The Pyramid – Grab des Grauens (2014)

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The Pyramid, USA 2015 • 141 Min • Regie: Grégory Levasseur • Mit: Ashley Hinshaw, Denis O’Hare, James Buckley, Christa Nicola, Amir K • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 16.04.2015 • Deutsche Website

Handlung

Während in den Straßen von Kairo Unruhen herrschen, entdeckt ein Archäologen-Team außerhalb der ägyptischen Hauptstadt eine bis dato unter dem Sand verborgene eigenartige dreiseitige Pyramide. Das Vater/Tochter-Gespann Miles (Denis O’Hare) und Nora (Ashley Hinshaw) Holden teilt zwar nicht die Ansichten über die Relevanz von moderner Technik bei Ausgrabungsarbeiten, lässt sich jedoch die Freude über den Sensationsfund auch dann nicht nehmen, als eine Giftwolke bei der Öffnung der Pyramide entweicht und einen der Arbeiter schwer verletzt. Kaum ist die große Entdeckung jedoch gemacht, kommt der Befehl von oben, aus Sicherheitsgründen die Zelte abzubrechen und die Ausgrabungsstätte zu räumen. Natürlich widersetzen sich die Holdens der Anweisung und schicken einen WALL-E-ähnlichen Rover in die Pyramide hinunter, um sich kurz umzuschauen. Nach kurzer Zeit bricht die Verbindung zum Rover jedoch ab und da das von der NASA ausgeliehene Gerät Millionen wert ist, steigen Miles und Nora, begleitet vom Technik-Spezialisten Zahir (Amir K), der nebenbei ein Techtelmechtel mit Nora am Laufen hat, und einem Kamerateam, das nach einer Emmy-würdigen Story sucht, selbst in das Labyrinth der Pyramide hinab. Der Verlust der teuren Maschine wird jedoch schnell zu ihrem geringsten Problem…

Kritik

The Pyramid (2015) Filmbild 1Die Charaktere von The Pyramid haben offensichtlich nie Die Mumie, The Descent oder andere ähnlich gelagerte Genrefilme gesehen, wenn sie es für eine gute Idee halten, eine seltsame, unerforschte Pyramide zu betreten, aus der kürzlich eine hochgradig giftige Schimmelpilzwolke ausgetreten ist. Erstlingsregisseur Grégory Levasseur hat hingegen viele solcher Filme gesehen und bedient sich schamlos bei allen davon. Das ist an sich auch nicht unbedingt ein Manko, schließlich kann nicht jeder Horrorfilm das Rad neu erfinden. Jedoch ist auch das gelungene Zusammenklauen von Versatzstücken anderer Filme eine Kunst, die Monsieur Levasseur noch erlernen muss. Reichlich Erfahrungen im Horrorgenre hat er als Alexandre Ajas Co-Autor von High Tension, The Hills Have Eyes, Mirrors und Piranha 3D gesammelt, ebenso wie als Autor und Produzent von P2 und Maniac, die von Ajas Protegé Franck Khalfoun inszeniert wurden. Dabei sind fast ausnahmslos dezente bis sehr gute Beiträge zum Horrorgenre entstanden, was Levasseurs Debüt umso enttäuschender wirken lässt. Nicht nur greift er hier in eine Klischeekiste, so alt, wie ägyptische Mumien, er schafft es leider auch nicht, bei dem Film einen durchgehenden Ton zu etablieren. Themen wie politische Unruhen, Einsatz von Technik bei Ausgrabungen, uralte Flüche und Aliens (!) werden kurz aufgegriffen, nur um ohne Konsequenzen fallen gelassen und nicht wieder erwähnt zu werden. Soll der Streifen ein Creature Feature, ein Survival-Abenteuerfilm oder ein Splatterspaß sein? Diese Frage kann sich der Film selbst nicht beantworten und bietet ein wenig von allem, aber von nichts genug.

