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Die Insel der besonderen Kinder (2016) Kritik

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Die Insel der besonderen Kinder (2016) Filmkritik

Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children, USA/BE/GB 2016 • 127 Min • Regie: Tim Burton • Drehbuch: Jane Goldman • Mit: Eva Green, Asa Butterfield, Ella Purnell, Allison Janney, Judi Dench, Samuel L. Jackson • Kamera: Bruno Delbonnel • Musik: Michael Higham, Matthew Margeson • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: 20th Century Fox • Kinostart: 6.10.2016 • Deutsche Website

Die Insel der besonderen Kinder (2016) Filmbild 1Tim Burtons „Die Insel der besonderen Kinder“ gehört zu jenen Produktionen, an die ich mich ohne spezifische Vorkenntnisse genähert und nach der Sichtung vollauf begeistert den Kinosaal verlassen habe. Es ist einer dieser Stoffe, von denen ich bereits in meiner Kindheit immer fasziniert gewesen bin: Zeitreisen, Helden mit außergewöhnlichen Fähigkeiten, fantastische Welten, bedrohliche Schurken und die richtige Prise Romantik und Horror. Schön unheimlich und unheimlich schön zugleich. Ich habe die populäre Romanvorlage von Ransom Riggs nicht gelesen, aber unter dem Zepter von Bilderstürmer Burton treffen sich hier Einflüsse von J.K. Rowling und Neil Gaiman, während die streng individuelle Handschrift des Regisseurs stets unverkennbar bleibt. Auch wenn Anhänger des Buches in Foren bereits hitzig über Änderungen in der Leinwandumsetzung diskutieren, darf in Anbetracht des Resultates Entwarnung für Filmfreunde gegeben werden. „Die Insel der besonderen Kinder“ ist kein seelenloser Blockbuster, der mit seinem Bestseller-Bonus den schnellen Cash-In versucht, sondern ein wundervolles Kino-Märchen mit Herz und Tiefe.

Die Insel der besonderen Kinder (2016) Filmbild 2Durch die Augen des jungen Außenseiters Jake (Asa Butterfield) erleben wir dieses Abenteuer: Nach dem grausamen Tod seines geliebten Großvaters Abe (Terence Stamp), möchte der Teenager den Ursprungsort von dessen unglaublichen Geschichten aufsuchen und herausfinden, ob doch etwas Wahres in dem magischen Schmarrn steckt. Jake hat etwas Monströses in der Nähe von Abes Leiche gesehen, das ihm niemand glauben will. Von seinen Eltern und seiner Psychologin abgestempelt, findet er bei einem walisischen Dorf genau das vor, von dem ihm früher immer berichtet worden ist – einen vermeintlich sicheren Ort, der in einer Zeitschleife in der Vergangenheit liegt und so seine besonders begabten Bewohner vor einer wiederholt aufkommenden Katastrophe schützt. Es ist die Heimbesitzerin Miss Perigrine (Burtons neue Muse Eva Green), die es vermag, diesen Zauber zu vollbringen und mit ihren Schützlingen stets denselben Tag inmitten der Schrecken des Zweiten Weltkriegs zu feiern. Schließlich erkennt Jake, dass auch er unter den Unsichtbaren, Starken und Entzündbaren über eine ungewöhnliche Kraft verfügt, die ihn an seine neue Familie schweißt. Eine dunkle Macht hat es auf die Kinder abgesehen, und nur gemeinsam können sie das Unheil bezwingen …

Die Insel der besonderen Kinder (2016) Filmbild 3Missverstandene Individualisten nehmen stets einen besonderen Platz in den Werken Tim Burtons ein – wohl nicht zuletzt, da der passionierte Verehrer von Gothic-Horror-Klassikern selbst zu den eigenwilligsten und immer noch unterschätztesten Künstlern der Traumfabrik zählt. „Die Insel der besonderen Kinder“ ist nun eine wahre Ode an die Andersartigkeit. Es gibt eine zentrale Szene im Film, in der ein SS-Flugzeug eine Bombe über dem Kinderheim abwirft und lediglich durch die Fähigkeit von Miss Perigrine gestoppt werden kann – das idyllische Leben einer Minderheit soll durch das rücksichtslose Treiben einer Übermacht ausgelöscht werden. Ohne zu dick aufzutragen, lässt Burton hier die Fantasy-Story geschickt mit einem realen Horror verschmelzen. Doch natürlich sind es nicht die Nazis, gegen die sich Jake und seine Freunde letztlich beweisen müssen: Unter der Führung des brutalen Barron (herrlich böse: Samuel L. Jackson) hungert eine Horde untoter Kreaturen nach den Augäpfeln der Besonderen. Nein, für ganz junge Zuschauer ist der teilweise reichlich morbide Film wirklich nicht geeignet!

Die Insel der besonderen Kinder (2016) Filmbild 4Auch wenn Burton im actionreichen, aberwitzigen Finale auf einem Rummelplatz etwas zu sehr den Turbo anschaltet, ist es vor allem der sorgfältige Aufbau mit all den schillernden Charakteren, der einen nachhaltig an das Geschehen fesselt: „Die Insel der besonderen Kinder“ ist in erster Linie Jakes Coming-of-Age-Geschichte, in der der Junge seinen Platz in – oder besser: am Rande – der Welt finden muss. Da ist das enge emotionale Band zwischen dem Helden und seinem Großvater, eine zarte Liebesgeschichte zwischen Jake und der schwerelosen Emma (Ella Purnell) und am Ende natürlich die Entscheidung, ob die Rückkehr in die triste Realität eine echte Alternative zur endlosen jugendlichen Träumerei sein kann. Hier gelingt dem Regisseur ein schönes Bild, wenn sich ein Schiff aufs offene Meer begibt und die Suche nach einem neuen, sicheren Hafen beginnt.

Vielleicht geht es ja nur mir so, aber „Die Insel der besonderen Kinder“ ist nach der „Harry Potter“-Reihe genau das Projekt, das ich mir als Freund düsterer Fantasy-Geschichten von Hollywood erhofft habe. Ich freue mich bereits auf eine Fortsetzung.


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Box-Office Deutschland – The Purge: Election Year führt mit bestem Franchise-Start

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The Purge Election Year Box Office

Quelle: Insidekino

Vergangenes Wochenende konnte man wieder einmal sehr gut beobachten, welche Auswirkungen das Wetter auf die Besucherzahlen in den deutschen Kinos hat. Nach dem Auf und Ab der Vorwochen, abhängig vom Thermometer und den Niederschlägen, erreichte die Top 10 dank sehr kinofreundlichem (also eher verregnetem) Wetter erstmals seit Mitte August mehr als eine Million Zuschauer, und das obwohl kein großer Blockbuster startete. Vielmehr verbuchten insbesondere Familienfilme sehr satte Zuwächse und drei Neustarts kamen auf sechsstellige Besucherzahlen. Insgesamt lockten sechs Filme von Donnerstag bis Sonntag mehr als 100,000 Zuschauer in die deutschen Kinos, sodass sich die Gesamt-Top-10 um 81% gegenüber der Vorwoche auf 1,12 Mio verkaufter Tickets verbesserte. Dennoch gab es gegenüber dem Vorjahr ein Minus von 41%.

Obwohl er von den drei großen Neustarts mit der niedrigsten Kopienzahl und der höchsten Altersfreigabe an den Start ging, gewann The Purge: Election Year mühelos das Rennen um die Spitze der deutschen Kinocharts. Wie schon in der Vorwoche war Nervenkitzel bei den deutschen Kinogängern wieder hoch im Kurs, sodass sich auch Nerve und Don’t Breathe trotz neuer Konkurrenz hervorragend hielten. The Purge: Election Year begeisterte am Wochenende 217,000 Kinogänger in 351 Kinos und erzielte einen fantastischen Schnitt von 618 Besuchern pro Kino. Einschließlich der Previews steht das Sequel bereits bei 233,000 gelösten Tickets. Es ist der mit Abstand beste Start der Reihe und auch die beste Chartpositionierung, die ein Purge-Film erreichen konnte. Die beiden Vorgänger kamen nicht über Rang 4 der deutschen Kinocharts hinaus. Einschließlich der Previews lief The Purge: Election Year um 156% besser an als der erste Film und um 32% besser als der zweite. Auch deren Endergebnisse wird er mühelos übertreffen. The Purge: Anarchy erreichte in Deutschland exakt eine halbe Million Zuschauer und Election Year wird vermutlich innerhalb von drei Wochen an ihm vorbeiziehen. Es ist ein seltenes Franchise, das sich von Teil zu Teil erfolgstechnisch steigern konnte – sowohl in Nordamerika als auch in Deutschland. Der dritte Film wird mindestens 650,000 Zuschauer in Deutschland erreichen.

Der zweite Platz ging an den breitesten Neustart der Woche und den ursprünglichen Favoriten für die Spitzenposition. Karoline Herfurths Regiedebüt SMS für Dich lockte 174,000 Zuschauer in 600 Kinos und schrieb einen Schnitt von 290 Besuchern pro Spielstätte. Einschließlich massiver Previews und Sneaks steht der Film bereits bei 212,000 gemeldeten Zuschauern. Es ist ohne Frage ein solider Start, kann jedoch nicht ganz mit den großen deutschen Romcom-Erfolgen wie What a Man oder Traumfrauen mithalten. Bereits kommendes Wochenende kommt der große Test für das Durchhaltevermögen des Films, denn mit Bad Moms startet ein direkter Konkurrent um die weiblichen Zuschauer in den hiesigen Kinos. Ist dieser erst einmal überstanden, hat SMS für Dich einige entspannte Wochen vor sich. Romantische Komödien wie diese halten sich in der Regel lange in den Charts, sodass ich dem Film bis zu einer Million Zuschauer zutraue.

Obwohl The Purge: Election Year vermutlich ein nicht unähnliches Publikum ansprach, konnte sich der Gewinner der Vorwoche, Nerve, an seinem zweiten Wochenende sogar steigern und legte um 9% auf 159,000 verkaufte Kinotickets zu. Nach 11 Tagen steht der Social-Media-Thriller mit Emma Roberts und Dave Franco bei 378,000 Besuchern und wird vermutlich kommendes Wochenende die 500,000-Marke knacken. Es ist ein wirklich beachtlicher Erfolg und der tolle Rückgang spricht für sehr positive Mundpropaganda in Deutschland. Insgesamt traue ich dem Film deshalb 800,000 Besucher zu.

