Brandon Lee in The Crow (1994) © Dimension Films
Quelle: The Prague Reporter
Es ist praktisch unmöglich, die düstere Comicverfilmung The Crow von Alex Proyas von den tragischen Umständen des Todes ihres Hauptdarstellers Brandon Lee bei den Dreharbeiten zu trennen. Lees Unfalltod durch eine abgefeuerte echte Kugel verleiht dem Film über einen von den Toten auferstandenen Musiker seit seiner Veröffentlichung eine melancholische, mysteriöse Aura. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb keins der drei seit 1994 produzierten Sequels dem Original das Wasser reichen konnte. Oder vielleicht waren sie einfach schlecht. Denn wenn man versucht, einen unverfälschten Blick auf The Crow zu werfen und Lees Tod dabei auszuklammern, bleibt dennoch ein atmosphärisch sehr dichtes und verdammt gut inszeniertes Gothic-Machwerk übrig, das mich abermals daran erinnert, dass Proyas eine erfolgreichere Karriere in Hollywood verdient hätte.
The Crow erinnert mich ein wenig an Highlander: Beide Franchises begannen mit einem Kultfilm, gefolgt von mehreren unterdurchschnittlichen Sequels sowie einer passablen Serienadaption und zu beiden gab es jahrelang mehrere gescheiterte Remake-Anläufe. Erstmals angekündigt wurde eine The-Crow-Neuverfilmung bereits 2008 unter der Regie von Steven Norrington (Blade), der einen realistischeren, bodenständigeren Film aus der Comicvorlage von James O’Barr machen wollte. Zahlreiche Regisseure kamen, bissen sich an dem Film die Zähne aus und gingen, darunter Juan Carlos Fresnadillo, Francisco Javier Gutiérrez und Corin Hardy. Für die Hauptrolle des Eric Draven waren u. a. Bradley Cooper, Mark Wahlberg, Tom Hiddleston, Jack Huston, Nicholas Hoult, Luke Evans und zuletzt Jason Momoa im Gespräch. Kristen Stewart und Jessica Brown Findlay waren Kandidatinnen für die Rolle von Eric Verlobten Shelly.
Nachdem die Version mit Hardy als Regisseur und Momoa als Hauptdarsteller, die den Titel The Crow Reborn trug, 2018 kurz vor Drehbeginn in Budapest wegen kreativer Differenzen zwischen dem Regisseur und dem Studio in sich zusammenfiel, ruhte das Reboot einige Jahre lang, bis es dieses Jahr mit Regisseur Rupert Sanders (Ghost in the Shell) und Hauptdarsteller Bill Skarsgård (Es) wieder belebt wurde. Zach Baylin (King Richard) schrieb das Drehbuch. Diesmal zögerte man nicht lange und machte Nägel mit Köpfen. Drei Monate nach Skarsgårds Besetzung begannen die Dreharbeiten in Prag. Außerdem wurde der Film als erste internationale Produktion überhaupt in den neuen Penzing Studios bei München gedreht. Nach zehn Wochen wurden die Dreharbeiten diese Woche beendet. Das gibt Hoffnung, dass auch der neue Highlander-Film vielleicht doch noch eines Tages zustandekommt.
Neben Skarsgård als Eric Draven spielt die Musikerin FKA Twigs (Honey Boy) alias Tahliah Debrett Barnett Erics Verlobte Shelly in dem Film. Eine noch unbekannte Rolle übernimmt Danny Huston (30 Days of Night). Hustons Neffe Jack Huston war vor etlichen Jahren selbst für die Hauptrolle im Reboot gesetzt. Konkrete Details zur Neuauflage liegen nicht vor, allerdings soll sie nah an James O’Barrs Vorlage bleiben, in der Eric und Shelly nach einer Autopanne von einer Gang überfallen werden, die Eric schwer verletzen und Shelly vor seinen Augen vergewaltigen und töten, bevor sie auch ihn umbringen. Eine geheimnisvolle Krähe erweckt ihn jedoch wieder zum Leben, stattet ihn mit Superkräften aus, und ermöglicht ihm, blutige Rache an den Übeltätern zu nehmen.
Es wird schwer sein, an den Originalfilm heranzukommen, nicht zuletzt auch wegen der mit ihm verbundenen tragischen Geschichte seines Stars, doch besser als die Rohrkrepierer-Sequels kann das Reboot nur werden.