Ihr kennt sie vermutlich nur als Daniel LaRussos geduldige Ehefrau Amanda aus "Cobra Kai" oder von ihren drei Auftritten – jeweils im fünfjährigen Abstand – als Sheldons Zwillingsschwester Missy Cooper aus "The Big Bang Theory", doch die 46-jährige Schauspielerin Courtney Henggeler blick auf eine mehr als 20-jährige Karriere in Hollywood zurück, die sich größtenteils aus kurzen Serien-Gastrollen oder Filmen, von denen Ihr noch nie gehört habt, zusammensetzt. Wie zahllose andere Schauspieler:innen, die mit dem Traum einer großen Karriere nach Hollywood kommen, nur um von der harten Realität der erbarmungslosen Film- und TV-Industrie auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt zu werden, lebte Henggeler von Rolle zur Rolle, von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck, immer in der Hoffnung, dass ihre große Stunde noch schlagen würde.
Die Hauptrolle in "Cobra Kai" wurde zum größten Erfolg ihrer Karriere, doch es war zu wenig, zu spät. In einem Posting auf ihrer Seite der Social-Media-Plattform Substack kündigte Henggeler Ende März an, ihre Schauspielkariere an den Nagel zu hängen, weil sie den Spießrutenlauf der Industrie und die unerfüllten Hoffnungen auf eine stabile Karriere satthabe: (aus dem Englischen)
Nachdem ich mich mehr als 20 Jahre lang im Schauspielgeschäft tapfer durchgeschlagen hatte, habe ich am Freitag meine Handschuhe an den Nagel gehängt.
Ich habe meine Agenten angerufen und ihnen gesagt, dass ich aussteige. Ich wollte nicht länger ein Rädchen im Getriebe der Maschine sein.
Als ich gefragt wurde, was ich denn stattdessen tun will, antworte ich einfach: "Ich will die Maschine sein."
Alles, was ich in meinem Berufsleben je kannte, war die Schauspielerei. Aber nicht einmal die Kunst oder das Handwerk der Schauspielerei. Alles, was ich je wirklich kannte, war das Treiben. Das Treiben, die Plackerei, gelegentlich mit einem gelegentlichen Schauspieljob vermischt. Vielleicht ein oder zwei Sätze zu Dr. House im Fernsehen – "Sorry" (das war’s. Das war mein Satz. Genial)
[…]
Oder wiederkehrende Gastrollen, die nie wieder aufzutauchen schienen.
[…]
Und als alles gesagt und getan war (oder gespielt war. Manchmal muss man spielen), ging es zurück an die Schinderei. Zurück an das Rad. Zurück an die Maschine.
Wir haben von den Krümeln überlebt. Wir füllten unsere Tasse mit der Möglichkeit, unsere Becher mit der Illusion. Unsere Teller waren leer, aber die goldene Gans hing über unseren Köpfen. Heute könnte der Tag sein. Heute könnte der Tag sein, an dem ich die goldene Gans erreiche.
Mehr als 20 Jahre lang.
Ich bin hungrig.
Und ich gehöre zu den Glücklichen. Ich war in einer Serie. Einer erfolgreichen Serie. Ich habe Geld verdient. Mein Gesicht war auf den Plakatwänden zu sehen, nach denen ich mich 20 Jahre lang gesehnt habe. George Clooney führte bei einem meiner Filme (Anm. der Red.: The Boys in the Boat) Regie, um Himmels willen. Das ist nach jeder Definition die goldene Gans.
Ich bin am Verhungern. […]
Mit ihrer Klage spricht Henggeler vermutlich tausenden Schauspielerinnen und Schauspielern aus der Seele, die kein glamouröses Superstar-Leben in Hollywood führen, sondern immer um ihre nächste Rolle bangen müssen und lange die (vergebliche) Hoffnung auf den großen Durchbruch hegen. Eigentlich wollte Henggeler ihre Karriere bereits vor "Cobra Kai" beenden, ließ sich jedoch durch die erste Serien-Hauptrolle ihrer Karriere davon überzeugen, der Schauspielerei noch eine Chance zu geben. Trotz des Erfolgs der Serie blieben größere Rollenangeboten jedoch aus, also zieht sie nun den Schlussstrich. Ich hoffe für sie, dass sie dank "Cobra Kai" zumindest gewisses finanzielles Polster aufbauen konnte, mit dem sie sich über Wasser halten kann, während sie sich beruflich umorientiert.
Quelle: Courtney Henggeler Substack