Einer der größten Gewinner am Wochenende war der Animationshit Pets, der um fantastische 78% auf 131,000 Besucher zulegte und sich am 4. Platz der Charts festhielt. Nach acht Wochen steht der Film bei 3,389,000 Besuchern in Deutschland. Damit ist er weiterhin in etwa gleichauf mit Disneys Zoomania im selben Zeitraum. Bald wird Pets an Pixars Alles steht Kopf (3,47 Mio Besucher) vorbeiziehen und unter die 20 erfolgreichsten computeranimierten Filme aller Zeiten in Deutschland einziehen. Zwar werden ihm 4 Mio Besucher vermutlich verwehrt bleiben, doch wenn das kinofreundliche Wetter anhält, gehe ich von knapp 3,9 Mio aus. Die Konkurrenz seitens Findet Dorie wird Pets zusetzen, doch ich glaube, dass beide Filme gut co-existieren können, so wie Alles steht Kopf und Hotel Transsilvanien 2 letztes Jahr.

Fatih Akins Bestsellereverfilmung Tschick belegte zum Start Rang 5 mit 123,000 Besuchern von 556 Kinos (im Schnitt 222 Zuschauer pro Kino) und verdrängte nach acht Wochen Toni Erdmann von der Spitze der deutschen Arthousecharts. Ein langes Leben sollte Tschick sicher sein, sodass man von etwa 600,000 Gesamtzuschauern ausgehen kann.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, welchen Besucher-Meilenstein Suicide Squad gepackt hat und wie sich Don’t Breathe in der zweiten Woche schlug.

Box-Office USA: Sully wehrt Blair Witch und Bridget Jones ab

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Bridget Jones's Baby Blair Witch Box Office

Links: Sully © 2016 Warner Bros. Pictures
Mitte: Blair Witch © 2016 Lionsgate
Rechts: Bridges Jones’s Baby © 2016 Universal Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Obwohl gleich zwei Sequels mit Hitpotenzial vergangenes Wochenende in den nordamerikanischen Kinos anliefen, starteten beide weit unter den Erwartungen und führten zum umsatzschwächsten Wochenende an den US-Kinokassen seit dem letzten Dezember. Keiner der breiten Neustarts konnte gar $10 Mio knacken. Immerhin konnten nahezu alle älteren Filme davon profitieren, dass die Newcomer für wenig Interesse sorgten. Es hat auch nicht geholfen, dass die drei breitesten Neustarts allesamt keine Jugendfreigabe trugen. Für die Top 12 bedeutete das ein Gesamteinspiel in Höhe von $74,7 Mio – 12% unter dem vorigen Wochenende und 24% unter dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Maze Runner – Die Auserwählten in der Brandwüste die Charts anführte.

Der Spitzenreiter der Vorwoche, Sully, konnte den Box-Office-Thron an seinem zweiten Wochenende mühelos gegen die Neuankömmlinge verteidigen. Clint Eastwoods 35. Regiearbeit sank um 37,2% auf $22 Mio und steht nach zehn Tagen bei sehr starken $70,5 Mio. Sully ist jetzt schon weniger als $2 Mio vom Gesamteinspiel von Tom Hanks' Oscar-Film Bridge of Spies – Der Unterhändler aus dem letzten Jahr entfernt und wird sehr bald als 15. Realfilm mit Hanks die $100-Mio-Marke erreichen. Nur Tom Cruise hat noch mehr $100-Mio-Realfilmhits. Sully liegt aktuell 35% vor Captain Phillips, Hanks' letztem großem Kinohit. Beide filme hielten sich an ihrem zweiten Wochenende sehr ähnlich, doch Sully hat den Vorteil von einem deutlich erfolgreicheren Start. Allerdings erwartet den Film kommendes Wochenende auch direkte Konkurrenz durch Die glorreichen Sieben. Sowohl das Genre (Western) als auch Hauptdarsteller Denzel Washington sind große Attraktionen für ältere Kinogänger, die aber auch das Zielpublikum von Sully ausmachen, sodass Eastwoods Drama erst einmal Zuschauer einbüßen wird, bevor es sich im Oktober wieder erholt. Sully könnte, wie Bridge of Spies und Captain Phillips, davon profitieren, als einer der ersten ernstzunehmenden Kandidaten ins diesjährige Oscar-Rennen einzuziehen. Auf jeden Fall kann man von einem Endergebnis von mindestens $135-150 Mio ausgehen.

Als während der Comic Con 2016 enthüllt wurde, dass Adam Wingards neuer Film The Woods in Wahrheit Blair Witch heißt und der dritte Teil der Reihe ist, die 1999 mit dem Box-Office-Phänomen Blair Witch Project begann, war der Hype um das Sequel zunächst sehr groß und die ersten Rezensionen schwärmten vom angeblich besten Horrorfilm des Jahres. Doch die Ernüchterung stellte sich schnell ein. Kurz vor dem Kinostart verschlechterte sich der Kritikerspiegel dramatisch und das Interesse an dem Film sank rapide, was sich in den Einspielzahlen am Wochenende deutlich widerspiegelte. Viele Industrie-Beobachter gingen von einem Startwochenende von mindestens $15 Mio aus, doch Blair Witch lief mit nur $9,5 Mio von 3121 Kinos auf Rang 2 an und erzielte im Schnitt nur $3092 pro Kino. Gerade in einem Jahr mit Horror-Überraschungshits wie Lights Out oder Don’t Breathe ist es ein sehr schwaches Ergebnis, auch wenn der Film dank seinem kleinen $5-Mio-Budget seine Kosten früher wieder einnehmen sollte.

Blair Witch Project ist bis heute eine Erfolgsgeschichte wie keine andere. Als erster Film, der virales Marketing im Internet intensiv nutzte und "Found Footage" als Stilmittel ins Horrorgenre einführte, erweckte er 1999 bei vielen Kinogängern den Eindruck, es handle sich um eine echte Dokumentation und keinen Spielfilm. Dank dem draus resultierenden Hype spielte Blair Witch Project am Startwochenende knapp $1,5 Mio von nur 27 Kinos ein. Als der Film dann zwei Wochen später auf 1101 Kinos ausgeweitet wurde, nahm er fantastische $29,2 Mio am Wochenende ein. Blair Witch Project beendete seine Laufzeit mit $140,5 Mio alleine in Nordamerika und ist bis heute einer der umsatzstärksten Horrorfilme aller Zeiten und angesichts von nur $60,000 Budget ist er der mit Abstand profitabelste. Doch die Wahrheit ist, dass der von der Kritik gelobte Film bei vielen Zuschauern nicht gut ankam, die sich von dem Streifen und dessen Marketingkampagne verarscht vorkamen. Das ein Jahr später schnell nachgeschobene Sequel Book of Shadows: Blair Witch 2 gehört bis dato zu den größten Box-Office-Enttäuschungen überhaupt. Direkt in mehr als 3300 Kinos gestartet, lief der Film mit lediglich $13,2 Mio an und verließ die US-Kinos mit $26,4 Mio, 81% weniger als sein Vorgänger nur ein Jahr zuvor.

Rückblickend erscheint diese Performance fast schon solide verglichen mit dem neuen Blair Witch. Natürlich waren die Erwartungen diesmal nicht annähernd so hoch wie ein Jahr nach dem Riesenerfolg des ersten Teils, doch sogar diese konnte Blair Witch nicht erfüllen. Besonders besorgniserregend ist der Box-Office-Verlauf des Films über das Wochenende. Am ersten Tag spielte Blair Witch noch $4,1 Mio ein, was am Ende etwa 42% von seinem gesamten Wochenende ausmachte. Das deutet einerseits auf schwache Mundpropaganda und andererseits auf extreme Frontlastigkeit hin. Mit einem furchtbaren "D+"-CinemaScore (äquivalent einer "4+"), wird der Film in den kommenden Wochen regelrecht implodieren und sollte nicht mehr als $20-21 Mio in Nordamerika erreichen.

Auch der drittplatzierte Film war eine reine Enttäuschung. Bridget Jones’s Baby nahm lediglich $8,2 Mio von 2927 Spielstätten ein ($2816 pro Kino). Es war der schwächste Start der Bridget-Jones-Reihe überhaupt und in diesem Fall haben nicht einmal deutlich positivere Rezensionen als für den Vorgänger Bridges Jones – Am Rande des Wahnsinns geholfen. Der zweite Bridget-Jones-Film lief vor 12 Jahren mit $8,7 Mio von nur 530 Kinos an, 2400 Kinos weniger als Teil 3. Am Ende erreichte er trotzdem nur $40,2 Mio, was wohl an den gemischten Reaktionen der Zuschauer auf den Film lag. Der erste Film, Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück war ein kleiner Überraschungserfolg und spielte 2001 $71,5 Mio in Nordamerika ein. Der Film war der große Durchbruch für Renée Zellweger und brachte ihr ihre erste Oscarnominierung ein. In den darauffolgenden Jahren wurde Zellweger zu einem der großen Stars Hollywoods mit Hits wie Chicago und Unterwegs nach Cold Mountain (für letzteren gab es auch einen Oscar), doch 2010 zog sie sich zurück und Bridget Jones’s Baby ist ihr erster Kinofilm seit sechs Jahren. In der Zwischenzeit haben die nordamerikanischen Zuschauer offensichtlich sowohl an ihr als auch an der Figur Bridget Jones Interesse verloren. Etwa 78% der Zuschauer am Startwochenende waren Frauen und 88% älter als 25. Der "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+") verspricht immerhin gute Mundpropaganda und eine längere Laufzeit, doch sogar wenn man optimistisch bleibt, sollte man nicht mehr als $25-28 Mio für den $35 Mio teuren Film erwarten. International sind die Aussichten von Bridget Jones’s Baby deutlich besser, sodass der Film am Ende ordentlichen Profit für Universal abwerfen wird.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie Oliver Stones Snowden aus den Startlöchern gekommen ist, wie gut sich Suicide Squad ohne jegliche direkte Konkurrenz gehalten hat und wie gut Don’t Breathe den Start von Blair Witch verkraftet hat.

31 – A Rob Zombie Film (2016) Kritik

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31 - A Rob Zombie Film (2016) Filmkritik

31, USA/GB 2016 • 102 Min • Regie & Drehbuch: Rob Zombie • Mit: Sheri Moon Zombie, Jeff Daniel Phillips, Lawrence Hilton-Jacobs, Meg Foster, Malcolm McDowell, Richard Brake • Kamera: David Daniel • Musik: John 5 • FSK: ab 18 Jahren • Verleih: Tiberius Film • Kinostart: 27.10.2016 • Website

31 A Rob Zombie Film (2016) Filmbild 1Holy. Shit. Und die Betonung liegt eindeutig auf letzterem: Heilig ist an Rob Zombies Survival-Exploitation „31“ nämlich gar nichts – bescheiden und wahrhaft grenzwertig dagegen Einiges. Der Industrial-Rocker und Regisseur polarisierender Genre-Kultstreifen wie „Haus der 1000 Leichen“ (2003) oder „The Devil´s Rejects“ (2005) macht in seinem neuesten Werk keine Gefangenen, auch nicht bei seinem Publikum. So darf man seine reichlich charakterlosen Charaktere gleich zu Beginn beim Sex oder Stuhlgang beobachten, während Sheri Moon Zombie (die Ehefrau des Auteurs) einem notgeilen Tankwart stimulierend zur Hand geht. Aber es geht natürlich noch weiter: Im Verlauf des Szenarios (Handlung wäre hier der falsche Begriff) gibt es noch Hakenkreuze galore, die Toraufschrift von KZs an Türen und eine Ansprache des Führers im Originalton. Wem das noch nicht reicht, muss außerdem einen Witz über einen Blowjob durch ein Neugeborenes überstehen – nicht bloß unter den hiesigen Jugendschutzbeauftragten dürften ungläubig die Köpfe geschüttelt werden.

