Produzentengewerkschaft PGA nominiert die besten Filme 2017

Links: Dunkirk © 2017 Warner Bros. Pictures
Mitte: Wonder Woman © 2017 Warner Bros. Pictures
Rechts: The Big Sick © 2017 Amazon Studios

Quelle: Producers Guild of America

Vergangene Nacht wurden in Los Angeles zum 75. Mal die Golden Globes verliehen (mehr dazu noch in einem späteren Artikel) und wie jeder Filmfan weiß, gehören die Globes nach den Oscars zu den zweitwichtigsten US-amerikanischen Filmpreisen. Doch so hoch der Prestigefaktor der Golden Globes auch sein mag (und das ist ein langes Mysterium für sich), sollte man nicht die Relevanz der Preise im Hinblick auf die Oscars überschätzen. Dazu muss man sich nur in Erinnerung rufen, wer über die Golden Globes eigentlich entscheidet und das sind die etwa 90 Mitglieder der Hollywood Foreign Press Association (HFPA), also internationale, in Los Angeles ansässige Journalisten. Es gibt lediglich eine einzige Person, die ehemalige Schauspielerin Lisa Lu (inzwischen 90 Jahre alt), die Mitglied beider Organisationen ist und sowohl bei den Oscars als auch bei den Golden Globes abstimmt.

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Aus diesem Grund sind die Golden Globes bestenfalls richtungweisend, haben jedoch eine geringe tatsächliche Vorhersagekraft in Bezug auf die Oscars. Anders verhält es sich jedoch bei den Industriepreisen, also Auszeichnungen, die von verschiedenen Verbänden und Gewerkschaften innerhalb der Filmindustrie verliehen werden. Deren Mitglieder sind zumindest zum Teil auch in der Academy drin und bestimmen über die Oscars.

Nachdem schon die Screen Actors Guild und die Writers Guild of America ihre Nominierungen für jeweils die besten schauspielerischen Leistungen und die besten Drehbücher des letzten Jahres bekanntgegeben haben, hat auch die Produzentengewerkschaft Producers Guild of America (PGA) ihre Nominierungen für die besten Produzentenleistungen von 2017 verkündet. Mit anderen Worten geht es hier schlicht und ergreifend um die besten Filme 2017 und genau mit dieser Oscarkategorie korrelieren die seit 1990 von der PGA verliehenen Golden Laurel Awards. Die Filme, die hier nominiert sind, haben sehr gute Chancen, auch eine "Bester Film"-Nominierung bei den Oscars zu ergattern. Wer hier aber eine Nennung verpasst, hat zumindest einen schlechten Stand. Aber natürlich gibt es auch immer wieder Beispiele von Filmen, die ohne eine PGA-Nominierung später eine Oscarnominierung erhalten haben. Seit es diese Auszeichnungen gibt hat allerdings noch kein Film den Oscar als "Bester Film" gewonnen, ohne zuvor von der PGA zumindest nominiert gewesen zu sein. In acht der letzten zehn Jahre hat die Produzentengewerkschaft den späteren "Bester Film"-Sieger bei den Oscars ebenfalls ausgezeichnet. Gerade die letzten beiden Jahre waren aber Ausnahmen. Die PGA prämierte The Big Short und La La Land, während die Academy Spotlight und Moonlight auszeichnete.

Unten findet Ihr die diesjährigen Nominierungen in den drei Filmkategorien der Produzentengewerkschaft. Erstmals kam es in der Kategorie "Bester Film" durch einen Gleichstand unter den abgegebenen Stimmen zu insgesamt elf Nominierungen anstelle der seit 2010 üblichen zehn:

Bester Film

The Big Sick
Call Me By Your Name
Dunkirk
Get Out
I, Tonya
Lady Bird
Molly’s Game
Shape of Water – Das Flüstern des Wassers
Die Verlegerin
Three Billboards Outside Ebbing, Missouri
Wonder Woman

Bester Animationsfilm

The Boss Baby
Coco
Ferdinand
Ich – Einfach unverbesserlich 3
The LEGO Batman Movie

Bester Dokumentarfilm

Chasing Coral
City of Ghosts
Cries from Syria
Earth: One Amazing Day
Jane
Joshua: Teenager vs. Superpower
The Newspaperman: The Life and Times of Ben Bradlee
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Vielen fällt vermutlich sofort die Nominierung für Wonder Woman ins Auge, der unter den "klassischen" Oscarkandidaten heraussticht. Allerdings nominierte die PGA letztes Jahr auch Deadpool und in Vergangenheit erhielten Kinohits wie Harry Potter und der Stein der Weisen und My Big Fat Greek Wedding ebenfalls Nominierungen. Das bedeutet nicht, dass Wonder Woman auch bei den Oscars auf jeden Fall eine Rolle spielen wird, doch natürlich ist es ein gutes Zeichen und Warner Bros. bemüht sich wirklich darum, den Film ins Oscar-Rennen zu bringen.

Ansonsten haben es nahezu alle üblichen Verdächtigen auf die Nominierungsliste geschafft. Der einzige Film, den ich hier vermisse, ist The Florida Project, nachdem er bei zahlreichen Kritikerpreisen gut abgeschnitten hat. Es ist jedoch ein winziger Indie-Film und diese werden von der PGA häufig nicht beachtet. Ein guter Vergleich wäre hier vermutlich Winter’s Bone, der 2011 weder von der PGA noch bei den Golden Globes nominiert wurde, später aber dennoch vier Oscarnominierungen erhielt, darunter als "Bester Film".

Letztes Jahr waren alle neun späteren "Bester Film"-Oscar-Nominees auf der PGA-Nominierungsliste zu finden. Diese bestand im Prinzip aus neun Oscarfilmen und Deadpool. In den meisten Jahren verpasst aber zumindest ein späterer Oscarkandidat die PGA-Liste, während einige von der PGA nominierten Filme keine Oscarnominierung erhalten. Ich vermute, dass Molly’s Game und I, Tonya (natürlich neben Wonder Woman) am ehesten die Filme sind, die trotz ihrer PGA-Nominierung keine "Bester Film"-Nominierung bekommen werden, wobei beide auch vom Cutter-Verband und von der Autorengewerkschaft nominiert wurden, was natürlich für ihre Chancen spricht. Die verbleibenden acht PGA-Nominees haben sehr gute Chancen, auch bei den Oscars Beachtung zu finden.

Die Gewinner der Golden Laurel Awards werden im Rahmen einer Verleihung am 20. Januar bekanntgegeben werden.

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