Logan – The Wolverine (2017) Kritik

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Logan (2017) Filmkritik

Logan, USA 2017 • 137 Min • Regie: James Mangold • Drehbuch: James Mangold, Scott Frank • Mit: Hugh Jackman, Patrick Stewart, Dafne Keen, Stephen Merchant, Boyd Holbrook, Doris Morgado, Elizabeth Rodriguez • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 2.03.2017  Deutsche Website

Logan (2017) Filmbild 1Mit zittrigen Händen steigt er aus seinem Auto. Narben und ein grauer Bart zieren das Gesicht. Der Geruch von Alkohol entsteigt dem verknitterten Anzug. Eine Klinge will im Kampf nicht richtig ausfahren und als Logan (Hugh Jackman) zusammengetreten am Boden liegt, legt sich der Titel über das Bild. Er scheint gebrochen, der einst so agile Wüterich mit den Klingenhänden, der seine Krallen nun voller Hass und Weltfrust in den Köpfen seiner Gegner versenkt. Der Wolverine ist nur noch eine Legende aus verklärenden Comicbüchern, an dessen Ende der Garten Eden wartet. Oder um es auf die uns bekannte Filmwelt zu übertragen: eine glorreiche Version des gealterten Mannes, den wir bei Logan vor uns sehen, aus einem Genre, in dem vermeintliche Tote nur bis nach den Credits auf ihre Wiedergeburt warten müssen. „In the real world people die.

Logan (2017) Filmbild 2Logan lebt zusammen mit dem gebrechlichen Charles Xavier (Patrick Stewart) und Mutanten Caliban (Stephen Merchant) im Exil auf einem verlassenen Fabrikgelände. Die einsame Wüstenlandschaft um sie herum erzählt von einer hoffnungslosen Welt, in der seit 25 Jahren kein Mutant mehr geboren wurde und sich die aussterbende Generation auf der Flucht befindet. Die X-Men-Filme funktionierten schon immer als Außenseiter-Parabel und führen dies unter James Mangold (Wolverine: Weg des Kriegers) im Kontext einer verfeindeten Welt fort, die in ihrem beiläufigen Worldbuilding nicht selten an eine futuristischere Version des diesjährigen Oscar-Kandidaten Hell or High Water erinnert. Die Mutanten sind Geflüchtete, endgültig Verstoßenen der Gesellschaft. Unter der mit dem Dazustoßen von Jungmutantin Laura (Dafne Keen) entstehenden Familiendynamik mit Papa Logan und Opa Charles wird Logan vordergründig zu einem Superhelden-Drama, das seine Hauptfigur nicht nur gegen die Welt um sich herum, sondern vor allem gegen sich selbst antreten lässt. Eine Figur am Abgrund, die sich für das Leben entscheiden muss, auch wenn das den Tod bedeutet. „Someone will come along.“ „Someone has come along.

Logan (2017) Filmbild 3Immer wieder explodiert die Ruhe in James Mangolds Superhelden-Western-Drama aber auch in brachiale Actionszenen, die abgetrennte Köpfe in riesigen Blutlachen zurücklassen. Das in den USA vergebene R-Rating wird so stark ausgereizt, dass es fast schon in komödiantische Übertreibung ausartet, verleiht der ansonsten eher schwachen Action jedoch die nötige Wucht. Die verkommt ähnlich wie unter Marvels Russo-Brüdern (The First Avenger: Civil War) nämlich meist zum unübersichtlichen Gewackel, das Kinetik vortäuschen und Choreographien ersparen soll. Der Schnitt fokussiert meist nur den finalen Schlag, der in Logan immerhin aber auch das faszinierendste an der Action ist. In einer weniger eindrucksvollen, aber trotzdem kreativ-gelungenen Logan-Version der beliebten Quicksilver-Actionszene aus X-Men: Zukunft ist Vergangenheit und X-Men: Apokalypse stellt Mangold gerade diese voyeuristische Blutlust in den Vordergrund. Sobald die Actionszenen aber in einer Autoverfolgungsjagd etwas größer auffahren, wirkt das Geschehen schnell sehr digital. Viel mehr Spektakel und vor allem eine langweilige Materialschlacht bleiben uns aber dieses Mal erspart. Eine Marvel-Krankheit wird aber auch dieser Außenseiter-Film nicht los: Boyd Holbrooks (Narcos) Antagonist ist furchtbar belanglos.

Fazit

Die dritte Trilogie des X-Men-Filmuniversums vervollständigend, könnte Logan erzählerisch den perfekten Abschluss der 17 Jahre alten Reihe bilden. Als Logan in einer Szene zu Laura spricht, hört er sich für einen Moment an wie Charles Xavier. Ein Generationenwechsel auf Familienebene, der für eine ganze Welt gelten könnte, in einem sehr persönlichen Superhelden-Film.

Trailer