
Das Auf und Ab geht weiter. Nach einem wirklich tollen Tag beim Fantasy Filmfest 2014, ist Tag 7 doch recht durchschnittlich ausgefallen, mit Extraterrestrial als einem der (bislang zum Glück wenigen) Lowlights des Festivals sowie zwei knapp überdurchschnittlichen Filmen (Metalhead und Faults), die ihr Potenzial leider nicht ganz ausgeschöpft haben. Die Kurzkritiken zu allen drei könnt Ihr, wie immer, unten nachlesen. Der beste Film, den ich heute gesehen habe, war eigentlich die Wiederholung von It Follows. Es war das erste Mal, dass ich einen Film zweimal beim Fantasy Filmfest gesehen habe und der Horrorfilm verlor bei der zweiten Sichtung wenig von seiner Wirkung. Natürlich funktionierten nicht alle Schreckmomente so gut, wie beim ersten Mal, doch die zutiefst unheimliche Atmosphäre sorgte bei mir wieder für Gänsehaut über die gesamte Laufzeit und mir sind auch einige kleine, aber wichtige Details aufgefallen, die ich letztes Mal nicht bemerkt habe. Toller Streifen!
Vor allem merke ich mittlerweile deutliche Ermüdungserscheinungen meinerseits. Früher wäre das bereits der vorletzte Tag des FFF gewesen, sodass ich mich mit letzter Kraft und Elan in den finalen Tag hineinstürzen könnte. Diesmal liegen aber noch fünf weitere Tage vor mir. Mehr Energy-Drinks müssen her!
TAG 7

Sekten, Kulte und Gehirnwäsche haben etwas sehr Unheimliches an sich, da man ihre verheerenden Auswirkungen leider schon zu häufig beobachten konnte. Es ist aber vor allem diese Vorstellung, dass man nicht mehr Herr seiner eigenen Gedanken ist und blind einem Ideal folgt, die Sekten so erschreckend, aber zugleich so faszinierend machen. Denn die Versuchung, loszulassen und die Entscheidungen des Lebens einer größeren Leitfigur zu überlassen, hat auch etwas düster-verführerisches an sich. Zwar gab es schon einige Filme über Sekten, doch Regiedebütant Riley Stearns wagt sich mit Faults an ein selten behandeltes Thema – die Deprogrammierung. Es sind gerade diese Momente zwischen der hervorragend zwischen Angst, Dominanz und Wut sich aufspielenden Winstead (die bereits kürzlich in Smashed gezeigt hat, dass sie mehr als ein hübsches Gesicht ist) und dem von Zweifeln zerfressenen Orser, die zu den stärksten des Films gehören. Die Wortgefechte zwischen den beiden ziehen den Zuschauer in ihren Bann und bald weiß man nicht, auf wessen Seite man eigentlich sein sollte. Leider nimmt dieser Willenskampf zwischen den beiden keinen großen Teil des Films ein und ziemlich schnell ist die Machtdynamik und somit die Filmrichtung recht klar. Der Subplot über Ansels Manager und seinen Geldeintreiber lenkt von der Hauptgeschichte während der recht kurzen 90-minütigen Laufzeit zu sehr ab und man wünscht sich noch mehr kammerspielartige Szenen zwischen den beiden Hauptdarstellern.
Gerade wenn man sich gegen Ende als Zuschauer leicht verloren fühlt, schlägt der Film noch einmal die Kurve und überrascht mit einer interessanten Wendung. Leider lässt der Film einige Fragen auch offen. Mir muss zwar nicht immer alles vorgekaut werden, doch hier hat man eher den Anschein, dass der interessante Grundgedanke einfach nicht ganz durchdacht wurde. Schade, denn mit einem gradlinigeren Plot hätte der Film mit den eingangs genannten The Sacrament und Martha Marcy May Marlene mithalten können. So bleibt hier vor allem das fantastische Spiel von Winstead und Orser, die den Film lohnenswert macht. 3/5

