Assassin’s Creed: Regisseur spricht über Schwierigkeiten der Verfilmung und seine Sequel-Idee

Michael Fassbender in Assassin’s Creed (2016) © 20th Century Studios

Quelle: The Playlist

Bei keiner Videospielverfilmung der letzten Jahre war die Hoffnung auf eine gelungene, hochwertige Adaption so groß wie bei Assassin’s Creed. Schließlich hat der Film mit Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons und Brendan Gleeson sehr hochkarätige Schauspieler angelockt. Gerade Fassbender und Cotillard wählen ihre Rollen in aller Regel mit Bedacht. Außerdem kam Regisseur Justin Kurzel (Macbeth) aus der Indie-Filmszene und zeigte mit seinen vorigen Filmen ein gutes Auge für eindrucksvolle Bilder.

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Leider wurde das Endprodukt den Erwartungen nicht gerecht und konnte weder reguläre Kinogänger noch die meisten Fans der Spiele für sich begeistern. Letztes Jahr gab Regisseur Justin Kurzel selbst in einem Interview zu, dass der Film nie seine eigene Stimme fand, und gab die Schuld dafür dem Drehbuch.

Jetzt hat er anlässlich der Veröffentlichung seines neuen Films True History of the Kelly Gang ausführlich darüber reflektiert, wo die besonderen Herausforderungen von Assassin’s Creed lagen: (aus dem Englischen)

Es gab einige Aspekte des Spiels, von denen alle dachten, dass es fantastisch wäre, sie im Film zu haben. Ich denke, es war nie so, dass jemand meinte: "Du muss das und das machen." Ich denke, die Herausforderung ist, dass die Ideen in dem Spiel so kompliziert sind. In Assassin’s Creed hat man zwei verschiedene Welten: die moderne Welt mit Callum Lynch, der dann in den Animus geht und in eine bestimmte Zeit zurückversetzt wird. Und um ehrlich zu sein, ist das der Grund, weshalb die meisten Leute das Spiel spielen – um in eine bestimmte Geschichtsepoche einzutauchen.

Also war es wirklich schwierig, die richtige Balance zu finden zwischen dem, wie viel Zeit man in der Zukunft verbringt und wie viel man in der Vergangenheit ist, und wie sich diese beiden Zeitperioden gegenseitig beeinflussen. Das wurde zum schwierigsten Aspekt beim Schreiben. Es gibt Aspekte des Films, die ich liebe und die wirklich ungewöhnlich sind, und ich war definitiv überrascht von dem Feedback, das ich zum Teil bekommen habe, weil ich denke, dass es viel wert ist. Aber der besonders herausfordernde Teil für uns war, eine wirklich komplexe Geschichte rüberzubringen, und das war eine Sache, von der wir von Anfang an wussten, dass sie schwierig werden würde.

Besonders kurios finde ich daran, dass es ihm offenbar klar war, dass die Vergangenheitssequenzen den Reiz der Spiele ausmachen. Dennoch haben die Autoren und er sich dennoch bewusst dafür entschieden, dass der Film unverhältnismäßig viel Zeit mit den öden Gegenwartsszenen verbringt. Es sind nicht die Science-Fiction-Aspekte des Animus, die die Fans begeistern, sondern eben die Gelegenheit, in einem bestimmte historische Epoche zurückzureisen. Der Film erwachte nur während der spärlich gesäten Szenen, die in Spanien des 15. Jahrhunderts spielten. Doch die Tatsache, dass der Ausgang jener Szenen immer vorbestimmt warn, raubte ihnen auch die Spannung.

Kurzel ergänzte, dass er im Falle eines Sequels lieber eine Epoche gewählt hätte, die nicht so weit in der Vergangenheit zurückliegt:

Ich denke nicht, dass wir mit der Ausarbeitung des Sequels weit gekommen sind, aber ich meine, es ist offensichtlich – man wählt die Zeitepoche, in die man zurückreisen könnte. Anstatt so viele Jahre zurückzugehen, dachte ich, wäre es interessant, eine Zeitepoche zu nehmen, die näher an die Gegenwart liegt.

Ich habe auch über Adaptionen von großartigen Büchern nachgedacht. Wie nimmt man ein 600 oder 700 Seiten langes literarisches Meisterwerk und verpackt es in 90 Minuten Film? Manchmal denke ich, dass man es alles auseinandernehmen und sich einfach dem Kern annähern muss. Vielleicht würde Assassin’s Creed als Serie fantastisch funktionieren. Vielleicht gibt es einen Weg, das Konzept des Spiels so zu vereinfachen, dass man es wirklich ins Herz trifft.

Falls Ihr Euch fragt, welche Zeit Kurzel gemeint haben könnte – er sprach 2017 darüber, dass er in der Fortsetzung gerne den Kalten Krieg thematisiert hätte. Erneut erscheint es mir, als hätte er die Spiele vielleicht doch nicht ganz verstanden…

Wie dem auch sei, wurde jegliche Entwicklung einer Fortsetzung auf Eis gelegt, als Disney Fox erworben hat. Zuvor gab es zumindest vorsichtige Pläne für Assassin’s Creed 2. Da der erste Film jedoch nicht gerade ein Feuer an den Kinokassen entfachte und geschätzte $75-100 Mio Verlust verbuchte, wird Disney ganz sicher nicht weitermachen. Kurzels Idee einer Serie ist aber gar nicht mal abwegig. "Castlevania"-Produzent Adi Shankar kündigte 2017 an, eine Animeserie aus der Welt von "Assassin’s Creed" für Netflix zu entwickeln. Vielleicht hat diese Umsetzung tatsächlich die besten Erfolgsaussichten. Weitere Fortschritte gab es an dieser Front seitdem jedoch noch nicht.

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