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The Tall Man (2012)

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The Tall Man, USA/CDN/F 2012 • 106 Min • Regie & Drehbuch: Pascal Laugier • Mit: Jessica Biel, Jodelle Ferland, Stephen McHattie, William B. Davis, Samantha Ferris • Kamera: Kamal Derkaoui • Musik: Todd Bryanton • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Wild Bunch Germany/Universum Film

 

Mit „Martyrs“ hatte der Franzose Pascal Laugier 2008 ein kontroverses und von unzähligen Genrefans glühend verehrtes Zweitwerk vorgelegt. Während dessen Debüt, der Geisterhausfilm „Saint Ange“ noch wenig beachtet wurde und vermehrt schlechte Kritiken erntete, war der Newcomer mit dem ungleich erbarmungsloseren Nachfolger über Nacht in aller Munde. Was also sollte danach kommen? Der Aufbruch nach Hollywood, um das angedachte Remake von Clive Barkers „Hellraiser“ zu inszenieren? Das Verbleiben in der alten Heimat, um auf unabhängiger Basis ein weiteres Eigenprojekt zu stemmen? Laugier wählte mit „The Tall Man“ einen Mittelweg. Auch wenn es sich bei der aktuellen Arbeit um eine aufwendigere, amerikanisch-französische Koproduktion mit international bekannten Gesichtern wie Jessica Biel, Jodelle Ferland oder Stephen McHattie in den Hauptrollen handelt, so basiert das Fundament noch immer auf einem Originaldrehbuch von dem Regisseur selbst. Während „Martyrs“ mit typischen Elementen der modernen Terrorkino-Welle startete und letztlich immer tiefer in das Martyrium seiner Protagonistin herabtauchte, beginnt „The Tall Man“ fast wie ein konventioneller Mysterythriller irgendwo zwischen „Akte X“, M. Night Shyamalan und Stephen King. Das Werk wechselt nach einem kurzen Anflug des Schreckens seine Marschrichtung entschieden und wird so vermutlich alle Zuschauer bitter enttäuschen, die sich hier nun ein neues Horrormeisterwerk erhofft haben. Ein Martyrium erleben wir am Ende zwar erneut, allerdings auf ganz andere Weise. „The Tall Man“ spielt mit Erwartungshaltungen und verschleiert anfangs bewusst wichtige Informationen. Vor allem ist es ein Spiel mit der Perspektive, das Laugier dieses Mal treibt. Und hätte man den Ausgang der Geschichte nicht bereits vor einiger Zeit sehr ähnlich in einem anderen Film gesehen und würden die Mysteryelemente nicht einer eindringlicheren Charakterzeichnung im Weg stehen, so hätte aus diesem Stoff womöglich eine weitere Großtat entstehen können.

Cold Rock ist eine abgeschiedene US-Kleinstadt, irgendwo in den Bergen Washingtons und umgeben von dichten Wäldern. Die Menschen dort sind größtenteils arm, arbeitslos und ohne Perspektiven. Kein Ort, an dem Kinder glücklich aufwachsen. Eine unheimliche Legende macht in der Umgebung die Runde: Ein Phantom, der Tall Man genannt, versetzt die kleine Gemeinde in Angst und Schrecken – ist dieses doch angeblich an dem spurlosen Verschwinden diverser Kinder aus Cold Rock verantwortlich. Die aufopferungsvolle Krankenschwester Julia (Jessica Biel) versorgt die Einwohner seitdem ihr als Arzt tätiger Mann verstorben ist. Mit ihrem kleinen Sohn David (Jakob Davies) führt sie ein idyllisches Leben, in dem es keinen Platz für finstere Monster oder Aberglauben gibt. Bis eines Nachts der Tall Man auch in ihrem Flur steht und den schlafenden David auf seinen Schultern davonträgt. Julia muss an ihre physischen und psychischen Grenzen gehen, um ihren Sohn aus den Klauen des vermummten Unholds zu retten. Oder steckt am Ende vielleicht doch mehr hinter der Spukgestalt?

Bei Laugiers aktueller Arbeit lohnt sich ein Blick auf kleine Details und vermeintliche Ungereimtheiten. Die Entführung Davids zum Beispiel, so wie die anschließende Rettungsaktion, fühlen sich bei der ersten Sichtung vermutlich eigenartig und irgendwie „falsch“ an. Man kennt ähnliche Szenen bereits aus anderen Filmen und spürt, dass hier etwas nicht so ganz stimmt. Nun basiert diese etwas ungewohnte Darstellung nicht auf der Unfähigkeit des Regisseurs, sondern auf der Tatsache, dass wir an dieser Stelle noch deutlich weniger über die Umstände wissen als die beteiligten Figuren. Man wird sich kurz darauf fragen, weshalb bestimmte Ereignisse nicht vor anderen Charakteren ausgesprochen werden und was am Ende überhaupt diese ganze Geheimniskrämerei bedeuten soll. Keine Sorge, man wird darüber früh genug aufgeklärt. Der Ansatz, den Pascal Laugier hier gewählt hat, ist in der Tat erfrischend und in Anbetracht der Vermarktungskampagne, die „The Tall Man“ eher als reinrassige Gruselstory anpreist, auch in gewisser Weise mutig. Denn voraussichtlich werden mehr Zuschauer die spätere Ausrichtung der Geschichte ablehnen und ihren ehemaligen Genremeister nach dem geliebten Vorgänger schnell als One Hit-Wonder abtun. Ja, „The Tall Man“ fehlen die grimmige Durchschlagskraft und die brutale Energie von „Martyrs“. Und ja, sobald alle Stränge letztlich zueinander gefunden haben und das große Mysterium gelüftet ist, überkommt einen ein etwas ernüchterndes Déjà-vu-Gefühl: Das kennt man schon, nur eben gänzlich anders erzählt. Auf inszenatorischer Ebene beweist der Regisseur allerdings erneut ein sicheres Auge für Atmosphäre und auch die Fähigkeit, sein Publikum an den passenden Stellen zu überraschen, hat Laugier noch nicht verloren – den einen Zuschauer aber wohl mehr, als den anderen. Überraschen tut hier außerdem Schauspielerin Jessica Biel, die in dieser Rolle so authentisch wirkt wie nie zuvor und ihrer Julia reichlich Stärke und Sympathie mit auf die verzweifelte Suche gibt.

