Christopher McQuarrie denkt auch über ein Edge-of-Tomorrow-Sequel nach

Quelle: Uproxx

Als Tom Cruise vor etwa zwei Wochen verlauten ließ, dass er eine Idee für die Fortsetzung seines großartigen und im Kino leider unterschätzten Sci-Fi-Streifens Edge of Tomorrow hat, waren die Reaktionen vieler Fans genau so gespalten, wie meine eigene. Einerseits war der erste Film eine kleine originelle Perle inmitten einer Flut von Fortsetzungen und Reboots. Er erzählte seine Geschichte und schloss sie ab. Wieso sollte man also ein möglicherweise minderwertigeres Sequel riskieren? Doch andererseits ist es ja vorstellbar, dass falls die gleiche Besetzung vor der Kamera und das gleiche Team hinter der Kamera für Edge of Tomorrow 2 zusammenkommt, dass dann ein Sequel entstehen kann, das seinem Vorgänger ebenbürtig oder gar überlegen ist. Gänzlich unmöglich ist das schließlich nicht, dazu muss man bloß Filme wie Aliens oder Terminator 2 anschauen.

Jetzt hat sich auch Christopher McQuarrie, der Drehbuchautor des ersten Films, der mit Jack Reacher und Mission: Impossible – Rogue Nation auch als Regisseur durchgestartet ist, sich zu einem Sequel geäußert und bestätigt, dass es tatsächlich eine Idee gibt. Ob diese aber Form annimmt, wird nicht alleine von ihm und Tom Cruise abhängen, sondern von einer Vielzahl von Faktoren: (aus dem Englischen)

Es hängt letztlich davon ab, ob Warner Bros., Doug Liman und Emily Blunt zusagen. Die Idee existiert. Schlimmstenfalls ist es der Kern einer Idee, was einerseits super ist, aber andererseits weiß ich auch, was für ein Albtraum das ist. Ich weiß, dass ich in der Leere sein werde und versuchen werden, das auszubauen.

Und sogar dann, als die Meldung von Toms Idee in die Presse gelangte, konnte man in sozialen Medien sofort lesen, wie die Leute schrieben: "Macht es nicht, es sollte kein Sequel geben etc., etc.". Und ich musste einfach lachen, weil die Leute nicht einmal wissen, wovon wir reden! Sie haben keine Ahnung!

Es war eins der besten kreativen Teams, mit dem ich je zusammengearbeitet habe und es funktionierte wie eine Rivalität: Emily ist eine Facette davon; Doug Liman ist eine gänzlich andere, entgegengesetzte Kraft; Tom Cruise ist eine andere. Und dann bin ich da in der Mitte und spiele diesen drei wirklich starken, wirklich klugen Leuten den Ball zu.

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Ich denke das größte Problem könnte tatsächlich die Bereitschaft des Studios sein, das Sequel zu produzieren. Der Originalfilm war mit $370 Mio Einspiel weltweit kein Überflieger, dafür aber mit einem Budget von $178 Mio einer der teuersten Filme des letzten Jahres, wobei vor allem einige Nachdrehs für einen Anstieg der Produktionskosten sorgten. Erst im Heimkino wurde Edge of Tomorrow von den Filmfans wirklich "entdeckt". Doch ob das als Argument für das Studio ausreichen wird, Geld in eine Fortsetzung zu pumpen? Diese müsste dann auf jeden Fall weniger kosten. Immerhin glaubt McQuarrie, von Jack Reacher und Edge of Tomorrow dazugelernt zu haben, was die Vermarktbarkeit eines Films angeht:

Was ich bei Mission: Impossible gelernt habe und auch bei einem Sequel zu Edge of Tomorrow umsetzen würde, wäre das, was ich ins Drehbuch schreiben würde, um den Film leichter zu verkaufen. Edge of Tomorrow war unglaublich schwer zu vermarkten. Was den Look des Films betrifft…bis zum Filmtitel, was auch immer der Titel war, ob es All You Need is Kill oder Edge of Tomorrow war – und Gott steh uns bei, wenn wir uns den Titel der Fortsetzung einfallen lassen müssen. The Edge of the Day After Tomorrow? Ich weiß es nicht.

Aber der Humor des Films brauchte etwa 35 Minuten, bis er den Zuschauern bewusst wurde – der Film schleicht sich wirklich an den Zuschauer heran und macht plötzlich eine Kehrtwende. Der Film hatte keine Momente, die ein Trailer braucht, um dem Zuschauer zu vermitteln, welches Erlebnis ihn erwartet. Jack Reacher war auch ein schwieriger Fall, was Vermarktung betraf und wir hatten da echt zu kämpfen… Edge of Tomorrow hatte gar keine Präsenz in den sozialen Medien, bis zu seinem Startwochenende und dann sahen die Leute den Film erst und dachten "Oh mein Gott, er ist wirklich gut"…es war zu wenig, zu spät.

Diesmal muss ich ihm absolut zustimmen, denn in den Trailern und TV-Spots sah Edge of Tomorrow nach einem durchschnittlichen Sci-Fi-Actioner mit Alieninvasions-Thematik aus. Nie war es einem klar, wie lustig und unterhaltsam er eigentlich ist und das schadete auf jeden Fall dem Einspiel des Films. In Deutschland sahen nicht einmal eine halbe Million Zuschauer Edge of Tomorrow in den Kinos. Da schnitt sogar Oblivion deutlich besser ab. Dass er hier am gleichen Tag wie A Million Ways to Die in the West und Maleficent gestartet wurde, hat sicherlich auch nicht geholfen. Ich würde die Hoffnung auf eine Fortsetzung jedoch nicht aufgeben. Schließlich war auch Jack Reacher kein Renner im Kino, wird aber dennoch demnächst in eine zweite Runde geschickt.

Welcher Cruise-Film auf jeden Fall auf eine weitere Fortsetzung erhalten wird, ist Mission: Impossible. McQuarrie wurde im selben Interview gefragt, ob er denn als Regisseur in Erwägung ziehen würde, für den sechsten Film zurückzukehren. Er wäre damit der erste Regisseur, der mehr als einen Teil der Reihe inszenieren würde. Hier war er deutlich verhaltener, wies die Idee jedoch nicht gänzlich ab:

Wir haben abstrakt darüber geredet. Es ist eine sehr große Frage, über die ich nachdenken muss. Zunächst einmal ist eine Sache, die die Leute an dieser Reihe lieben, dass jedes Kapitel einen neuen Regisseur hat. Es sind sehr, sehr anstrengende Filme und mit jedem Film ist die Herausforderung für die nächste Person noch größer. Und als ich Tom an der Seite des A400-Flugzeugs gesehen habe, war das erste, was ich gesagt habe, als er landete: "Oh Mann, nächste Regisseur tut mir echt leid."

So toll ich seine Arbeit an dem Film auch fand, denke auch ich, dass die Reihe enorm davon profitiert, dass jeder Teil von einem neuen Regisseur gemacht wird. Deshalb wäre ich nicht enttäuscht, wenn er den nächsten Film nicht machen würde (vielleicht kann er ja das Drehbuch beisteuern), aber auch wenn er es macht, dann wäre auch das keine schlechte Entwicklung – insofern ist das eine win/win-Situation. Nach Jack Reacher und Rogue Nation vertraue ich mittlerweile McQuarries Regie. Wie seht Ihr das – lieber ein neuer Regisseur für Mission: Impossible 6 oder wieder McQuarrie?

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