Oscars 2015: Abschließende Gedanken und Tipps

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BESTE NEBENDARSTELLERIN

Es ist eine etwas seltsame Kategorie dieses Jahr, das es keine einzige Performance darin gibt, hinter die sich die Kritiker oder die bisherigen Preisverleihungen einheitlich gestellt haben. Das mag auch daran liegen, dass zwei der Nominees (Alicia Vikander und Rooney Mara) eigentlich Hauptdarstellerinnen in ihren Filmen sind und lediglich durch Kategoriebetrug hier gelandet sind (siehe auch Jamie Foxx für Collateral oder Jennifer Connelly für A Beautiful Mind für vergangene Beispiele). Alicia Vikander hat beim wichtigsten Prädiktor im Vorfeld gewonnen, der Schauspielergewerkschaft, und ist aus diesem Grund Favoritin. Natürlich hilft ihr dabei auch die Performance in Ex Machina, die zwar nicht nominiert wurde, jedoch in den Köpfen der Wähler sicherlich auch präsent sein wird, wenn sie ihre Kreuzchen machen. Kate Winslet ist die einzige ernstzunehmende Konkurrentin von Vikander, da sie bei den Golden Globes und den BAFTAs gewonnen hat. Bei beiden konkurrierte sie aber nicht direkt mit der Schwedin, da diese bei beiden korrekterweise als Hauptdarstellerin nominiert war. Es ist auch irgendwie schwer sich vorzustellen, dass Winslet ihren zweiten Oscar ausgerechnet für Steve Jobs gewinnen wird, insbesondere da sie im Film von Michael Fassbenders monumentaler Performance überschattet wurde, während Vikander in The Danish Girl ihren Co-Star Eddie Redmayne an die Wand spielte.

Tipp: Alicia Vikander (The Danish Girl)
Persönlicher Favoritin
: Jennifer Jason Leigh (The Hateful 8)

BESTER NEBENDARSTELLER

Es ist eine ungewöhnliche Situation in der Kategorie "Bester Nebendarsteller". Sylvester Stallone (Creed) ist der klare Favorit, wobei natürlich die sentimentale Natur seiner Rolle hierbei eine große Rolle spielt, ebenso wie die Tatsache, dass er vermutlich nie wieder eine Chance haben wird. Kurios ist aber, dass weder die BAFTAs noch die Schauspielergewerkschaft ihn überhaupt nominierten. Es gibt Präzedenz für Oscargewinner ohne vorherige SAG-Nominierung, jedoch nicht viel. Christoph Waltz gelang das für Django Unchained und Marcia Gay Harden für Pollock. Stallone wird vermutlich der dritte im Bunde werden, was auch an einem Mangel an dominanter Konkurrenz liegt. Mark Rylance (Bridge of Spies) ist der einzige Schauspieler, der im Vorfeld in allen wichtigen Instanzen nominiert wurde, gewann jedoch nur bei den BAFTAs und zog bei der SAG gegen Idris Elba (der von den Oscars überhaupt nicht nominiert wurde) den Kürzeren. Den SAG-Sieg hätte Rylance wirklich gebraucht, um als ernstzunehmender Konkurrent von Stallone im Rennen zu bleiben.

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Tipp: Sylvester Stallone (Creed – Rocky’s Legacy)
Persönlicher Favorit
: Sylvester Stallone (Creed – Rocky’s Legacy)

BESTE HAUPTDARSTELLERIN

Unter den Kritikerpreisen  war es immer ein knappes Rennen zwischen Brie Larson (Raum) und Saoirse Ronan (Brooklyn) – verständlicherweise, denn beide waren extrem starke Performances. Doch dort, wo es wirklich zählt, hat Larson immer gewonnen und setzte sich sogar bei den BAFTAs gegen Ronan durch, die in gewisser Hinsicht Heimvorteil hatte. Noch nie hat jemand den Golden Globe, den BAFTA Award und den Preis der Schauspielergewerkschaft gewonnen und verlor danach den Oscar. Brie Larson wird mit ihrer perfekten Oscarrolle den Trend auch nicht brechen.

Tipp: Brie Larson (Raum)
Persönlicher Favoritin
: Saoirse Ronan (Brooklyn)

BESTER HAUPTDARSTELLER

Hier ist die Sache eindeutig. Leonardo DiCaprio wird für The Revenant seinen lange überfälligen Oscar endlich bekommen. Schade ist, dass bei weitem nicht eine seiner stärksten Performances war, aber seit wann zählt das schon? Er hat bei den Golden Globes, den BAFTAs und der Schauspielergewerkschaft gewonnen, hat einen erfolgreichen Film und den Überfälligkeits-Faktor an seiner Seite und wirklich nichts wird ihn diesmal aufhalten. Die anderen Schauspieler können es sich eigentlich sparen, eine Rede vorzubereiten.

