The Man with the Iron Fists (2012)

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The Man with the Iron Fists, USA 2012 • 95 Min • Regie: RZA • Mit: RZA; Russell Crowe, Lucy Liu, Rick Yune, Cung Le, Jamie Chung, Dave Bautista • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 29.11.2012 • Deutsche Website

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Handlung

Jungle Village ist ein abgelegenes Dorf im feudalen China des 19. Jahrhunderts, das vor allem für zwei Dinge berühmt ist. Eins davon ist Pink Blossom, das angeblich beste Bordell des Landes, geführt von Madam Blossom (Lucy Liu), der ungekrönten Königin des Dorfes. Das andere ist ein geheimnisvoller, schweigsamer Schmied (RZA), der eine heimliche Beziehung mit einem von Madam Blossoms Freudenmädchen, Lady Silk (Jamie Chung), führt. Im Auftrag verschiedener Clans fertigt er ausgefallene Waffen an und spart das Geld, um gemeinsam mit Lady Silk diesem Leben zu entfliehen. Doch als Clansmitglieder der Lions ihren Anführer Golden Lion töten und das ihm anvertraute Regierungsgold stehlen, wird die bereits fragile Ruhe in Jungle Village endgültig gestört. Die Tat bringt viele Parteien auf den Plan, die  allesamt unterschiedliche Interessen verfolgen. Da sind der ebenso mysteriöse wie tödliche Jack Knife (Russell Crowe), die Gemini, Kaiseragenten beauftragt mit dem Schutz des Goldes, Zen-Yi (Rick Yune), der Sohn des getöteten Clan-Anführers, der nach Rache dürstet und Brass Body (Dave Bautista), ein gnadenloser Killer, der seinen Körper nach Belieben in Metall verwandeln kann und somit unverwundbar ist. Mitten im Chaos, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint, sind der Schmied und seine Geliebte. Er muss nun seine außergewöhnlichen Fähigkeiten einsetzen, um dem Bösen Einhalt zu gebieten.

Kritik

Im Jahr 2003 flog Robert Diggs, besser bekannt unter seinem Künstlernamen RZA, nach Peking zum Set von Quentin Tarantinos Kill Bill. Der Hauptgründer der Hip-Hop Gruppe Wu-Tang Clan produzierte den Soundtrack zum Film, blieb aber auch 30 Tage am Set, um sich von Tarantinos Arbeit als Regisseur Notizen zu nehmen.  Der Grund: ein Herzenswunsch von RZA, einen Kung Fu-Film ganz in der Tradition der alten Shaw Brothers-Streifen aus den Siebzigern zu drehen. Für den seit jeher von alten Martial Arts-Filmen begeisterten RZA wäre es letztendlich kein allzu großer Sprung. Die Musik und dazugehörigen Musikvideos vom Wu-Tang Clan waren stets durch die Kung-Fu Philosophie, alte Kung Fu-Filme und das feudale China im Generellen beeinflusst und hatten eine distinkt cinematische Qualität vorzuweisen. Die Story und der Titel, The Man with the Iron Fists, standen relativ schnell fest. Dennoch dauerte es weitere neun Jahre bis RZA, unterstützt von seinem gemeinsamen Tarantino-Bekannten Eli Roth (Hostel), The Man with the Iron Fists in die Kinos bringen konnte. Ist der Film die lange Wartezeit wert?

Leider nein. Der Trend, trashigen Filmen der vergangenen Tage ein filmisches Denkmal zu setzen, findet keinen Abbruch. Tarantino, aber auch Robert Rodriguez haben praktisch ihre Karrieren darauf aufgebaut. Doch wo endet die Hommage an einen schlechten Film und wo beginnt ein tatsächlich schlechter Film? Diese Grenze verschwimmt bei The Man with the Iron Fists. Und bevor hier die Anhänger der alten Shaw Brothers-Filme über mich herfallen für die Beleidigung der alten Streifen – mal ehrlich, für jeden guten Kung Fu-Klassiker aus der Zeit gab es auch reinen Martial Arts-Schrott. Nicht jeder Film aus der Ära war direkt Die 36 Kammern der Shaolin. Es ist nur natürlich, dass man sich im Nachhinein nur an die guten Filme erinnert, da die schlechten verständlicherweise in Vergessenheit geraten sind. Ebenso wird es RZAs Erstlingswerk ergehen. Ein Charakter im Film sagt sehr treffend: „Ein Hund, der in einem Palast lebt, ist immer noch ein Hund“. Leider beschreibt diese Aussage auch den Film. Für all die (durchaus offensichtliche) Liebe zu dem Genre, die teilweise prunkvolle Ausstattung und all die namhaften Starauftritte, bietet der Film kaum mehr als lauwarmen Kung Fu-Trash.

