Quelle: Boxofficemojo
Alles sah nach einem perfekten Zusammenkommen aller Erfolgselemente für das große Finale von Chrsitopher Nolans Batman-Saga. Es gab keine große Konkurrenz, der Hype war enorm und der Vorgänger, The Dark Knight, wurde zu einem der beliebtesten Filme seiner Generation. The Dark Knight Rises ist das Sequel zu einem $530+ Mio Hit, der zudem auch noch 2008 das beste Startwochenende aller Zeiten geschafft hat. Natürlich hat der $207,4 Mio Start von Marvel’s The Avengers im Mai die Erwartungen noch höher gehen lassen. Niemand hätte gedacht, dass $200 Mio wirklich schon möglich wären, doch The Avengers hat eindrucksvoll beweisen, was passieren kann, wenn ein Film unter den richtigen Umständen herauskommt. Da konnte man trotz des mangelnden 3D Bonus nichts unter $200 Mio für The Dark Knight Rises erwarten.
Und dann hat ein Wahnsinniger in Aurora, Colorado während der Mitternachtsvorstellung von The Dark Knight Rises zwölf Menschen erschossen und 59 weitere verletzt. Der Schock, der daraus entstand, hatte weitreichende Auswirkungen, unter anderem auf das Box-Office. Es war nicht nur, dass Menschen Angst davor hatten ins Kino zu gehen (obwohl das laut Umfragen bei einer gewissen Menge der Fall war). Die bewusste oder unbewusste Verbindung, die der Amokläufer durch seine Taten mit dem Film und dem Kino generell geschaffen hat, hat das Interesse der Menschen am Kino stark gedämpft. Daran gibt es keine Zweifel. Nur so sind die enormen Einbrüche bei allen Filmen zu erklären. Auch The Dark Knight Rises hat etliche Millionen dadurch verloren. Man muss auch bedenken, dass keine Werbung mehr für den Film am Wochenende im Fernsehen ausgestraht wurde.
So hat die Top 12 insgesamt zwar stattliche $223,9 Mio erreicht, was locker für das sechsterfolgreichste Wochenende aller Zeiten ausreichte, doch erwartet hat man mindestens $250 Mio und einen Platz unter den ersten drei.
The Dark Knight Rises startete natürlich trotzdem mit monumentalen Zahlen. Wie bereits berichtet, hat der Film etwa $30,6 Mio in den Mitternachtsvorstellungen alleine eingespielt. Diese waren natürlich nicht von der Tragödie in Clolorado betroffen. Insgesamt wurden es am Freitag $75,8 Mio, was ihn zum drittengrößten Startag hinter den Starttagen vom letzten Harry Potter ($91,1 Mio) und Marvel’s The Avengers ($80,8 Mio) machte. Doch am Samstag ging es um bittere 40,7% runter auf $44,9 Mio. Da haben The Dark Knight, Iron Man 2 und Die Tribute von Panem – The Hunger Games mehr am ersten Samstag eingespielt, alle ebenfalls ohne 3D Unterstützung. Am Sonntag sah es mit einem Rückgang von 10,5% und $40,2 Mio wesentlich besser aus. Nur The Avengers und The Dark Knight haben bessere Zahlen geschrieben. Am Gesamtwochenende wurden es $160,9 Mio von 4,404 Kinos. An sich gibt es an der Zahl wenig auszusetzen. Es ist das drittgrößte Startwochenende aller Zeiten (nach Marvel’s The Avengers und Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil II), das zweitgrößte Juli-Startwochenende und der erfolgreichste Start für einen 2D-Film. Und doch bleibt ein leicht bitterer Beigeschmack. Schließlich konnte der Film trotz viel Hype nur knapp $2 Mio besser als The Dark Knight eröffnen und das trotz vier Jahren an Inflation. Die Schuld des Massakers ist hier nicht zu verleugnen.
Da bleibt es nur zu hoffen, dass sich die Lage in den kommenden Wochen beruhigt. Die Resonanz für den Film ist extrem gut, die Kritiken zwar nicht auf dem gleichen Niveau wie für The Dark Knight, aber trotzdem durchweg positiv und es ist auch der einzige große Blockbuster für eine ganze Weile. Der wohl größte Vorteil des Films ist, dass er die IMAX Leinwände bis Mtte September nur für sich haben wird. Erst dann kommt mit Resident Evil: Retribution ein weiterer Film im IMAX Format in die Kinos. Ob er nun die $533 Mio vom Vorgänger schafft bleibt fraglich und Marvel’s The Avengers mit seinen über $610 Mio ist absolut unerreichbar. Doch ein Endergebnis im Bereich von $480-520 Mio halte ich für wahrscheinlich und das wäre schließlich auch genug für die ewige Top 5 in Nordamerika.