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The Pyramid (2015) Filmbild 2So inkonsistent die Genreausrichtung von The Pyramid ist, so uneinheitlich ist auch seine Präsentation. Anfangs hat man das Gefühl, wieder in einem "Found Footage"-Film zu stecken. Neben dem dafür obligatorischen Kamerateam werden auch die Archäologen bequemerweise mit am Kopf angebrachten Kameras ausgestattet. Doch man wird das Gefühl nicht los, dass Levasseur selbst mit dem Ansatz ganz und gar nicht glücklich ist und es dauert nicht lange, bis mit diesem ohne Erklärung gebrochen wird und wir Einstellungen bekommen, die eindeutig nicht von irgendwessen getragener Kamera stammen. Diese wiederholen sich so häufig, dass von einem Ausrutscher nicht die Rede sein kann. Dann muss man sich aber fragen, warum die Zuschauer trotzdem die Hälfte des Films durch Wackelkamera und Ich-Perspektive sehen müssen. Nicht etwa, um mittelmäßige Computereffekte zu kaschieren, oder? Diese erinnern nämlich ab einem gewissen Punkt an eine Eigenproduktion des SyFy-Channels à la Mongolian Death Worm oder die Lake-Placid-Sequels. Überhaupt fühlt sich der gesamte Film, einschließlich seiner Besetzung, sehr nach SyFy an und mit jeder verstreichenden Minute fragt man sich, wie er sich überhaupt einen Kino-Release sichern konnte.

Das Traurige ist, dass es durchaus Momente gibt, die ganz gut funktionieren. Diese beschränken sich fast ausschließlich darauf, wenn The Pyramid ein Abenteuerfilm zu sein versucht, über Leute, die den Ausweg aus einem Labyrinth suchen und dort verschiedenen Fallen dem Opfer fallen. Man kann zwar nicht gerade von aufkommender Spannung reden, doch es hat durchaus seinen Unterhaltungswert, eine so simple, aufs Knochengerüst reduzierte Abenteuergeschichte zu sehen und das Pyramidensetting trifft sowieso eine Schwachstelle bei mir. Sobald jedoch antike mutierte Katzen auftauchen, geht dieses Gefühl flöten und das ist nicht einmal das Seltsamste, was der unglückseligen Truppe in der Pyramide begegnet. Man muss es den Drehbuchautoren immerhin lassen, dass für die Auflösung der Bedrohung nicht eine Mumie herhalten musste und der Ansatz ein wenig kreativer war, doch die Umsetzung schwankt zwischen lächerlich und, wenn man sehr wohlwollend sein will, nostalgisch.

The Pyramid (2015) Filmbild 3Die fünf Hauptcharaktere bleiben allesamt recht blass und uninteressant. Denis O’Hare, ein zweifelsohne begnadeter Schauspieler (als Bösewicht in "True Blood" war er großartig), sieht als, als würde er sich den Tod seiner Figur möglichst schnell herbeiwünschen. Ashley Hinshaws größte Leistung besteht darin, ein Tank-Top ohne BH zu tragen und beim Umziehen von WALL-E gefilmt zu werden, damit auch der obligatorische heiße-Blondine-Quote eines Horrorfilms erfüllt wird. Zusammen bilden die beiden das inkompetenteste Archäologen-Paar der jüngsten Filmgeschichte und tragen ihre Ausführungen zur ägyptischen Mythologie und zum Pyramidenbau so desinteressiert vor, als würden sie aus dem Telefonbuch vorlesen. Ähnlich wenig überzeugend ist auch die Reaktion der Beteiligten auf bedrohliche und potenziell lebensgefährliche Situationen. „Es ist nicht sicher hier. Wir müssen hier weg“ stellt der Kameramann mit ähnlichem Enthusiasmus fest, als wären sie gerade unerwartet in den Regen geraten und würden nicht in einer ausweglosen Situation unter der Erde mit einem blutrünstigen Wesen und tückischen Fallen feststecken. Die wiederholte Betonung, es würde darin nach Exkrementen stinken, wirkt schon beinahe als Meta-Selbstironie, doch so viel Cleverness traue ich den Machern leider nicht zu.

Fazit

Grégory Levasseur hat beim Meister gelernt, doch er hat offensichtlich nicht gut aufgepasst. The Pyramid ist ein billiger, uninspirierter und nur leidlich unterhaltsamer Genrebeitrag auf Fernsehfilm-Niveau, der nicht weiß, was er sein will oder wie er sich präsentieren will und jeden der wenigen gelungenen Momente mit gelangweilten Darstellern, miesen Effekten, schlechter Ausleuchtung oder nerviger Wackelkamera verspielt.

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