Ein positiver Lichtpunkt ist es schließlich, der uns aus dem düsteren Szenario geleitet. Ganz ähnlich wie „Martyrs“ schließt auch „The Tall Man“ mit einer unbeantworteten Frage ab. Nur dieses Mal sind wir die Adressaten.


Trailer

Der nächste Star Trek erhält einen Titel

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Star Trek 3 Titel

Quelle: TrekMovie

Nachdem Paramount vor einigen Tagen Domains wie www.startrekintodarknessmovie.com und www.startrekintodarkness.com registrieren ließ, machte schnell das Gerücht die Runde, dass es sich dabei um den neuen Titel des kommenden Star Trek-Sequels handelt. Dies hat Paramount jetzt offiziell bestätigt. Nächstes Jahr kommt der Film als Star Trek Into Darkness in die Kinos. In Deutschland läuft der Film ab dem 16.05.2013. Über die Handlung ist bislang so gut wie nichts bekannt, was bei Projekten von JJ Abrams durchaus üblich ist.

Jetzt da der Titel des Films bekannt ist, kommen demnächst vielleicht andere Details zum Films ans Licht. Da Star Trek mein persönlicher Lieblingsfilm von 2009 war (und dabei bin ich überhaupt kein Trekkie), freue ich mich immens auf die Fortsetzung, die ja echt lange (unverständlicherweise) auf sich warten ließ.

Besetzung von Alexandre Ajas nächstem Film

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Quelle: Comingsoon

Alexandre Aja war erst 25 als er mit High Tension weltweiten Ruhm als einer der vielversprechendsten Genre-Regisseure unserer Zeit erlangte. Seitdem dreht der Franzose seine Filme in Hollywood. Dort wurde er scheinbar als der Mann für Remakes festgebucht. The Hills Have Eyes machte dabei einen sehr vielversprechenden Anfang, wobei der Nachfolger, Mirrors, leider eine Enttäuschung war. Doch Aja kehrte zwei Jahre später mit seinem bisher spaßigsten Flm, Piranha 3D, zurück.

Nun steht für Aja sein erster englischsprachiger Originalfilm an. Dabei handelt es sich um Horns, die Verfilmung eiens Fantasy-Romans von Joe Hill. Darin geht es um Ignatius "Ig" Perrish, der verkatert und ohne Erinnerung nach einer volltrunkenen Nacht erwacht und entdeckt, dass auf seinem Kopf Hörner gewachsen sind. Zugleich ist Ig verdächtigt, seine Freundin Merrin vergewaltigt und ermordet zu haben. Die Hörner verleihen Ig bestimmte Kräfte, darunter telepathischen Kontakt mit Schlangen und die Fähigkeit, die Mitmenschen dazu zu bringen, nur die Wahrheit zu sagen. Er macht sich auf die Suche nach dem wahren Mörder von Merrin.

Daniel Radcliffe, der fleißig an einer post-Harry Potter Karriere arbeitet, übernimmt die Hauptrolle. Neben ihm spielen Max Minghella (The Social Network), Juno Temple (Killer Joe), Kelli Garner (Taking Woodstock) und Joe Anderson (The Grey – Unter Wölfen) mit.

Aja ist zweifelsohne ein talentierter Filmemacher, der es weiß, seine Filme mit richtiger Atmosphäre in Szene zu setzen. Es wird interessant sein, sein erstes US-Projekt zu verfolgen, welches kein Remake darstellt.

Fantasy Filmfest 2012 Tagebuch – Tag 4

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TAG 4

 

Game of Werewolves

Game of Werewolves ist ein klassischer FFF-Film. Es ist die Art Film, den kaum jemand für das große Meisterwerk des Jahres halten wird, wobei es zugleich auch schwer ist, den Film nicht zu mögen. Hier wurden von den Filmemachern keine hohen Ansprüche gesetzt, sondern nur ein einziges Ziel – den Zuschauer möglichst gut zu unterhalten. Ebendies ist dem Regisseur gut gelungen, Game of Werewolves ist ein Crowd Pleaser, der mit viel Applaus empfangen wurde.

Originell oder überraschend ist die Story von einem Großstädter, der ins Dorf seiner Kindheit zurückkehrt und dort mit einem jahrhundertalten Fluch konfrontiert wird, nicht. Dafür wird man über die 100-minütige Laufzeit (die tatsächlich ein klein wenig zu lang geraten ist) gut unteralten, und zwar auf eine ganz altmodische Art und Weise. Hier erinnert fast alles an den leicht trashigen und dafür schon fast kultigen Horror der Achtziger. Von CGI-Effekten ist (fast) keine Spur, die Werwölfe sind allesamt handgemacht und sehen auf eine nostalgische Weise absolut unbedrohlich aus. Einige blutige Einlagen gibt es auch, wobei der Film es nie mit dem Gore übertreibt. Der Humor ist leicht makaber, die Hauptdarsteller sympathisch und die Atmosphäre für einen eingefleischten Horrorfan geradezu behaglich. Man wird sich nicht lange an den Film erinnern, denn herausragend ist daran auch wenig. Aber für einen unterhaltsamen (wenn auch relativ harmlosen) Horrorabend wird der spanische Streifen immer wieder gut sein. 3,5/5

 

The Tall Man

Cold Rock, Washington ist eine ehemalige Bergarbeiter-Stadt. Mit der Schließung der Mine vor sechs Jahren wurde die Hauptschlagader der Stadt durchtrennt. Nun sind die Stadt und ihre Einwohner arm und ohne großartige Zukunfstperspektiven. Wer kann, geht weg, die anderen sind einem weiteren Problem ausgesetzt. Denn in Cold Rock werden seit Jahren Kinder entführt, angeblich von einer dunklen Gestalt, die jeder nur The Tall Man nennt. Julia (Jessica Biel) ist eine Krankenschwester in Cold Rock, die nach dem Tod ihres Ehemannes nun die einzige Person mit medizinischem Fachwissen in Cold Rock ist. Enes nachts holt The Tall Man ihren kleinen Sohn, doch Julia ist nicht bereit aufzugeben…

