3 From Hell (2019) Kritik

1
3 From Hell (2019) Filmkritik

3 From Hell, USA 2019 • 115 Min • Regie: Rob Zombie • Mit: Sheri Moon Zombie, Bill Moseley, Richard Brake, Emilio Rivera, Jeff Daniel Phillips, Sid Haig • FSK: ab 18 Jahren • Kinostart: 27.09.2019 • Deutsche Website

Handlung

Als hätte die Hölle sie wieder ausgespuckt: Obwohl das Trio Infernale Baby Firefly (Sheri Moon Zombie), Otis B. Driftwood (Bill Moseley) und Captain Spaulding (Sid Haig) 1978 bei einer Straßenblockade der Polizei von Kugeln durchsiebt wurde, haben alle drei entgegen jeglicher statistischer Wahrscheinlichkeit überlebt. Zehn Jahre später verbüßen sie lebenslange Haftstrafen bzw. warten auf ihre Hinrichtung. Jedoch gelingt Otis mithilfe seines Halbbruders Winslow Foxworth Coltrane alias "The Midnight Wolfman" (Richard Brake) die Flucht. Die beiden Psychopathen ziehen eine blutige Schneise durch das Land mit einem einzigen Ziel: Ihre Schwester Baby aus dem Gefängnis zu befreien, damit sie wieder gemeinsam ihrem nihilistischen Lebensstil frönen können. Nach einigen weiteren Leichen schaffen sie auch das und nehmen Kurs Richtung Mexiko. Noch ahnen sie nicht, dass ihre blutige Vergangenheit sie verfolgen wird.

Kritik

Die altbekannte Filmweisheit lautet: Fortsetzungen sind schlechter als Originale. Eine gute Fortsetzung ist in der Tat eine schwierige Angelegenheit. Bleibt man zu nah am Original, fühlt sie sich redundant an, entfernt man sich zu weit davon, verliert man das, wofür die Zuschauer den ersten Film mochten. Natürlich gibt es bei jeder Regel auch Ausnahmen, die sie bestätigen. Wie man die Idee des Originalfilms nimmt und sie in eine völlig neue und unerwartete Richtung ausbaut, hat kaum jemand so gut vorgemacht wie James Cameron. Terminator 2 und Aliens – Die Rückkehr sind goldene Standards für Sequels, die es mit ihren Vorgängern aufnehmen können. Rob Zombies The Devil’s Rejects gehört vielleicht nicht zu solchen Meilenstein-Fortsetzungen der Filmgeschichte, dennoch war auch dieser Film eine unerwartete Weiterentwicklung und deutliche Verbesserung gegenüber seinem Vorgänger. Haus der 1000 Leichen hat zwar in gewissen Kreisen Kultstatus erreicht, doch das Beste, was ich über diese inkohärente Grindhouse-Groteske sagen kann, ist, dass sie auf jeden Fall genau der kompromisslosen Vision ihres Machers entsprochen ist.

3 From Hell (2019) Filmbild 1Mit The Devil’s Rejects hob Zombie sein Werk jedoch auf ein ganz neues Level. Er verwarf die übernatürlichen Elemente des Vorgängers, verzichtete auf ahnungslose, blöde Protagonisten, und legte stattdessen den Fokus der Erzählung auf die psychopathische Firefly-Familie. Der Film war böse, brutal, dreckig und er drehte den Spieß so clever um, dass die Zuschauer zunächst dazu gebracht wurden, mit dem Killer-Trio mitzufiebern, nur um später den Spiegel vorgehalten zu bekommen. Denn bei all ihrer Antihelden-Stilisierung darf man auch nicht vergessen, dass sie Mörder und Vergewaltiger sind. Deshalb endete der Film auch mit einer mutigen Katharsis und ließ Otis, Baby und Captain Spaulding zu den Klängen von Lynyrd Skynyrds "Free Bird" in einem Kugelhagel der Polizei sterben. Das Kapitel der Fireflys wurde konsequent und augenscheinlich endgültig abgeschlossen.

Doch Rob Zombie, dessen Regie-Karriere seitdem mit den polarisierenden Halloween-Filmen, dem experimentellen The Lords of Salem und dem eher ermüdenden 31 eher holprig verlaufen ist, konnte der Versuchung nicht widerstehen, zum beliebtesten Film seiner Karriere zurückzukehren. Vierzehn Jahre nach dem perfekten Ende von The Devil’s Rejects lässt er die Massenmörder in 3 From Hell wiederauferstehen. Doch während sich der zweite Film wirklich etwas getraut und neue Pfade beschritten hat, begnügt sich Zombie beim unnötigen Nachfolger damit, den Vorgänger beinahe mechanisch zu wiederholen. Damit ist nicht nur gemeint, dass er dessen Stil weiterführt, sondern dass er tatsächlich nahezu jedes Handlungselement von The Devil’s Rejects lieblos neu verpackt und wiederholt. Wir haben hier schon wieder eine Gruppe von Leuten, die als Geiseln genommen, gefoltert und getötet werden, ein Gesicht wird wieder abgeschnitten, die Fireflys entspannen sich wieder in einem Bordell, und erneut macht jemand aus einer persönlichen Vendetta heraus Jagd auf sie. Rob Zombies Filme haben schon immer polarisiert, doch jeder folgte eine ganz eigenen Vision des Filmemachers und Metal-Musikers. Diese Vision fehlt in seinem neusten Film, der bestenfalls wie ein Best-Of seines Vorgängers wirkt, ohne dessen Reiz wirklich verstanden zu haben. Wer nur für den dreckigen Grindhouse-Stil und drastische, menschenverachtende Gewalt kommt, wird auf seine Kosten kommen, doch hier verkommen sie zum Selbstzweck ohne Sinn und Verstand. The Devil’s Rejects war subversiv, 3 From Hell möchte es sein, ist dabei einfach nur uninspiriert und bemüht.

