Schurken dürfen keine iPhones in Filmen nutzen

Quelle: Vanity Fair

Verbuchen wir das mal unter der seltsamsten, aber irgendwie auch trotzdem wenig überraschenden filmbezogenen Kuriosität, die ich diesen Monat gelesen habe.

Product Placement, oder auf gut Deutsch Schleichwerbung, ist seit jeher ein wesentlicher Bestandteil größerer Film- und Serienproduktionen und ein Mittel für die Studios, ihre Projekte noch vor der Veröffentlichung zum Teil zu refinanzieren. Doch nicht jedes sichtbare Produkt in einem Film bereitet einem Unternehmen automatisch Freude. Als 2012 Robert Zemeckis' Alkoholismus-Drama Flight mit Denzel Washington in die Kinos kam, bat die Großbrauerei Anheuser-Busch Paramount, das Logo der im Film zahlreich vertretenen Budweiser-Biere zu verhüllen, weil es im Zusammenhang mit dem Alkoholmissbrauch der Hauptfigur kein gutes Licht auf das Unternehmen werden würde.

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Rian Johnson, der mit dem cleveren Krimi Knives Out einen der unterhaltsamsten Filme des letzten Jahres inszeniert hat, hat kürzlich erzählt, dass ein anderer großer Konzern ganz bestimmte Voraussetzungen für die Nutzung ihrer Geräte in Filmen und Serien festlegt. Je nach Kontext könnte diese Information bereits ein Spoiler sein, wie Johnson zugegeben hat, bevor er sie trotzdem enthüllte: (aus dem Englischen)

Ich weiß nicht, ob ich es sagen sollte oder nicht, nicht weil es etwa obszön ist oder so, aber weil es mich bei meinem neuen Mysteryfilm, den ich schreibe, in den Hintern beißen wird. Aber egal, ich sage es. Es ist sehr interessant.

Apple lässt einen iPhones in Filmen nutzen, aber – und das ist sehr wichtig, wenn man jemals einen Mysteryfilm schaut – Bösewichte nicht sichtbar einen iPhone benutzen.

Oh nein! Jeder einzelne Filmemacher, der einen Schurken im Film hat, der geheim bleiben soll, möchte mich jetzt umbringen.

Ja, richtig. Apple möchte nicht, dass man sieht, dass böse Buben und Mädels ihre wertvollsten Produkte nutzen. Wenn Thanos in Avengers: Infinity War seine Handlanger-Truppe per Whatsapp hätte zusammentrommeln wollen, dürfte er dafür bloß kein iPhone verwenden. So absurd, wie Apples Forderung auch klingt, so wenig überrascht sie mich. Kaum ein Unternehmen ist so sehr auf ein glattes, mustergültiges Image bedacht wie das von Steve Jobs aufgebaute Imperium. Schon bei der Produktion diverser AppleTV+-Serien häuften sich Gerüchte, dass Apple ganz besonders auf deren Familienfreundlichkeit achten würde. Bloß nicht zu viel Sex oder Gewalt! So wurde auch die Richard-Gere-Serie "Bastards" gecancelt, weil den Verantwortlichen bei Apple auffiel, dass Selbstjustiz ein moralisch ziemlich düsteres Thema ist.

Gänzlich verbieten kann Apple die Nutzung der iPhones aber auch nicht. Mehrere Gerichtsurteile besagen, dass Filmemacher Markenprodukte in Filmen auch ohne Erlaubnis einsetzen dürfen, solange es dafür eine künstlerische Begründung gibt. Aber wer möchte sich schon mit der Übermacht von Apple anlegen?

Also passt genau auf: Wenn im nächsten Krimi oder Psychothriller ein Charakter ein Android-Handy benutzt, solltet Ihr ihn ganz genau im Auge behalten!

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