Ein Problem des Films liegt sicher auch darin, dass auf Eli Roths Anraten die vierstündige Rohfassung auf 90 Minuten herunter gekürzt wurde, wodurch die bereits verworrene Handlung streckenweise einfach nur unverständlich ist und teilweise beliebig wirkt. Da Director’s Cuts und Unrated/Uncensored/Ultimate/Extended Editions in heutiger Zeit sehr beliebt sind, sehen wir vielleicht eines Tages die komplette Vision von RZA. Vielleicht kann diese ja das Hauptproblem des Films beheben. Dieses besteht nämlich darin, dass der titelgebende Filmcharakter letztlich eine kaum nennenswerte Rolle im Film spielt. RZA hat sich selbst eine Bürde auferlegt, indem er seine Wenigkeit in der Rolle des Schmieds, der natürlich zum Mann mit den eisernen Fäusten wird, besetzt hat. Doch während seine kurzen Auftritte wie beispielsweise in American Gangster durchaus überzeugend waren, kann RZA scheinbar keinen Film auf eigenen Schultern tragen, erst recht nicht mit einer solch unauffälligen, schweigsamen Performance, die er in seinem Regiedebüt darbietet. Das war wohl dem Multitalent selbst bewusst, weshalb sein Charakter die meiste Zeit im Hintergrund bleibt, während Russell Crowe als lüsterne britische Tötungsmaschine in einem Part, der Oliver Reed stolz gemacht hätte, schauspielerisch den Film an sich reißt und scheinbar den Spaß seines Lebens hat. Lucy Liu hat einige gute Momente, bleibt aber die meiste Zeit leider auch im Hintergrund.

Ansonsten gibt es hier wenig am Cast hervorzuheben, obwohl dieser mit Gordon Liu, Pam Grier, Kuan Tai Chen und Daniel Wu Namen bietet, die dem Fanboy das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen. Hiervon bekommt aber niemand eine wirklich erinnerungswürdige Rolle. Damit zeigt sich, dass obwohl RZA bei Tarantino das eine oder andere vielleicht abgeschaut hat, er die Essenz dieser Huldigungen an die alten Filme nicht wirklich begriffen hat. Traten Sonny Chiba und Gordon Liu in Kill Bill kurz auf, so bekamen sie mit Hattori Hanzo und Pai Mei jeweils legendäre Rollen auf den Leib geschrieben. Die Schauspieler in einer nichtssagenden Rolle kurz über die Leinwand flitzen zu sehen, reicht nicht aus. Zu diesem oberflächlichen „Gesicht zeigen und verschwinden“ verkommt das Ganze aber in The Man with the Iron Fists. Die mit ihren Tokio Hotel-Frisuren gleich aussehenden Bösewichte der Lions hinterlassen auch keinen Eindruck. Dennoch packt der Film möglichst viele Charaktere in seine kurze Laufzeit und lässt den titelgebenden Schmied immer mehr zur Randfigur verkommen, die dann plötzlich ihren großen Auftritt am Ende hat, der aber weniger für Begeisterung und mehr für ein Schulterzucken sorgt.

Positiv hervorzuheben bleibt der Soundtrack, doch alles andere wäre auch angesichts des Filmemachers nicht zu erwarten. Leider wird die fetzige Hip-Hop Musik, die auf eigenartige Art und Weise sehr gut mit den Martial Arts-Einlagen im Vorspann kontrastiert doch zu selten eingesetzt. Die Kampfszenen selbst sind solide gemacht, mit ordentlich viel an herumspritzendem Blut, abgerissenen Gliedmaßen und abgetrennten Köpfen. Warum man sich aber für einen so starken Einsatz von CGI-Blut bei der Huldigung der Shaw Brothers-Filme entschieden hat, bleibt jedoch ein Rätsel. Gerade Eli Roth und RZA müssten es ja eigentlich besser wissen.

Insgesamt ist The Man with the Iron Fists leider zu abstrus und vollgepackt mit hölzernen Dialogen, die sich in der Ausdrucksweise völlig fehl am Platze anfühlen, um irgendwie ernst genommen zu werden, aber es mangelt ihm zugleich auch an Witz und Einsicht in die eigene Absurdität, wie diese zum Beispiel bei Machete von Robert Rodriguez vorhanden waren. Vielmehr verkommt der Film in großen Teilen einfach zu einem schlechten Vertreter von dem Genre, welchem er ein so gerne huldigen möchte. Mit einem einigen Six-Packs und vielen Freunden ist er vielleicht durchaus genießbar, aber andererseits kann man dann ja einfach direkt auf den viel besseren Die 36 Kammern der Shaolin zurückgreifen.

Fazit

The Man with the Iron Fists bemüht sich sehr, seinen Vorbildern aus den siebziger Jahren gerecht zu werden, scheitert jedoch an einem schwachen Protagonisten, einer verworrenen Erzählweise und einem Mangel an Humor und Selbstironie.

Trailer