3 From Hell (2019) Filmbild 2Anfangs hat er sogar interessante Anflüge, wenn der mediale Rummel um die zu Legenden avancierten Killer sie zu einer Art Volkshelden macht. Die an den Manson-Kult angelehnten Szenen, in denen Firefly-Groupies "Free the Three!" fordern und sie für vom Staat zu Unrecht verurteilt halten, entbehren nicht gewisser, wenn auch nicht gerade subtiler Gesellschaftskritik über die Verehrung charismatischer, kontroverser Figuren. Doch so schnell diese Idee aufgegriffen wird, so schnell wird sie nach den ersten zehn Minuten auf fallen gelassen, wenn der Film in seinen vertrauten Trott verfällt. Dazu gehört natürlich Zombie-übliche White-Trash-Exploitation. Dialoge wie beispielsweise Foxys (Richard Brake) Traum, ins Pornogeschäft mit dem Titel The Salami Man einzusteigen, lassen einen sich wundern, ob Rob Zombie die Pubertät schon überwunden hat.

3 From Hell (2019) Filmbild 3Geholfen wir dem Film auch nicht dadurch, dass er keine Balance beim titelgebenden Trio erreicht. In dem Vorgänger hatten alle drei Hauptdarsteller ihre Momente. Gerade Sid Haig (R.I.P.) stahl als schnell miesgelaunter Captain Spaulding häufig die Show. In 3 From Hell hat der sichtlich kranke Haig nur wenige Minuten Screentime. Richard Brake ist leider kein würdiger Ersatz, was weniger an dem in der Regel großartigen Charakterdarsteller liegt, dessen manische, jokereske Performance in 31 eins der rettenden Elemente jenes Films war. Hier wird sein Charakter des zuvor nie erwähnten Halbbruders nie ausgearbeitet. Er ist einfach mit dabei, bereit zu allen Schandtaten, aber sein größtes Merkmal in dem Film ist der Running Gag, dass ihn niemand kennt. Unter diesen Umständen nimmt Rob Zombies Gattin Sheri Moon Zombie eine zentrale Rolle im Sequel ein und zeigt, dass manche Dinge nur in Maßen gut sind. Wir verbringen viel Zeit nur mit ihr im Gefängnis, wo ihre Halluzinationen an die schlimmsten Momente in Rob Zombies Totalausfall Halloween II erinnern. Ihre affektierte, überdrehte Eichhörnchen-nach-zehn-Espresso-und-fünf-Lines-Koks-Performance wirkt vor allem störend. Wenn plötzlich Bill Moseleys Otis als Stimme der Vernunft und Ruhe wirkt, merkt man, dass die Dinge irgendwie nicht ausgeglichen sind. Er merkt sogar an, dass das Gefängnis sie "seltsam" gemacht habe. Wie viele andere, wird jedoch auch diese Idee schnell vergessen.

3 From Hell (2019) Filmbild 4Es ist nicht nur Sheri Moon Zombies Performance, die die erste Filmhälfte beinahe unerträglich macht, sondern auch Rob Zombies überraschend durchwachsene Inszenierung mit hektischen, desorientierenden Schnitten und einer sehr nervösen Wackelkamera. Gegen Ende findet der Film seinen Flow und bietet immerhin einige gut umgesetzte Actionmomente. Allerdings leidet der letzte Akt unter einem anderen Problem: Rob Zombie erhebt seine mörderischen Figuren diesmal scheinbar völlig ironie- und satirefrei zu Antihelden, die ja immer noch besser sein sollen als die kaputte Welt um sie herum. Damit geht auch das interessanteste Element seines komplexeren Vorgängers flöten.

Fazit

3 From Hell tut dem Vermächtnis seines bösen, cleveren Vorgängers keinen Gefallen, indem er dessen gesamten Höhepunkte lieblos und uninspiriert herunterspult. Bei all seiner menschenverachtenden, drastischen Gewalt, Grindhouse-stilistischen Auswüchsen und einer Over-Over-the-Top-Performance seiner Gattin fühlt sich Rob Zombies Film so leblos an, wie seine Hauptcharaktere es am Ende von The Devil’s Rejects hätten sein sollen.

Trailer