Bei kaum einem Genre-Regisseur war man so sehr auf die neuste Arbeit gespannt, wie bei Pascal Laugier. Sein letztes Werk, Martyrs, war einer der kontroversesten Horrorfilme des letzten Jahrzehnts und spaltete die Genre-fans wie kaum ein anderer. Wer einen weiteren film erwartet, der in diese Richtung geht, wird bei The Tall Man bitter enttäuscht. Mit Martyrs hat The Tall Man nur zwei Dinge gemeinsam. Zunächst ist es der wendungsreiche Aufbau, sodass The Tall Man ebenso wie Martyrs mehrmals die Richtung wechselt. Außerdem wird The Tall Man die Fans ebenso spalten wie Martyrs, wenn auch aus völlig anderen Gründen. Was hier als Mystery-Horror beworben wird, ist ein reines Drama. Atmosphärisch ist er in der Darstellung der Misere einer verarmten Gegend stark an Winter’s Bone angelehnt, während die Pointe des Films und sein Schluss extrem an einen anderen Film erinnert, der vor einigen Jahren in die Kinos kam. Den Titel zu verraten würde allerdings auch stark den Inhalt von The Tall Man spoilern. Wer es dennoch wissen will, sollte den Text unten markieren:

Gone Baby Gone

An diese beiden Filme kommt The Tall Man leider nicht heran, alleine schon, weil er zu dem interessanten Thema nichts Neues beiträgt und die Schlussfrage, die unmittelbar ans Publikum gestellt wird, genau so schon abgehandelt wurde. Uninteressant ist er trotzdem nicht, bloß stark redundant. Obwohl die Wendungen zahlreich sind, sind alle davon auch arg vorhersehbar. Auch filmtechnisch ist The Tall Man weit von seinen oben erwähnten Vorbildern entfernt. Vom viszeralen, schockierenden Ton von Martyrs ist hier auch nichts geblieben. Was den Film dennoch vor absolutem Mittelmaß rettet, ist Jessica Biel, die hier beweist, dass in ihr eine echt gute Schauspielerin steckt, wenn die Rolle es verlangt. Man kann nur hoffen, dass sie ab jetzt bessere Rollenangebote bekommt. 3/5

 

Replicas

Kurz nach dem Unfalltod ihrer jungen Tochter verschlägt es die Familie Hughes in ihr abgeschiedenes Landhaus, irgendwo in den Bergen. Mary (Selma Blair), Mark (Joshua Close) und ihr Sohn Brendon (Quinn Lord) wollen dort Abstand von dem traumatischen Ereignis finden – doch die Drei erhalten bald Gesellschaft von einer reichlich eigentümlichen, benachbarten Familie, die offensichtlich nichts Gutes im Schilde führt und in der Nacht schließlich zum großen Angriff bläst …

Newcomer Jeremy Power Regimbal gelingt mit seinem Spielfilmdebüt nichts, was Michael Haneke mit seinem beklemmenden „Funny Games“ nicht besser geglückt wäre. Das Drama der Familie bleibt an der Oberfläche, ebenso die Hintergründe der Täter. Und mit einbinden in sein Geschehen tut Replicas sein Publikum auch nicht gerade. Was bleibt, ist ein solide umgesetzter Home Invasion-Thriller, dem etwas mehr Nervenkitzel und ein frischer Ansatz gut zu Gesicht gestanden hätten. Die Location um das Anwesen könnte nicht atmosphärischer gewählt sein, allerdings verlässt der Regisseur leider die Räumlichkeiten nach Anbruch des Terrors nicht mehr. Verschenktes Potenzial. Echte Spannung will nur in jenen intensiven Momenten aufkommen, in denen Kinder Gewalt an Kindern anwenden. Die schauspielerischen Leistungen in dieser Standardware lassen sich dennoch sehen. 2,5/5 (Bastian G.)

Chained

Chained ist das neue Werk von Jennifer Lynch, der Tochter von David Lynch. Wie schon ihr vorletzter Film, Unter Kontrolle (OT: Surveillance), handelt Chained von einem Serienkiller. Nur hier ist seine Identität vom Anfang an bekannt. In den ersten Filmminuten entführt Bob, der als Taxifahrer arbeitet, den neunjährigen Tim und seine Mutter. Die letztere wird im Haus des Serienmörders schnell getötet, Tim darf leben und sich fortan als Diener um das Haus des Killers kümmern, wozu auch das Verscharren von Leichen und Säuberung von blutbefleckten Matratzen gehört.

Chained wird mit Sicherheit als einer der kontroversesten Filme vom diesjährigen Fantasy Filmfest in Erinnerung bleiben. Man merkt, dass Lynch sich seit Unter Kontrolle deutlich weiterentwickelt hat (ihr letzter Film, Hisss, bleibt aufgrund von einem nicht vorhandenen Release ohne weitere Erwähnung) und ihre Figuren vielschichtiger gestaltet. Vincent D’Onofrio, der bereits in The Cell einen Serienkiller gespielt hat, agiert sehr intensiv und überzeugend unangenehm. Der relative Newcomer Eamon Farren gibt einen guten Gegenspieler als der mittlerweile ältere Tim. Die Opfer- und Komplizen-Rollen werden hier gekonnt vermischt und es wird in die Psyche der beiden Charaktere eingetaucht (wenn auch zuweilen nicht tief genug). Die Flashbacks, die als Erklärung von Bobs Motivation dienen, erscheinen zunächst überflüssig und erzwungen, ergeben aber am Ende deutlich mehr Sinn. Wenn man glaubt, alles zu wissen, zieht Lynch den Zuschauern erneut den Teppich unter den Füßen weg. Um die Notwendigkeit und Logik des Endes kann man sicherlich streiten, für mich hat es gut funktioniert, wenn auch etwas übereilt und deswegen holprig. Alles in allem ist Chained durchaus empfehlenswert, aber nur für starke Nerven. 4/5

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Tag 1

Tag 2

Tag 3

Silent Hill – Revelation – Deutscher Starttermin und neues Poster

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Quelle: IGN, Concorde

Silent Hill – Revelation ist schon ein seltsames Projekt. Vor sechs Jahren haben wir die erste Leinwandinkarnation des populären Videospiels gesehen. Dass das erfolgreiche Spiel erneut fürs Kino adaptiert wird, ist kaum verwunderlich. Dass diese neue Adaption aber tatsächlich eine Art Sequel zum Vorgänger darstellt, ist überraschend. Diverse Schauspieler aus dem ersten Film kehren zurück (Radha Mitchell, Deborah Kara Unger, Sean Bean) und die Ereignisse des ersten Films werden nicht ignoriert.

