Lights Out, USA 2016 • 81 Min • Regie: David F. Sandberg • Drehbuch: Eric Heisserer • Mit: Teresa Palmer, Gabriel Bateman, Maria Bello, Billy Burke, Alexander DiPersia • Kamera: Marc Spicer • Musik: Benjamin Wallfisch • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Warner Bros. • Kinostart: 4.08.2016 • Website
Vor drei Jahren hat David F. Sandberg einen netten kleinen Kurzfilm inszeniert, in dem ein in der Dunkelheit hausender Dämon eine junge Frau terrorisiert. Selbst Hollywood hat schließlich Wind von dem unter Genrefans beliebten Shorty gekriegt, weshalb der Regisseur seinen „Lights Out“ nun zu einer 81-minütigen Langversion aufblasen durfte. Horror-Goldesel James Wan (zuletzt mit „Conjuring 2“ selbst auf dem Regiestuhl) übernahm die Produktion, während Eric Heisserer beim Drehbuch Feder führte. Vor allem die Arbeiten von Letztgenanntem können bereits auf die mangelhafte Storyqualität des Films hindeuten, denn als ebenso öde, generisch und überflüssig wie „Final Destination 5“, das „A Nightmare On Elm Street“-Remake oder das „The Thing“-Prequel entpuppt sich leider auch „Lights Out“. Da wird so ziemlich jeder Schocker der jüngeren Vergangenheit aus der Mottenkiste gekramt, um die Ansammlung exzessiv lauter, inflationärer Jump Scares irgendwie unter eine sehr dünne Geschichte zu rühren. Den Grundstein legt Jonathan Liebesmans beliebiger „Der Fluch von Darkness Falls“ (2003), dazu noch etwas J-Horror-Mythologie und eine Extraportion Melodramatik für die vermeintliche Tiefe – fertig ist das neu getaufte Produkt mit Franchise-Ambitionen.
Im Grunde hat man bereits mit der Einstiegsszene alles gesehen: In einer Fabrik wird eine Angestellte Zeugin einer mysteriösen Erscheinung, die offensichtlich nur in der Dunkelheit existieren kann. Trotz Warnung zeigt sich ihr Chef Paul (Billy Burke) von der seltsamen Beobachtung wenig beeindruckt, was sich als nicht besonders schlaue Haltung erweisen soll. Im Dunkeln ist hier nicht bloß gut munkeln, sondern es erwartet einen darin auch der blitzschnelle Tod. Pauls nun alleinstehende Frau Sophie (Maria Bello) leidet schon lange unter Depressionen und isoliert sich in ihrem abgedunkelten Haus. Sie führt scheinbar Selbstgespräche, was in Genrestreifen ja generell suspekt ist, und verstört ihren kleinen Sohn Martin (Gabriel Bateman) mit ihrem Verhalten so sehr, dass dieser unter Schlafentzug leidet und schließlich bei seiner älteren Schwester Rebecca (Teresa Palmer) Zuflucht sucht. Als das lichtscheue Ungeheuer nun auch Rebecca attackiert und den Namen Diana auf den Boden kratzt, ist es an der Zeit, ihre bis zu diesem Punkt gemiedene Mutter zur Rede zu stellen: Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen deren psychischer Verfassung und der bösen Entität …
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Eigentlich mag man einen derart oberflächlichen Reißer wie „Lights Out“ nicht nach dessen Logik beurteilen, doch wenn ein Film so sehr auf strikte Spielregeln für sein Monstrum besteht, stört es doch sehr, wenn er diese je nach Laune auch gerne mal dreist ignoriert. Warum kann der Dämon beispielsweise in einem hell erleuchteten Zimmer das Bein eines Protagonisten ergreifen und diesen unter das Bett zerren? Und warum verschwindet das Wesen unter Beleuchtung meist einfach, während es in späteren Szenen durch eine Taschenlampe Schaden nimmt? Natürlich ist schon die Story an sich kompletter Quatsch mit Soße, doch nicht einmal diesen Unsinn halten Autor und Regisseur bis zum Ende konsequent durch. Stattdessen gibt es obendrauf noch Familiendrama-Schmalz und Küchentisch-Psychologie („Der Babadook“ lässt grüßen), damit sich die Zuschauer zumindest etwas für die schablonenhaft gezeichneten Figuren interessieren. Unsympathisch sind diese zwar nicht, aber – wie der gesamte Film – reichlich egal: Die Tochter ist tough, ihr Freund Bret (Alexander DiPersia) ein treuer Kuschelrocker mit Hasenfuß und Bruderherz Martin das typische, schutzbedürftige Horrorfilm-Kind. Das klare Highlight in diesem ansonsten schwachen Einheitsbrei ist Maria Bello, die mit ihrem zwielichtigen Spiel mehr Unbehagen hinterlässt, als die zu schnell abgenutzte Spukgestalt. Bello und ihrem Filmsohn gehört dann auch die einzige wirklich gruselige Szene – gänzlich ohne lautes Getöse. Der Rest bleibt leider pures Terrorkino, dessen Effekt rasch verpufft, nachdem man die brachiale Herangehensweise des Regisseurs erstmal durchschaut hat.
Außerdem gibt es einige unfreiwillig komische Momente, ein atmosphärisches Setting, dem ich einen besseren Film gegönnt hätte, und ganz viel Genrekost von der Stange. Kalten Kaffee. Ob „Lights Out“ unter all den generischen Machwerken handwerklich einen Zentimeter herausragt, ist mir unterm Strich herzlich egal. Regisseur Sandberg soll als nächstes Projekt das Sequel zum belanglosen „Annabelle“ (2014) in Angriff nehmen. Das passt.
David F. Sandbergs uninspiriertes Spielfilmdebüt bietet lauten Standardspuk mit einer dicken Portion Melodramatik.Lights Out (2016) Kritik
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