Deepwater Horizon (2016) Kritik

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Deepwater Horizon (2016) Filmkritik

Deepwater Horizon, USA 2016 • 108 Min • Regie: Peter Berg • Drehbuch: Matthew Sand, Matthew Michael Carnahan • Mit: Mark Wahlberg, Dylan O’Brien, Kurt Russel, John Malkovich, Kate Hudson, Gina Rodriguez, James DuMont, Stella Allen •  FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 24.11.2016 • Deutsche Website

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Deepwater Horizon (2016) Filmbild 1Die amerikanische Flagge weht im Höllenfeuer des Kapitalismus, die Bohrinsel Deepwater Horizon steht in Flammen. Diejenigen, die sich retten konnten, kauern öl- und dreckverschmiert auf einem Rettungsboot und beten zusammen: „[…] deliver us from evil.“ Der Kapitalismus ist der Antagonist in Peter Bergs (Battleship) wütendem Aktivisten-Katastrophenfilm, Personen wie John Malkovichs (Warm Bodies) Mitarbeiter des britischen Mineralölunternehmens BP Donal Vidrine seine vom Film dämonisierte Inkarnation. Als eine Gruppe von Arbeitern zu Beginn des Films mit einem Hubschrauber zur Bohrinsel gebracht wird, fallen Bemerkungen zur übermenschlichen Natur der künstlichen Insel inmitten des Golfes von Mexiko. In ihr sieht der Film eine weitere Ausführung des Gotteskomplex der Menschen, die sich nicht nur in die Natur einmischen, sondern sie sich zu eigen machen wollen. Doch wie am 20. April 2010 schlägt die Natur zurück.

Deepwater Horizon (2016) Filmbild 2Beim gemeinsamen Familienfrühstück von Cheftechniker der Deepwater Horizon Mike Williams (Mark Wahlberg) deutet das braune Gold der Getränkeindustrie bereits das bevorstehende Unglück an, als die Kleine Sydney (Stella Allen) beim Versuch, die Funktion einer Bohrinsel mit Stift und Cola-Dose zu demonstrieren, eine Zuckerwasser-Fontäne auslöst. Düsteres Foreshadowing, spielerische Exposition und emotionale Unterfütterung der Charaktere bestimmen die flotte erste Hälfte vor der Katastrophe. Mit einfachen Handgriffen bringt Peter Berg alles in Position, um den Zuschauer emotional in seine anklagende Position gegenüber dem gierigen Konzern BP zu involvieren, die aus Sparmaßnahmen wichtige Sicherheitstests vernachlässigten. Am deutlichsten ist die Zahnrad-Mechanik von Deepwater Horizon spürbar, wenn Mike Williams den Zuschauern nach seinem Eintreffen auf der Bohrinsel gewissermaßen eine kleine Führung gibt. Die Geographie der verwinkelten Metallkonstrunktion wird entflechtet, die wichtigsten Schauorte mit einem kleinen Subplot abgetastet und den Arbeitern Gesichter gegeben. Elf Menschen kamen bei dem Unglück auf der Deepwater Horizon 2010 ums Leben, nach Mike Williams, der maßgeblich daran beteiligt war, dass diese Zahl nicht noch höher ist, möchte Peter Berg vor allem diesen Gesichtern Gewicht geben.

Deepwater Horizon (2016) Filmbild 3Schon fast auf die Minute genau geht die Bombe zur Halbzeit des Films hoch. Bis sich die ersten Geretteten einige Zeit später aber in zu Beginn erwähnter Szene im Rettungsboot befinden und Deepwater Horizon in seinen letzten Minuten im Schockzustand statt heroischem Heimkehren das befreite Aufatmen verwehrt und stattdessen reichlich Klöße in die Hälse pflanzt, suhlt sich der Film den nahezu kompletten zweiten Akt in reichlich uninteressanten Katastrophenbildern. Der Score brummt, die Kamera wackelt, die Leute rennen durch vernebelte, rötlichen Bilder der Zerstörung. Stirbt ein Charakter, hat man sein Gesicht wenigstens schon einmal gesehen, er ist keine identitätslose Hülle – der Schlag in die Magengrube bleibt während des fortlaufenden audiovisuellen Durcheinanders trotzdem aus.

Fazit

Deepwater Horizon ist emotional berechnendes Katastrophen-Kino, dessen generischer Charakter ihm erst im zweiten Akt zur Last fällt. Durch seine bemerkenswerten Cast ist Peter Bergs Film in seinen Charaktermomenten gut anzusehen, verliert sich in der zweiten Hälfte jedoch zu sehr in einer redundanten Katastrophen-Ästhetik, bevor das erschütternde Ende für einen letzten Lichtblick sorgen kann.

Trailer