31 A Rob Zombie Film (2016) Filmbild 2Für eine Gruppe von Jahrmarkts-Mitarbeitern verläuft die Halloween-Nacht des Jahres 1976 alles andere als vorhersehbar: Auf einer dunklen Landstraße wird ihr Wohnwagen von einer Horde Psycho-Clowns (in Ermangelung einer besseren Beschreibung) brutal überfallen und ein Teil des Teams abgeschlachtet. Die Überlebenden Charly (Sheri Moon Zombie), Roscoe (Jeff Daniel Phillips), Panda (Lawrence Hilton-Jacobs), Venus (Meg Foster) und Levon (Kevin Jackson) finden sich gefesselt an einem unbehaglichen Platz wieder, an dem der grotesk gekleidete Father Murder (Malcolm McDowell) zusammen mit zwei nicht minder auffälligen Damen ein Spiel ausruft – nein, „Monopoly“ ist es nicht! Den unfreiwilligen Gästen wird schnell klargemacht, dass sie als Beute während einer erbarmungslosen Menschenjagd herhalten sollen und ihre einzige Chance auf Freiheit darin besteht, zwölf Stunden in dem unübersichtlichen Labyrinth zu überstehen. Die sinistren Zeitgenossen Sick-Head, Schizo-Head, Psycho-Head, Death-Head, Sex-Head und Doom-Head sind ihnen bereits blutlechzend auf den Fersen …

31 A Rob Zombie Film (2016) Filmbild 3Ursprünglich hatte Rob Zombie sich ja vorgenommen, nach seinem insgesamt recht mauen Spuk „Lords of Salem“ (2012) dem Horror zunächst den Rücken zu kehren und endlich sein Herzprojekt – einen Hockey-Film! – in Angriff zu nehmen. Doch nachdem dieser Traum im Sand verlaufen ist, blieb der Schuster doch bei seinen Leisten: „31“ ist nach dem relativ zahmen Vorgänger und den kontrovers aufgenommenen „Halloween“-Neuauflagen eine glasklare Rückkehr zu den Grindhouse-Wurzeln Zombies. Hier trifft thematisch die Stephen-King-Adaption „Running Man“ (1987) auf den hysterischen Terror eines Tobe Hooper – nur durch die sehr gewöhnungsbedürftige Brille des Regisseurs und Autoren zusätzlich verzerrt und von nahezu jeglichem Tiefgang und glaubwürdigen Narrativ befreit. „31“ ist Trash und will auch gar nichts anderes sein. Für Fans gedreht und teilweise durch Crowdfunding auch von Fans finanziert, hangelt sich Zombie von einem blutigen Zweikampf zum nächsten. Langeweile kommt dabei selten auf, und wer ohnehin auf inhaltliche Erklärungen (warum legt der ominöse Geheimbund so viel Wert auf das Spiel, wer sind die Veranstalter, wodurch findet die Überwachung der Spieler statt, was treiben die Spieler in den stundenlangen Zeitlücken zwischen den Kämpfen?), ansprechende Dialoge (Fuck! Shit! Bitch! Repeat!) oder sympathisch gezeichnete Protagonisten pfeift, könnte auf einem sehr niedrigen Niveau auf seine Kosten kommen. Vorausgesetzt, man kann und möchte die eingangs angeführten Geschmacklosigkeiten und andere peinliche Momente einfach so runterschlucken.

31 A Rob Zombie Film (2016) Filmbild 4Dass Rob Zombie in „31“ nicht mit Blut und Gewalt geizt, zeigt bereits sein jüngster Konflikt mit der US-Freigabebehörde MPAA auf, die dem Film in seiner Urfassung das kommerziell tödliche NC-17-Siegel (keine Freigabe unter 17 Jahren) aufdrücken wollte. Zweimal musste der Regisseur die Schere ansetzen, um doch noch ein R-Rating aus dem Stoff herauszuschneiden. Die nun vorliegende Version ist in der Tat noch immer nicht zimperlich, aber im Vergleich auch nicht wesentlich härter als einige von Zombies früheren Arbeiten. Das ganz große Splatter-Feuerwerk bleibt aus – das nur als Warnung an die Gorehounds!

31 A Rob Zombie Film (2016) Filmbild 5In Anbetracht des geringen Budgets mussten auch inszenatorisch einige Abstriche gemacht werden: Auch wenn der filmemachende Rockstar bereits seit seinen Musikvideos weiß, wie man mit wenig Geld schicke Bilder erzeugen kann, hinterlassen vor allem die billig wirkende Ausstattung und (bewusst?) wackelige Kameraarbeit einen faden Nachgeschmack in dem ohnehin teils ranzigen Brei. Der mit allen Mitteln auf Nihilismus und Sadismus gekämmte „31“ dürfte von Hardcore-Fans als weiterer – mehr oder weniger – gelungener Eintrag ins Rob-Zombie-Universum gewertet werden, während wohl die Mehrheit der Kinogänger arge Schwierigkeiten mit kleinwüchsigen Hitler-Fetischisten oder mordenden, „Hänschen klein“-singenden Transvestiten haben dürfte. In einer späten Szene entfährt einer verzweifelten Protagonistin ein „What the fuck is going on?!“ – das habe ich mich allerdings schon viel früher gefragt.

Schließen wir die Rezension zu diesem stumpfen Machwerk aber doch mit dem klaren Highlight ab: Als gesprächiger Killer Doom-Head hinterlässt der aus Nebenrollen bekannte Richard Brake eine beängstigende Duftmarke. Mich würde es nicht wundern, wenn Quentin Tarantino den Mimen in Zukunft ebenfalls für sich entdeckt.


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Eye in the Sky (2015) Blu-ray-Kritik

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Eye in the Sky (2015) Filmkritik

Eye in the Sky, USA 2015 • 102 Min • Regie: Gavin Hood • Drehbuch: Guy Hibbert • Mit: Helen Mirren, Alan Rickman, Aaron Paul, Barkhad Abdi, Phoebe Fox, Iain Glen • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universum Film • Heimkinostart: 16.09.16 • Deutsche Website

Eye in the Sky (2015) Filmbild 1Wenige Worte fallen in den ersten fünf Minuten von Eye in the Sky. Schon diese ersten Augenblicke deuten an, was für eine dichte Atmosphäre Regisseur Gavin Hood (Ender’s Game – Das große Spiel) entfalten könnte, würde er sich auf seine Bilder verlassen. Etwas bemüht versucht er, die Charaktere in in einem menschlichen Fundament zu erden, die wir über die nächsten knapp 90 Minuten hinweg in einem ganz und gar nicht menschlichen Szenario begleiten werden. Lieutenant General Frank Benson (Alan Rickman) steht in kompletter Uniform in einem Laden und sucht nach der richtigen Puppe für sein kleines Mädchen, bevor er seinen Platz an einem Konferenztisch einnimmt, an dem über Leben und Tod entschieden wird; Pilot Steve Watts (Aaron Paul) tauscht sich mit seiner neuen Kameradin Carrie Gershon (Phoebe Fox) in einem ungezwungenen Zwiegespräch aus und nimmt dann seinen Platz in der Fernsteuer-Zentrale ein, von wo aus er die tödliche Waffe bedient. Über dem ganzen steht Colonel Katherine Powell (Helen Mirren) als kalt berechnende Manifestation der entmenschlichten Kriegsmaschinerie, die über die britischen Drohnen eine terroristische Gruppierung in Kenia beschattet. Als sie Jama Farah (Barkhad Abdi) vor Ort einen Auskundschafter in Form eines mechanischen Insekts den Unterschlupf infiltrieren lässt, offenbart sich dort die Vorbereitung für ein Selbstmordattentat.

Eye in the Sky (2015) Filmbild 2An den etablierten Standpunkten entbrennt die Frage nach einem Luftangriff, um den bevorstehenden Anschlag zu verhindern. Es wird diskutiert, Telefonate geführt und die Verantwortung immer eine Position weitergeschoben. Dreh- und Angelpunkt des moralischen Dilemmas und anschließenden Spannungs-MacGuffin bildet ein kleines Mädchen, das nahe des anvisierten Ziels Brote verkauft – zu nah, als dass sie bei einem Zugriff unverletzt bleiben würde. Aus den voyeuristischen Kameraeinstellungen der Drohnen und versteckten Kameras können wir nur über die Bilder entnehmen, was vor sich geht, der Dialog wird dabei ausgeblendet. Atmosphärisch könnte Gavin Hoods beklemmende Inszenierung Kathryn Bigelows betäubendem Thriller Zero Dark Thirty in diesen Momenten zumindest aus einiger Entfernung zuwinken, würde er diese nicht viel zu oft durch unangebrachte Exposition und stilistisch brechende Schnitte entschärfen. Spannungstechnisch geht der Film besser in seiner klar konstruierten Form auf. Eye in the Sky funktioniert als stringent vorangetriebener Thriller, sein moralischer Diskurs gewinnt jedoch erst in den letzten Szenen an etwas Ambivalenz und thematischer Konsequenz.

Man könnte über den einsetzenden Diskurs einen Vergleich Sidney Lumets Die zwölf Geschworenen ziehen, doch der Diskurs in Gavin Hoods Film bezieht sich schon längst nicht mehr auf grundlegende Fragen über das Abwiegen von Leben oder das Töten selbst. Das Ziel ist reine Schadensregulierung, die bitteren könnten lediglich Überlebende sein. Um Stefan Zweig (Josef Hader) aus Maria Schraders großartigem Vor der Morgenröte zu zitieren: "Es gibt keine Opposition gegen den Krieg als solchen […]" 

Fazit

Warum es Eye in the Sky nicht auf die deutschen Kinoleinwände geschafft hat, ist in Anbetracht seiner hochkarätigen wenn auch in ihren schauspielerischen Freiheiten reduzierten Besetzung und der hochwertigen Produktion sicherlich nicht auf seine oberflächlichen Qualitäten zurückzuführen. Gavin Hood inszeniert einen spannenden, konsequenten Thriller, der thematisch aber viel Potenzial liegen lässt.


Informationen zur Veröffentlichung

Ab dem 16. September 2016 ist Eye in the Sky im Verleih von Universum Film in deutscher und englischer Sprachfassung auf Blu-ray und DVD erhältlich.