Als ein weiterer Beweis für die Auswirkungen des Amoklaufs, brach trotz fehlender direkter Konkurrenz Ice Age – Voll verschoben um 56,2% auf $20,4 Mio und Rang 2 ein und steht mit $88,8 Mio nach zehn Tagen deutlich hinter den letzten beiden Vorgängern, die im gleichen Zeitraum mehr als $100 Mio erwirtschaften konnten. Obwohl nicht viel an Konkurrenz ansteht, wird das neuste Ice Age Abenteuer nun keine Chance mehr haben, auch nur in die Nähe der Gesamtergebnisse der ersten drei Filme zu kommen. Mit etwas Glück wird aber doch die $150 Mio-Marke passiert.
Auf den dritten Platz fiel The Amazing Spider-Man. Diesen Film hat die Kombination der Konnkurrenz von The Dark Knight Rises und vom allgemeinen Box-Office Dämpfer besonders hart erwischt. Der Filme baute furchtbare 68,6% ab und spielte am vergangenen Wochenende $10,9 Mio ab, sodass er nun bei insgesamt $228,6 Mio steht. Damit ist er in die All-Time Top 100 vorgedrungen, doch viel Benzin scheint da nicht mehr im Tank zu sein. Auch wenn der Film sih in den kommenden Wochen stabilisiert, wird er es nicht zu mehr als $260-270 Mio bringen. Ein respektables Ergebnis für den Neustart der Reihe, doch weit von den Ergebnissen der alten, 3D-losen Filme entfernt.
Obwhl The Dark Knight Rises nicht direkt mit dem Film konkurrierte, verlor auch Ted 55,3% der Zuschauer von der Vorwoche und machte es sich auf dem 4. Rang mit $10 Mio bequem. Insgesamt hat der Film nach vier Wochen satte $180,4 Mio eingespielt, was ihn bereits zum 12.-größten R-rated Film aller Zeiten macht (aslo mit der hohen "ab 17 Jahren" Altersfreigabe). Er fiel aber auch zum ersten Mal hinter Hangover im gleichen Zeitraum zurück. Insgesamt erwarten den Film etwa $215 Mio.
Merida – Legende der Highlands landete auf Platz 5 mit $6 Mio (-46%) und wurde mit $208,8 Mio zum 10. Pixar Film, der die $200 Mio-Barriere überschritten hat. Auch hat der Streifen jetzt Madagascar 3 überholt und ist in der Top 5 des Jahres eingestiegen. Er liegt immer noch etwa $13 Mio vor WALL-E nach dem gleichen Zeitraum und wird etwa $235 Mio einnehmen, bevor er die Kinos verlässt.
Magic Mike hat mit einem $4,3 Mio Einspiel (-52,4%) am Wochenende die $100 Mio-Marke geknackt – als sechster Film in Stephen Soderberghs illuster Karriere. Mit insgesamt etwa $102 Mio in der Tasche ist der Film auf dem Kurs zu $115 Mio.
Doch auch Arthouse Filme wurden von der Tragödie betroffen. Der sonst sehr stabile Moonrise Kingdom von Wes Anderson fiel um 50,6% auf $1,8 Mio. Mit $36,1 Mio ist der Film mittlerweile auch unter den ersten zehn des Verleihers Focus Features. Ein Endergebnis um die $50 Mio erscheint immer noch möglich.
