finanziert hat, möchte die Sache möglichst schnell unter den Teppich kehren und etwaige Schadensersatzklagen vermeiden. Jonas und die Meeresbiologin Suyin (Li Bingbing) müssen sich einen Plan einfallen lassen, wie sie die über 20 Meter lange Fressmaschine aufhalten können, bevor sie die Touristenstrände erreicht.
Kritik
"Der weiße Hai" ist nicht wirklich gut. Ich meine natürlich nicht Steven Spielbergs zeitloses Meisterwerk, das auch nach über 40 Jahren nichts von seiner Spannung und dauerpräsenten unterschwelligen Bedrohlichkeit eingebüßt hat. Die Rede ist von Peter Benchleys gleichnamiger Romanvorlage zu Spielbergs Film. Als Spielberg den Roman erstmals las, fand er alle Hauptcharaktere so unsympathisch, dass er mit dem Hai mitgefiebert hat. Also entledigte er sich der überflüssigen Nebenhandlungen der Geschichte wie der Mafia-Verbindungen des Bürgermeisters von Amity und der Affäre von Brodys Ehefrau mit Hooper. Ja, diese Handlungsstränge waren tatsächlich Teil der Geschichte, aus der der effektivste Tierhorrorfilm aller Zeiten entstanden ist. Stattdessen reiften Spielberg und sein Drehbuchautor Carl Gottlieb die drei Hauptfiguren aus und machten sie nicht nur sympathischer, sondern vor allem interessanter und menschlicher.
Spielbergs Film ist ein Beispiel dafür, wie man aus der Grundidee eines mittelmäßigen Romans einen mitreißenden, nahezu perfekten Film machen kann. Es ist möglich. Wie bei Der weiße Hai, las ich auch die Vorlage zu MEG, bevor ich den Film gesehen habe. Steve Altens Roman, auf dem der Riesehai-Blockbuster beruht, ist nicht gerade ein literarisches Thriller-Juwel und leidet sowohl an uninteressanten Figuren als auch an uninspirierter, spannungsarmer Schreibweise. Die Idee hinter der Geschichte, dass eins der größten Raubtiere, das jemals auf diesem Planeten existierte, wieder die Ozeane terrorisiert, ist zwar weit hergeholt, aber dennoch aufregend. Man kann was daraus machen. Doch leider ist Jon Turteltaub (Das Vermächtnis der Tempelritter) kein Steven Spielberg und MEG ist weniger Der weiße Hai und mehr Der weiße Hai 3-D. Das liegt nicht so sehr an der Vorlage, deren Handlung und Figurenkonstellationen fast gänzlich verändert worden sind, sondern vielmehr an Entscheidungsunlust der Macher darüber, welchen Film sie hier eigentlich machen wollen.

Wenn es einen großen Pluspunkt bei MEG gibt, dann ist es natürlich der titelgebende Megalodon selbst. Der Hai sieht wirklich klasse aus und ist neben Statham mit Abstand die einzige Figur, die so etwas wie Ausstrahlung und Leinwandpräsenz besitzt. Zu den 3D-Effekten kann ich leider nichts sagen, da der Verleih der Presse nur die 2D-Fassung gezeigt hat, obwohl der Film in diversen Szenen recht eindeutig auf 3D-Popout-Effekte ausgelegt ist. Dadurch wäre er zwar auch nicht gut geworden, hätte aber zumindest möglicherweise optisch mehr hergemacht.

Ein Film wie MEG braucht natürlich nicht zwingend viel Blut und Gedärme, um spannend oder eindrucksvoll zu sein. Das haben auch andere Tierhorrorfilme mit der PG-13-Freigabe geschafft. Leider findet Turteltaub aber auch keine anderen Mittel, um die Blutleere zu kompensieren. Den Megalodon bekommen die Zuschauer erst nach mehr als einer halben Stunde im Film zu sehen, vermutlich weil man sich dem "weniger ist mehr"-Prinzip verpflichtet fühlte. Leider bedeutet das aber, dass wir in der Zeit nervige oder überzogene oder einfach unglaublich stereotypen Figuren zusehen dürfen, wie sie Zeilen nachsprechen, von denen irgendjemand irgendwo gedacht haben muss, dass normale Menschen so kommunizieren. Das wird im Laufe des Films auch nicht schlimmer und wenn dann in einer Sterbeszene zwei Charaktere plötzlich aus dem Nichts gefühlvolle Abschiedsdialoge austauschen, verspürt man als Zuschauer nicht Mitgefühl, sondern Fremdscham.


Fazit
Falls Ihr Euch mal gefragt habt, wie Alexandre Ajas Piranha 3D ausgesehen hätte, würde man dem Film alle Gewaltszenen, nackte Haut und den augenzwinkernden Humor wegnehmen, und die Piranhas mit einem Riesenhai ersetzen, dann liefert MEG die Antwort. Das Ergebnis ist leider weder, ähm, Fisch noch Fleisch, und vor allem richtig langweilig. Schade um den toll animierten Hai.
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