Neben dem Hauptfilm enthält die Blu-ray- und DVD-Veröffentlichung folgende Extras:

Eye in the Sky (2015) Cover 2 Featurettes
• B-Roll
• Interviews mit Cast und Crew

 

 

(Cover ©Universum Film)

 


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Box-Office Deutschland: Nerve und Don’t Breathe verdrängen Suicide Squad von der Spitze

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Don't Breathe Nerve Box Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Der erneute Wetterumschwung zu tropischen Temperaturen verpasste den Besucherzahlen in den deutschen Kinos vergangenes Wochenende wieder einen Dämpfer. Fast alle Filme verloren mindestens die Hälfe ihrer Besucher von der Vorwoche. Dass die Gesamtbesucherzahl der Top 10 dennoch nur um 29% auf etwa 620,000 sank und nicht noch tiefer, ist den beiden erfolgreichsten Neuzugängen zu verdanken, die den Temperaturen trotzten und den Kinogängern stattdessen kalten Schweiß auf die Stirne trieben. Nach wochenlanger Herrschaft von Pets und Suicide Squad, hatten die Zuschauer offensichtlich wieder Lust auf Nervenkitzel. Verglichen zum gleichen Wochenende im Vorjahr, als Fack Ju Göhte 2 seinen gigantischen Start hatte, ging es um 74% runter.

Nerve, ein Thriller mit Dave Franco und Emma Roberts, war der überraschende Sieger am Wochenende mit 146,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag und 179,000 einschließlich der Sneaks und Previews vor dem offiziellen Kinostart. In 333 Kinos erzielte Nerve einen starken Schnitt von 439 Besuchern pro Kino. In den USA wurde Nerve bereits zu einem kleinen Überraschungserfolg, stand jedoch in dem Schatten von Hits wie Lights Out oder Don’t Breathe. Hierzulande wird er beide toppen und hat das höchstwahrscheinlich seiner FSK12-Freigabe zu verdanken. Tatsächlich gab es in letzter Zeit für Jugendliche nicht viel zu sehen in den Kinos, da Suicide Squad und Jason Bourne beide ab 16 freigegeben wurden. Mike and Dave Need Wedding Dates war die einzige größere Alternative, doch wenn man etwas anderes als eine Komödie oder einen Familienfilm sehen wollte, gab es nicht viele Optionen. Nerve startete genau zur richtigen Zeit und füllte diese Lücke. Da in den nächsten Wochen nicht viele neue Filme das gleiche Zielpublikum haben werden, sollte Nerve bei kinofreundlicherem Wetter problemlos eine halbe Million Besucher in Deutschland erreichen.

Einen sehr guten Start verbuchte auch das US-Box-Office-Phänomen Don’t Breathe und eröffnete mit 108,000 Zuschauern von 324 Kinos (132,000 inkl. Sneaks und Previews). Positive Mundpropaganda wird dem Film helfen, doch mit The Purge: Election Year erwartet ihn bereits kommendes Wochenende sehr direkte Konkurrenz, sodass Don’t Breathe nicht mehr als 400,000 Tickets insgesamt verkaufen sollte.

Suicide Squad, die Nummer 1 der letzten drei Wochen, baute 50% seiner Zuschauer vom vorigen Wochenende ab und machte es sich auf Rang 3 mit 97,000 gelösten Tickets bequem. Insgesamt lockte die Comicverfilmung bereits 1,415,000 Zuschauer in hiesige Kinos und liegt nur noch 1% hinter Batman v Superman: Dawn of Justice im selben Zeitraum. Schon bald wird Suicide Squad seinen DC-Vorgänger überholen, was angesichts der höheren Altersfreigabe bemerkenswert ist. In puncto Blockbusters wird Suicide Squad schon bald mit Die glorreichen Sieben konkurrieren, sollte aber dennoch mindestens 1,65 Mio Besucher in Deutschland erreichen.

Auch ohne nennenswerte neue Konkurrenz stürzte Pets aufgrund von heißen Temperaturen um 55% auf 74,000 Besucher von Donnerstag bis Sonntag und brachte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 3,244,000 nach sieben Wochen. Damit liegt er nahezu gleichauf mit Disneys Zoomania im gleichen Zeitraum, wird aber bald hinter ihn zurückfallen, weil Findet Dorie Ende des Monats gewaltige Konkurrenz darstellen wird. Der Traum von 4 Mio Besuchern ist nun endgültig vorüber, doch auch bei einer Gesamtbesucherzahl von 3,7 Mio, auf die Pets zusteuert, gibt es nichts zu meckern.

Mike and Dave Need Wedding Dates rundete die Top 5 mit 62,000 Besuchern (-52%) ab und steht nach 11 Tagen bei insgesamt 263,000 verkauften Kinotickets. Da ihm Comedy-Konkurrenz von SMS für Dich und Bad Moms bald ins Haus steht, wird Mike and Dave die deutschen Kinos mit maximal 450,000 Besuchern verlassen. Da haben die beiden anderen Zac-Efron-Komödien (Dirty Grandpa und Bad Neighbors 2) dieses Jahr deutlich besser abgeschnitten.

Jason Bourne fiel ebenfalls um zwei Plätze und 52% und landete mit 31,000 Zuschauern auf Rang 6 der Charts. Das Sequel verbuchte bislang 854,000 Zuschauer in Deutschland und wird letzten Endes die Millionenmarke vermutlich nur knapp verfehlen.

Die deutsche Komödie Männertag konnte nicht einmal annähernd an den Erfolg des ähnlich betitelten Männerhort anknüpfen und startete mit 19,000 Besuchern von 267 Kinos (73 Zuschauer/Kino) außerhalb der Top 10. Der Film wird vermutlich nicht einmal 100,000 Besucher in Deutschland erreichen.

Ebenfalls gefloppt ist das Drama The Light Between Oceans, das trotz der Starbesetzung aus Michael Fassbender und den Oscarpreisträgern Alicia Vikander und Rachel Weisz lediglich 12,000 Besucher in 143 Kinos lockte.

Box-Office USA: Tom Hanks und Clint Eastwood stürmen die Spitze

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Sully Box Office

© 2016 Warner Bros. Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Das erste Wochenende nach dem offiziellen Ende der Sommer-Saison, also das Wochenende nach dem Labor Day, galt traditionell lange als ein sehr ruhiges Wochenende an den US-Kinokassen, doch das ändert sich in den letzten Jahren immer mehr. Letztes Jahr sorgte das starke Duo The Visit und The Perfect Guy an dem Wochenende für volle Säle und dieses Jahr gelang dem neuen Film von Clint Eastwood sogar eins der besten September-Startwochenenden überhaupt. Dadurch stieg der Umsatz der Top 12 um 13% gegenüber der Vorwoche auf $84,5 Mio. Weil der zweite große breite Neustart aber enttäuschte, schnitt das Wochenende dennoch um 1% schwächer als im Vorjahr ab. Wie üblich, fielen die meisten älteren Filme nach dem Feiertagswochenende besonders hart. Keinem einzigen Film in der Top 12 gelang ein Drop von weniger als 40%. Dazu hat sicherlich auch die Konkurrenz der vier breiten Neustarts beigetragen – eine ungewöhnlich hohe Anzahl für das post-Labor-Day-Wochenende.

Wenn zwei absolute Legenden des Filmgeschäfts erstmals miteinander zusammenarbeiten, dann wird auch ein Drama, das unter anderen Umständen vielleicht nicht für großes Aufsehen gesorgt hätte, zu einem großen Kino-Event. Sully, die Geschichte des heldenhaften Piloten Chelsey "Sully" Sullenberger, der 2009 eine Notlandung auf dem Hudson River vollbrachte und alle Insassen seines Airbus A-320 rettete, spielte am Wochenende gewaltige $35 Mio von 3525 Kinos ein und erzielte einen Schnitt von $9937. Es war das fünftbeste September-Startwochenende aller Zeiten und der beste Start, den ein Film direkt nach dem Labor-Day-Wochenende jemals erzielen konnte. Der einzige weitere Film, der am gleichen Wochenende mehr als $30 Mio einspielte, war Der Exorzismus von Emily Rose ($30,1 Mio) vor 11 Jahren. Für Regisseur Clint Eastwood war es das zweitbeste Startwochenende seiner langen Karriere, nach American Sniper. Auch für Hauptdarsteller Tom Hanks, der zu den erfolgreichsten Schauspielern Hollywoods gehört, war es der drittbeste Start eines Realfilms nach den beiden Dan-Brown-Verfilmungen The Da Vinci Code – Sakrileg ($77,1 Mio) und Illuminati ($46,2 Mio). Eastwood ist als zweifach oscarprämierter Regisseur und legendärer Darsteller eine wahre Ikone des US-amerikanischen Kinos, doch lange Zeit waren seine Regiearbeiten keine Garanten für großen Kassenerfolg. Natürlich hatte er früher auch schon Hits mit Erbarmungslos ($101,1 Mio), Mystic River ($90,1 Mio), Million Dollar Baby ($100,5 Mio) und Gran Torino ($148,1 Mio), doch dazwischen gab es auch nicht wenige Box-Office-Enttäuschungen wie Hereafter ($32,7 Mio), J. Edgar ($37,3 Mio) oder Flags of Our Fathers ($33,6 Mio). American Sniper brachte ihn jedoch auf ein neues Level als Nummer-1-Patriot unter den amerikanischen Filmemachern. Mit einem gigantischen Einspiel von $350,1 Mio wurde American Sniper zum erfolgreichsten Film von 2014 in Nordamerika, erhielt sechs Oscarnominierungen und zementierte endgültig den Status von Eastwood als Regielegende, deren Name alleine als Qualitätsgarant für volle Kassen sorgt.

Doch es war die Zusammenarbeit mit Tom Hanks, der in den Augen vieler Kinogänger ebenfalls für hochwertige Dramen steht, die Sully zu einem Ereignis machte, das die Zuschauer nicht verpassen wollten. Mit insgesamt 18 Filmen, die in Nordamerika mehr als $100 Mio eingenommen haben, kann Hanks auf eine der erfolgreichsten Karrieren überhaupt in Hollywood zurückblicken. Vor einigen Jahren schien es noch so, als hätte Hanks seinen Touch verloren. Der Krieg des Charlie Wilson, Larry Crowne und Cloud Atlas liefen alle unter den üblichen Standards von Hanks und auch bei den Oscars erhielten seine Filme kaum Aufmerksamkeit. Dann zeigte Captain Phillips vor drei Jahren, dass Hanks es  immer noch drauf hat, die Zuschauer in die Kinos zu locken und zu begeistern. Captain Phillips spielte $107,1 Mio in Nordamerika ein und wurde für sechs Oscars nominiert. Im gleichen Jahr nahm Saving Mr. Banks, in dem Hanks Walt Disney spielte, $83,3 Mio in Nordamerika ein, bei einem Budget von nur $35 Mio. Letztes Jahr arbeitete Hanks nach langer Pause wieder mit Steven Spielberg zusammen. Deren Bridge of Spies – Der Unterhändler spielte ordentliche $72,3 Mio ein und erhielt auch sechs Oscarnominierungen. Hanks ist auf jeden Fall wieder auf dem Radar der nordamerikanischen Kinogänger und Sully sollte sein größter Realfilm-Hit seit The Da Vinci Code vor zehn Jahren werden.

