Leonardo DiCaprio möchte unbedingt den Oscar, spielt 24 Persönlichkeiten

Leonardo DiCaprio in The Wolf of Wall Street (2013) © Paramount Pictures

Quelle: The Hollywood Reporter

In einer Sache sind die meisten Filmfans sich mittlerweile einig: Leonardo DiCaprio ist einer der besten Schauspieler seiner Generation und hat schon längst einen Oscar verdient, der ihm bislang verwehrt blieb. Seit der Zeit als Titanic-Loverboy ist DiCaprio wirklich weit gekommen und hat all die damals gegen ihn noch bestehenden Antipathien durch eine starke Darbietung nach der anderen sich in der Luft auflösen lassen. Der Lohn: bislang vier Oscarnominierungen (eine davon noch vor Titanic) und zehn Golden-Globe-Nominierungen. Bei den Golden Globes konnte er bislang auch schon zweimal gewinnen (für Aviator und The Wolf of Wall Street), bei den Oscars hatte die Konkurrenz stets mehr Erfolg. Doch außerhalb seiner oscarnominierten Rollen, hat DiCaprio in nahezu all seinen Filmen der letzten zehn Jahre Höchstleistungen gezeigt, sei es in Departed – Unter Feinden, Shutter Island oder Inception. Der Mann hat einen vortrefflichen Geschmack, was Filmauswahl betrifft, doch man kann sich auch manchmal des Gefühls nicht erwehren, dass er dem Oscar wirklich hinterherjagt. Abgesehen von Inception findet man DiCaprio eigentlich nicht in großen Blockbuster-Produktionen. Es sind stets prestigeträchtigte Projekte, die für ihn in Frage kommen.

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Jetzt hat DiCaprio eine Rolle angenommen, die unter normalen Umständen eigentlich eine sichere Nummer sein sollte bei den Oscars, denn sie punktet gleich in zwei für die Oscarwähler wichtigen Aspekten: wahre Geschichte und psychische Störung. Nachdem er angeblich fast zwei Jahrzehnte lang mit der Rolle geliebäugelt hat, wird DiCaprio jetzt die Hauptrolle in The Crowded Room spielen, der Adaption des Sachbuchs "Die Leben des Billy Milligan" (OT: "The Minds of Billy Milligan") von Daniel Keyes. Darin geht es um die wahre Geschichte von Billy Milligan, der Ende der Siebziger wegen drei Fällen von Freiheitsberaubung und Vergewaltigung angeklagt wurde. Als erste Person in der US-Geschichte wurde Milligan für schuldunfähig erklärt aus Gründen der psychischen Unzurechnungsfähigkeit. Beim Prozess hat sich nämlich herausgestellt, dass Milligan an einer schweren multiplen Persönlichkeitsstörung litt und die Verbrechen "ohne seines Wissens" von einer dieser Persönlichkeiten begangen wurden. Stattdessen verbrachte Milligan ein Jahrzehnt in einer Nervenheilanstalt.

Bei seiner Einlieferung waren den Ärzten zehn seiner Persönlichkeiten bekannt. Neben seiner eigenen, waren es u. a. noch Arthur, ein überkorrekter englischer Gentleman, Ragen Vadascovinich, ein jugoslawischer Kommunist, der sich für eine Art Robin Hood hielt, der achtjährige David, Allen, ein Trickbetrüger und Manipulator und Adalana, eine junge lesbische Frau, die letztlich für die Vergewaltigungen verantwortlich war. Sie alle lebten in dem Kopf von Billy Milligan. Weitere Untersuchungen brachten zusätzliche 14 Identitäten zum Vorschein, sodass Milligan zum Mann mit 24 Persönlichkeiten wurde. Wenn das keine saftige Oscarrolle für einen Schauspieler ist, dann weiß ich auch nicht weiter. Es ist sicherlich eine immense Herausforderung und ich freue mich schon darauf, DiCaprio in dem Part zu sehen. Ich muss jedoch auch ein wenig schmunzeln, denn DiCaprio geht bei den Oscars in die volle Offensive. Zum Glück sieht der 40-jährige Schauspieler noch relativ jugendlich aus, denn Milligan war 22, als er vor Gericht gebracht wurde.

DiCaprio wird mit seiner Firma Appian Way den Film auch produzieren. Einen Regisseur hat das Projekt noch nicht, doch ich bin sicher, dass DiCaprio einen großen Namen dafür sichern wird. Schließlich waren die letzten fünf Regisseure, mit denen er zusammengearbeitet hat, Martin Scorsese, Quentin Tarantino, Baz Luhrman, Clint Eastwood und Christopher Nolan.

Vielleicht wird es aber noch vor The Crowded Room was mit dem Oscar. Sein nächster Film ist der Rache-Western The Revenant, inszeniert vom frischgebackenen Oscarpreisträger Alejandro González Iñárritu. In die deutschen Kinos kommt er am 28.01., in die US-amerikanischen am 25.12., mitten während der Oscar-Saison. Die Fans von DiCaprio können sich also in nächster Zeit wieder auf mehrere hochinteressante Projekte freuen.

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