Natürlich ist an sich nichts direkt überraschend an einem Sequel, welches an den Vorgänger anknüpft. Deutlich überraschender ist hier aber, dass der Vorgänger so lange zurückliegt. Der erste Silent Hill war ein solider, aber nicht überragender Erfolg. Hierzulande haben etwa 400,000 Zuschauer den Film gesehen, weltweit hat die $50-Mio-Produktion die $100 Mio Make knapp verfehlt. Auch von den meisten Zuschauern wurde der Film nicht mit Lob überschüttet. In so einem Fall erwartet man, dass der nächste Film in der Reihe ein komplettes Reboot ist, welches mt dem Original nichts mehr gemeinsam hat. Selten kommt ein Sequel, bei dem schon der erste Flm kaum jemanden berührte und auch noch lange zurückliegt. Ein Beispiel dafür ist Ghost Rider: Spirit of Vengeance, wobei da der Vorgänger immerhin mehr als $200 Mio weltweit einnahm.

Die Regie führt beim Sequel allerdings nicht mehr Christophe Gans, sondern der Brite Michael J. Bassett, der mit Deathwatch und Wilderness Popularität unter Genre-Fans erlangte. Vorletzten Monat haben wir Euch den ersten offiziellen Trailer zu Silent Hill – Revelation präsentiert. Der Film kommt, wie auch sonst, in 3D.

Nun gab der Concorde Filmverleih den deutschen Starttermin für den Horrorstreifen bekannt. Am 06.12.2012 kommt Silent Hill – Revelation in die deutschen Kinos.

Zugleich erschien bei IGN auch ein neues Poster zum Film, welches, wie schon der Trailer, stark die dritte Dimension betont. Da fühlt man sich gleich ins Jahr 2010 zurückversetzt, als fast jeder 3D-Film im Zuge von Avatars Erfolg den 3D-Aspekt gesondert bewarb.

Fantasy Filmfest 2012 Tagebuch – Tag 3

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 TAG 3

 

96 Minutes

96 Minutes erzählt die Geschichten zweier Leben, das einer Gruppe priviligierter College-Studenten und das von Schülern einer Highschool im Ghetto, die jeweils parallel, aber in unterschiedlichen Zeitebenen aufgegriffen werden. In der einen hetzen vier unserer Charaktere in einem Auto durch die Nacht, wobei ein College-Mädel mit einer Kopfschusswunde langsam auf dem Rücksitz verblutet. In der anderen wird einfach der Alltag beider unterschiedlichen Welten aufgezeigt.

96 Minutes versucht wichtige Themen wie Rassismus, Ausgrenzung und Vernachlässigung zu zeigen, bietet aber nichts, was man nicht schon in anderen Filmen, wie L.A. Crash, gesehen hat. Dabei sind die Charaktere zum großen Teil leider uninteressant und die schauspielerische Leistung schwankt von solide bis sehr hölzern. Die dramaturgische Entscheidung, die Geschichte auf zwei Zeitebenen zu erzählen, die gegen Ende zusammenkommen, kann ich hier auch nicht begrüßen, denn sie nimmt noch mehr Spannung raus und trägt erzähltechnisch eigentlich nichts bei. Außerdem sind in dem Film einfach zu viele unnötige Charaktere und Nebengeschichten, die in Nichts verlaufen und gegen Ende einfach keine Rolle mehr spielen. 96 Minutes ist gut gemeint und in einigen (wenn auch wenigen) Momenten tatsächlich ergreifend, doch die Ausführungen ist in großen Teilen einfach zu amateurhaft und bemüht. 2,5/5

 

Violet & Daisy

Violet (Alexis Bledel) & Daisy (Saoirse Ronan) sind eigentlich ganz gewöhnliche befreundete junge Mädels. Die beiden quatschen gerne über Klamotten, beten ihr Musikidol Barbie Sunday an und sind begeistert, als sie erfahren, dass es bald eine Kleider-Kollektion von Sunday auf dem Markt gibt. Daneben verdienen sich die beiden ihre Miete als Auftragskillerinnen, eine Tätigkeit, der die beiden ohne großartige Überlegungen nachgehen bis sie eines Tages auf eine sehr sterbenswillige Zielperson (James Gandolfini) treffen…

Das Regiedebüt des oscarprämierten Autors von Precious könnte bei dem einen oder anderen Zuschauer von der Beschreibung her falsche Erwartungen wecken. Wer einen Streifen mit coolen Killerinnen erwartet, die sich jeder Menge Kerle entledigen, wird enttäuscht sein. Zwar gibt es durchaus einige blutige Momente (mein Favorit: "Internal Bleeding Dance"), aber der Film hat eine langsame, märchenhaft esoterische Erzählweise und wendet sich ziemlich schnell ernsten Themen zu, auch wenn diese oft auf eine überspitzte Art und Weise abgehandelt werden. Ronan, Bledel und Gandolfini sind allesamt wunderbar in ihren Rollen und der Film ist stilsicher und flüssig erzählt. Vieles ist einfach der großartigen Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellerinnen zu verdanken. Nur das Ende vermag nicht ganz zu überzeugen und lässt leider einige Fragen offen. 3,5/5

 

Beasts of the Southern Wild

Wohl kaum ein Film beim diesjährigen Fantasy Filmfest wurde so sehnsüchtig erwartet und gehypt wie Beasts of the Southern Wild, der diesjährige Sundance-Gewinner und heißer Anwärter auf eine Oscarnominierung für den besten Film. Auch vor der Vorstellung wurde der Streifen von den Veranstaltern als der schönste Centerpiece-Film, den es beim FFF je zu sehen gab, angekündigt.

