Box-Office Deutschland: The Hateful 8 siegt, Schweiger-Tatort floppt

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Die Gegner von Til Schweiger als "Tatort"-Kommissar können sich nach dem letzten Wochenende (schaden)freudig die Hände reiben. Sein Kino-Einsatz als Nick Tschiller, Tschiller: Off Duty, versagte trotz einer groß angelegten Werbekampagne und eines sehr breiten Starts in 503 Kinos. Der Streifen wurde am regulären Wochenende von lediglich 109,000 Kinogängern gesehen, einem winzigen Bruchteil der üblichen Zuschauerzahlen einer "Tatort"-Folge im Fernsehen. Das reichte gerade einmal für #6 der Charts. Samt Previews waren es 117,000 verkaufte Kinotickets bis Sonntag.

Im Fernsehen mag Schweigers "Tatort" Millionen vor die Glotze ziehen, doch nur wenige hatten Interesse daran, sein Action-"Tatort", der wie eine deutsche Version des Liam-Neeson-Actionfilms 96 Hours aussah, zu sehen. Bei seinem "Tatort"-Debüt erreichte Schweiger noch eine Rekordquote, doch die Zuschauerzahlen der darauffolgenden Episoden mit ihm sind kontinuierlich gesunken, was vielleicht auch ein Vorzeichen hinsichtlich des Misserfolgs des Films war. Dabei haben "Tatort"-Kinofilme eine solide Erfolgsgeschichte. Schimanskis Zahn um Zahn erreichte 1985 in der BRD 2,7 Mio Zuschauer, zwei Jahre später waren es immerhin 1,5 Mio für Zabou. Von diesen Zahlen kann Tschiller: Off Duty nur träumen. Der Film legte den schwächsten Start eines breit gestarteten Schweiger-Films seit Far Cry vor acht Jahren hin und wird sich mit maximal einer halben Million Zuschauer (oder auch deutlich weniger) aus den Kinos verabschieden. Bei einem Budget von €8 Mio (ohne Marketingausgaben!) winken ihm nicht mehr als €5 Mio an Einspiel. Vielleicht beginnt Schweiger jetzt mit der Arbeit an Mehr Honig im Kopf

Star Wars: Das Erwachen der Macht verließ in seiner 8. Woche die Top 5 der deutschen Charts und landete mit 91,000 Besuchern (-37%) auf Rang 7. Bislang kann der Film 8,72 Mio Zuschauer vorweisen und liegt damit schon auf Platz 27 der besucherstärksten Filme der letzten 50 Jahre in Deutschland, knapp hinter Dirty Dancing. Nach Umsatz erreichte der Film bereits €99 Mio und zog an Das Dschungelbuch als #3 unter den einspielstärksten Filmen aller Zeiten hierzulande vorbei. Titanic (€126,2 Mio) und Avatar (€114,7 Mio) sind jedoch zu weit entfernt, um noch erreicht zu werden. Zwei große Meilensteine stehen Star Wars jedoch noch bevor. Bereits kommendes Wochenende wird er die €100-Mio-Barriere überqueren und noch vor Ende des nächsten Monats wird er 9 Mio Besucher erreichen. Auf lange Sicht, samt aller Double- und Triple-Features sowie der Open-Air-Aufführungen, erwarte ich nicht weniger als 9,3 Mio Zuschauer für den Film. Aktuell wären das genug für Platz 18 der erfolgreichsten Filme der letzten 50 Jahre.

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Gänsehaut war mit 547 Kinos der am breitesten gestartete Film letztes Wochenende, schrieb aber auch den schlechtesten Schnitt mit nur 87,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag (nur 160 Besucher pro Kino). Damit landete er auf #8 der Charts. Bis Sonntag wurde er (inkl. Sneaks und Previews) von 119,000 Zuschauern gesehen. Insgesamt wird er wohl etwa 400,000 Besucher in Deutschland erreichen.

Ride Along 2 – Next Level Miami fiel um drei Plätze und 41% auf 64,000 Zuschauer und Platz 9 der Wochenendcharts. Insgesamt wurde die Actionkomödie von etwa 375,000 Kinogängern in Deutschland gesehen und hat noch genug Benzin im Tank, um eine halbe Million (und damit das Doppelte des Vorgängers) zu erreichen.

Ein kleiner Überraschungserfolg rundete die Top 10 ab. Der Horrorfilm The Forest mit dem "Game of Thrones"-Star Natalie Dormer wurde in nur 117 Kinos gestartet, schaffte aber in diesen 51,000 Zuschauer und legte damit tatsächlich den besten Kopienschnitt unter allen Filmen am Wochenende hin (437 Besucher pro Kino). Samt Sneaks und Previews liegt The Forest bereits bei 60,000 Zuschauern. Direkte Konkurrenz von The Boy nächstes Wochenende wird eine lange Laufzeit verhindern, doch The Forest könnte trotzdem 200,000 Besucher in Deutschland erreichen.

Das Frauenwahlrechts-Drama Suffragette schnitt in den Arthouse-Kinos mit 39,000 Besuchern von 127 Kinos gut ab (im Schnitt 308 Zuschauer pro Kino) und sollte sich in den nächsten Wochen gut halten. Auch hier halte ich 200,000 Zuschauer als Gesamtergebnis für möglich.

The Big Short fiel derweil aus der Top 10 heraus, doch der Oscarkandidat erreichte nach vier Wochen immerhin knapp mehr als 300,000 Zuschauer. Sollte er bei den Oscars den Hauptpreis gewinnen, traue ich ihm insgesamt bis zu einer halben Million Besucher zu.

Einen Meilenstein erreichte am Wochenende der deutsche Familienfilm Hilfe, ich hab meine Lehrerin geschrumpft, der nach acht Wochen als 33. Film des letzten Jahres (und 11. deutscher Film) die Millionenmarke erreichte – und das, obwohl der Film am gleichen Wochenende wie Star Wars startete!