Rogue One: A Star Wars Story (2016) Kritik

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Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmkritik

Rogue One: A Star Wars Story, USA 2016 • 133 Min • Regie: Gareth Edwards • Mit: Felicity Jones, Diego Luna, Riz Ahmed, Donnie Yen, Ben Mendelsohn, Forest Whitaker, Mads Mikkelsen • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 15.12.2016 • Deutsche Website

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Handlung

In einer weit weit entfernten Galaxie tobt der Krieg zwischen der Rebellen-Allianz und dem galaktischen Imperium seit vielen Jahren, der die Ressourcen und Nerven beider Seiten strapaziert. Um den Widerstand endgültig zu zerschlagen, baut das Imperium eine Superwaffe, den Todesstern, der ganze Planeten auf einen Schlag vernichten kann. Durch Bodhi (Riz Ahmed), einen abtrünnig gewordenen Piloten des Imperiums, bekommen die Rebellen Wind vom Planetenkiller. Um mehr in Erfahrung zu bringen, benötigen sie jedoch die Hilfe der jungen Kriminellen Jyn Erso (Felicity Jones), die sie zu diesem Zweck aus der Gefangenschaft des Imperiums befreien. Jyns Vater Galen (Mads Mikkelsen) war maßgeblich an der Konstruktion des Todessterns beteiligt und soll Bodhi mit einer geheimen Botschaft an seinen früheren Freund Saw Gerrera (Forest Whitaker) geschickt haben. Saw, ein gesundheitlich angeschlagener Veteran der Klonkriege, hat Jyn einst gerettet und zur Kämpferin ausgebildet. Nun soll sie den Rebellen-Spion Cassian Andor (Diego Luna) zu Saw bringen. Was Cassian und Jyn in seinem Unterschlupf auf dem Planeten Jedha erfahren, setzt einen Plan in Gang, bei dem sie und ihre mutigen Begleiter alles riskieren, um der Rebellion gegen die Übermacht des Imperiums eine neue Hoffnung zu geben.

Kritik

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 1Abgesehen davon, dass es der erste Star-Wars-Film seit zehn Jahren war (vom The-Clone-Wars-Animationsfilm mal abgesehen), lag der besondere Reiz von Das Erwachen der Macht letztes Jahr darin, dass sogar die größten Fans des von George Lucas ins Leben gerufenem Universums, die jedes imperiale Raumschiff-Modell im Schlaf benennen könnten und wissen, wer Commander Gree oder Captain Roos Tarpals sind, genau so wenig Ahnung hatten, wie sich die Geschichte entwickeln und wohin sie führen würde, wie jeder andere Kinogänger. Erstmals seit 32 Jahren ging die Geschichte um den galaktischen Kampf zwischen Gut und Böse im Kino vorwärts. Gareth Edwards’ Rogue One: A Star Wars Story hat diesen Vorteil nicht, denn die Haldung des Films bringt die Zuschauer zurück in eine Zeit, in der Imperator Palpatine und sein Schüler Darth Vader das Imperium noch mit eiserner Hand führen, noch bevor sich Luke Skywalker seine Bestimmung als Held der Galaxie offenbart hat. Es ist ein Zeitraum, der aktuell auch in der Animationsserie "Star Wars Rebels" behandelt wird. Der Drahtseilakt, eine Geschichte in diesem Setting zu erzählen, besteht darin, dass einerseits eine spannender Plot um etwas gesponnen werden soll, dessen Ausgang die Fans längst kennen (Spoileralarm: der Diebstahl der Baupläne gelingt und Luke Skywalker jagt den Todesstern in die Luft). Andererseits bewegen sich die Macher stets auf dünnem Eis und müssen innerhalb gegebener Parameter arbeiten, denn es gibt Legionen von Fans, die jede Inkonsistenz mit dem bestehenden Kanon auseinandernehmen würden.

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 2Diese Gratwanderung meistern Edwards und seine Drehbuchautoren mit Bravour. Rogue One ist eine natürliche Ergänzung der Star-Wars-Saga, die sorgfältig größere und kleinere bekannte Elemente einbaut. Wie ein fehlendes Puzzlestück füllt der Film eine Lücke, die vorher gar nicht bewusst wahrgenommen wurde, und wirkt rückblickend so, als wäre er schon immer Teil der Saga gewesen. Dabei entwickelt der Film jedoch auch eine eigenständige Geschichte und greift ein Thema auf, das in den bisherigen Star-Wars-Filmen nie im Vordergrund stand, jedoch längst überfällig war. Rogue One setzt sich direkt mit den Auswirkungen auseinander, die ein zermürbender Krieg auf Menschen hat. Wenn wir Diego Lunas Cassian erstmals treffen, tötet er kaltblütig einen Informanten. Es bleibt nicht die letzte fragwürdige Aktion der Rebellen und der Film wirft (manchmal auch explizit) Fragen auf, wie weit man im Kampf für eine noble Sache gehen darf und sollte, und wo eigentlich die Grenze zwischen dem Vorgehen des Imperiums und dem der Rebellen verläuft. Es sind dieses Thema und der insgesamt düstere und dreckige Ton des Films, die Rogue One zum vielleicht erwachsensten aller Star-Wars-Filme machen.

