Quentin Tarantino erklärt den Flop von Grindhouse

© Dimension Films

Quelle: Empire

Die Erwartungen waren groß, als Grindhouse 2007 in die nordamerikanischen Kinos kam. Robert Rodriguez hat zwei Jahre zuvor mit Sin City einen großen Hit inszeniert, der auf Anhieb zum Kultfilm wurde, und zu dem Quentin Tarantino eine Szene beigesteuert hat. Für Tarantino selbst war Grindhouse wiederum sein neuster Streich nach den beiden Kill-Bill-Volumes 2003 und 2004. Zusammen haben Rodriguez und Tarantino in den Neunzigern bereits den wilden und extrem beliebten Genremix From Dusk Till Dawn erschaffen.

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Nun haben sie sich wieder zusammengetan, um einer vergessenen US-amerikanischen-Kinotradition Tribut zu zollen, den Grindhouse-Kinos der 60er und 70er, in denen Exploitation-Filme im Doppelpack zum Preis von einem liefen. Ein authentisches Erlebnis war den beiden Filmemachern wichtig und so gab es bei ihren Beiträgen Planet Terror (Rodriguez) und Death Proof (Tarantino) auch "fehlende" Filmrollen, die für Sprünge in der Handlung sorgten. Zwischen den beiden Filmen liefen dann Fake-Trailer, u. a. inszeniert von Eli Roth, Rob Zombie und Edgar Wright.

Grindhouse war als Gesamtpaket ein Erlebnis der Extraklasse für die ganz eingefleischten Genre-Filmfans, doch Tarantino und Rodriguez haben den Bekanntheitsgrad ihrer Vorbilder überschätzt. Die Kinogänger, die an Tarantinos bisherige coole Gangsterklamotten gewöhnt waren oder seine Eastern-Hommage mit Kill Bill, konnten mit Grindhouse wenig anfangen. Viele verließen nach Planet Terror in den USA sogar den Kinosaal und sahen Death Proof gar nicht erst, weil sie angenommen hatten, der Film sei vorbei. Für die viele andere war das 191-minütige Double Feature einfach anstrengend und bizarr.

Trotz guter Kritiken floppte Grindhouse böse nach seinem Kinostart. Für stattliche $67 Mio produziert, spielte er knapp $25 Mio in den USA und in Kanada ein. Außerhalb von Nordamerika wurden Planet Terror und Death Proof separat als verlängerte Versionen und ohne die Fake-Trailer im Kino veröffentlicht, da es die Grindhouse-Tradition so in den anderen Ländern nicht gab. Grindhouse als Ganzes wurde erst später fürs Heimkino veröffentlicht und fand dort nach und nach seine Fans. Dennoch gilt das Projekt als der größte Flop von Tarantinos Karriere und gegenüber der britischen Filmzeitschrift Empire erklärte er auch, weshalb er das rückblickend auch versteht:

Ich denke, bei Grindhouse hatten Robert und ich einfach das Gefühl, dass mehr Leute eine Vorstellung von der Geschichte der Double Features und Exploitation-Filme hatten… Nein, hatten sie nicht. Überhaupt nicht. Sie hatten keine Ahnung, was zum Teufel sie geschaut haben. Es hat nichts für sie bedeutet, was wir gemacht haben. Das war ein Fall von doch etwas zu geil für diese Welt gewesen zu sein.

Tarantino ergänzte mit einer Anekdote über sein Erlebnis bei Death Proof am Starttag in Großbritannien:

Ich war in London auf der Pressetour zu dem Film vor dem Startwochenende. Und ich meinte zu Edgar Wright: "Hey, lass gemeinsam mit deinen Freunden den Film Freitagabend im Piccadilly schauen". Nira (Park), seine Produzentin, und Joe Cornish, und die gesamte Edgar-Truppe, gemeinsam gingen wir ins Herz des Piccadilly Circus, um Death Proof am Starttag zu schauen.

Und als wir in den Saal hineingingen, saßen dort etwa 13 Leute. Am Starttag um 20:30, ja? Das war eine etwas demütigende Erfahrung. Aber wir setzten uns hin und schauten den Film und hatten eine gute Zeit. Edgar meinte: "Das war sehr beeindruckend. Ich denke, ich hätte mich umgedreht und wäre gegangen. Die Tatsache, dass du 'Scheiß drauf' gesagt und dich hingesetzt hast, das habe ich bewundert."

Nachdem ich ihn damals zum deutschen Kinostart gesehen habe und schwer enttäuscht war, schaute ich mir Death Proof letztes Jahr erneut im Kino an. Der Film ist gut gealtert und inzwischen kann ich ihm mehr abgewinnen als früher. Dennoch bleibt er für mich Tarantinos schwächste Regiearbeit. Planet Terror finde ich hingegen extrem unterhaltsam und er gehört für mich zu Rodriguez' besten.

Die Fake-Trailer von Grindhouse entwickelten wiederum ein Eigenleben. Aus Machete wurden inzwischen zwei richtige Spielfilme, inszeniert von Robert Rodriguez. Ein dritter ist seit längerer Zeit geplant. Außerdem entstand auch aus dem Hobo-with-a-Shotgun-Trailer 2011 ein richtiger Film. Eine Verfilmung seines Trailers Thanksgiving hat Eli Roth lange in Aussicht gestellt, doch leider hat sich an der Front nichts getan. Weitere Fake-Trailer waren Werewolf Women of the SS von Rob Zombie mit Nicolas Cage als Fu Manchu und Edgar Wrights Hammer-Studios-Hommage Don’t mit Jason Isaacs.

Wie findet Ihr Grindhouse bzw. die beiden darin enthaltenen Einzelfilme?

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