Neben dem Duo Eastwood/Hanks wirkten sich auch ein absolut leerer Markt und sehr positive Rezensionen zum Vorteil des Films aus, ebenso wie dessen großer Appeal auf ältere Kinogänger. Tatsächlich waren 90% der Zuschauer vom Startwochenende älter als 25 und 63% waren sogar über 50. Es ist genau die Zielgruppe von Eastwood und Hanks und diese war mit dem Film auch sehr zufrieden. Sully erhielt von den Zuschauern einen sehr positiven "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"), die gleiche Wertung, die auch Captain Phillips und Bridge of Spies zuteil wurde. Wenn ein Film so gut ankommt und hauptsächlich ältere Zuschauer anspricht, die nicht unbedingt am ersten Wochenende in die Kinos rennen, dann spricht das für eine sehr aussichtsreiche, lange Laufzeit. Captain Phillips und Bridge of Spies spielten beide insgesamt jeweils mehr als das Vierfache von ihren Startwochenenden ein. Wenn Sully sich so hält wie Captain Phillips, sollte er $146 Mio erreichen, läuft er so wie Bridge of Spies, dann sind sogar $165 Mio drin. Auf jeden Fall ist die nur $60 Mio teuere Produktion ein sicherer Riesenhit für Warner Bros. und alle Beteiligten.  Der einzige nennenswerte Stolperstein in seinem Weg wird das Remake von Die glorreichen Sieben in zwei Wochen sein. Als Western mit Denzel Washington in der Hauptrolle wird der Film ebenfalls großes Interesse unter älteren Kinogängern wecken, die das Publikum von Sully ausmachen. Das wird den Film vielleicht daran hindern, sein volles Potenzial zu erreichen. Ein Gesamteinspiel von $130-150 Mio sollte ihm dennoch sicher sein.

Als Kontrastprogramm ins Rennen geschickt, konnte der Thriller When the Bough Breaks nicht überzeugen und spielte nur $14,2 Mio von 2246 Lichtspielhäusern ein. Dabei erreichte der Film einen Schnitt von $6323 pro Kino. Es hat sich bereits eine September-Tradition von Sony-Thrillern etabliert, die hauptsächlich ein afroamerikanisches Publikum ansprechen. Mit Keine gute Tat ($52,5 Mio) und The Perfect Guy ($57 Mio) konnte Sony damit in den letzten Jahren Erfolge feiern, doch When the Bough Breaks konnte an diese nicht anknüpfen, was ich zumindest teilweise dem unglücklich gewählten Filmtitel zuschreibe, aber auch der Tatsache, dass Sully großes Interesse beim weiblichen Publikum weckte (56% von dessen Zuschauern waren Frauen), das auch die Haupt-Zielgruppe von When the Bough Breaks ausmachte. Außerdem waren die Kritiken für den Film diesmal arg negativ. Zwar wurden auch Keine gute Tat und The Perfect Guy von der Kritik verrissen, doch When the Bough Breaks konnte bislang keine einzige positive Rezension auf dem Aggregationsportal RottenTomatoes verbuchen. Das spiegelte sich auch im CinemaScore des Films wider. Wurde The Perfect Guy letztes Jahr noch im Schnitt mit einer "A-" (äquivalent einer "1-") bewertet, kam When the Bough Breaks lediglich auf eine "B" (äquivalent einer "2"). Keine gute Tat und The Perfect Guy hatten beide eine relativ kurze Laufzeit in den Kinos und das wird bei When the Bough Breaks nicht anders sein, sodass ein Gesamteinspiel in Höhe von $30-32 Mio wahrscheinlich ist. Bei nur $10 Mio Budget wird der Film vermutlich letzten Endes doch noch irgendwann Profit für Sony abwerfen, auch wenn nicht so viel, wie vom Studio vermutlich erhofft.

Der Gewinner der letzten beiden Wochenenden, Don’t Breathe, musste die Spitze abtreten und fiel um 47,9% und zwei Plätze auf $8,3 Mio und Rang 3 der Wochenendcharts. Nach 17 Tagen hat der Horrorthriller bereits sehr starke $66,9 Mio eingenommen und ist bei $9,9 Mio Produktionskosten ein wahrer Triumph für Sony. Don’t Breathe hat bereits den Horrorhit Lights Out ($66,8 Mio) überholt und ist auf bestem Weg, der erfolgreichste Original-Horrorfilm seit Conjuring – Die Heimsuchung vor drei Jahren zu werden. Die Versuchung, grünes Licht für ein Sequel zu erteilen, muss bei Sony sehr groß sein. Kommendes Wochenende bekommt Don’t Breathe durch die Ankunft von Blair Witch unmittelbare Konkurrenz und könnte mehr als die Hälfte seiner Zuschauer verlieren, doch auch wenn der Film ab jetzt schnell sinkt, wird er dennoch insgesamt etwa $81 Mio in Nordamerika erreichen, also mehr als das Dreifache von seinem Startwochenende, was für einen Genrefilm ebenfalls fabelhaft ist.

Auf Seite 2 verraten wir Euch unter anderem, wie gut es aktuell für die Comicverfilmung Suicide Squad läuft, welchem Meilenstein sich Sausage Party nähert und wie das spanischsprachige Remake von Fack Ju Göhte bislang abgeschnitten hat.

Fantasy Filmfest Tagebuch 2016 – Tag 8

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Fantasy Filmfest 2016 Tag 8

Die qualitative Durststrecke ging leider auch am achten Tag des Fantasy Filmfests 2016 weiter und erreichte ihren vorläufigen Tiefpunkt. Seit dem überraschend starken fünften Tag, an dem mir drei der gezeigten Filme außerordentlich gut gefallen haben, habe ich keinen weiteren Film beim Festival gesehen, den ich als wirklich gut (maximal mit geringfügigen Abstrichen), bezeichnen würde. Mit einer lange verschobenen Stephen-King-Verfilmung und einem splattrigen, aber letztlich belanglosen Horrorfilm über ein Bett des Todes war Tag 8 der bislang schwächste Tag des diesjährigen Festivals.

Tag 8

Cell

Fantasy Filmfest 2016 Tag 8 CellNoch lange bevor der Begriff Smombie (Smartphone-Zombie) überhaupt existierte, veröffentlichte Bestsellerautor Stephen King den Roman "Puls", in dem ein mysteriöses Signal über das Mobilfunknetz verbreitet wird und alle Menschen, die versuchen, ihre Handys zu nutzen, augenblicklich des Verstandes beraubt und extrem gewaltbereit macht. Im Prinzip verfasste er eine Kritik an der übermäßigen Handynutzung als eine Variation von George A. Romeros The Crazies. Nicht lange dauerte es nach der Publikation, bis Hollywood sich die Filmrechte schnappte und Hostel-Regisseur Eli Roth für das Projekt verpflichtete. Doch obwohl die Thematik der Abhängigkeit von unseren Mobilgeräten immer aktueller wurde, zogen mehrere Jahre ins Land und Eli Roth verließ das Projekt. Erst 2014 ging Cell (so der Originaltitel des Romans) mit John Cusack in der Hauptrolle und mit dem Paranormal-Activity-2-Macher Tod Williams im Regiestuhl vor die Kameras. Doch es sollten mehr als zwei weitere Jahre nach der Fertigstellung des Films vergehen, bis er endlich das Licht der Welt erblickte. Das ist eigentlich selten ein gutes Zeichen und ist leider auch bei Cell aussagekräftig für die mangelnde Qualität des Films.

Cusack spielt im Film den Comicautor Clay, der nach Boston anreist, um seine entfremdete Ehefrau und seinen Sohn wiederzusehen und von der Beziehung zu retten, was noch zu retten ist. Schon bald hat er ganz andere Sorgen, wenn das Chaos losbricht. Zusammen mit dem Bahnfahrer Tom (Samuel L. Jackson) und der jungen Alice (Isabelle Fuhrman) macht er sich auf eine gefährliche Reise durchs Land auf, auf der Suche nach seiner Familie.

Aus irgendeinem Grund fällt es Filmemachern meist sehr schwer, eine vernünftige Stephen-King-Adaption auf die Beine zu stellen. Auf jede gute kommen mehrere schlechte und Cell gehört leider zur letzten Kategorie. Dabei ist gerade "Puls" eigentlich ein sehr filmtaugliches Buch, weshalb die Abänderungen von der spannenden, wenn auch nicht furchtbar originellen Vorlage besonders in der zweiten Filmhälfte wenig Sinn ergeben. Cusack und Jackson spielten bereits gemeinsam in einer guten King-Adaption mit, Zimmer 1408. Vielleicht war damit auch schon ihre Quote an guten Stephen-King-Verfilmungen erfüllt. Seinem absolut lustlosen, gelangweilten Schauspiel in Cell nach zu urteilen, war Cusack offensichtlich nicht sehr erpicht darauf, in dem Film mitzuspielen. In diesem Sinne erinnert er leider an die jüngsten Rollen von Nicolas Cage, der ebenfalls gelegentlich zu vergessen scheint, in welchem Film er gerade mitspielt. Bei Samuel L. Jackson verhält es sich leider wenig besser und wenn Cusacks Clay zu Jacksons Tom in einer Szene sagt, er sei der beste Freund, den man sich im Angesicht der Apokalypse wünschen kann, klingt das in etwa so überzeugend wie Denise Richards als Nuklearwissenschaftlerin. Lediglich Isabelle Fuhrman, vor einigen Jahren noch so unheimlich in Orphan, scheint sich in der Rolle der traumatisierten Alice etwas Mühe zu geben, doch auch das interessanteste Detail ihres Charakters aus der Romanvorlage wurde im Film entfernt.