Der schönste war er vielleicht, der beste nicht. Da gehört der Thron (in meiner FFF-Zeit) immer nich So finster die Nacht. Doch sehr gut war Beasts of the Southern Wild trotzdem. Die magische Geschichte von Hushpuppy, die mit ihrem strengen, impulsiven und dennoch sehr liebenden Vater in einer wassernahen Kommune namens Bathtub lebt, welche von einem Sturm komplett versenkt wird, zieht den Zuschauer von der ersten Minute an in den Film hinein. Es ist ein überwältigendes Feuerwerk (auch im wahrsten Sinne des Wortes) von Musik, Licht und unglaublich kreativer Set-Ausstattung, die scheinbar komplett auf dem Schrottplatz zusammengebaut wurde. Nach den ersten fünf Minuten glaubt man, dass der Film sein Pulver verschossen hat, doch dem is nicht so. Auch wenn der Film als ein Ganzes nicht unglaublich konsistent ist und gegen Ende leider etwas abschweift, so bietet er einige der schönsten, magischsten und unvergesslichsten Filmmomente des Jahres. Man kann über Beasts of the Southern Wild sagen, dass hier die einzelnen Teile besser sind als deren Summe. Dabei ist der ganze Film schon ziemlich gut, nur eben nicht meisterhaft, wie einige seiner Elemente. Die Filmmusik ist die schönste, die ich dieses Jahr bislang gehört habe, die Bilderkomposition ist atemberaubend und die schauspielerische Leistung der fünfjährigen Quvenzhané Wallis ist einfach nur phänomenal. Die Jungdarstellerin wird absolut zu Recht für die kommende Oscar-Verleihung als jüngste nominierte Nebendarstellerin aller Zeiten gehandelt. 4/5

Inbred

Schwer erziehbare Jugendliche fahren mit zwei Aufsehern mitten aufs Land ins triste Yorkshire, um dort ein produktives Wochenende zu verbringen und die Jugendlichen zu resozialisieren. Dabei haben sie aber nicht mit den degenerierten, sadistischen Einheimischen gerechnet, die sich über die Neuankömmlinge ganz besonders freuen.

Hillbillies gibt es eben überall und nicht nur im Süden der USA. Auch in Nordengland treiben sie ihr Unwesen und stehen in Brutualität und schlechter Zahnhygiene ihren Vorbildern aus den Staaten in nichts nach. Und so wirkt hier typischer Redneck-Horror abgeliefert mit Torture-Porn-Elementen à la Hostel. Doch leider ist das Ganze für einen echten Horrorfilm zu spannungsarm und albern, für eine Trash-Perle aber auch nicht einfallsreich oder witzig genug. Wer hier auf einen neuen Evil Aliens hofft, wird enttäuscht sein. Vor allem die erste Hälfte ist ziemlich öde und zieht sich lange hin. Mit Gewaltakten in der zweiten Hälfte wird wahrlich nicht gegeizt, doch hier sind es einfach Ekeleffekte um der Ekeleffekte-willen und mehr wird nicht geboten. Die Protagonisten sind nämlich allesamt so uninteressant, dass deren Ableben einen in keinster Weise berührt. Der beim FFF anwesende Regisseur riß vor der Vorstellung einen Witz, man solle nicht meinen, es handle sich bei dem Film um eine Dokumentation über Yorkshire. Schade, diese wäre wahrscheinlich interessanter gewesen. 1,5/5

Piranha 3DD

Alexandre Ajas Piranha 3D war vor zwei Jahren eine der Spaßgranaten des Fantasy Filmfests. Als dann bekannt wurde, dass an dessen Stelle der Feast-Regisseur  John Gulager trat, waren die Befürchtungen, dass das Sequel vom Original weit abfallen würde. So ist es auch gekommen, aber auch dem zweiten Film kann der Genrefan durchaus das eine oder andere abgewinnen.

In der Fortsetzung gelangen die gefrässigen Urzeitpiranhas durch Abwassersysteme am Eröffnungstag in einen riesigen Wasserpark. Der gierige Betreiber des Wasserparks will diesen trotz diverser Warnungen seiner Stieftochter, die auch noch eine Meeresbiologin ist, nicht schließen. Es kommt wie es kommen muss und den Zuschauern wird ein Blutbad präsentiert, welches es eindeutig mit der chaotisch-brutalen Endszene aus Ajas Film aufnehmen will, doch kaum mehr ist als eine mäßige Kopie.

Der erste Film war eine wahre und bewusste Trashperle, der zweite ist in großen Telen einfach nur Trash. War die Nacktheit im ersten in Form eines unvergesslichen Unterwasser-Ballets noch irgendwie interessant verpackt, wird sie hier einfach plump präsentiert, Hauptsache dem DD-Zusatz des Titels wird entsprochen. Mit Freunden, Nachos und einer guten Reserve an Bier ist dies trotzdem durchaus genießbar. Die Auftritte von Christopher Lloyd, Ving Rhames und insbesondere David Hassellhoff sorgen für einige wohlverdiente Lacher und an Gore wird wieder nicht gespart, auch wenn die CGI-Effekte hier eine Spur schlechter sind als im ersten Teil. Auch bei den 3D-Effekten verhält es sich nicht anders, wobei die dritte Dimension hier trotzdem in einigen Szenen lobenswert ist. Insgesamt wird hier genau das geboten, was man nach der Sichtung des Trailers erwartet. Das hier ist American Pie meets Gore-Horror. Wie der erste Film, nur eben schlechter. 2,5/5

Bisherige Ausgaben:

Tag 1

Tag 2

Casting-News für Edgar Wrights The World’s End

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Quellen: Variety, The Daily Mail

Nach sechs Jahren Wartezeit ist es nächstes Jahr endlich so weit – die Three Flavour Cornetto Trilogie (auch genannt die Blood-and-Ice-Cream Trilogie), die 2004 mit Shaun of the Dead begann und 2007 mit Hot Fuzz erfolgreich fortesegzt wurde, geht in die dritte und finale Runde. Dazu finden sich Simon Pegg und Nick Frost erneut vor der Kamera von Edgar Wright.

Vor vier Monaten berichteten wir von der ersten offiziellen Prämisse, die zu The World’s End (so der Filmtitel) veröffentlicht wurde. Nun läuft das Casting der Freundesgruppe, die die zentrale Rolle im Film spielt, auf Hochtouren. Vor einigen Wochen wurde bereits Rosamund Pike in einer nicht näher benannten Rolle besetzt. Pike hat bereits in Johnny English – Jezt erst Recht und Ein Jahr Vogelfrei komödiantische Erfahrungen sammeln können.

