Im Labyrinth des Schweigens kämpft für Deutschland um den Oscar

Quelle: German Films

Der sechsfache Gewinner des deutschen Filmpreises und einer der umjubelten Filme der letzten Berlinale, Victoria, darf bei der 88. Oscarverleihung nicht für Deutschland antreten. Das hat das für die jährliche Auswahl zuständige Gremium der deutschen Filmbranche, German Films, entschieden. Victoria war einer der acht Filme, die dem Ausschuss zur Auswahl standen. Fairerweise muss man dazu betonen, dass Victoria zwar vermutlich der Favorit des Gremiums war, aber aufgrund von Academy-Regularien höchstwahrscheinlich für eine Nominierung nicht zulässig gewesen wäre. Wer der Film gesehen hat, weiß um seinen hohen Englisch-Anteil. Er beläuft sich auf 49% (gefühlt eigentlich noch mehr) und laut Academy-Regeln dürfte er 41% nicht überschreiten. Zwar stellte das Gremium Anfang letzter Woche einen Antrag auf eine Ausnahmeregelung, doch diesem wurden offenbar keine großen Erfolgschancen beigemessen. Stattdessen darf für Deutschland der recht konventionelle Arthouse-Erfolg Im Labyrinth des Schweigens mit Alexander Fehling in der Hauptrolle ins Rennen gehen. Der Film, der mehr als 250,000 Besucher in die deutschen Kinos lockte, handelt von einem jungen Anwalt, der die Frankfurter Ausschwitz-Prozesse angestoßen hat.

Wieder einmal setzt Deutschland also auf Vergangenheitsbewältigung. Man könnte mittlerweile den Eindruck gewinnen, dass hierzulande keine guten Filme mehr produziert werden, die sich dem Hier und Jetzt widmen. Natürlich spricht die Statistik hier auch für Deutschland, denn die letzten deutschen Oscargewinner, Nirgendwo in Afrika und Das Leben der Anderen, setzten sich auch mit deutscher Geschichte auseinander, ebenso wie die nominierten Filme Der Baader Meinhof Komplex und Das weiße Band.

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In den letzten Jahren ging die Rechnung für Filme wie Barbara und Zwei Leben jedoch nicht auf und auch als man letztes Jahr auf DDR und Drittes Reich verzichtete und weiter in der Geschichte zurückging, gab es für Die geliebten Schwestern keine Nominierung. Vielleicht will man mittlerweile das moderne Deutschland mit modernen Problemen sehen und nicht ständig in der Geschichte graben. Andererseits ist es auch nicht so, als gäbe es nach Ausschluss von Victoria viele oscartaugliche Alternativen. Man muss zumindest dafür dankbar sein, dass nicht Til Schweigers Honig im Kopf das Rennen gemacht hat. Er stand nämlich auch zur Auswahl.

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