Es gibt Augenblicke in Cell, in denen die erhoffte Intensität spürbar ist, insbesondere in den ersten Szenen, in denen das Blutbad in chaotischen, teilweise wirklich fiesen Szenen am Flughafen losbricht. Leider werden diese Szenen auch immer wieder durch unfreiwillig komische Momente oder schwache CGI-Effekte unterbrochen. Hier ein Rat an alle angehenden Filmemacher: wenn man kein Geld hat, um einen Flugzeugcrash überzeugend zu inszenieren, sollte man lieber darauf verzichten. Der Film hat auch einige interessante Ideen für die Darstellung der "Besessenen" und deren besonderen Eigenheiten, doch damit kann er sich auch nicht retten. Insgesamt bewegt sich Cell selten über unteres Mittelmaß hinaus. Mit motivierteren Darstellern, einem besseren Regisseur, mehr Treue zur Vorlage und einem höheren Budget hätte Cell ein solider B-Movie werden können. Wer seit zehn Jahren auf die Adaption des Romans wartet, wird bitter enttäuscht sein. 2/5

 

Bed of the Dead

Fantasy Filmfest 2016 Tag 8 Bed of the DeadDank George Romeros Zombiefilmreihe ist "XY of the Dead" die beliebteste Titelvariante im Horrorgenre geworden und wird in letzter Zeit hauptsächlich mit immer absurder werdenden Zombiekomödien assoziiert, wie Dance of the Dead, Juan of the Dead oder Goal of the Dead. Jetzt also ein Film über ein Bett mit Zombies? Oder ein Zombiebett?! Nichts dergleichen! Trotz seines kaum ernstzunehmenden Titels, ist Bed of the Dead ein durch und durch ernster Horrorfilm und Zombies kommen darin überhaupt nicht vor. Stattdessen handelt der Streifen von vier jungen Leuten, die sich ´zum Zweck einer Sexorgie in das letzte verfügbare Zimmer eines schmuddeligen Sexhotels einmieten. Doch sobald sie sich auf dem imposanten Bett einfinden, verfliegt jegliche Lust auf Intimitäten. Höllische Visionen suchen die vier heim und wer versucht, das Bett zu verlassen, stirbt eines grausamen Todes. In einem parallelen Handlungsstrang untersucht der abgewrackte Polizist Vigil (Colin Price) die Tode der Protagonisten im besagten Hotelzimmer und erhält plötzlich eine SMS aus der Vergangenheit, von Sandy (Alysa King), einem der Opfer auf dem Bett. Er hält zu ihr Kontakt, doch kann er verhindern, was bereits passiert ist?

Wie Ihr merkt, ist die Geschichte zu Bed of the Dead ziemlich abgedreht und um einiges verschachtelter, als man bei dem kuriosen Filmtitel vermuten würde. Tatsächlich hätte dem bierernsten Film ein Anflug von Humor nicht geschadet, ebenso wie etwas interessantere und weniger eindimensionale Figuren. Andererseits ist es eben auch Teil der Geschichte, dass größtenteils unsympathische Charaktere auf dem Bett des Todes landen und dafür in bester Saw-/Hellraiser-Manier bestraft werden. Beim Fantasy Filmfest kam Bed of the Dead insgesamt nicht sonderlich gut weg, was mich ein wenig überrascht, handelt es sich dabei doch um einen durchweg passablen Genrevertreter, dessen Grundidee gar nicht so blöd ist, wie der Titel vielleicht vermuten lässt. Die Dialoge lassen zu wünschen übrig und gerade Colin Prices Detective Vigil ist ein Potpourri aus Klischees über kaputte Cops in Filmen. Doch der Film punktet dort, wo es zählt, und das sind die einfallsreich grausamen Todesszenen, bei denen Splatter-Fans dank liebevoll handgemachten Effekten auf ihre Kosten kommen. Auch den einen oder anderen netten Jump Scare gibt es zwischendurch und der zusätzliche Twist der zwei Zeitebenen macht die Sache interessanter und weniger gradlinig als sonst. Bed of the Dead ist kein Film für die Ewigkeit oder eine Genreperle, doch als solide Fast-Food-Genrekost taugt er allemal. 3/5

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Nach Tag 5 ging die durchschnittliche Qualität der gesehenen Filme beim Fantasy Filmfest kontinuierlich runter und ich hoffe sehr auf eine baldige Umkehr des Trends. Mit dem provokativen Ultratrash-Beitrag The Greasy Strangler und War on Everyone – Dirty Cops, dem neuen Film des großartigen irischen Regisseurs von The Guard und Am Sonntag bist du tot, haben die Filme am 9. Tag gute Chancen, mich aus meiner sich langsam einstellenden Lethargie zu reißen.

Bisherige Ausgaben:

Tag 1 (Swiss Army Man, Carnage Park)
Tag 2 (The Ones Below, Deep in the Wood, Abattoir, Yoga Hosers, Trash Fire)
Tag 3 (Psycho Raman, The Girl with all the Gifts)
Tag 4 (Antibirth, Here Alone, Imperium)
Tag 5 (Kidnap Capital, Happy Birthday, The Devil’s Candy, The Eyes of My Mother, Follow)
Tag 6 (Toro, Havenhurst, Desierto, Scare Campaign, Don’t Grow Up)

Tag 7 (Night of the Living Deb, The Crew)

Fantasy Filmfest Tagebuch 2016 – Tag 7

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Fantasy Filmfest 2016 Tag 7

Nach zehn Filmen in zwei Tagen war ich froh, dass es am siebten Tag des Festivals in Köln mit zwei Filmen etwas ruhiger zuging. Das filmische Highlight des Tages war allerdings keiner der beiden Filme vom FFF, sondern die Pressevorführung des überraschend gelungenen und extrem spaßigen Remakes von Die glorreichen Sieben, das ich mir nicht entgehen lassen wollte und das zeitlich perfekt vor die beiden Filme passte, die ich auf dem Festival sehen wollte. Doch Die glorreichen Sieben, so gut wie er war, ist eine Geschichte für ein anderes Mal. Auf dem Festivalprogramm standen für mich diesmal zwei kurze Filme (ist noch jemandem aufgefallen, wie viele Filme dieses Jahr weniger als 90 Minuten Laufzeit haben?!). In Night of the Living Deb erleben die Zuschauer eine klassische Boy-Meets-Girl-Romcom vor dem Hintergrund der Zombie-Apokalypse und The Crew bietet rasante Action aus Frankreich, wie sie häufig beim Fantasy Filmfest zu sehen ist.

Tag 7

Night of the Living Deb

Fantasy Filmfest 2016 Tag 7 Night of the Living DebSo richtig rund läuft es für die junge Deb (Maria Thayer) gerade nicht. Als Kamerafrau beim lokalen Fernsehsender in Portland, Maine hofft sie, irgendwann als Nachrichtensprecherin vor der Kamera zu sitzen, doch es mangelt ihr an Selbstbewusstsein. Dieses muss sie sich auch in einer Bar erst antrinken, bevor sie sich traut, den Traummann Ryan (Michael Cassidy) anzusprechen, ohne zu ahnen, dass er mit der zickigen Stacy (Syd Wilder) verlobt ist. Ein Drink führt zum nächsten (und übernächsten) und dann wacht sie schon mit einem Filmriss im Bett ihres Schwarmes auf. Dieser will die leicht schrullige Deb möglichst schnell loswerden, was sich jedoch als gar nicht so einfach erweist. Kaum auf der Straße, offenbaren sich Deb Szenen der Apokalypse: die Einwohner ihres Städtchens haben sich in blutrünstige Zombies verwandelt! Da Ryan als umweltbewusster Bürger kein Auto besitzt, ist er plötzlich auf Debs Hilfe angewiesen, um zur Villa seines Vaters zu gelangen, ohne unterwegs gefressen zu werden. Deb wittert wiederum ihre Chance, ihren Traumprinzen doch noch für sich zu gewinnen.

Wieder ein Zombiefilm! Wie jedes Jahr geizt auch die diesjährige Ausgabe des Fantasy Filmfests nicht mit Filmen über die allseits beliebten Untoten. Nachdem The Girl with All the Gifts und Here Alone recht nüchterne Angelegenheiten waren, ist Night of the Living Deb was für die Lachmuskeln, die hier allerdings auch nicht überstrapaziert werden. Nachdem Regisseur Kyle Rankin mit seiner Riesenkäfer-Horrorkomödie Infestation das Fantasy Filmfest vor einigen Jahren gerockt hat, leistet er mit Night of the Living Deb einen Beitrag zu einer Kategorie von Zombiefilmen, die erst 2004 durch Shaun of the Dead popularisiert wurde – der "Rom Zom Com", also einer romantischen Komödie mit Zombies. Noch mehr als bei Shaun of the Dead steht der romantische Aspekt bei Night of the Living Deb im Vordergrund, denn im Prinzip ist es eine klassische Mädchen-trifft-Junge-Geschichte, bei der die beiden Protagonisten im Laufe des Films ihre Differenzen überwinden und zueinander finden. Die Zombie-Apokalypse bildet hier bloß den Hintergrund, vor dem sich der Plot abspielt. Wer also einen Fun-Splatter mit Gag-Stakkato erwartet, wird von dem Film möglicherweise enttäuscht werden. Während die erste halbe Stunde durchaus einige gute Lacher zu bieten hat, wird das Tempo deutlich gedrosselt, wenn wir im Haus von Ryans Vater (Ray Wise) ankommen, auch wenn Wise und Chris Marquette als Ryans schießwütiger Bruder (beide spielten schon in Rankins Infestation mit) ihre Momente haben. Auch blutige Splatter-Einlagen halten sich in Grenzen (was vermutlich auch dem niedrigen Budget geschuldet ist).

Was den Film letztlich rettet und über den Durchschnitt hebt, ist die wunderbare Maria Thayer, deren leicht abgedrehte Performance erfolgreich auf dem schmalen Grat zwischen nervtötend und extrem liebenswert wandelt. Es ist eine Darstellung, die sehr an Emma Stone in Einfach zu haben und Amy Adams in Verwünscht erinnert (okay, vielleicht spielte auch die Haarfarbe eine Rolle). Als charmant-tollpatschige Deb ist sie zum Verlieben und ich hoffe, dass sie in Zukunft noch mehr Hauptrollen ergattern wird. Ohne sie wäre Night of the Living Deb leidlich eine weitere von unzähligen austauschbaren Zombiekomödien, doch Thayer und der Kontrast zwischen ihrer ausgelassenen Deb und dem ernsten Ryan bilden das Herzstück des Films. Allerdings hätte der Film von mehr Humor in der zweiten Hälfte und einer besseren Rolle für den immer gerne gesehenen Ray Wise profitiert. 3/5

The Crew

Fantasy Filmfest 2016 Tag 7 The Crew"Vergiss Geld oder Frauen. Gepanzerte Trucks zu überfallen, ist das, wovon ich einen Ständer bekomme" Das erklärt Gang-Anführer Yanis (Sami Bouajila) seinem Sprengstoffexperten Eric (Guillaume Gouix) nach einem weiteren präzise durchgeführten Überfall. Letzterem geht es auf jeden Fall ums Geld, möchte er sich doch endlich vom kriminellen Leben, das ihm bereits sieben Jahre im Knast und weg von seiner Angebeteten und ihrem gemeinsamen Kind einbrachte, distanzieren. Dafür braucht er die Kohle und eigentlich soll es mit dem letzten Überfall auch gewesen sein, hätte doch nur Yanis' jüngerer Bruder, unzufrieden mit seinem kleinen Anteil, eine Waffe, die er eigentlich entsorgen sollte, nicht stattdessen an eine andere Gang verkauft. Damit setzt er eine Kettenreaktion in den Gang, die Yanis und seine Leute zu einem weiteren Job zwingt, doch diesmal läuft nicht alles so glatt wie gewohnt.