Tipp: Leonardo DiCaprio (The Revenant – Der Rückkehrer)
Persönlicher Favorit
: Michael Fassbender (Steve Jobs)

BESTER REGISSEUR

Zweimal kam es in der 88-jährigen Geschichte der Oscars vor, dass die Academy einen Regisseur zwei Jahre in Folge auszeichnete: Joseph L. Mankiewicz für Ein Brief an drei Frauen und Alles über Eva und John Ford für Die Früchte des Zorns und Schlagende Wetter. Beide Beispiele sind jedoch schon über 60 Jahre alt und gerade diese Statistik ist eigentlich das größte Argument gegen Alejandro González Iñárritu, der den Preis letztes Jahr für Birdman entgegennehmen durfte. Doch es ist auch wirklich das einzige Argument und wenn man die Tatsachen auf den Tisch legt, spricht alles für einen erneuten Sieg. Bei den BAFTAs, den Golden Globes und sogar von der Regiegewerkschaft DGA wurde Iñárritu dieses Jahr für The Revenant ausgezeichnet. Gerade der Preis der DGA ist historischer Natur, denn noch nie hat die Regegewerkschaft in über 60 Jahren ihres Bestehens den gleichen Regisseur zwei Jahre in Folge prämiert – bis jetzt. Noch mehr spricht aber für Iñárritu aber auch die Tatsache, dass er einfach keine große Konkurrenz in der Kategorie hat. Spotlight ist ein toller Film, doch es ist nicht seine Regie, die die meisten hervorheben. Lenny Abrahamson muss froh sein, dass ihm überhaupt die Überraschungsnominierung für Raum gelungen ist, Adam McKay wird für The Big Short nicht gewinnen, weil die Academy vermutlich nicht bereit ist, den Regisseur von Anchorman für seinen ersten ernsthaften Film auszuzeichnen und George Miller wird vermutlich nicht gewinnen, weil Filme wie Mad Max: Fury Road in der Regel einfach keine großen Preise bei den Oscars bekommen. Nimmt man dann noch die sehr schwierigen Dreharbeiten zu The Revenant hinzu, bei denen Iñárritu auf Teufel komm raus seine Vision verwirklicht hat (was auch in jedem Interview betont wird), so läuft für einen Sieg alles perfekt zusammen.

Tipp: Alejandro González Iñárritu (The Revenant – Der Rückkehrer)
Persönlicher Favorit
: Adam McKay (The Big Short)

BESTER FILM

Es ist selten, dass der Sieger in dieser Kategorie nicht mehr oder weniger feststeht, bevor die Oscarnacht beginnt, doch wie oben beschrieben, war das Rennen dieses Jahr sehr uneinheitlich, ebenso wie die Prädiktoren. Auf den Punkt gebracht: Spotlight, The Big Short und The Revenant sind die einzigen Filme, die eine Chance haben, zu gewinnen und bei jedem der gibt es Argumente, die dafür oder eben dagegen sprechen. Spotlight hat die wichtige Thematik und ist der klare Favorit unter den Kritikern von den drei Filmen, doch das half Boyhood und The Social Network auch nicht. Das größte Hindernis für den Film ist, dass er eigentlich nur in einer einzigen weiteren Kategorie gute Chancen hat zu gewinnen (Originaldrehbuch) und es ist schwer sich vorzustellen, dass ein Film den "Bester Film"-Oscar und nur noch einen einzigen weiteren gewinnt. The Big Short punktete im Rennen mit dem überraschenden Sieg bei der Produzentengewerkschaft und ist mit potenziellen Siegen in den Kategorien "Schnitt" und "Adaptiertes Drehbuch" eigentlich gut aufgestellt, doch der Film scheint einfach etwas zu "hip" für die konservative Academy zu sein.

Schließlich haben wir The Revenant. In einem anderen Jahr wäre es vermutlich gar keine Frage und der Western wäre der klare Favorit. An den Kinokassen räumte der Film mehr ab als alle seine Konkurrenten mit der Ausnahme von Der Marsianer. Von der BAFTA, den Golden Globes und der Regiegewerkschaft wurde er ausgezeichnet und ist somit ein wenig besser aufgestellt als seine Konkurrenz. Doch es gibt auch drei große Kontrapunkte. Noch nie haben zwei Filme von einem Regisseur hintereinander gewonnen. Wie die DGA aber gezeigt hat, können solche Statistiken aber auch geändert werden. Eine weitere Hürde ist, dass der Film von der Schauspielergewerkschaft SAG keine Nominierung für sein Ensemble bekommen hat. Braveheart ist der einzige Film in 21 Jahren SAG-Geschichte, der ohne diese Nominierung bei den Oscars als "Bester Film" gewonnen hat. Der Grund dafür ist, dass Schauspieler einen großen Teil der Academy ausmachen und deren Unterstützung enorm wichtig ist. Der dritte Grund ist aber auch, dass der Film nicht für sein Drehbuch nominiert wurde. Der letzte Oscargewiner ohne eine Drehbuch-Nominierung war Titanic, liegt also auch einige Jährchen zurück. Einen "perfekten" Oscarsieger wie Argo, The King’s Speech oder Slumdog Millionär, die im Vorfeld eigentlich klar abgeräumt haben, gibt es dieses Jahr nicht, aber gerade das macht die Verleihung ja auch so spannend. Letzten Endes hat The Revenant aufgrund seines riesigen kommerziellen Erfolgs, der Tatsache dass er nach der Anzahl der Oscarnominierungen mit 12 führt, und des DiCaprio-Faktors die Nase etwas weiter vorne und wird deshalb vermutlich auch gewinnen.

Tipp: The Revenant – Der Rückkehrer
Persönlicher Favorit
: The Big Short

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Schon bald wissen wir, wie sehr ich daneben liege. Alle Nominierungen findet Ihr hier. Lasst uns Eure Tipps wissen!