Ein weiteres Mitglied der Besetzung ist Paddy Considine. Considine hat bereits in Hot Fuzz eine der tragenden Rollen gespielt und hat im Laufe seiner Karriere ausgesprochenes Talent in allen Genres bewiesen. In The World’s End wird er einen ehemaligen Charmeur spielen, der nun ein geschiedener Architekt ist.

Der Drehstart ist nächsten Monat. Das britische Startdatum ist der 14.08.2013.Wir halten Euch natürlich weiterhin über den Film am Laufenden.

Fantasy Filmfest 2012 Tagebuch – Tag 2

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Weiter geht es mit dem Fantasy Filmfest 2012 Tagebuch. Der zweite Tag war nach dem doch recht gelungenen Einstieg etwas durchwachsener. Ein Highlight und dazu zwei Filme, die man sich hätte auch sparen können.

 

TAG 2

 

 Girls Against Boys

Mit Männern hat die hübsche Barkeeperin Shae wenig Glück. Ihre verheiratete Flamme serviert sie zugunsten seiner Familie ab, eine Barbekanntschaft vergewaltigt sie, die Polizisten sind wenig hilfreich. Nur zu gut, dass ihre Arbeitskollegin Lu die passende Reaktion darauf weiß – gnadenlose Rache.

Was als ein relativ konventioneller Rape ’n Revenge Film anfängt, verliert sich in der zweiten Hälfte in der Ziellosigkeit des Drehbuchs.  Lange dauert es, bis die Geschichte in Fahrt kommt und dann ist sie auch wieder schnell vorbei. Zunächst wirkt das Ganze wie ein feministisches Statement, doch am Ende ist es kaum mehr als ein unspektakulärer Exploitation-Film. Nicole LaLiberte ist eine Naturgewalt, doch die Wirkung ihres Charakters verpufft gegen Ende. Die schnellen Sinneswandel von Shae wirken einfach unrealistisch und beliebig. Insgesamt ist der Film trotz einiger netter Einlagen einfach banal und hinterlässt weder auf visueller noch auf emotionaler Ebene einen nachhaltigen Eindruck. 2/5

 

Killer Joe

William Friedkin mag schon über 75 sein und seit mehr als 40 Jahren im Filmgeschäft, doch der Altmeister und Regisseur von Der Exorzist und French Connection hat es noch drauf! Mit Killer Joe lieferte er seinen besten Film seit Jahren ab und den frühen Höhepunkt des diesjährigen Fantasy Filmfests.

Der Taugenichts Chris, überzeugend gespielt von Emile Hirsch, steckt in großen Geldnöten. Da kommt ihm die scheinbar brilliante Idee, einen Killer auf seine lieblose Mutter anzusetzen, deren Lebensversicherung in Höhe von $50,000 dann an Chris' Schwester Dottie ausgezahlt werden würde. Auch der Mann für den Job ist schnell gefunden. Joe Cooper ist ein Polizist, der sich nebenbei als Profikiller verdingt. Doch Chris fehlt die Anzahlung für Killer Joe und stattdessen überlässt er ihm die jungfräuliche Dottie als "Pfand".

Bei Killer Joe stimmt wirklich (fast) alles. Friedkin spielt beinahe jedes Redneck/White Trash Klischee aus (Bier, Trailer Park, Inzestgedanken, unglaubliche Dummheit) , ohne dass es jemals zu überspitzt wirkt. Dies ist unter anderem der gut aufgelegten Besetzung zu verdanken. Thomas Haden Church als Chris' dämlicher Vater, Juno Temple als die naive und stets leicht neben sich stehende Dottie und Gina Gershon als Chris' zwielichtige Stiefmutter machen alle eine super Figur, doch Matthew McConaughey siehlt die Show. Jahrelang als Oberkörper-frei Romcom-Dauergast abgestempelt, beweist McConaughey hier endgültig das, was er schon mit Magic Mike angedeutet hat – dass er verdammt guter Schauspieler ist. Seine Mischung als guter Artikulation, bewusster Körpersprache und ruhigem Benehmen, welches immer wieder von kurzem Episoden wahren Irrsinns durchbrochen wird, macht ihn  zu einer starken, ständig unterschweillig bedrohlichen Präsenz.

Killer Joe ist böse, makaber, witzig, kontrovers und vor allen Dingen sehr flüssig erzählt. Frittierte Hähnchenkeulen werdet Ihr nach diesem Film jedenfalls in einem ganz neuen Licht sehen. 4,5/5

 

Detention

Man nehme das Konzept von The Breakfast Club, den Meta-Humor von Scream und versetze das Ganze mit Donnie Darkos bizarren Ideen – das Ergebnis heißt Detention und ist leider nicht annähernd so gut wie die genannten Filme. Das liegt vor allem daran, dass der Regisseur Joseph Kahn zu sehr damit beschäftigt ist, im Sekundentakt Popkultur-Zitate und Genre-Referenzen abufeuern und dabei vergisst, einen halbwegs kohärenten Film zu präsentieren. Hier werden Dinge gesagt und getan, weil sie cool und hip sind, nicht weil sie zum Film irgendwie beitragen. Abgerechnet wird mit allen – Vegetariern, Hipstern, Nerds, Highschool Bitches…die Liste geht endlos weiter. Zu welchem Zweck und mit welcher Aussage? Das kümmert hier keinen, gehofft wird, dass das Maschnengewehr-Tempo der Wtze und Anspielungen darüber hinwegsehen lässt, dass hier kein ausgereiftes Konzept vorlag.

Die Geschichte handelt von einer Gruppe Jugendlicher an einer Highschool kurz vor dem Abschlussball. Rivalitäten, Notenprobleme, Schwärmereien beherrschen den Alltag. Dass ein Killer die Mitschüler abmeuchelt, kümmert da nicht viele. Dazu gibt es noch Aliens, eine Film-im-Film-im-Film-im-Film-Sequenz, einen zeitreisenden Bären, menschliche Fliegen und allerhand andere schräge Sachen, die Kahn scheinbar beliebig eingefallen sind. Viel Sinn ergibt das nicht, auch wenn der Film am Ende tatsächlich versucht die ganze Geschichte als einn sich stimmiges Werk abzurunden. An seinen Charakteren scheint Kahn leider wenig interessert zu sein, sind sie doch nur eindimensionale Stereotypen, die sich über andere eindimensionale Stereotypen lustig machen. Dabei will ich dem Film eine ganze Reihe einfallsreicher Einfälle nicht abstreiten, doch diese gehen einfach in diesem Streifen unter, der in jeder einzelnen Einstellung und jeder einzelnen Dialogzeile versucht, wieder an etwas anzuspielen oder etwas aufs Korn zu nehmen.

