Madame Mallory und der Duft von Curry (2014)

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The Hundred-Foot Journey, USA/IND/FRA 2014 • 122 Min. • Regie: Lasse Hallström • Drehbuch: Steven Knight • Mit: Helen Mirren, Om Puri, Manish Dayal, Charlotte Le Bon • FSK: ohne Altersbeschränkung • Kinostart: 21. August 2014 • Deutsche Website

Handlung

Hassan Kadam (Manish Dayal) und seine Familie haben in ihrer Heimat Indien alles verloren. Daher beschließen sie, ein neues Leben im weit entfernten Europa zu beginnen. Das Schicksal führt sie nach Frankreich ins idyllische Örtchen Saint-Antonin-Noble-Val. Für den Papa (Om Puri) ist schnell klar, dass ihre Suche nach dem passenden Fleckchen Erde ein Ende hat. Doch damit nicht genug. Er möchte dem verwöhnten französischen Gaumen traditionelle indische Gerichte in seinem eigenen Restaurant vorsetzen. Ein Unterfangen, das die Familie an ihre Grenzen bringen wird. Madame Mallory (Helen Mirren) mit ihrem ausgezeichneten Sternerestaurant „Le Saule Pleureur“ auf der anderen Straßenseite trägt ihren Teil dazu bei. Ein Nachbarschaftskrieg entflammt, der weit über eine Küchenschlacht hinaus reicht. Zumindest Hassan kann sein Glück abseits des Schlachtfelds finden, spätestens als er die attraktive Sous-Chefin Marguerite (Charlotte Le Bon) kennenlernt. Die Gemüter der anderen bleiben aber erhitzt. Die Sturheit auf beiden Seiten gefährdet die Existenz der indischen Familie aufs Neue.

Kritik

Regisseur Lasse Hallström weiß genau, wie er Gefühle und Atmosphäre auf der großen Leinwand verbinden kann. Das hat er bereits mit seinen zwei Nicholas-Sparks-Verfilmungen „Das Leuchten der Stille“ und „Safe Haven“ bewiesen. Das man das Ganze auch noch mit einer Prise Kulinarik würzen kann, ist spätestens seit „Chocolat“ aus dem Jahr 2000 klar. Mit der Verfilmung von Richard C. Morais' Roman „The Hundred-Foot Journey“, der hierzulande unter dem Titel „Madame Mallory und der kleine indische Küchenchef“ erschien, legt er noch eine Schippe drauf. Der komische, romantische, kulinarische Plot wird um eine kulturelle Ebene erweitert. Ziemlich viele Ebenen für einen abgeschlossenen Film, doch Hallström gelingt das Mammutprojekt erstaunlich gut.

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Madame Mallory (2014) Szene 4Dazu tragen vor allem die frischen, weniger bekannten Schauspieler bei. Manish Dayal überzeugt in der Hauptrolle des Hassan genauso wie die kanadische Schauspielerin Charlotte Le Bon als junge Sous-Chefin. Der indische Papa Om Puri gibt dem teilweise rassistisch aufgeladenen Plot seine eigene, unfreiwillige Komik, indem er durch seine Kommentare und Ansichten selbst zum Rassisten wird. Er will es nicht verstehen, dass man Abneigungen gegen die indische Küche haben kann. Dabei wird die Küche vielmehr als Metapher für die jeweils andere Kultur verwendet. Om Puris Gegenstück bildet Madame Mallory. Die wird in gewohnter Perfektion von Helen Mirren gespielt. Herrlich bissige Kommentare unterstreichen brillant den hochnäsigen Charakter der französischen Restaurantchefin. Dass ihr Auftreten nur Fassade ist, wird erst spät klar. Doch schließlich zeigt auch sie ihr wahres Gesicht, dass alles andere als verbittert und ungerecht ist. Die Entwicklung der Charaktere ist zwar vorhersehbar, aber schön in Szene gesetzt, sodass es dennoch unterhaltsam ist, ihnen bei ihrer Entwicklung zu folgen.

Neben den Charakteren stimmt auch die Atmosphäre. Das Publikum findet sich in einem malerischen Örtchen wieder, das auch außerhalb Frankreichs existieren könnte. Dass es gerade für Fremde schwer ist, ein Teil dieser Idylle zu werden, spart der Film nicht aus. Vor allem wenn sie einer nicht nur kulinarisch grundverschiedenen Kultur entstammen. Und dabei zerreißen sich nicht nur die Bewohner das Maul über die anderen, auch die indische Familie selbst will sich nicht so recht ihrer neuen Umgebung anpassen müssen. Identität ist eines der Hauptmotive des Films. Man kann nicht sagen, dass der Film dem Thema Rassismus enorm viel Platz einräumt. Es ist ein Unterhaltungsfilm, der vor allem Elemente aus den Genres Komödie und Romantik bedient. Aber dennoch ist es Hallström spürbar wichtig, dass der Film das Thema nicht ausspart.

Madame Mallory (2014) Szene 3Die positiven Aspekte überwiegen die wenigen negativen. So sind die Floskeln zu Beginn des Films, die zwischen den Charakteren ausgetauscht werden, weniger tiefgründig und lassen auf viele kitschige Szenen im Verlauf schließen. Die bleiben aber glücklicherweise aus. Auch das kurze Intermezzo Hassans in Paris nimmt zwar nicht viel Filmzeit in Anspruch, ist aber dennoch langwierig, da die Sehnsucht nach seinem gewohnten Umfeld schon vorher klar vermittelt wurde. Das hätte Hallström sicher auch anders lösen können. Das liegt natürlich nicht nur am Film, sondern auch an der Romanvorlage. Ansonsten ist ein schöner Happy-End-Film entstanden, bei dem Multikultur auch spürbar hinter der Kamera herrschte. Schließlich wurde am Set neben Englisch, auch Schwedisch, Französisch und Hindi gesprochen. Die Produktion übernahmen neben Juliet Blake mit Steven Spielberg und Oprah Winfrey auch keine Unbekannten.

Fazit

Lasse Hallström vereint in Madame Mallory und der Duft von Curry Themen wie Identität, Respekt, Schicksal, Liebe und Familie über das Essen. Das Erstaunliche daran ist, dass es nahezu perfekt funktioniert. Dabei werden nicht nur die schönen Seiten eines Neubeginns präsentiert. Rassismus und die spürbare Angst vor dem Unbekannten werden aus beiden Sichten gezeigt. Die Botschaft, dass Hass und Ausgrenzung keine Lösung sein können, wird weder allzu kitschig noch zu pathetisch, sondern leicht verdaulich dargestellt. Insgesamt ist ein unterhaltsamer Film entstanden, der auf amüsante und romantische Weise ein indisches Sprichwort vermittelt: „Kannst du den Feind nicht besiegen, umarme ihn.“

Trailer

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