Rasant inszenierte Actionszenen können unsere gallischen Nachbarn (scheinbar im Gegensatz zur hiesigen Filmindustrie) wirklich gut und haben das bereits mehrfach beim Fantasy Filmfest auch bewiesen. In diesem Punkt enttäuscht The Crew nicht, dessen Überfallszenen in ihren besten Momenten an Michael Manns Heat und Ben Afflecks The Town erinnern. Es ist aber alles drumherum, das bei The Crew keinen nachhaltigen Eindruck hinterlässt. Bis auf den sehr charismatischen Bouajila, bleiben keine weiteren Darsteller aus dem Film in Erinnerung und bei nur 80 Minuten Laufzeit fällt es schwer, mit den privaten Konflikten und Problemen diverser Charaktere mitzufühlen. Das führt letztlich dazu, dass wenn sich Tragödien ereignen, sie den Zuschauer kalt lassen. Lediglich in seinen temporeichen Actionszenen erwacht der Film zum Leben. 2,5/5

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Auch am nächsten Tag wird es für mich beim Fantasy Filmfest 2016 mit nur zwei Filmen ruhig zugehen. In diesen werden Menschen von Handys und einem Bett (!) bedroht. Ihr könnt Euch auf Kurzrezensionen zur lange erwarteten Stephen-King-Verfilmung Cell und dem Splatter-Feuerwerk Bed of the Dead freuen. Ich mache mir keine großen Hoffnungen auf hochwertige Filme, aber vielleicht werden ja gerade die niedrigen Erwartungen dem Genuss der Streifen zugute kommen.

Bisherige Ausgaben:

Tag 1 (Swiss Army Man, Carnage Park)
Tag 2 (The Ones Below, Deep in the Wood, Abattoir, Yoga Hosers, Trash Fire)
Tag 3 (Psycho Raman, The Girl with all the Gifts)
Tag 4 (Antibirth, Here Alone, Imperium)
Tag 5 (Kidnap Capital, Happy Birthday, The Devil’s Candy, The Eyes of My Mother, Follow)
Tag 6 (Toro, Havenhurst, Desierto, Scare Campaign, Don’t Grow Up)

Fantasy Filmfest Tagebuch 2016 – Tag 6

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Fantasy Filmfest 2016 Tag 6

Die Mittellinie ist überquert! Es liegen jetzt mehr Tage und Filme des Festivals hinter mir als vor mir. Das ist auch gut so, denn leichte Ermüdungserscheinungen schleichen sich wieder ein (man wird ja auch nicht jünger!). Auch im dritten Jahr des verlängerten Fantasy Filmfests, bleibe ich der Meinung, dass acht Tage die perfekte Laufzeit des Festivals darstellten. Natürlich bringt die längere Laufzeit mit nur einer Filmschiene unwiderlegbare Vorteile mit sich, denn so kann man wirklich jeden Film mitnehmen (wovon insbesondere Dauerkarten-Inhaber profitieren) und muss keine schwierigen Entscheidungen mehr treffen. Doch obwohl es vielleicht nicht danach klingt, ist es doch anstrengend, elf Tage im Kino zu verbringen, auch wenn es sich um ein Luxus-Lichtspielhaus wie die Residenz Astor Film Lounge in Köln handelt.

Natürlich kann man einen vollen Filmtag beim Festival deutlich besser durchstehen, wenn es gute Filme zu sehen gibt, und am Vortag hatte ich in dieser Hinsicht viel Glück. An meinem zweiten 5-Filme-Tag in Folge war die Ausbeute deutlich wechselhafter. Obwohl es keinen von vorne bis hinten grottigen Film à la Follow zu sehen gab, fehlten trotz fünf sehr unterschiedlicher Beiträge diesmal die richtigen Highlights, auch wenn ich den einen oder anderen der gesehenen Filme durchaus weiterempfehlen würde. Etwas kurios fand ich außerdem die Tatsache, dass der erste Film des Tages, der spanischer Gangsterstreifen Toro, bereits bei Netflix Deutschland abrufbar ist.

Neben Toro standen an meinem 6. Tag auch der Grusler Havenhurst, der Menschenjäger-Film Desierto, die Abrechnung mit dem Reality-TV Scare Campaign und der The-Crazies-Verschnitt Don’t Grow Up auf dem Programm. Unten findet Ihr die Kurzkritiken zu allen fünf Filmen.

Tag 6

Toro

Fantasy Filmfest 2016 Tag 7 Toro"Noch ein allerletzter Job und dann bin ich raus." Das ist der löbliche Vorsatz von Toro (Mario Casas), dem jüngsten von drei Brüdern, die für den andalusischen Mafia-Paten Romero (José Sacristán) die Drecksarbeit erledigen. Obwohl Romero Toro wie seinen eigenen Sohn liebt, will der junge Mann das kriminelle Leben hinter sich lassen. Nur noch ein allerletzter Job also. Wer genug Gangsterfilme gesehen hat, weiß, dass so etwas nie gut geht. Der Routineauftrag endet tragisch und Toro landet für fünf Jahre im Knast. Das bringt ihn jedoch nicht vom Ziel ab, ein rechtschaffenes Leben zu führen, sondern bestärkt ihn erst recht in seinem Vorhaben. Wegen guter Führung erhält er nach einigen Jahren tagsüber Freigang, verdient sein Geld als Chauffeur und muss nur noch nachts zurück in den Knast. Dann erfährt er auch noch, dass er früher entlassen werden soll und freut sich schon darauf, mit der jungen Lehrerin Estrella (Ingrid García Jonsson) ein Familienleben zu führen. Doch schon am nächsten Tag steht sein verantwortungsloser und unberechenbarer Bruder López (Luis Tosar) vor seiner Tür und braucht Toros Hilfe. Er machte den Fehler, Romero zu bestehlen und wie jeder weiß, hat das tödliche Folgen…

Nach seinem intelligenten Science-Fiction-Drama Eva, das vor einigen Jahren ebenfalls mit Fantasy Filmfest in der Fresh-Blood-Rubrik lief, wird es für den Regisseur Kike Maíllo in seiner zweiten Regiearbeit deutlich bodenständiger. Er nimmt sich eins der klassischsten Filmgenres überhaupt vor, den Gangsterfilm. Dabei huldigt er einerseits den klassischen Genre-Elementen, die wir aus dem US-Kino kennen, verankert seinen Film aber unverkennbar im andalusischen Setting. Die sonnigen Küsten werden in den Film integriert und bestimmen seine Atmosphäre ebenso sehr wie der strenge Katholizismus der Region, der sich im fast schon fanatisch religiösen Verhalten von Romero widerspiegelt. Das Radio informiert uns zudem ständig im Film über den Zuwachs von Tourismus in Andalusien, während die Zuschauer zugleich im Kontrast eine brutale Welt kennenlernen, die den Touristen verborgen bleibt.

Blut, Schmerz, Verrat, Schuld und Sühne sind die Hauptzutaten dieses rasanten Films. Casar ist sympathisch als Protagonist, auch wenn es schwer fällt, zu glauben, dass er für seinen Bruder, der ihm bislang nichts als Ärger einbrachte, immer wieder den Kopf hinhält. López macht es niemandem leicht, mit ihm mitzufühlen, doch zum Glück sind ambivalente Charaktere die Spezialität von Luis Tosar, der trotz der zahlreichen Verfehlungen seiner Figur, seiner Liebe zu seiner Tochter spürbar werden lässt. Die Darbietung des spanischen Schauspielveterans José Sacristán als Gangsterboss alter Schule mit einer perfiden Mordwaffe und einem kranken Fetisch für Augäpfel ist ebenfalls großartig. Man zweifelt keine Sekunde daran, welch große Gefahr von diesem alten Mann ausgeht, dem die vielen Jahre in seinem grausamen Geschäft ins Gesicht geschrieben stehen. Durch ihn punktet der Film auch mit einigen wirklich unerwartet fiesen Einlagen.

Toro ist ein klarer Männerfilm, in dem alle Frauenfiguren zu kurz kommen, was insbesondere im Falle von Jonsson, die letztes Jahr im FFF-Beitrag Sweet Home die Hauptrolle spielte, schade ist. Doch es ist nicht das, was Toro davon abhält, ganz großes Gangsterkino zu sein, sondern die zunehmende Unglaubwürdigkeit diverser Szenarien, wenn Toro beispielsweise mit Romeros Security aufräumt als würde Jason Statham gegen eine Grundschulklasse antreten. Auch das große Finale ist einfach zu "sauber" konstruiert, um sich noch irgendwie organisch anzufühlen. Wer sich einfach von einem grundsoliden, actionreichen und optisch sehr stylischen Gangsterfilm unterhalten lassen möchte, wird bei Toro auf seine Kosten kommen. 3,5/5

 

Havenhurst

Fantasy Filmfest 2016 Tag 7 HavenhurstImmer wieder wiederholen sich Gesichter bei diesem Fantasy Filmfest. Daniel Radcliffe gab erst in Swiss Army Man eine furzende Leiche zum Besten und war später als Undercover-Agent in Imperium zu sehen, Natasha Lyonne ließ sich in Kevin Smiths Yoga Hosers blicken und durchlebte in Antibirth die Schwangerschaft des Grauens, Luis Tosar veredelte mit To Steal from a Thief und Toro zwei Gangsterfilme und in Havenhurst gab es nach Trash Fire auch ein Widersehen mit der stets wunderbaren Fionnula Flanagan. Mit perfekt akzentuiertem Englisch erklärt sie als Eleanor der ehemaligen Alkoholikerin Jackie (Julie Benz) die Regeln des riesigen, titelgebenden New Yorker Wohnkomplex, in den sie als Vermieterin Menschen mit schwieriger Vergangenheit einziehen lässt. Eigentlich gibt es nur eine Regel: man soll auf dem rechten Pfad bleiben und den Lastern, denen man abgeschworen hat, nicht wieder verfallen. Auf einen Regelverstoß erfolgt die sofortige Kündigung undnd diese möchte in Havenhurst wirklich niemand erhalten.