Eine Fangemeinde wird Detention sicherlich finden. Schließlich bemüht sich ein Film selten so sehr und so verzweifelt einen Kultstatus förmlich zu erzwingen. Dagegen wirken Machete und Snakes on a Plane schon sehr subtil. Wer einen gut geschriebenen Meta-Horrorfilm sehen will, dem sei stattdessen der gerade angelaufene The Cabin in the Woods empfohlen. 2/5

Bisherige Ausgaben:

Tag 1

Killer Joe (2011)

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Killer Joe, USA 2011 • 102 Min • Regie: William Friedkin • Drehbuch: Tracy Letts • Mit: Matthew McConaughey, Emile Hirsch, Juno Temple, Gina Gershon, Thomas Haden Church • Kamera: Caleb Deschanel • Musik: Tyler Bates  SPIO/JK: keine schwere Jugendgefährdung • Verleih: WVG Medien Website

 

Irgendwo in Dallas gibt es einen Mann mit dem Namen Joe Cooper. Joe (Matthew McConaughey) ist ein Cop – und gleichzeitig ein Auftragskiller. „Killer Joe“ lautet dann passenderweise der Titel des neuen Werkes von Oscar-Preisträger William Friedkin („French Connection“, „Der Exorzist“), welches auf einem Bühnenstück von Tracy Letts basiert. Friedkin und Letts haben bereits bei dem intensiven Psychokammerspiel „Bug“ von 2006 zusammengearbeitet, doch ihre erneute Kollaboration erweist sich als ungleich bissiger pulp fiction-Beitrag. In dieser Geschichte leben die Protagonisten in einem Trailerpark, vor der Tür liegt der Wachhund zähnefletschend an der Kette, im Fernsehen laufen Monstertruck-Shows und das Abendessen stammt von KFC. Willkommen in diesem White Trash-Universum – Willkommen bei der Familie Smith, deren Sohnemann Chris (Emile Hirsch) ganz gewaltigen Ärger am Hals hat: Der kleine Drogendealer schuldet einem ungeduldigen Gangsterboss einen schönen Haufen Geld. Wenn er nicht zahlt, wird das Konsequenzen für ihn haben, die nicht mit seinem Leben vereinbar sind. Chris ist nicht gerade eine große Leuchte, aber seine auswegslose Situation kann er durchaus einschätzen. „Killer Joe“ ist ein Film über eine dumme Idee und wie diese letztlich alle Beteiligten in einen finsteren Abgrund reitet. Chris will seine verhasste Mutter, die nun mit einem anderen Mann zusammenlebt und angeblich eine dicke Lebensversicherung auf seine jüngere Schwester Dottie (Juno Temple) ausgeschrieben hat, von Joe beseitigen lassen. Der Plan klingt zunächst narrensicher, doch natürlich läuft am Ende nicht alles rund: Der Killer folgt festen Regeln und erwartet bis zur endgültigen Auszahlung für den Auftrag einen Pfand – Chris' geliebtes Schwesterherz …

William Friedkin ist ein Profi auf dem Gebiet, raue, dreckige Bilder für seine oftmals knallharten Themen zu finden. Sein „Killer Joe“ schildert abermals keinesfalls die Sonnenseiten des Lebens, sondern folgt seinen zwielichtigen Figuren durch den Regen in heruntergekommene Spelunken, wo kaltblütige Morde an Familienmitglidern ausgesprochen werden. Neben Chris, Dottie und Joe sind außerdem Papa Ansel (Thomas Haden Church) und dessen neue Frau Sharla (Gina Gershon) in das geplante Verbrechen eingeweiht. Wie bei der Bühnenvorlage hängt sich die Story nicht an spektakulären Schauwerten oder Spezialeffekten auf, sondern konzentriert sich gänzlich auf ihre Figuren. Allen voran natürlich auf die des mysteriösen Killers. Matthew McConaughey hat dieses Jahr bereits in Steven Soderberghs „Magic Mike“ eine beeindruckende Performance vorweisen können, aber toppt seine bisherigen Arbeiten mit dieser Rolle nachdrücklich. Man verbringt gern die 100-minütige Spieldauer mit dessen charismatischen Scheusal, das sich wie eine Zecke in das Leben der Smiths festgesaugt hat. Er ist am Ende vielleicht nicht der einzige Charakter, der hier eine Chance erkannt hat, aber er ist zumindest derjenige, der letztlich als Einziger den Überblick über die Hintergründe des totsicher geglaubten Coups behält. Schließlich ist er auch immer noch ein waschechter Cop. Und ein solcher riecht eben schnell, wenn an der Sache etwas stinkt.

Auch wenn „Killer Joe“ als lupenreine, pechschwarze Crimecomedy funktioniert, ist das Werk bereits bei der US-Prüfstelle MPAA angestoßen, die dieses mit der kommerziell tödlichen NC-17-Plakette (keine Freigabe unter 17 Jahren) versehen hat. „Rated NC-17 for graphic disturbing content involving violence and sexuality, and a scene of brutality“, lautet die offizielle Begründung. Und tatsächlich mag man sich weitgehend der Entscheidung der Organisation anschließen, verfügt der Film doch über allerhand grafische Grausamkeiten (unter anderem gibt es eine Misshandlung durch eine Hähnchenkeule zu sehen), die zumindest für minderjährige Zuschauer ganz bestimmt nicht geeignet sind. Die Grenze zwischen Gut und Böse wird geradezu aufgelöst, wenn Gesetz und Kriminalität von ein und derselben Person vertreten werden. Friedkin biegt die Moral in einem seiner unbeschwertesten Filme so genüsslich, bis sie letztlich völlig zerbricht. Wenn Gerechtigkeit nur von Unschuldigen verübt werden kann, so bleibt hier dafür am Schluss lediglich eine Figur übrig. In dieser verkorksten Welt laufen die Protagonisten stets halbnackt durch die Gegend, haben wenige warme Worte füreinander übrig und Skrupel kommen immer entschieden zu spät auf. Hätte Chris seinen Verstand schon vor Planung der Tat eingeschaltet, wäre der Schlamassel in dieser Form wohl nicht entstanden. Aber dann hätten auch wir auf diese kantige wie amüsante Kinoperle verzichten müssen, die neben den erwähnten Gemeinheiten vor allem von den Leistungen seiner bestens aufgelegten Darsteller lebt. Altmeister Friedkin hat während seiner über vierzigjährigen Karriere gute und auch schlechte Arbeiten abgeliefert. Der zügellose „Killer Joe“ gehört zu seinen Gewinnern.