Film – Wochenendeinspiel – Gesamteinspiel
1. The Dark Knight Rises – $160,887,295 – $160,887,295
2. Ice Age 4 – Voll verschoben – $20,416,978 – $88,840,284
3. The Amazing Spider-Man – $10,887,111 – $228,611,425
4. Ted – $10,011,610 – $180,431,425
5. Merida – Legende der Highlands – $6,024,987 – $208,774,173
6. Magic Mike – $4,291,432 – $101,966,459
7. Savages – $3,398,880 – $40,055,075
8. Tyler Perry’s Madea’s Witness Protection – $2,253,074 – $60,289,622
9. Moonrise Kingdom – $1,831,471 – $36,087,959
10. To Rome with Love – $1,420,891 – $11,107,993




Im Horrorgenre wurde bereits alles Erdenkliche ausprobiert. Es scheint heutzutage einfach nicht mehr möglich zu sein, ein komplett originelles Konzept in einem Horrorfilm abzuliefern. Auch Trendsetter wie Saw oder The Ring hatten mehr als genug Vorbilder und wählten bloß einen etwas eigenen Ansatz und wurden erfolgreich vermarktet. Sogar die Genreklassiker wie Halloween oder Freitag der 13. sind nicht völlig originell. Was den Machern also bleibt, um dem immer anspruchsvoller werdenden Publikum gerecht zu werden, ist die Erwartungen der Zuschauer auf den Kopf stellen, indem man altbekannte (und geliebte) Elemente präsentiert und diese dann bloßstellt. Auch das versuchen die Horrorfilme spätestens seit Scream immer öfter. Manchmal gelingt es, oft leider nicht. Doch alle paar Jahre kommt ein Horrorfilm, der die Genrefans daran erinnert, warum sie dem Horror so verfallen sind. Der erste Scream war so ein Film. Zwar funktioniert er de facto auch als ein direkter Slasher, spielt aber auch sehr gekonnt mit allen Klischees dieses Horror-Subgenres, ohne jemals in den Klamauk von Scary Movie zu verfallen. Denn bei all den Genrezitaten, Augenzwinkern und der Mediensatire, war Scream immer noch ein spannender, brutaler und überraschender Horrorfilm. Die Fortsetzungen begaben sich dann zu sehr auf die Meta-Ebene, doch die Mischung zwischen Satire, „Self-Awareness“ und reinem Horror im Original war perfekt. Vor sechs Jahren erschien dann der deutlich weniger bekannte, doch bei den Horrorfans nicht minder beliebte Behind the Mask: Rise of Leslie Vernon. Diese im Doku-Stil gedrehte Horrorsatire nahm das Slasher-Genre Element für Element auseinander.
Wie jeder selbst-respektierende Meta-Horrorfilm strotzt auch The Cabin in the Woods natürlich nur so vor diversen Horrorfilm-Zitaten. Natürlich erinnert das Grundkonzept direkt an Sam Raimis Genreklassiker Tanz der Teufel (OT: The Evil Dead), zu welchem sich hier diverse Referenzen finden. Die meisten Anspielungen sind jedoch in einer irrsinnigen, etwa 15-minütigen Sequenz am Ende des Films vorzufinden, die bei jedem einzelnen Horrorfan das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen wird. So mysteriös und teilweise schon fast zurückhaltend der Film in den ersten zwei Akten ist, so wird er im Finale zu einem reinen visuellen Exzess, der einen Schocker nach dem anderen bietet, aber auch nie die satirische Komponente dabei vergisst. Ohne mehr zu verraten, kann ich nur sagen, dass es kaum eine große Horrorreihe gibt, an die hier nicht in sehr kreativer wie auch direkter Art und Weise angespielt wird. Am besten (und amüsantesten) wird hier mit dem asiatischen Horror der Marke Ring/Grudge abgerechnet. Auch Fans von H.P. Lovecraft werden hier auf ihre Kosten kommen. Doch The Cabin in the Woods geht weit über eine reine Parade an Genre-Referenzen hinaus. Im Gegensatz zu vielen anderen Horrorstreifen, die sich bemühen, durch Querverweise clever zu wirken, stehen hier die Referenzen voll und ganz im Sinne des Filmthemas. Dieses beschäftigt sich einerseits mit dem klassischen Aufbau eines Horrorszenarios, sei es in einem Film oder einem Buch und andererseits aber auch mit dem universellen Reiz, den Horror darstellt. Es ist ein Film über wahr gewordene Ängste und deren Ursprünge. Aber auch hier hört der Ehrgeiz von den Co-Autoren Drew Goddard und Joss Whedon nicht auf. The Cabin in the Woods ist auch ein Film über sein eigenes Publikum – die Horrorfans. Noch vor der Entstehung des Films hat Whedon angekündigt, dass sich seine kritische Haltung gegenüber der steigenden Blutrunst der Horrorfans (sichtbar an der Popularität des „Torture-Pron“ Trends) in The Cabin in the Woods niederschlagen wird und das tut sie auch. Hier im Film sieht man genau, was er und Goddard an dem Genre lieben, sogar verehren und was ihnen gar nicht passt.