Doch es ist immer noch Star Wars und nicht Apocalypse Now, und der Spaß kommt auch hier nicht zu kurz. Humor wird in genau der richtigen Menge eingesetzt und geht meist aufs Konto von Cassians Droiden K2-SO, dessen unbewusst trocken sarkastischen Kommentare Alan Tudyk mit absoluter Perfektion zum Ausdruck bringt und damit allen seinen Co-Stars die Show stiehlt. Es wird nicht lange nach Kinostart dauern, bis K2 zum Liebling vieler Fans avancieren wird, und ich würde sogar so weit gehen, ihn als bislang coolsten Star-Wars-Droiden zu bezeichnen (sorry, BB-8, C3 und R2!).

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 3Die menschlichen Charaktere kommen nicht alle so gut weg. Zwar ist keiner von ihnen bloß Mittel zum Zweck, um die Handlung voranzubringen, die meisten aus dem Rogue-One-Team bleiben jedoch sträflich unterentwickelt. Alle Figuren sind so interessant angelegt, dass man mehr von ihnen sehen und erfahren möchte, doch viele kommen letztlich zu kurz, insbesondere Donnie Yen als blinder Mönch Chirrut Îmwe mit einer besonderen Verbindung zur Macht und Jiang Wen als sein Gefährte Baze. Immerhin haben beide einige wirklich eindrucksvolle Actionszenen in dem Film und Yens Martial-Arts-Talent kommt zum Einsatz und wird nicht – wie bei den Stars aus The Raid in Das Erwachen der Macht – verschwendet. Jeder Charakter bekommt hier einen heldenhaften Moment im Rampenlicht, doch richtige Charakterbögen sind letztlich nur Jyn und Cassian vorbehalten, wobei letzterer der interessantere Charakter von den beiden ist. Seine Wandlung vom kaltschnäuzigen, raubeinigen Soldaten zum Helden, der seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl durch seine Begegnung mit Jyn zurückerlangt hat, ist überzeugender als Jyns Entwicklung von einer abgeklärten und desillusionierten Einzelgängerin zur Vollblut-Rebellin und Kämpferin für das Gute. Man wünscht sich einfach mehr Szenen aus ihrem Leben, bevor sie in diesen Kampf hineingezogen wird. Das liegt keineswegs an Felicity Jones’ schauspielerischer Leistung, sondern daran, dass das Drehbuch die Geschichte von einem großen Setpiece zum nächsten hetzt. Auch Hauptbösewicht Orson Krennic, der ambitionierte Leiter des Todesstern-Bauprojekts, ist eine sehr interessante und von Ben Mendelsohn mit Fiesheit aber auch einer Spur Verzweiflung im Kampf um Anerkennung gespielte Figur, die ebenfalls der Handlungsorientierung des Skripts ein wenig zum Opfer fällt.

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 4Was in Rogue One nicht zu kurz kommt, ist die Action, die hier in wirklich atemberaubenden Bildern eingefangen wurde und uns daran erinnert, wieso wir überhaupt ins Kino gehen. Mit seiner langen, spektakulären und ideenreichen Raumschlacht sowie der temporeichen Action am Boden wird der gesamte dritte Akt die Fans begeistern. Sowohl emotional als auch visuell ist das große Finale eine absolute Meisterleistung und schließt mit Szenen ab, bei denen Fans nicht aus dem Grinsen kommen werden. Regisseur Gareth Edwards zeigte bereits mit Godzilla, dass er Bilder von zerstörerischer Schönheit auf die Leinwand zaubern kann, die einem den Atem stocken lassen, und auch in Rogue One gibt es solche Aufnahmen, die Ehrfurcht vor der Macht des Todessterns einjagen, bei denen man aber auch nicht aus dem Staunen kommt. Doch es gibt auch einen ganz bestimmten Einsatz von bahnbrechenden Computereffekten in dem Film, der gleichermaßen aufzeigt, wie weit das CGI mittlerweile gekommen ist und wo es aber noch an seine Grenzen stößt. Das Ergebnis wird die Zuschauer, und insbesondere Star-Wars-Fans, spalten, und hat auch mich aus dem Fluss des Films rausgerissen.

Man kann sich vielleicht darüber streiten, ob die Geschichte von Rogue One wirklich einen eigenen Film verdient, doch er fühlt sich nie überflüssig an, sondern wie ein Teil eines großen Ganzen. Dafür sorgen zahlreiche Verweise, Referenzen, mal größere und mal kleinere Gastauftritte und natürlich Darth Vader. Der Auftritt des Sith-Lords in dem Film ist kurz, doch er hält, was er verspricht und viel mehr. Dieser Vader ist brutal, effizient, furchteinflössend und eine echte Naturgewalt. Mag sein, dass seine Szenen Fanservice in seiner reinsten Form sind, doch sie sind so verdammt cool, dass das niemanden kümmern sollte.

Fazit

Rogue One fügt sich nahtlos in den bestehenden Star-Wars-Kanon ein. Obwohl sein Ausgang im Grunde von Anfang an klar ist, ergänzt der Streifen die bekannten Geschichten mit interessanten neuen Details und Figuren, wobei letzteren etwas mehr Entwicklung nicht geschadet hätte. Doch die größte Leistung von Gareth Edwards’ Film besteht darin, dass er den Krieg zwischen dem Imperium und den Rebellen von seiner bislang düstersten Seite zeigt und die Grenzen zwischen Gut und Böse zumindest etwas verwischt.

Trailer