The Jungle Book, USA 2016 • 96 Min • Regie: Jon Favreau • Drehbuch: Justin Marks • Mit: Neel Sethi und den Originalstimmen von Ben Kingsley, Bill Murray, Idris Elba, Christopher Walken, Scarlett Johansson, Lupita Nyong’o • Verleih: Walt Disney Pictures • FSK: n.n.b. • Kinostart: 14.04.16 • Deutsche Website
Dschungel. Wie viel Fantasie und wie viel Zauber lagen in diesem Wort?
Gerade noch kochte sich John Favreau (Iron Man) aus dem Hollywood-Rampenlicht heraus und verarbeitete seine Erfahrungen als Blockbuster-Regisseur im charmanten Feel-Good-Food-Porn Kiss the Cook, schon steht er wieder voll angestrahlt im Mittelpunkt und verfilmt den Disney-Urklassiker Das Dschungelbuch. Natürlich komplett modernisiert; wie es die neumodische Agenda verlangt, möglichst realistisch und düster und was Remakes von Filmen mit einer alteingesessenen Fangemeinde angeht, darf die nostalgische Rückbesinnung und Ehrung des Originals nicht fehlen. Nach diesem Formular backt sich Favreau seinen Film zusammen, holt für die Originalvertonung große Stars vor die Mikrofone und lässt einen echten Darsteller in Avatar-Manier im Studio durchs Grüne hüpfen. Bis auf Mogli scheint alles aus dem Rechner zu stammen, was trotz überragender Animationen und atemberaubender Bildern ein Uncanny-Valley-Effekt in sich trägt. Die Waage zwischen dem Anspruch auf fotorealistisches Aussehen und einer gewissen Distanzierung zu gerade diesem, um eine gewisse Natürlichkeit in die cartoonesken Eigenschaften der animierten Tiere zu bringen, schränkt die emotionale Glaubwürdigkeit ein. Die fantastische Synchronisierung (im Original) erhält die Tiere am Leben. Vor allem Christopher Walken fügt eine Menge zur sowieso schon einschüchternden Präsenz von Affenkönig King Louie hinzu. Bill Murray mimt derweilen einen sympathischen Balu.
ANZEIGE
Um sich eine gewisse Daseinsberechtigung einzuräumen, versucht Drehbuchautor Justin Marks der Kipling-Vorlage neue Facetten abzugewinnen, setzt handlungstechnisch dabei aber nur falsche Schwerpunkte und verweichlicht den Ausgang der Geschichte auf ein beschwichtigendes Happy End. Der emotionale Fokus richtet sich auf Moglis Beziehung zu seiner Wolfsfamilie, während der emotionale Knackpunkt zum Ende hin auf der Freundschaft zwischen Mogli und Balu fußt, diese jedoch lediglich in einer musikuntermalten Montage-Szene aufgebaut wird. Im Ton vergreift sich The Jungle Book wenig, dafür in wichtigen Szenen. Der neue, düsterere Ansatz wird vielversprechend in die trotzdem nie humorlose Geschichte integriert.
Shir Khan strahlt nicht zuletzt durch Idris Elbas Performance eine knisternde Bedrohlichkeit aus und King Louie nimmt mit seiner unglaublichen physischen Präsenz buchstäblich ganze Räume ein. Gerade die Einführung von letzterem wird bedauerlicherweise durch unpassende Rückbesinnungen zum Original zerstört. Statt wie Balu in einer Szene subtile Verweise zu zeichnen („That’s a song about the good life.“), haut man mit dem Holzhammer auf die Nostalgie-Glocke. Befremdlich wirkt außerdem das Vorgehen gegen Shir Khan. Gerade noch tut Balu den Sekten-Schwur des Wolfsrudels mit einem Augenzwinkern als Propaganda ab, da wird das Gesetz zur Tat und Shir Khan für sein Vergehen quasi mit der Todesstrafe angeklagt: Die Zeiten, in denen dem bösen Tiger zur Strafe ein brennender Ast an den Schwanz gebunden wird, sind scheinbar vorbei. Dafür beweist auch das Finale, was durchgehend passt: die Action. Denn die kann der Iron Man-Regisseur aufpeitschend und reißerisch inszenieren.