So wird mit den jungen Hauptcharakteren direkt die übliche eindimensionale Riege der Horrorfilm-Protagonisten präsentiert. Da haben wir Jules, das blonde Flittchen, Curt die dumpfe Sportkanone, Holden, den netten Kerl von Nebenan, Marty, den Kiffer, Verschwörungstheoretiker und Witzbold der Truppe und Dana, die „Jungfrau“, die das ideale „Final Girl“ eines Horrorfilms ist. Damit hätte man schon die tausend Mal gesehene Charakteraufstellung eines Horrorfilms. Dann kommen natürlich noch andere unverzichtbare wie abgedroschene Elemente hinzu. Es gibt nackte Haut, viel Blut, grausame Morde mittels verschiedener Gartenutensilien und natürlich die üblichen dummen Handlungen seitens unserer Charaktere, die diese immer weiter ins Verderben führt. Hier wurde die universelle Horrorliste eines Horrorfilms erstellt und jeder Punkt wurde nach und nach abgehakt. Doch schnell präsentieren sich Dinge anders als erwartet. Dana ist nicht so klug, wie sie scheint und eine Jungfrau erst recht nicht. Marty ist viel mehr als bloß ein ständig bekiffter Sprücheklopfer (und dem Cannabis kommt hier noch eine ganz besondere Bedeutung hinzu). Goddard und Whedon haben sichtlich Spaß daran mit allen abgedroschenen Klischees zu spielen und diese erst auf den Kopf stellen, um dann doch manchmal eine Kehrtwendung zu machen. Nachdem die erste Hälfte des Films (was die fünf Protagonisten betrifft) auf sehr betretenen Pfaden verläuft, geht der Streifen in der zweiten Hälfte weit darüber hinaus.
Eine große Rolle spielt dabei natürlich auch die Nebenhandlung mit den Wissenschaftlern. Anfangs scheint diese als würde sie einem ganz anderen Film entstammen und der langweilige Rhythmus im Labor, die besprochenen Banalitäten und die routinierte technische Arbeit passen so gar nicht zu den Grausamkeiten, die unseren Protagonisten widerfahren. Doch die beiden Erzählstränge sind sich näher als man denkt. Bradley Whitford und Richard Jenkins als die sich kebbelnden Geeks sind die absolute schauspielerischen Höhepunkte des Films und deren Plot verdient mindestens genauso viel Aufmerksamkeit wie die scheinbare Hauptgeschichte. Doch auch die Jungstars enttäuschen nicht. Alle spielen mit viel Hingabe ihren Stereotypen entsprechend. Insbesondere Fran Kranz, der mit Whedon schon bei Dollhouse zusammengearbeitet hat, hinterlässt einen bleibenden Eindruck, als der ständig unterschätzte Marty. Sowohl die beiden Altstars als auch die jungen Akteure stehen beide für verschiedene Aspekte der Filmemacher und Zuschauer – die blinde Akzeptanz von Logiklöchern (macht es Sinn sich als Gruppe aufzuteilen, wenn es eine Bedrohung gibt?), in die man hineinmanipuliert wird, der Wunsch mehr Blut und Sex zu sehen und die vollständige Desensibilisierung bzgl. des Leids von Menschen.
Doch bei all der Symbolik, der Verneigung vor den Großen des Genres und der beißenden Satire, ist The Cabin in the Woods zugleich trotzdem ein sehr ordentlicher Horrorfilm an und für sich. Goddard, der seine Erfahrungen mit dem Rätselhaften bei Lost sammeln konnte und der auch den hervorragenden „Found Footage“ Horror Cloverfield aufs Papier brachte, kennt sein Handwerkszeug sehr gut und serviert bei aller Cleverness auch das, was die Genrefans üblich erwarten – also Spannung, Grusel, eine unheilvolle Atmosphäre und ständig einen Schuss trockenen Humors. Für mich, als langjährigen Horrorfan, bot der Film mehr oder weniger alles, was ich mir hätte wünschen können und noch viel mehr, an das ich nie gedacht hätte. Assistiert wird er von Joss Whedon, der dieses Jahr vor allem durch seine Regiearbeit an Marvel’s The Avengers von sich reden ließ. Dabei scheint The Cabin in the Woods für ihn ein viel persönlicheres Herzensprojekt zu sein. Ein besserer Film ist er allemal. Sicher, manchmal erscheinen die Macher hier einen Tick zu selbstverliebt und vielleicht auch zu herablassend, aber Recht haben sie meistens dennoch.