Nach der giftigen Oma in Trash Fire ist Flanagan als kaltblütige Vermieterin wieder einmal ein wahrer Genuss, jedoch eindeutig nicht genug, um diesen Film irgendjemandem zu empfehlen. Hier wird jedes erdenkliche Horrorfilm-Klischee völlig ironiefrei sklavisch abgearbeitet. Züchtige Duschszenen, in denen der nackte Rücken der Hauptdarstellerin präsentiert wird, bis sie dann in ein Badetuch umhüllt einem seltsamen Geräusch nachgeht? Check. Der einzige Charakter mit einer Sexszene wird kurz darauf mit dem Tod bestraft? Check. Die Hauptfigur verarbeitet ein vergangenes Trauma? Check. Ein finster dreinblickender Hausmeister? Check. Ein Albino-Bösewicht, der so aussieht, als wäre er lieber im Cast von Mad Max und der langsamen Schrittes auf seine rennenden Opfer zugeht und sie dennoch immer einholt? Check, check, check! Sicherlich wird Havenhurst alleine durch die Namen Danielle Harris und Julie Benz viele Genrefans anlocken, doch davon ist wirklich abzuraten. Harris' Auftritt beschränkt sich, trotz prominenter Nennung im Vorspann und im Marketing, auf etwa eine Minute und wer Julie Benz wirklich mag, ist besser damit bedient, sich die ersten Staffeln von "Dexter" noch einmal anzuschauen als diesen uninspirierten, dämlichen Grusler. Einige clevere Ideen beim Design der Räumlichkeiten und ein kleiner netter Twist am Ende entschädigen nicht dafür, dass Havenhurst, genau so wie die meisten seiner Darsteller, auf Autopilot läuft. 1,5/5

 

Desierto

Fantasy Filmfest 2016 Tag 7 DesiertoDesierto, der zweite Langfilm von Jonás Cuarón (Sohn des Oscarpreisträgers Alfonso Cuarón), ist der zweite Film des Festivals, in dem ein Irrer mit einem Scharfschützengewehr Jagd auf Menschen macht und es ist auch der zweite Film des Festivals, in dem es um illegale Einwanderer in die USA geht. Tatsächlich fühlt sich der Film wie eine Mischung aus einem Prequel zu Kidnap Capital und dem Mittelteil von Carnage Park an, jedoch ohne die überstilisierte Regie des letzteren und mit einem höheren Actionanteil als der erstere. Die Geschichte ist schnell erzählt. Nachdem ihr Laster plötzlich den Geist aufgibt, müssen 14 illegale Immigranten, darunter Gael García Bernal als Moises, der sich auf ein Wiedersehen mit seinem Sohn freut, den Rest der Strecke zu Fuß durch die karge Wüste zurücklegen. Auch ohne den durchgeknallten Jäger (Uncle?) Sam (Jeffrey Dean Morgan) wäre der Weg bei 48 Grad Hitze nicht ungefährlich. Doch Sam, für den Donald Trump vermutlich noch zu gemäßigt auftritt, wartet nicht, bis die Hitze die Einwanderer dahinrafft, sondern beschleunigt in der besten Sequenz des Films mit seinem Gewehr den Prozess, wenn er in einem Rutsch den Großteil der Truppe abknallt, ohne mit der Wimper zu zucken. Es sind heftige Szenen, die mit großer Intensität und Dringlichkeit inszeniert sind und deren Brillanz der Film danach nie wieder erreicht.

Bis auf die düstere Vision der Selbstjustiz von US-Bürgern an illegalen Einwanderern, bleibt Desierto unpolitisch und legt stattdessen den Schwerpunkt auf das Katz-und-Maus-Spiel zwischen Morgans Jäger und den Überlebenden seines Erstangriffs, die er mit seinem treuen Hund verfolgt. Nach einem wirklich starken Einstieg verläuft der Rest des Films in gewohnten Bahnen. Sowohl Gael García Bernal als auch Jeffrey Dean Morgan holen schauspielerisch das Beste aus ihren eintönigen, unterentwickelten Charakteren heraus, während das Drehbuch die Geschichte auf ihre absolute Essenz reduziert, dabei aber besonders gegen Ende die wichtigste Zutat vergisst: Spannung. Auch die Glaubwürdigkeit leidet zunehmend, wenn Morgans Charakter beispielsweise mehr Whiskey (aber kein Wasser trotz Hitze!) in sich kippt als ein 16-Jähriger in einer All-You-Can-Drink-Bar und dabei immer noch so treffsicher ist wie Bradley Cooper in American Sniper. Der jüngere Cuarón hat auf jeden Fall das Eine oder Andere bei seinem Vater gelernt, was einprägsame Einstellungen oder die Nutzung des Settings als eigener Charakter angeht, doch hoffentlich setzt er diese Talente nächstes Mal bei einem besseren Drehbuch ein. 3/5

 

Scare Campaign

Fantasy Filmfest 2016 Tag 7 Scare CampaignEin Trend, das sich dieses Jahr bei den Filmen des Fantasy Filmfests abzeichnet, sind Filme, die sich für cleverer und unvorhersehbarer halten, als sie es wirklich sind. Nach The Ones Below und Happy Birthday fällt auch der ansonsten sehr unterhaltsame Scare Campaign dieser Annahme zum Opfer. Die 76-minütige, reichlich blutige Abrechnung mit der Sensationslust der Zuschauer (und infolge auch der Produzenten) des modernen Reality-TV zaubert viele Twists aus dem Ärmel, einer leider vorhersehbarer als der andere. Im Gegensatz zu den beiden eingangs genannten Beispielen verschwendet Scare Campaign nicht viel Zeit damit, sich an den eigenen Twists zu erfreuen, sondern macht nach jeder Wendung flott weiter und das wirkt sich sehr zum Vorteil des Films aus. Dieser handelt von der titelgebenden Serie, im Prinzip eine Erschreck-Version von "Punk’d", bei der ahnungslose Opfer in gruselige Situationen gebracht werden, in denen ihnen ordentlich Angst eingejagt wird. Doch trotz elaborierter Ideen ist die Serie mittlerweile alter Hut und bekommt im Internet Konkurrenz von den skrupellosen "Masked Freaks", die mit Snuff-Videos Aufmerksamkeit erlangen. Die Macher von "Scare Campaign" bekommen eine letzte Chance, den ultimativen Gruselstreich abzuziehen.

Mehr soll an dieser Stelle nicht verraten werden, denn falls jemand die Twists des Films nicht schnell erahnt, dem soll der Spaß nicht verdorben werden. Es reicht zu sagen, dass der neuste Film des 100-Blooody-Acres-Regieduos Cameron und Colin Cairnes trotz seiner Vorhersehbarkeit ungemein viel Spaß macht. Sehr flott inszeniert, mal lustig, mal überraschend hart und splattrig und gelegentlich sogar unheimlich, ist Scare Campaign maßgeschneidert für Genrefans und versteckt auch nicht die Liebe der Macher für das Genre. Wenn er doch nur etwas weniger bemüht wäre und sein Finale nach einem weiteren Twist nicht so schnell runtergespult hätte, wäre Scare Campaign der klare Anwärter auf einen der besten dieses FFF-Jahrgangs. Auch so bleibt er, vor allem für Horror-Aficionados, sehenswert. 3,5/5

 

Don’t Grow Up

Fantasy Filmfest 2016 Tag 7 Don't Grow UpDer erste englischsprachige Film des Goal-of-the-Dead-Co-Regisseurs Thierry Poiraud handelt von sechs Jugendlichen, die auf einer fiktiven britischen Northlands-Insel (deren Topografie so gar nicht nach Großbritannien anmutet) in einem Heim leben und eines Tages feststellen, dass alle Erwachsenen aus dem Heim verschwunden sind. Nachdem sie zunächst einmal ausgelassen feiern, sich besaufen, ihre Akten durchlesen und allerlei Unfug anstellen, schlägt die Stimmung schlagartig um, als sie herausfinden, dass sich alle Erwachsenen auf der Insel in blutrünstige Mörder verwandelt haben. Es beginnt der nackte Kampf ums Überleben, wobei der Wahnsinn jederzeit auch jemanden aus der Gruppe befallen kann, stehen sie doch alle auf der Schwelle zum Erwachsensein. Doch was bedeutet es eigentlich, erwachsen zu sein?

Das ist die zentrale Frage des Films, der zu gleichen Teilen ein Coming-of-Age-Drama, eine Teenie-Romanze und eine Mischung aus Romeros The Crazies und einer umgedrehten Version von The Children darstellt, in der anstelle der Kinder die Erwachsenen durchdrehen. Eine eindeutige Antwort auf diese Frage gibt es nicht, sie bleibt der Interpretation überlassen. Der Film ist eine Allegorie auf die Ängste und Unsicherheiten, die mit mit dem Übergang vom Kind zum Erwachsenen verbunden sind, bleibt in dieser Hinsicht aber recht oberflächlich. Don’t Grow Up möchte Vieles sein, schafft es jedoch durch seine knappe Laufzeit von etwa 80 Minuten zwar mehrere Themen anzuschneiden, setzt sich aber mit keinem länger auseinander. Die jungen Schauspieler machen ihre Sache gut, allen voran Fegrus Riordan als grüblerisches Bastian und Madeleine Kelly als die für ihn schwärmende Pearl. Die beiden haben eine gute Chemie miteinander, doch wenn der Film in der zweiten Hälfte sein Horrorszenario beiseite schiebt und sich stattdessen auf die Beziehung der beiden fokussiert, kommt er zum erzählerischen Stillstand. Die Szenen mit den durchgeknallten Erwachsenen sind intensiv und manchmal überraschend hart, jedoch leider rar gesät. Es ist lobenswert, dass der Film sich anfangs Zeit mit dem Aufbauen seiner Figuren nimmt, doch es wäre besser gewesen, wenn er die Spannung hoch gehalten hätte, nachdem er endlich in Fahrt kommt, anstatt sie immer wieder zu unterbrechen. Don’t Grow Up ist gut gemeint, aber leider unausgegoren. 2,5/5

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Mit mehr als der Hälfte der Filme hinter mir, gehe ich so langsam in die Zielgerade und nach zwei wirklich anstrengenden Tagen wird es zunächst einmal wieder etwas ruhiger. In der nächsten Ausgabe meines Fantasy Filmfest Tagebuchs, erwarten Euch Rezensionen zu zwei sehr unterschiedlichen Filmen – Night of the Living Deb, einer liebenswerten Romcom mit Zombies, und The Crew, einem actionreichen Heist-Thriller aus Frankreich, in dem uns unsere gallischen Nachbarn vermutlich wieder einmal vorführen, wozu das deutsche Kino scheinbar nicht in der Lage ist.

Bisherige Ausgaben:

Tag 1 (Swiss Army Man, Carnage Park)
Tag 2 (The Ones Below, Deep in the Wood, Abattoir, Yoga Hosers, Trash Fire)
Tag 3 (Psycho Raman, The Girl with all the Gifts)
Tag 4 (Antibirth, Here Alone, Imperium)
Tag 5 (Kidnap Capital, Happy Birthday, The Devil’s Candy, The Eyes of My Mother, Follow)

Film- und Serien-News