Fazit
Die Neuinterpretation von Das Dschungelbuch krankt an falsch gesetzten Schwerpunkten im Skript, die dem Klassiker eigentlich neue Facetten abgewinnen sollten, und fast ängstlichen Rückbesinnungsversuchen, die gute neue Ansätze einige Male ersticken. Die Animationen sind technisch großartig, finden aber keine Ausgewogenheit im Stil. Dafür gewinnt The Jungle Book im Original viel durch seine tollen Sprechdarsteller. Auch wem am Ende der Kopf vom effektreichen 3D brummt, sollte man sich die Brille mit dem Einsetzen der Credits nicht der direkt von der Nase reißen, sondern den liebevollen Abspann genießen.
Ich war schon nicht besonders begeistert, als Disney bekannt gab, sich selbst recyceln zu wollen und jetzt aus so ziemlich jedem Disney-Zeichentrickklassiker eine Realverfilmung machen zu wollen (WINNIE-THE-POOH, ernsthaft?). Und auch THE JUNGLE BOOK hat mich nicht ganz gepackt. Klar, es ist eine spannende Geschichte, der Junge ist süß, aber irgendwie ging jeglicher Zauber beim Rendern und Animieren verloren. Auch die Tatsache, dass der Film in Deutschland ab 6 Jahren freigegeben ist, kann ich gar nicht verstehen. Der Film ist viel zu gewalttätig für Kinder dieses Alters.
[…] auch wenn die Neuverfilmung von Regisseur Jon Favreau als „reizvoll“ bezeichnet wird. Filmfutter kritisiert die „falschen Schwerpunkte“ im Drehbuch, lobt jedoch das actionreiche […]
The Jungle Book, USA 2016 • 96 Min • Regie: Jon Favreau • Drehbuch: Justin Marks • Mit: Neel Sethi und den Originalstimmen von Ben Kingsley, Bill Murray, Idris Elba, Christopher Walken, Scarlett Johansson, Lupita Nyong'o • Verleih: Walt Disney Pictures • FSK: n.n.b. •...The Jungle Book (2016) Kritik
Wir benötigen Ihre Zustimmung
Um Ihnen das bestmögliche Erlebnis zu bieten, verwenden wir und unsere Partner Technologien wie Cookies, um Geräteinformationen zu speichern und/oder darauf zuzugreifen. Wenn Sie diesen Technologien zustimmen, können wir und unsere Partner persönliche Daten wie das Surfverhalten oder eindeutige IDs auf dieser Website verarbeiten und (nicht) personalisierte Werbung anzeigen. Wenn Sie Ihre Zustimmung nicht erteilen oder zurückziehen, können bestimmte Funktionen beeinträchtigt werden.
Klicken Sie unten, um den obigen Ausführungen zuzustimmen oder eine detaillierte Auswahl zu treffen. Ihre Auswahl wird nur auf diese Website angewendet. Sie können Ihre Einstellungen jederzeit ändern, einschließlich des Widerrufs Ihrer Zustimmung, indem Sie die Schalter auf der Cookie-Richtlinie verwenden oder indem Sie auf die Schaltfläche „Zustimmung verwalten“ am unteren Bildschirmrand klicken.
Funktional
Immer aktiv
Die technische Speicherung oder der Zugang ist unbedingt erforderlich für den rechtmäßigen Zweck, die Nutzung eines bestimmten, vom Teilnehmer oder Nutzer ausdrücklich gewünschten Dienstes zu ermöglichen, oder für den alleinigen Zweck, die Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz durchzuführen.
Einstellungen
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Präferenzen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Benutzer angefordert werden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.The technical storage or access that is used exclusively for anonymous statistical purposes. Without a subpoena, voluntary compliance on the part of your Internet Service Provider, or additional records from a third party, information stored or retrieved for this purpose alone cannot usually be used to identify you.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.
Ich war schon nicht besonders begeistert, als Disney bekannt gab, sich selbst recyceln zu wollen und jetzt aus so ziemlich jedem Disney-Zeichentrickklassiker eine Realverfilmung machen zu wollen (WINNIE-THE-POOH, ernsthaft?). Und auch THE JUNGLE BOOK hat mich nicht ganz gepackt. Klar, es ist eine spannende Geschichte, der Junge ist süß, aber irgendwie ging jeglicher Zauber beim Rendern und Animieren verloren. Auch die Tatsache, dass der Film in Deutschland ab 6 Jahren freigegeben ist, kann ich gar nicht verstehen. Der Film ist viel zu gewalttätig für Kinder dieses Alters.
[…] auch wenn die Neuverfilmung von Regisseur Jon Favreau als „reizvoll“ bezeichnet wird. Filmfutter kritisiert die „falschen Schwerpunkte“ im Drehbuch, lobt jedoch das actionreiche […]