The Vicious Brothers, die Filmemacher hinter dem grundsolider Grusler Grave Encounters, wenden sich nach bösen Geistern und der "Found Footage"-Kamera einem nicht minder beliebten Thema im Horrorgenre zu – bösen Aliens. Der "Found Footage"-Ansatz wird, bis auf eine unnötige Handkamera-Sequenz, durch traditionelle Herangehensweise ersetzt. Überhaupt wird "Tradition" hier groß geschrieben, denn die Macher bedienen sich freilich bei vielen Genrewerken, sodass die Grenzen zwischen Hommage und schamlosem Klau irgendwann verschwimmen. Auch das Design der Aliens als graue Männchen mit großen Köpfen und riesigen schwarzen Augen sowie der UFOs als fliegende Untertassen, ist sehr konservativ. Spannung mag jedoch im Film leider nicht aufkommen. Das liegt einerseits daran, dass der Film eigentlich keine Atmosphäre aufbaut, sondern stattdessen auf zahlreiche Jump Scares setzt. Andererseits ist es auch ein großes Problem, dass die Hauptfiguren unsympathisch und uninteressant bleiben, sodass man eigentlich gar keinen Grund hat, mit ihnen mitzufiebern. Hier werden alle möglichen Figuren-Klischees ausgeschlachtet. Die Filmemacher hätten sich vielleicht davor The Cabin in the Woods anschauen sollen. Man kauft den fünf Charakteren auch zu keiner Sekunde ab, dass sie Freunde sind (etwas, was beispielsweise in It Follows dem Regisseur äußerst gut gelungen ist). Lediglich Michael Ironsides cooler Auftritt punktet.
Erst in den finalen 20 Minuten des Films wechselt der Schauplatz und es wird wirklich interessant. Auch das Set-Design und die Effekte wissen zu überzeugen. Das alles wird jedoch schon schnell durch ein regelrecht beklopptes Ende ruiniert. 1,5/5

Metalhead ist für mich einer der Filme, die thematisch und genretechnisch nichts auf dem Fantasy Filmfest zu suchen haben. Es gibt keine mystischen Momente, keine Fantasy-Einschübe und auch keinen Gruselfaktor. Okay, ein wenig Blut sieht man kurzzeitig beim einleitenden Unfall des Bruders, doch das war es dann auch schon. Nein, Metalhead ist ein Drama mit einer Prise Selbstfindungsgeschichte. Nun ist es bei weitem nicht so, dass dieser Film schlecht ist. Heras Geschichte und Werdegang ist bewegend und für alle Zuschauer nachvollziehbar. Und nicht nur sie hat Probleme: So ziemlich jeder, der direkt oder indirekt vom Tod des Bruders betroffen war, versucht auf seine eigene Art und Weise mit dem tragischen Verlust umzugehen. Der Vater stagniert, die Mutter hat Angstzustände, die Nachbarn leiden unter Heras betrunkenen Machenschaften. Alles in allem ein schöner Film, der die Metal-Thematik nutzt, um Heras Deplatziertheit in der Gemeinde hervorzuheben. Jedoch ist Metalhead, wie eingangs erwähnt, einfach kein guter Film für das Fantasy Filmfest – auch wenn es mit Sicherheit viele Zuschauer geben wird, die Heras Musikgeschmack teilen. 3/5 (Gastbeitrag von Dirk R.)
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Morgen könnt Ihr Euch auf vier neue Rezensionen freuen. Auf dem Programm stehen: das bereits im Vorfeld umjubelte britische Knastdrama Starred Up, der irische Geister-Grusler The Canal, der neue Gregg-Araki-Film White Bird in a Blizzard, mit dem weiblichen Power-Duo Shailene Woodley (Das Schicksal ist ein mieser Verräter) und Eva Green (300: Rise of an Empire), und der Sci-Fi-Mindfuck Coherence. Hoffen wir doch, dass sich darunter der eine oder andere neue Volltreffer finden wird.
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