Deadpool 2, USA 2018 •119 Min • Regie: David Leitch • Mit: Ryan Reynolds, Josh Brolin, Zazie Beetz, Julian Dennison, Morena Baccarin, T.J. Miller, Brianna Hildebrand, Karan Soni • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 17.05.2018 • Deutsche Website
Handlung
Wade Wilson alias Deadpool (Ryan Reynolds) lebt sein Antihelden-Dasein in vollen Zügen aus. Wenn er nicht gerade das traute Zweisein mit seiner Frau Vanessa (Morena Baccarin) genießt, lässt er sich vom ihn anhimmelnden Taxifahrer Dopinder (Karai Soni) von einem kriminellen Unterschlupf zum nächsten kutschieren und räumt kompromisslos mit dem Abschaum dieser Welt auf. Nachdem jedoch einer seiner Einsätze schiefläuft, versinkt Deadpool in einer Existenzkrise. Um ihn aus dieser herauszuholen, versucht Colossus (Stefan Kapičić), ihn wieder als Mitglied der X-Men zu rekrutieren. Doch bereits bei seiner ersten Mission als X-Men-Trainee verliert Deadpool die Kontrolle und landet gemeinsam mit dem jungen Russell (Julian Dennison) in einem Gefängnis für Mutanten. Dort werden ihre Superkräfte mittels besonderer Halskragen unterdrückt. Ohne seine Heilungskräfte ist Deadpool wieder seiner tödlichen Krebserkrankung ausgeliefert. Gerade als er sich damit abgefunden hat, stürmt ein schwerbewaffneter Soldat mit Roboterarm namens Cable (Josh Brolin) das Gefängnis und hat es auf den Jungen abgesehen. Mit knapper Not kann Deadpool ihn davon abhalten, Russell zu töten, und entkommt dabei selbst dem Superknast. Da er jedoch inzwischen Verantwortung für Russell verspürt und weiß, dass Cable nicht aufhören wird, ihn zu jagen, versammelt er mit Hilfe seines Kumpels Weasel (T.J. Miller) andere Individuen mit besonderen Fähigkeiten, um den Jungen zu retten. Jedoch wartet eine wortwörtlich größere Gefahr als Cable auf sie.
Kritik
Als der erste Deadpool vor zwei Jahren in die Kinos kam, war der Film so erfrischend anders wie kein andere Comicverfilmung seit Guardians of the Galaxy und stach aus der Masse vergleichbarer Filme heraus. Frech, lustig, vergnügt blutig, sehr meta und vor allem herrlich comichaft war der Streifen eine Adaption seines Titelhelden, wie sie sich die Fans nur erträumen konnten. Anstatt sich zu bemühen, möglichst massentauglich zu sein, ist Deadpool seiner eindeutig nicht-jugendfreien Vorlage treu geblieben. Gerade dadurch vereinte er jedoch sowohl die Comicnerds als auch das Massenpublikum in ihrer Begeisterung und wurde zu einem Riesenhit an den Kinokassen, der hierzulande trotz der FSK16-Freigabe mehr Tickets verkauft hat als jede andere Marvel-Verfilmung der vorangegangenen zehn Jahre.
Der äußerst kreative Vorspann zu Deadpool bezeichnete die beiden Drehbuchautoren des Films, Rhett Reese und Paul Wernick, als die echten Helden des Films. Doch der eigentliche Held hier war Hauptdarsteller und Produzent Ryan Reynolds. Nicht nur, weil er den Part mit absoluter Hingabe, Leidenschaft und spürbarer Begeisterung spielte, die ihm später eine Golden-Globe-Nominierung einbrachte, sondern auch weil sein unermüdlicher Einsatz letztlich dafür verantwortlich war, dass Fox nach viel Zögern einen R-rated Deadpool-Film bewilligte, nachdem das Studio den Charakter zuvor in X-Men Origins: Wolverine verhunzte. Reynolds hat bei jedem erdenklichen Marketing-Stunt zum Film mitgemacht und letztlich prägte er den Film genau so sehr, wie sein Regisseur und die beiden Autoren.

Meine Kritik zu Teil 1 hatte im ersten Absatz die folgende Beschreibung: "Superhelden retten die Welt mittlerweile mehrmals im Jahr auf der Leinwand, reisen durch die Zeit, erleben intergalaktische Abenteuer und versammeln sich zu großen Super-Ensembles, die übermächtigen Bösewichten das Handwerk legen. Deadpool ist nicht so ein Film." Deadpool 2 ist so ein Film. Es wird durch die Zeit gereist, ein Superhelden-Ensemble versammelt (auch wenn dies erfreulich anders abläuft als in vergleichbaren Filmen) und möglicherweise die Welt gerettet. Das Sequel beugt sich also selbst zum Teil den Konventionen, über die sich sein Vorgänger noch lustig gemacht hat. Akzeptiert man allerdings, dass auch Deadpool mit der Zeit unausweichlich zu einem generischeren, konventionelleren, aber weiterhin extrem unterhaltsamen Superhelden-Franchise wird, dann stört das auch nicht sonderlich.

Nach seinem grandiosen Auftritt als Thanos in Avengers: Infinity War ist Brolin als zeitreisender Supersoldat Cable in kürzester Zeit schon wieder in einer tragenden Rolle in einem Marvel-Blockbuster hier zu sehen. Sein Auftritt in Deadpool 2 entspricht exakt den Erwartungen: Brolin ist eine stoische, wortkarge, bierernste, muskelbepackte physische Präsenz und damit ein netter Kontrast zum herumalbernden Deadpool. Von dieser potenziell sehr amüsanten Buddy-Dynamik zwischen den beiden werden wir allerdings vermutlich erst in den künftigen (X-Force-)Filmen mehr zu spüren bekommen, denn in Deadpool 2 verbringen beide den Großteil der Laufzeit als erbitterte Widersacher.

Sowohl Beetz als auch Brolin sind willkommene Ergänzungen im Cast, doch auch Reynolds ist wieder in absoluter Hochform. Mit mehr unerschöpflicher Energie als ein Duracellhase und ohne jegliche Schmerzensgrenzen lebt er die Rolle seines Lebens mit so viel Spaß weiter, dass er nach nur zwei Filmen (vergessen wir mal X-Men Origins, auch wenn es Deadpool selbst definitiv nicht tut) noch weniger austauschbar erscheint als Robert Downey Jr. als Tony Stark oder Hugh Jackman als Wolverine. Letzterer wird natürlich wieder mehrfach erwähnt.



Hat man letztlich nur den Anspruch gut unterhalten zu werden, dann kann man seine Zeit sicherlich schlechter verbringen als bei Deadpool 2. Die Macher wissen, was die Zuschauer wollen, und das bekommen sie auch. Vielleicht etwas konventioneller als beim ersten Mal, doch das Tempo bleibt flott, das Blut fließt wieder in Strömen und Reynolds trägt die Rolle weiterhin wie eine zweite Haut.
Fazit
Wer von Deadpool begeistert war, wird auch an Deadpool 2 seine Freude haben. Der Meta-Humor ist zwar nicht mehr ganz so erfrischend neu wie beim ersten Durchgang, dennoch gelingt es den Autoren, mit einigen überraschenden und urkomischen Einfällen zu punkten, die im Abspann ihren Höhepunkt erreichen. Minuspunkte gibt es für zu kurze Einsätze von Morena Baccarin und Brianna Hildebrand sowie für einige erschreckend miese Computereffekte.