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Fantasy Filmfest 2012 Tagebuch – Tag 1

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Liebe FilmFutter Leser,

ab heute startet eine neue Artikelreihe bei FilmFutter zum diesjährigen Fantasy Filmfest 2012. Seit 2004 bin ich Stammgast beim Fantasy Filmfest in Köln. Für diejenigen unter Euch, denen die Verantstaltung nicht bekannt ist – das Fantasy Filmfest ist das größte Genre-Filmfestival Deutschlands. Begründet wurde es 1987 in Hamburg und findet seitdem jährlich statt. In den Monaten August und September zieht das Fantasy Filmfest zeitversetzt durch ganz Deutschland. Berlin, München, Hamburg, Stuttgart, Frankfurt, Köln und Nürnberg sind die diesjährigen Austragungsorte. Dabei werden größtenteils Filme aus den Genres Horror, Thriller, Science-Fiction und Fantasy gezeigt, aber es finden sich auch allerhand andere Filmgenres auf dem FFF wieder, darunter schwarze Komödien, Actionfilme, Dramen und sogar Liebesgeschichten.

Als ich in meinem ersten Jahr beim FFF eine der ersten europäischen Aufführungen des ersten Saw-Films (damals war noch nicht klar, zu welchem Phänomen die Reihe werden würde) gesehen habe, war ich prompt begeistert und habe seitdem kein einziges Jahr ausgelassen. Habe ich 2004 noch drei Filme gesehen, so sind es mittlerweile jedes Jahr mehr als 20. Perlen wie So finster die Nacht, The Descent, Adams Äpfel und Shutter habe ich im Rahmen des FFF zum ersten Mal gesehen.

Auch dieses Jahr stehen wieder zahlreiche Filme aller Genres auf dem Programm und ich möchte Euch mit meinem FFF2012-Tagebuch darüber auf dem Laufenden halten. Zu einigen, besonders interessanten Filmen werden später noch vollwertige Rezensionen dazukommen, aber hier gibt es schon einen groben Überblick.

 

TAG 1

 Sightseers

Die im sozialen Umgang eher eingeschränkte Tina begibt sich trotz Proteste ihrer erdrückenden Mutter auf eine Wohnmobilreise durch England mit ihrem neuen Freund Chris. Schnell muss sie feststellen, dass ihr Angebeteter einige Aggressionprobleme mit sich bringt und jeden, der ihm auf den Senkel geht, kurzerhand ins Jenseits befördert. Anfänglich noch zögerlich, macht Tina munter mit und schockiert irgendwann sogar Chris selbst.

Die Bürde der Eröffnungsfilm beim Fantasy Filmfest zu sein ist nicht leicht. Die Erwartungen sind besonders hoch und viele der Opener der letzten Jahre (Don’t Be Afraid of the Dark, Die Meute, Careers) konnten nicht auf ganzer Linie überzeugen. Zum Glück gelingt Ben Wheatley, der beim FFF schon letztes Jahr mit dem deutlich ernsthafteren Kill List vertreten war, mit Sightseers eine herrlich asoziale, pechschwarze und bis zum Ende sehr konsequente Komödie. Der bitterböse Humor ist nicht Jedermanns Geschmack, aber die beiden Hauptdarsteller spielen hervorragend und machen ihre unsympathischen Protagonisten interessant. Abgerundet mit einem wunderbar passenden Soundtrack ("Power of Love", "Tainted Love") und einer Rundreise durch Englands triste und zugleich schöne Ecken (Bleistift-Museum!) ist Sightseers der wohl beste Eröffnungsfilm, den ich beim FFF je gesehen habe. 4/5

 

V/H/S

Wenn sich Genre-Regisseure wie Ti West, Adam Wingard, David Bruckner, Joe Swanberg und Glenn McQuaid zusammentun, um eine Horror-Anthologie zu erschaffen und diese zugleich in ihrem Format als eine Hommage an das vergangene VHS-Format zu gestalten, kann man zu Recht die Erwartungen hoch setzen. Diese werden nicht gänzlich erfüllt, aber der Genre-Fan wird dennoch gut bedient. Man sollte allerdings nicht gänzlich Found Footage-Wackelkamera-Format-avers sein, denn V/H/S ist auch die erste Found-Footage Horror-Anthologie.

Es gibt eine Rahmenhandlung (inszeniert von Adam Wingard, der letztes Jahr die FFF-Gurke A Horrible Way to Die lieferte), in der eine Gruppe Kleinkrimineller aus einem verlassenen Haus ein VHS-Tape stehlen soll. In diese Rahmenhandlung sind fünf Episoden eingebunden, die in ihrer Qualiät variieren. Leider ist es ausgerechnet Ti West (ansonsten einer der vielversprechendsten modernen Genre-Filmemacher, der auf dem FFF bereits mit Cabin Fever II, House of the Devil und The Innkeepers vertreten war), der mit Second Honeymoon die schwächste und entbehrlichste Episode (neben der relativ uninteressanten Rahmenhandlung) liefert. An das VHS-Format hält man sich übrigens bei den meisten Episoden auch nicht (außer Webcam-Chats existieren mittlerweile auch in dem Format), aber das tut der Unterhaltung keinen Abbruch. Die letzten beiden Episoden sind die besten und lassen viel  Spannung und Grusel aufkommen, wobei gerade das episodenhafte Format bei diesen an Geschichten aus der Gruft und Creepshow erinnernden Episoden sehr gut passt. Insgesamt ist V/H/S ein interessantes, stellenweise sehr einfallsreiches Experiment, welches eindeutig zu lang geraten ist. Besserer Schnitt und ein etwas besseres Drehbuch hätten V/H/S zu einem Anthologie-Klassiker gemacht. 3,5/5

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